Peugeot 308 CC 2.0 HDI - Offener Sinneswandel
Testbericht
Jahrelang setzte Peugeot bevorzugt auf Kleinwagen, Partikelfilter und
Familienautos. Doch die Franzosen scheinen verstanden zu haben, dass
weit mehr zu holen ist. Bestes Beispiel ist der Peugeot 308 CC.
Allzu gerne bemüht Peugeot die Historie wenn es um die Klappdachcabrios
im eigenen Hause geht. Die filigrane 402 Eclipse war in den 30ern das
erste Cabriolet, dem bei schlechtem Wetter ein komplettes Metalldach
übergestülpt werden konnte. In den 90er Jahren war man ebenfalls flott
dabei als der Trend zu Klappdachmodellen nach der Initialzündung durch
den Mercedes SLK wieder aufflammte. Dem Stuttgarter Zweisitzer folgte
zügig der Peugeot 206 CC – über Jahre das meistverkaufte Cabriolet
Deutschlands. Doch Historie hin und Trendsetter her – erst einmal ist das
französische Vorzeige-Cabrio Peugeot 308 CC ein durchweg gutes Auto.
Sein Alltagsnutzen ist trotz Cabrioklasse groß und auch beim Design muss
sich der schneidige Franzose keinesfalls verstecken. Die weit nach hinten
gezogene Windschutzscheibe ist aus Sicht von Cabriofans kein wirklich
großer Wurf und dass sich das vollelektrische Klappdach nur im Stand
sowie bis zur schnellen Schrittgeschwindigkeit bedienen lässt, ist eine
Schwachstelle, die mit andauernder Nutzung zunehmend nervt.
Dafür punktet der 308 CC im Innenraum. Die kindertauglichen
Bastelarbeiten, die die wenig detailverliebten Franzosen in den Jahren
zuvor abgeliefert haben und damit insbesondere gegenüber der deutschen
Konkurrenz jeglichen Anschluss verloren, scheinen Geschichte. Das Cockpit
ist übersichtlich, auf Wunsch mit edlem Leder bespannt und die meisten
Bedienmodule sind dort, wo man sie erwartet. Eine Ausnahme bildet der
nach wie vor am Blinkerhebel untergebrachte Lichtschalter. Zudem sollte
sich mittlerweile auch bei PSA herumgesprochen haben, dass der Fahrer
gerne sieht, was er tut. Somit sollten sich auch die Bedienmodule für
Tempomat und Soundsystem direkt am griffigen Steuer befinden und nicht
an allenfalls ertastbaren Bediensatelliten. Auch beim Navigationssystem
hinkt der offene Peugeot 308 CC der Konkurrenz hinterher. Die
Kartendarstellung wäre allenfalls in den 90er Jahren akzeptabel gewesen
und die Bedienung lässt ebenfalls große Potenziale für die nächste
Generation. Ein einfacher USB-Anschluss fehlt im Peugeot 308 CC
gänzlich.
Auch auf größeren Strecken genießen die Insassen in der ersten Reihe das
sonnige Wetter und einen leichten Luftzug im Haar. Bei hoch gefahrenen
Seitenscheiben und aufgeklapptem Windschott lässt sich auch bei
Autobahntempo locker reisen. Christopher Cross aus dem sonoren JBL-
Soundsystem, das Dach geöffnet und selbst die Strecke zwischen München
und dem Ruhrgebiet ist bei geöffnetem Klappdach ein Genuss. Die Plätze in
der zweiten Reihe sind allenfalls für Kinder und klein gewachsene Personen
bis 1,60 Meter auf kürzeren geeignet; sonst wird es mit den Knien knapp
und die steile Rückbank schürt keinerlei Aufenthaltswert. Doch wer nutzt
das Cabrio schon als Familientransporter? Vorne freuen sich die Insassen
nicht nur über bequeme Stühle, die gerne etwas tiefer sein dürften,
sondern beim Topmodell Platinum über eine angenehme Nackenheizung,
die die Hemmschwelle zur Dachöffnung während der kühleren Jahreszeit
deutlich absenkt.
