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Testbericht

Marcel Sommer, 27. Oktober 2012
Nach knapp zehn Jahren feiert mit dem neuen Range Rover ein würdiger Nachfolger seine Premiere. Alles bleibt wie es ist: der Range Rover ist und bleibt der beste Luxus-Geländewagen der Welt.

Wenn die Stimme des deutschen Synchronsprechers David Nathan im Fernsehen erklingt ist seit einigen Jahren zumindest eines klar: es ist Prime Time. Ob Christian Bale, Leonardo di Caprio oder Johnny Depp - das geheimnisvolle aber klare Deutsch stammt aus seinem Mund. Da wundert es nicht, dass sich die Marke Land Rover für den Werbespot des rundum erneuerten Superstars Range Rover eben jener Stimme bedient. Und ja, es klappt. Selbst Fernsehschauende, die nicht über die 89.100 Euro, welche für die Basisausstattung der kleinsten Motorisierung aufgerufen werden verfügen, können den Blick nicht von der Flimmerkiste wenden. Warum auch, der neue Range Rover ist nämlich wirklich gelungen.

Zugegeben, ein erster Blick auf die Unterschiede zum Vorgänger lassen ein zweites, genaueres Hinschauen notwendig werden. Wer glaubt denn bitte schön im ersten Moment, dass ein Fahrzeug bis zu 420 Kilogramm abspecken kann? Ok, die acht Zentner stellen natürlich nicht die Differenz zwischen zwei gleichen Motorisierungen dar. Doch allein 180 Kilogramm konnten mit Hilfe der Monocoque-Karosserie aus leichtem Aluminium eingespart werden. Dann wären da noch der Verlust von zwei Zylindern beim kleinsten Dieselmotor mit nun nur noch sechs Brennkammern und der Wegfall von 50 Prozent aller Schalter und Knöpfe im Inneren des immer noch über zwei Tonnen schweren Offroaders. Genauer gesagt bringt der aus 3,0 Litern Hubraum 190 kW / 258 PS entwickelnde Selbstzünder 2.160 Kilogramm auf die Waage.

Doch wo viel wegfällt muss nicht immer weniger heraus zu holen sein. Einzig für den nun auf 7,5 Liter auf 100 Kilometer reduzierten Spritverbrauch trifft diese Weisheit noch zu. In puncto Geländegängigkeit kombiniert mit ordentlich verbautem Luxusinterieur macht ihm in seiner neuesten Generation kaum noch einer etwas vor. Sein 60 Zentimeter messender Federweg, die mit 90 Zentimetern eher an ein Modell-U-Boot als an ein Auto erinnernde Tauch- beziehungsweise Wattiefe und ein Sitzkomfort, der den in der Lufthansa-Business-Class um Weiten schlägt, zählen nur zu den groben Auffälligkeiten des Engländers. Ein genauer Blick unter, oder besser gesagt an den Rand der Motorhaube bestätig allerdings das Kreuzfahrtschiff-Gefühl, denn hier thronen vier, knapp fünf Zentimeter hohe "Queen-Mary-Schornsteine", welche den exakt 4.999 Millimeter langen Range bei seiner fast einen Meter tiefen Flussdurchfahrt mit ausreichend Luft versorgen sollen.

Über stets ausreichend Luft verfügen sowohl der Fahrer, als auch seine bis zu vier Beifahrer. Ob auf dem Beifahrersitz oder der zweiten Sitzreihe, die Beine stoßen selten an ihre Grenzen. Für einen zwar Aufpreis pflichtigen aber dafür angenehmen Komfort sorgt das Massageprogramm der beiden Vordersitze. Schade nur, dass das Angenehme schnell ins Aufdringliche wechseln kann. Genau dann, wenn nach einem Neustart des Motors die zuvor als beendet erklärte Knetfunktion ihren Dienst von ganz allein wieder beginnt - Luxusprobleme eines Range-Fahrers. Äußerst angenehm arbeiten hingegen der permanente Vierradantrieb mit Mittendifferenzial und optionalem Hinterachsdifferenzial, sowie die Acht-Stufen-Automatik aus dem Hause ZF. Wobei letztere erst im eingelegten Sportmodus aus ihrer Anfahrlethargie zu erwachen scheint. So überraschen die Sprintwerte von 7,9 Sekunden und die Höchstgeschwindigkeit von 209 Kilometer pro Stunde nur begrenzt.

Nahezu unbegrenzt zeigt sich das Einsatzgebiet des neuen Range Rovers. Sätze wie: "Hier würde ich nicht einmal zu Fuß hochgehen", oder "Das macht der einmal, dann sind die Reifen hinüber" prallen an seinen vier wuchtigen und Wasser undurchlässigen Türen genauso lautlos ab, wie der Fahrtwind. Wer sich nicht sicher ist, über welchen Untergrund er gerade fährt, für den übernimmt im Übrigen der Auto-Modus des Terrain-Response die Einstellungsarbeit, sprich, im Normalfall muss lediglich der rechte Fuß auf das Gas- oder das Bremspedal treten, die beiden Hände das Lenkrad fest umschließen und den Rest übernimmt das Auto. Bleibt nur die Frage, warum es dann überhaupt noch verschiedene Untergrund-Programme gibt. Sollte dann doch einmal das Heck im Sumpf verschwinden, bleibt aber immer noch eine Möglichkeit bestehen: Eine Fledermaus mit dem Lippenstift auf die in den Wolken verhangenen Himmel strahlenden Xenonscheinwerfer malen, abwarten und Tee trinken.
Testwertung
4.0 von 5

Quelle: Autoplenum, 2012-10-27

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