Volvo V70 D5 BJ 2011 mit 275.000km kaufen?
Habe heute beim Händler einen V70 D5 mit 205PS und Geartronic stehen sehen. Da er erst 6,5 Jahre alt ist und 275.000km auf der Uhr hat, gehe ich davon aus, dass er nur Langstrecke gefahren wurde. kosten soll er nur 6.900€, da er einen Rempler am Heck hat und die Heckstoßstange ausgetauscht werden muss. Er hat die Momentum Ausstattung mit Leder, Navi, Xenon und verstellbaren Dämpfern. Der Pflegezustand ist super, die Sitze und das Lenkrad wie neu.
Würdet ihr so ein Auto kaufen und auf was sollte man dabei achten?
Freue mich auf eure Antworten!!
Ein Volvo Diesel mit dem 5-Zylinder kann man sich auch bei derartigen Fahrleistungen immer ansehen, wo man bei vielen anderen Herstellern schon gar nicht mehr vom Sessel aufstehen braucht. Man darf sich nur nicht von der bekannten Dauerhaftigkeit blenden lassen, denn die gibt es nur, wenn der Wagen auch immer vernünftig gewartet wurde. Ist bei den bekannt unzerstörbaren Mercedes oder Toyotas auch nicht anders.
Das mit dem "Schnellfahren ist nicht schonend" sollte man selbst vielleicht mal überdenken. Man könnte es auch nachrechnen: 275.000 in 6 Jahren bei 200 Arbeitstagen im Jahr sind 230 km am Tag. Da Fahren nicht arbeiten ist, muss man diese 230 km jeden Tag schon ziemlich zügig absolvieren, damit noch genügend produktive Arbeitszeit, vielleicht verständlicher als "Geldverdienzeit" vorhanden ist.
Außendienstler fahren nicht langsam, weil sie Geld verdienen müssen, was man mit dem Fahren nicht verdient, und andererseits gelten Fahrzeuge mit hoher Kilometerleistung in kurzer Zeit als besonders begehrenswert, weil die durch die Langstreckennutzung motorisch nicht so verschlissen sind. Das ist ein Widerspruch.
Die physikalische Einheit für Geschwindigkeit ist km/h und viele Kilometer (km) in kurzer Zeit (h) sind eine hohe Geschwindigkeit. Das steht in dieser Einheit vollkommen unmissverständlich geschrieben und von jedem Viertklässler problemlos nachzuweisen.
Physik ist ohnehin nicht so ein Ding bei Autofahrern, zB. wenn ein Kurzstreckenfahrzeug einem höheren Verschleiß unterliegt als ein Langstreckenfahrzeug, wie soll das gehen?
Wenn man ein Auto startet und 5 km fährt, dann hat es doch immer den selben Kaltstartsituation und immer die selbe Warmlaufphase, egal ob man den nach 5 km abschaltet oder noch 200 Kilometer weiter fährt.
Woher weiß ein Motor, dass er nur 5 km weit fährt und dann mehr zu verschleißen hat; bzw. dass er 205 km fahren wird und deshalb auf den ersten 5 km weniger zu verschleißen hat? Oder ist es so, dass wenn man nach den ersten 5 km noch weitere 200 km fährt, dann auf diesen 200 km einen negativen Verschleiß hat, der den hohen Verschleiß der ersten 5 km wieder zurück wandelt?
Sollte es jedoch so sein, dass 200 km selbst unter optimalen Bedingungen auch einen (wenn auch nur sehr geringen) Verschleiß erzeugen, dann hat ein Motor nach 205 km immer einen höheren Verschleiß als nach nur 5 km; und der angeblich geringere Verschleiß existiert nur in einer Traumvorstellung.
Ich fahre den Motor, habe eine Heico-Modifikation mit jetzt 238 PS und 520 Nm (echte, Prüfstand nach dem Einbau, 0-100 in 6,7 Sekunden und 240km/h abgeriegelt), nutze dies 2-3x die Woche (800km in 6-6,5 Stunden) und habe keinerlei Bedenken beim Thema Verschleiß oder Haltbarkeit, warum auch?
Nebenbei: Volvo hat auch keine Bedenken, die auf 5 Jahre verlängerte Neuwagengarantie (max. 180.000 km) kostet damit weder Aufpreis noch ist die eingeschränkt. Wäre auch für Volvo schwerlich möglich, immerhin ist das eine gewöhnliche Zubehörposition, die man bei der Neuwagenbestellung ankreuzt oder nicht und sich ggf. beim Händler nachrüsten lässt. Nichts anderes, wie die Anhängerkupplung.
Ist halt Volvo: sachlich, unaufgeregt, man braucht weder eine Show oder vorbeugend unterschwellige Bedenken, nur um sich hinterher mit "weiß doch jeder (am Stammtisch)" herausreden zu können.