Ärgerlich: selbst beim Topmodell sind die Sitze serienmäßig nur manuell zu
verstellen. Eine elektrische Bedienung kostet 1.000 Euro Aufpreis. Der
Laderaum fasst mit geschlossenem Dach 403 Liter – allemal ausreichend.
Ist das Dach nach der überlangen Öffnungsprozedur jedoch erst einmal
hinter Fondkopfstützen und Kofferraum verschwungen, stehen nur noch
226 Liter zur Verfügung. Zudem lässt sich der Laderaum mit offenem Dach
kaum noch nennenswert beladen. Eine Durchladefunktion gibt es beim CC-
Modell nicht.
Bei der Motorisierung bietet der Peugeot 308 CC solide Hausmannskost –
leider nicht mehr. Empfehlenswert ist der 2.0 HDI, der mit 103 KW / 140
PS und 320 Nm maximalem Drehmoment gut im Futter steht. 0 auf 100
km/h schafft der 4,40 Meter lange Fronttriebler in 10,8 Sekunden. Seine
Höchstgeschwindigkeit liegt bei 208 km/h. Doch der Peugeot ist mit fast
1,7 Tonnen alles andere als ein Leichtgewicht und so dürften es gerade bei
längeren Autobahnpassagen gut und gerne 30 PS mehr sein, damit auch
oberhalb von 150 km/h entsprechender Vortrieb herrscht. Hier tut sich der
Selbstzünder schwer, erfreut auf der anderen Seite jedoch mit einem
ordentlichen Verbrauch. Obwohl zeitgemäße Effizienzmaßnahmen wie ein
regeneratives Bremssystem, eine Start-Stopp-Automatik oder
entkoppelbare Nebenaggregate fehlen, verbrauchte der Sonnenanbeter im
Praxistest 7,1 Liter Diesel auf 100 Kilometern und somit gut einen Liter
mehr als die Werksangabe in Höhe von 5,9 Litern.
Das Fahrwerk kann auch in Verbindung mit dem stämmigen 18-Zöllern
durchweg überzeugen. Schwammig oder weich war jedenfalls gestern.
Jedoch könnte der 308 CC verwindungssteifer sein. Auf Kopfsteinpflaster
oder beim Hinaufklettern auf hohe Bordsteine fehlt die nötige
Karosseriehärte. Jedoch lernen die Insassen auf schnelleren
Autobahnstücken schnell den Langstreckenkomfort zu schätzen, der
Schläge und nervige Fugen wegschlürft. So lässt es sich dynamisch und
komfortabel zugleich fahren. Die Sicherheitsausstattung des Peugeot 308
CC ist solide. ESP, ABS, Überschlagschutz und sechs Airbags sind heute
jedoch klassenüblich. Auf jegliche Assistenzsysteme wie
Abstandstempomat, Spurhalte- oder Totwinkelassistent verzichtet der
Franzose völlig.
Der Basispreis für den Peugeot 308 CC als müder 120-PS-Benziner in der
Sparausstattung Tendance liegt bei 25.800 Euro. Wenn schon offen, dann
auch den drehmomentstarken Diesel mit 140 PS und selbstredend in der
edlen Ausstattungsvariante Platinium. Für mindestens 32.900 Euro kratzt
der 308 CC dann fast schon an Fahrzeugen wie dem offenen 1er BMW und
dem Audi A3 Cabrio, bekommt jedoch ein komplettes Ausstattungspaket
mit beheizbaren Ledersitzen, 18 Zoll großen Alufelgen, der wärmenden
Nackenheizung „Airwave“, Reifendrucksensoren, Klimaautomatik und
Tempomat. Fehlen nur die sinnvollen Xenonscheinwerfer (990 Euro) und
das JBL-Soundsystem (410 Euro). Das 1.150 bis 1.990 Euro teure
Bildschirmnavigationssystem sollte man sich einfach sparen und im
Zubehör zugreifen, bis Peugeot ein zeitgemäßes System auf den Markt
bringt.