S-Coupé in schlau: Test Mercedes E-Klasse Coupé 2017 mit technischen Daten, Preisen und Marktstart
Sollten Sie gerade vor den Bildern sitzen und seit Minuten überlegen, ob es sich hierbei um ein C- oder S-Klasse Coupé handelt, dann sei Ihnen gesagt: Ja, das aktuelle Mercedes-Design macht es einem wirklich nicht leicht. Und nein, nichts davon ist richtig. Denn dieser überaus güldene und - zumindest meiner bescheidenen Meinung nach - ziemlich großartig aussehende Zweitürer ist das neue Mercedes E-Klasse Coupé. Genau: E. Also Zwischen C und S. Gefühlt allerdings deutlich näher am S. Menschen, die ein S-Klasse Coupé gekauft haben, dürfen sich nun also kurz grämen, dass Sie viel mehr Geld ausgegeben haben als nötig. Warum? Weil das neue E Coupé die klassischen Mercedes-Tugenden Luxus, Technologie und Stil keinen Deut schlechter beherrscht als der große Bruder. Anders als bei diesem können im Fond aber tatsächlich Menschen sitzen.
Größer und flächiger
Jawohl Mercedes hat sein neues E-Klasse Coupé ordentlich gestreckt. Gegenüber dem Vorgänger ist es gute zwölf Zentimeter länger und sieben Zentimeter breiter. Die Spur wuchs ebenfalls um knapp sieben Zentimeter. Und obwohl der Radstand gegenüber der aktuellen E-Limousine aus Agilitätsgründen um 66 Millimeter zusammengestrichen wurde, sitzt man in diesem Coupé auch hinten sehr würdevoll. Würdevoller als in einem S-Klasse Coupé jedenfalls. Warum auch immer, bedenkt man, dass der S nochmal 20 Zentimeter länger ist. Sollte Ihnen die Unterscheidung der beiden trotzdem schwer fallen (ich kann es Ihnen wirklich nicht verdenken), dann werfen Sie ihr Auge bitte einmal über die komplette Seitenlinie. Jawohl, das E Coupé übt bereits eifrig den Sicken- und Kantenverzicht, den sich die hohen Mercedes-Zeichner als neue Designsprache auferlegt haben (sehen Sie hierzu bitte auch das GT Concept vom Genfer Autosalon an). Alles sehr flächig hier. Und rund. Aber es funktioniert hervorragend. Von all den neuen E-Klassen, die sich gerade vermehren wie die Karnickel (Limousine, Kombi, All-Terrain, Coupé, bald auch Cabrio), macht das Coupé vermutlich am wenigsten Sinn. Um erfolgreich zu sein, sollte es also möglichst viel Eindruck hinterlassen, wenn Sie es anschauen. Ich denke das gelingt ihm ziemlich gut.
Innen ein Fest
Und wenn es Sie mit seinem Körper noch nicht überzeugt hat, kriegt es Sie spätestens beim ersten Mal Reinsetzen. Keiner hat die Silicon-Valley-meets-deutsche-Manufaktur-Nummer derzeit besser drauf als Mercedes. Stil und Qualität triefen aus jeder Pore. Und mit seinen neuen Turbinen-Lüftungsdüsen und einigen der sehr maritim wirkenden Leder-Holz-Kombinationen bringt das Coupé den Savoir-Vivre-Faktor förmlich zum Explodieren. Auf großartigem und in alle erdenklichen Richtungen verstellbarem Gestühl sitzt man etwas tiefer (sprich: sportlicher) als in der normalen E-Klasse. Aber natürlich blickt man auf das gleiche 12,3-Zoll-Kinoleinwand-Bildschirm-Duo (inklusive großem Navi sind das 4.283 Euro, die man sich gönnen sollte) und freut sich darüber, dass dieses Auto wohl jede Technik beinhaltet, die jemals erfunden wurde. Das komplette Programm an (Selbst-)Fahrhilfen gibt es natürlich auch im E-Klasse Coupé und während man sich bei vielen anderen Autos von der ständigen Bevormundung und dem dauernden Gepiepse schnell ziemlich genervt fühlt, wirkt es hier wieder einmal völlig richtig und natürlich, sich vom schlauen Daimler-Hirn die Arbeit abnehmen/erleichtern zu lassen.
Kein Kurvenräuber, eher ein Schmeichler
Das autonome Fahren funktioniert auch im E Coupé irgendwie besser als bei der Konkurrenz und dass man sich so gerne darauf einlässt, sagt schon ziemlich viel über den Charakter dieses neuen Zweitürers aus. Na gut, er sitzt 15 Millimeter tiefer als die E-Klasse Limousine und er bewegt sich spürbar athletischer als das alte E Coupé, aber von einem echten Fahrerauto ist er nach wie vor ein ganzes Stück entfernt. Nicht, dass er in schnellen Kurven viel wanken würde oder unpräzise wäre. Gar nicht. Aber fordern Sie ihn in engeren Ecken mal ein bisschen mehr und Sie merken das Gewicht, die zu unkommunikative Lenkung, wie er nach außen schiebt, wie er generell wenig Lust hat, seine Komfortzone zu verlassen und ein bisschen zu tanzen. Er umschmeichelt lieber, verwöhnt, hält ihnen den Rücken frei. Er ist der Typ für die langen Reisen. Die kurzen Sprints mit den schnellen Haken überlässt er lieber anderen.