Fahrzeuge, die als "unkaputtbar" gelten, bieten ziemliche Überraschungsmomente.
Der D5, 5-Zylinder mit 2,5 Liter Hubraum, ist so ein "unkaputtbarer" Motor, allerdings auch nur dann, wenn er sinnig gefahren wurde und pünktlich seine Inspektionen bei Volvo erhalten hat.
Problematisch ist immer ein Kundenverhalten, dass diese Unkaputtbarkeit umkehrt: Es wird nicht so sinnig gefahren und die Ölwechselintervalle sowie die Ölqualität werden nicht sonderlich beachtet, denn das macht dem Motor nichts aus, der ist ja unkaputtbar. Dann allerdings nicht mehr. Betrifft nicht nur Volvo, sondern alle Hersteller von bekannt unzerstörbaren Motoren.
Volvo-Diesel werden überdurchschnittlich oft einem Chip-Tuning unterzogen. Sollte man darauf achten, dass dies mit einer von Volvo autorisierten Software gemacht wurde, zB. von Heico, Polestar, .... Volvo schreibt Sicherheitsmechanismen vor, bei denen die Leistungssteigerung nicht an der Motorlebensdauer kratzt, zB. das Erreichen der Betriebstemperatur beim Motoröl bevor auf das modifizierte Kennfeld umgeschaltet wird.
Bei den anderen mechanischen Komponenten ist die "Unkaputtbarkeit" auch besonders zu beachten. Auch die Fahrwerksteile sind bei Volvo deutlich dauerhafter ausgeführt als im Durchschnitt. Allerdings sind hier 275.000 km darauf und bei durchschnittlichen Fahrzeugen sind bei dieser Fahrleistung schon so einige Komponenten ausgetauscht worden.
Wenn erst bei 280.000 km Fahrwerkselemente ausgenaggelt sind und ausgetauscht werden müssen, dann ist das eine zweifelsfrei hervorragende Laufleistung für das Fahrzeug, allerdings unangenehm und bei Volvo auch immer etwas teurer für denjenigen, der bei 275.000 km gekauft hat.
Nicht blenden lassen von dem geringen Alter und der "Unkaputtbarkeit", 275.000 sind ein stolzer Wert, den so mancher nicht mal erreicht und auch an bekannt unzerstörbaren Fahrzeugen nagen.
Edit:
Das ist ein Unfallwagen und wie bei jedem halbwegs modernen Fahrzeug gehen Unfallschäden fast immer wesentlich tiefer, als von außen erkennbar ist. Einen Rempler, der nur die Heckstoßstange betrifft, gibt es praktisch nicht. Das Ding ist nur ein Zierteil und hält nichts, wenn es sich hierbei nicht nur um einen leichten, rein äußerlichen Lackschaden handelt, dann sind auch mindestens die verdeckten Prallelemente betroffen.
Hier muss genau geprüft werden, ob es nur die relativ leicht zu ersetzenden Kunststoff-Prallelemente getroffen hat (Aufprall ziemlich mittig und nicht schneller als 8 km/h) oder der Bums richtig ins Blech und Träger gegangen ist.
Da der Wagen aufgrund der Laufleistung ohnehin auf eine Bühne von einem Profi angesehen werden sollte, zB. Gebrauchtwagen-Check bei einer TÜV-Prüfstelle, sollte der Profi dort auch mal genauer hinsehen.
Danke für die schnelle Antwort!
Also Scheckheftgepflegt ist der Wagen. Ich denke, dass der Wagen bei weiteren regelmäßigen Wartung noch locker 100.000 km abspulen kann. Außerdem ist der Wagen erst 6,5 Jahre alt, weshalb alle Gummischläuche und Dichtungen noch in Ordnung seien müssten. Bekannte von mir fahren auch einen Volvo V70 D5 von 2002, welcher mittlerweile schon fast 400.000km auf dem Tacho stehen hat. Große Reparaturen vielen dabei nie an (Lediglich eine neue Kupplung und die üblichen Verschleißteile). Aber das muss eben nicht heißen, dass der potentielle Kaufkandidat ebenso pannenfrei läuft.
Von Autos mit Chip-Tuning lasse ich generell die Finger. Besitzer, welche ihr Auto tunen fahren eben auch gerne schnell, was nicht unbedingt schonend für das Auto ist.
Wegen dem Rempler mache ich mir eher weniger Sorgen. Ich werde den Wagen bei der Probefahrt ohnehin zu der Autowerkstatt eines Bekannten bringen. Der wird den V70 dann unter die Lupe nehmen. Er kennt eben auch die Schwachstellen des Autos. Zudem will ich wissen, was die Reparatur am Heck kostet, damit ich das bei der Preisverhandlung gleich mit einbauen kann.