Erstmals besser als der M4: Mercedes-AMG C 63 S Coupé im Test mit technischen Daten, Preis, 0-100-km/h-Zeit und Marktstart
Testbericht
Malaga (Spanien), 18. November 2015 - Ich glaube nicht, dass AMG derzeit an wirklich ernsthaften Problemen leidet. Der Krawall aus Affalterbach verkauft sich besser denn je. Vierteljährlich gibt es neue Rekordmeldungen. Und doch ist da was, das die Mannen um Chef-Sportler Tobias Moers ordentlich zur Weißglut treiben dürfte. Sollten Sie sich häufiger auf Rennstrecken rumtreiben oder gerne mal an einem Trackday teilnehmen, sollte Ihnen langsam dämmern, wohin das hier führt. Richtig: Jeder liebt AMGs, weil sie besser und gemeiner klingen als alle anderen Autos. Und weil sich kaum etwas besser eignet, um teuren, schwarzen Gummi in Rauch zu verwandeln (der A 45 bildet hier eine unrühmliche Ausnahme). Doch obwohl die Schwaben in den letzten paar Jahren fahrdynamisch unglaublich aufgeholt haben, sieht es bei gehobeneren privaten Rennveranstaltungen immer gleich aus: 80 Prozent Porsche, 20 Prozent BMW M, null Prozent AMG. Mit dem neuen C 63 S Coupé soll und könnte sich das ändern. Und ich sage Ihnen gleich auch warum ... So muss Turbo Am 4,0-Liter-Biturbo-V8 wird es nicht liegen. Der war vorher schon großartig. Wie in C 63 Limousine und T-Modell leistet er 510 PS und 700 Newtonmeter. Eine Variante mit 476 PS und 650 Newtonmeter ist ebenfalls erhältlich. Beiden gemein ist das bekannt bahnbrechende Inferno aus dem Auspuffschacht. Manche behaupten, der alte 6,2-Liter-Sauger habe eine etwas melodischere und schillerndere Stimme, aber wer den neuen Sound nicht liebt, der liebt vermutlich gar nichts. Man befehlige also den Auspuff in seinen lautesten Modus und lasse sich von einer Monster-Welle aus Bass, unanständigen Geräuschen und einem guten Schuß Wahnsinn davontragen. Hier ist nichts künstlich oder verstärkt, einfach nur mächtig und ziemlich glorios. Das selbstbewusste "Hier komme ich" passt bestens zum Rest-Charakter des neuen AMG-Motors. Turbo oder nicht? Diesem V8 ist das völlig Schnuppe. Es gibt kein Turboloch, keine Verzögerung, einfach nur überwältigenden, alles einnehmenden Schub. Null auf 100 km/h? 3,9 Sekunden. Und wir reden hier von einem Hecktriebler. Mit Ausnahme von Ferrari (und vielleicht auch Porsche mit dem neuen Elfer) hat keiner das Thema Turbo so gut drauf wie AMG. Schneller weil schwerer?"Nach vorne" ist also nicht das Thema. Eher "um die Kurve". Und um das zu verbessern, hat AMG bei seinem Coupé einen ungewöhnlich hohen Aufwand betrieben. Die Rennstrecken-Optimierung beginnt mit einem Gewichtszuschlag von 70 Kilogramm. Wie bitte? Ähm ja, das klingt in der Tat komisch, aber hier geht es in erster Linie um mehr Steifigkeit und Traktion. Das C 63 S Coupé hat deshalb eine komplett neue, steifer gelagerte und deutlich breitere Hinterachse an Bord. Auch die Vorderachse hat man etwas breiter gemacht und mit steiferen Buchsen versehen. Und die Karosserie wurde im Heckbereich ebenfalls verstärkt. Außerdem gibt es breitere 285er-Reifen, was generell nicht unbedingt schadet, wenn 700 Newtonmeter in all ihrer Brachialität über die Hinterachse herfallen. Mit der neuen Steifigkeit und Spurbreite gibt es aber nicht nur mehr Grip, das Auto teilt auch besser mit, was es da gerade so anstellt.
Antrieb: | Hinterradantrieb |
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Anzahl Gänge: | 7 |
Getriebe: | Automatik |
Motor Bauart: | V-Motor, Biturbo |
Hubraum: | 3.982 |
Anzahl Ventile: | 4 |
Anzahl Zylinder: | 8 |
Leistung: | 375 kW (510 PS) bei 5.500 UPM |
Drehmoment: | 700 Nm bei 1.750 UPM |
Das Mercedes-AMG C 63 S Coupé ist ein wunderbarer Botschafter des modernen Muscle-Car-Gedankens. Durch die Chassisverbesserungen fährt es souveräner und mittelungsfreudiger als C 63 Limousine und T-Modell. Der brutale Schub und der großartige Klang des V8, die Freude an Qualm und großen Driftwinkeln sowie die extrem bärige Optik lassen auf der Emotionsskala ebenfalls nichts anbrennen. Erstmals scheint eine AMG-C-Klasse einem BMW-M-Produkt auch fahrdynamisch mindestens ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen. Der Preisaufschlag ist jedoch relativ hoch. +fantastischer Biturbo-V8; legendärer Klang; mehr Kontrolle im Grenzbereich; sehr emotionales Fahrerlebnis - hohes Gewicht; hoher Preis