Schweben wie in der S-Klasse
Tatsächlich ist das hier auch beim Fahren eine Mini-S-Klasse. Nur schmaler, übersichtlicher. Auch hier lehnen Sie sich am besten zurück, genießen das Fließen, den unglaublichen Schliff, die schneidige Neungang-Automatik. Schon beim Standard-Fahrwerk funktioniert das mit dem Komfort ziemlich souverän. Auch wenn dessen Federn und Dämpfer bei kurzen Stößen etwas ungelenker agieren als gedacht. Vielleicht liegt es aber auch einfach daran, dass ich zuerst das Luftfahrwerk gefahren habe. Eine 2.261 Euro teure Option, die jeden ihrer zugegebenermaßen ziemlich vielen Cents wert ist. Zumindest, wenn Sie gerne schweben. Asphalt-Einflüsse jeglicher Form werden schnell und diskret eliminiert, ohne dass die Fahrdynamik leidet. Es ist wirklich verflucht gut.
Die Sache mit der Vierzylindrigkeit
Auf die Frage, welcher Motor am besten zu einer derart gediegenen Land-Yacht passt, lautet die gequält-süffisante Antwort: Ist doch egal, die meisten nehmen eh den 220er-Diesel. Und man kann es den Menschen nicht übel nehmen. Der 194-PS-Selbstzünder ist für gelassenes Cruisen oder Kilometerfressen nun wirklich schnell genug (0-100 km/h in 7,4 Sekunden, 242 km/h Spitze) und lässt sich locker mit sechs bis sieben Liter fahren. Allerdings wirkt sein recht ausgeprägter Nagelpegel gerade im Coupé noch etwas mehr Fehl am Platz und richtige Beschleunigungseuphorie stellt sich auch nicht gerade ein. Gleiches gilt für den E 300 Benziner. Grundsätzlich kann man ihm nicht wirklich schlechte Arbeit unterstellen, aber auch er leidet in diesem anspruchsvollen Auto schlicht an seiner Vierzylindrigkeit. Er wirkt immer ein bisschen zugeknöpfter, als man sich das wünscht, und der Klang kommt auch nicht recht in die Gänge.
Wenn möglich, dann sechs Zylinder
Einen gewaltigen Sprung in Sachen Geschwindigkeit, Sound und generelle Souveränität macht der E 400 4Matic mit seinem 333-PS-Biturbo-V6. Er wirkt wie die natürliche Motorisierung für dieses Auto, fährt mit dem serienmäßigen Allradantrieb absolut narrensicher, geht mit dem Sprit aber auch nicht gerade kleinlich um. Sechszylinder-Überlegenheit plus akzeptable Tankquittungen bringt etwas später im Jahr der E 350 d mit 258-Diesel-PS. Wie so oft vereint er extrem kernigen, gut nutzbaren Schub mit einer angenehm undieseligen Klangkulisse. Damit passt er hervorragend zum unaufgeregten, ja geradezu überlegenen Erscheinungsbild des neuen Mercedes E-Klasse Coupés.
Ab 50.575 Euro
Ausstrahlung, Technik, Luxus und Fahrkomfort sind Mercedes, wie es im Buche steht. Natürlich ist ein Einstiegspreis von 50.575 Euro für den E 220 d kein Pappenstiel. Vor allem, weil die Aufpreisliste länger ist als eine Live-Show mit Stefan Raab. Aber sehen Sie es mal aus einer anderen Perspektive: Ein S-Klasse Coupé kostet als 400er über 35 Riesen mehr (S 400 Coupé: 100.500 Euro, E 400 Coupé: 64.800 Euro), hat dem neuen E Coupé in allem, was so ein Mercedes-Coupé in der Regel ausmacht, aber nicht mehr wirklich viel voraus. Das sind sehr gute Nachrichten für die zweitürige E-Klasse, die all den Chic und die technische Exzellenz der Oberklasse eine Stufe nach unten holt. Sollten Sie zu all dieser erlesenen, mondänen Feinheit noch einen großen Schuss Wahnsinn wollen, empfehle ich, auf das Mercedes-AMG E 63 Coupé zu warten. Mit 612-PS-V8, Driftmodus und der zu erwartenden Optik muss das Ding einschlagen wie eine Bombe.
Antrieb: | Hinterradantrieb |
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Anzahl Gänge: | 9 |
Getriebe: | Automatik |
Motor Bauart: | Reihen-Dieselmotor, Turbo |
Hubraum: | 1.950 |
Anzahl Ventile: | 4 |
Anzahl Zylinder: | 4 |
Leistung: | 143 kW (194 PS) bei UPM |
Drehmoment: | 400 Nm bei 1.600 UPM |
Quelle: auto-news, 2017-03-09
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