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Testbericht

Jürgen Wolff, 3. April 2010
Mit dem 5008 bietet Peugeot zum ersten Mal einen kompakte Familien- und Reisevan an - mit pfiffigen Details und reichlich Platz für Passagiere und Gepäck bei alltagstauglichen Abmessungen.

Ein Blick hoch zum Innenspiegel, und man weiß spätestens, für wen Peugeot seinen 5008 vor allem gedacht hat: Familien mit Kindern. Denn direkt neben dem Blick zurück auf das Verkehrsgeschehen zeigt ein zweiter, stärker gekrümmter Spiegel in einer kompletten Übersicht das Geschehen im hinteren Teil des Wagens. Ob Nasenstüber oder geklaute Kuscheltiere: Papi bekommt das meiste schon mit, bevor das Geplärre los geht. Der hochwertig verarbeitete und elegant gezeichnete 5008 ist mit seinen 4,53 Metern Länge und dem Radstand von 2,73 Metern ein klassischer Familien-Van. Innen geräumig und mit vielen pfiffigen Details auf Praktisch getrimmt, außen kompakt genug, um ohne Probleme durch den Stadtverkehr oder in enge Parklücken zu wuseln. Gleichzeitig machen ihn der viele Platz, die bequemen Sitze und die komfortable Federung zu einem angenehmen Reisewagen. Wie es sich für einen Kompaktvan gehört, ist der Einstieg durch die großen und weit öffnenden Türen einfach und bequem - solange man in eine der beiden vorderen Reihen will. Die Sitze dort haben fast schon eine ideale Einstiegshöhe, die Schweller liegen so, dass man nicht erst darüber klettern muss. Relativ mühsam ist das Durchkommen in die - optionale - dritte Reihe. Zwar lassen sich die beiden äußeren Sitze an den hinteren Türen relativ einfach aufstellen und nach vorne schieben - doch selbst dann wird der Durchstieg zur Verrenkungsübung, die man guten Gewissens nur kleinen Passagieren zumuten mag. Zum Trost: Bei vielen anderen Kompaktvans wird das noch mehr zur Turnübung als im 5008.

Die Sitze selbst bieten in den ersten beiden Reihen eine gute Mischung aus stabilem Halt und gemütlicher Behaglichkeit. Auch groß gewachsene Personen haben viel Platz, genießen eine üppige Kopffreiheit. In der zweiten Reihe geht es ähnlich bequem zu. Zwei Personen fahren fast schon luxuriös. Auch zu Dritt wird es auf den um bis zu 13 cm verschiebbaren Einzelsitzen nicht wirklich eng. Zusätzlich vermittelt das große Panoramadach vorne wie hinten ein luftiges, helles Raumgefühl. Dass alle drei Sitze in der zweiten Reihe mit Isofix ausgestattet sind, versteht sich bei 5008 von selbst. Ebenso, dass sich der Beifahrerairbag abschalten lässt, um auch vorne einen Kindersitz mitnehmen zu können. Die Sicht nach vorne ist dank der relativ hohen Sitzposition sehr gut - man hat das Geschehen voraus immer gut im Blick. Schwieriger wird es da schon mit zu bekommen, was direkt hinter dem Fahrzeug passiert: Die hohe Fensterkante im Heck sorgt dafür, dass Peugeot dankbare Käufer findet für die optionalen Parksensoren. Beim Abbiegen im Weg sind gelegentlich auch die A-Säulen rechts und links.

Die Materialien, die Peugeot im Innenraum verbaut hat, machen einen hochwertigen und geschmackvoll zusammengestellten Eindruck. Und einen robusten - nicht ganz unwichtig bei einem Familien-Van. Die Instrumente liegen gut im Blickfeld und sind bestens abzulesen. Als Option bietet Peugeot ein Headup-Display an, das beim Anlassen hoch klappt und dem Fahrer direkt im Blickfeld das aktuelle Tempo anzeigt. Man würde sich hier allerdings ein paar Informationen mehr wünschen - zum Beispiel die Richtungspfeile der Navigation. Unterm Strich lässt sich der Peugeot 5008 nach einer kleinen Eingewöhnungsphase einfach bedienen. Die meisten Hebel und Schalter sind sinnfällig und gut zu erreichen. Wenig Rätsel gibt auch die Bedienung der Klimaanlage auf. Gelegentlich hilft allerdings nur ein Blick ins Handbuch. Ein wenig Lernarbeit verlangt Peugeot schon bis man alle Optionen und Feinheiten raus hat, die Bordcomputer, Tempomat & Co. so bieten. Wie in den meisten modernen Vans ist der Schalthebel gut erreichbar auf der Mittelkonsole platziert. Die Schaltwege sind kurz und fast schon knackig. Die Lenkung wirkt etwas synthetisch und dürfte ruhig mehr Rückmeldung von der Fahrbahn geben. Ein wenig zur Fummelei gerät das Einklinken der Sicherheitsgurte vorne - da haben die Ingenieure zwischen Sitz und Mitteltunnel nicht gerade viel Platz für die Finger gelassen.

Mit Staufächern hat Peugeot den 5008 großzügig ausgestattet - bis hin zu dem großen, kühlbaren Staufach zwischen den Vordersitzen und dem Depot für die Sonnenbrille über der Fahrertür. Einzig das Handschuhfach ist etwas arg mickrig und unpraktisch ausgefallen. Viel Platz bietet der 5008 auch im Gepäckabteil. Als Fünfsitzer stehen satte 679 Liter Stauraum zur Verfügung. Klappt man die Einzelsitze der zweiten Reihe nacheinander um, sind es bis zu 1754 Liter. Damit bewegt sich der 5008 für einen Kompaktvan im üblichen Rahmen. Der Opel Zafira etwa bietet zwischen 645 und 1820 Liter Stauraum, der Toyota Verso zwischen 607 und 1740 Liter. Das Umklappen der Sitze geschieht einfach und ohne allzu viel Kraftaufwand. Wer gegen Aufpreis einen klappbaren Beifahrersitz ordert, bringt Gegenstände von bis zu 2,80 Metern Länge unter. Die optionale dritte Sitzreihe verschwindet bei Nichtgebrauch komplett im Boden und schließt bündig mit der Ladefläche ab. Ist sie in Gebrauch, schrumpft der Kofferraum auf magere 213 Liter - das wäre dann das Niveau eines Kleinwagens und 57 Liter weniger als zum Beispiel im hauseigenen Peugeot 207.

So oder so - der Laderaum ist dank der weit nach oben schwingenden Heckklappe gut zu beladen. Auch große Personen geraten kaum in die Gefahr, sich eine Kopfnuss zu holen. Die Öffnung im Heck ist so bemessen, dass sich auch sperrigere Gegenstände gut verstauen lassen. Mit einer Ladekante, die nur 60 cm hoch ist, wird das Beladen auch nicht zum Kraftakt. Die maximale Nutzlast von 625 kg macht den 5008 zu einem stattlichen Teilzeit-Laster. Nützlicher Gag am Rande: Die helle Leuchte im Kofferraum lässt sich herausnehmen und als Taschenlampe nutzen. Der Fahrkomfort entspricht den Erwartungen der Zielgruppe: Komfortabel und gediegen. Dazu gehört ein Geräuschpegel, der auch bei flotter Autobahnfahrt angenehm niedrig ist. Bodenwellen schluckt das ausgewogen abgestimmte Fahrwerk ohne Mühen, die meisten Fahrbahnunebenheiten werden gut weg gesteckt. Werden die Schlaglöcher allerdings zu heftig, poltert die Heckachse schon mal ungehalten. Nickbewegungen beim Bremsen oder Beschleunigen treten kaum auf, ebenso wenig wie eine Seitenneigung in Kurven. Der 1,6-Liter-Turbo-Benziner mit seinen 115 kW/156 PS macht zwar im Motorraum optisch nicht gerade viel her. Er zieht aber den schon leer gut 1,5 Tonnen wiegenden Kompaktvan kraftvoll über die Vorderräder. Ein maximales Drehmoment von 240 Nm bereits ab 1400 U/min. sorgt für ein schaltfaul entspanntes Fahren und einen guten Durchzug in allen Lebenslagen.

Der kultivierte und laufruhige 4-Zylinder bringt den Peugeot 5008 binnen 9,6 Sekunden auf Tempo 100. In der Version mit sieben Sitzen ist es eine zehntel Sekunde länger. Bei 195 km/h ist dann Schluss mit dem Vorwärtsdrang. Offiziell nennt Peugeot einen Durchschnittsverbrauch von 7,3 Litern Super auf 100 Kilometern, der gemessene Verbrauch bei unserem üppig und mit sieben Sitzen ausgestatteten Praxistester lag mit etwas über acht Liter vertretbar darüber. Mit 21.500 Euro schon in der Basisversion mit dem 120-PS-Benziner ist der Peugeot 5008 sicher kein Schnäppchen. Einen Toyota Verso etwa gibt es als Benziner mit 132-PS schon 350 Euro preiswerter. Und beim aktuellen Opel Zafira ist man bereits ab 20.295 Euro dabei. Selbst VW ist mit dem Basis-Touran (102 PS) gerade mal 50 Euro teurer. Immerhin kommt der Peugeot schon mit einer akzeptablen Grundausstattung vom Band, für die man etwa bei den Wolfsburgern noch einmal tüchtig nachschießen muss. Der von uns getestete Peugeot 5008 155 THP ist ab 25.750 Euro zu haben. Natürlich kann man im 5008 dann nicht nur eine halbwüchsige Rasselbande auf dem Weg zur Geburtstagsparty oder zum Fußballtraining gut im Auge behalten. Er eignet sich genauso gut für Kurztripps mit den Skatbrüdern oder dem Kaffeekränzchen. Auch dann ist der Spionagespiegel nach hinten ja mitunter ganz nützlich.

Quelle: Autoplenum, 2010-04-03

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