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Testbericht

29. April 2009
Florenz (Italien), 29. April 2009 - Ein großes Mercedes Coupé bildet die wohl eleganteste Art, einen Benz zu fahren. Mit dem neuen Zweitürer kommt wieder ein Traumwagen auf den Markt, der mit seiner ästhetischen Form die Gemüter begeistert. Anders als sein Vorgänger CLK auf Basis der C-Klasse, rückt das neue Coupé näher an die E-Klasse heran und darf daher auch ein "E" im Namen tragen. Doch wie fährt sich die schwäbische Schönheit? Wir haben das Coupé bereits in der Toskana, unter anderem mit 231 PS starkem 350 CDI, getestet. Keine B-Säule Der Reiz des Coupés ist zweifelsohne seine bogenförmige Dachlinie. Beim neuen E-Coupé wird dieser Schwung auch optisch nicht unterbrochen, denn der Wagen verzichtet auf eine B-Säule. Das Dach endet am Heck in einer schmalen, spitz zulaufenden C-Säule. Vorn schaut der Benz freundlich aus dem Vieraugen-Gesicht der E-Klasse Limousine. Der stärker als beim Viertürer gepfeilte Kühlergrill mit zwei Streben und großem, dominanten Stern guckt selbstbewusst in Richtung Horizont. Tagfahr-LED funkeln ebenso wie beim viertürigen Bruder aus der Schürze, zumindest, wenn man das "Intelligent Light System" gewählt hat. Ansonsten wird das Taglicht von zwei runden Halogen-Nebelscheinwerfern gebildet. Herausmodellierte Heckkotflügel Auffälligstes Merkmal in den Flanken bilden die muskulös herausmodellierten Heckkotflügel, die ebenfalls an die Form der Limousine angelehnt sind. Doch nicht nur: Auch in der Historie findet sich diese Form, beispielsweise am "Ponton"-Coupé S 220 von 1955. Das Hinterteil des neuen Zweitürers ist ebenfalls sichtbar gepfeilt und zeigt damit noch einmal deutlich die Windschnittigkeit des schönen Stuttgarters. Mit einem cW-Wert von 0,24 ist der neue Zweitürer laut Mercedes das strömungsgünstigte Serienauto der Welt. Von der E-Klasse-Limousine unterscheidet sich das Coupé übrigens durch die Abmessungen: Es ist mit 4,70 Meter Länge etwa 17 Zentimeter kürzer und weist elf Zentimeter weniger Radstand als der Viertürer auf. Es ist zudem um jeweils sieben Zentimeter schmaler und flacher als der größere Bruder.

Enger Fond mit wenig Kopffreiheit Wir wählen für die erste Testfahrt einen 231 PS starken E 350 CDI, der in Verbindung mit einer 7G-Tronic ausgeliefert wird. Bereits beim Verstauen unserer Taschen im Kofferraum merken wir, dass der Wagen ein Langstrecken-Mobil ist: Das Stauabteil hat zwar eine recht schmale Öffnung, schluckt aber immerhin 450 Liter. Das reicht für die Koffer zweier Passagiere völlig aus. Dennoch: Wir könnten durchaus auch zu viert unterwegs sein: Die Türen öffnen weit, dank Easy-Entry-System gleiten die Vordersitze beim Klappen der Lehnen automatisch nach vorn und geben eine ausreichend breite Öffnung frei. Relativ leicht können wir im Fond auf den beiden Einzelsitzen Platz nehmen. Doch hier allerdings zeigen sich die Nachteile eines Coupés: Wenig Knie- und sehr wenig Kopffreiheit machen einem 1,80 Meter großen Erwachsenen wenig Lust auf lange Strecken. Bequeme Sessel mit integrierten Kopfstützen Das Gegenteil ist allerdings eine Reihe weiter vorn der Fall: Wir gleiten in bequeme Sessel mit ausreichend Seitenhalt. Eine Besonderheit bilden hoch gezogenen Rückenlehnen mit integrierten Kopfstützen. Doch auch hier geht noch mehr: Die Sonderausstattungsliste hält Multikontursitze genauso bereit wie Komfortsitze mit Belüftung oder ein Memory-Paket mit Speicher-Funktion sowie vierfach elektrisch einstellbaren Lordosenstützen. Die elektrische Verstellung von Lehnenneigung und Sitzhöhe ist ebenso ab Werk vorhanden wie ein automatischer Gurtbringer. Der ist praktisch: Kaum sitzen wir, kommt wie von Geisterhand geführt die Gurtschnalle in Griffnähe. Dadurch müssen wir uns nicht verrenken. Viele Extras zu haben Unser Testwagen hat viele Extras an Bord, die mittlerweile klassenüblich sind, aber auch eine weite Öffnung der Brieftasche erfordern. Dazu gehört das Comand-APS-System mit Festplatten-Navigation ab 3.046 Euro, eine Harman-Kardon-Surround-Anlage für 833 Euro und eine Dreizonen-Klimaautomatik für 702 Euro. Letztere muss nicht unbedingt sein: Zwei Zonen sind schon im Grundpreis dabei. Das Cockpit ist bedienerfreundlich konzipiert, und mercedestypisch-praktisch gibt's zum Beispiel die Knöpfe für die Sitzverstellung an den Türen. Nur der Controller des aus S- und E-Klasse-Limousinen bekannten Bediensystems findet sich in der Mittelkonsole zu weit hinten, wodurch wir das Handgelenk ziemlich stark abwinkeln müssen.

Leiser V6-Diesel Der V6-Dieselmotor unseres Testwagens ist ein überaus leises und laufruhiges Aggregat. Die Maschine liefert vom Start weg genügend Kraft und Durchzugswillen. Bei Zwischenspurts zeigt der Motor seine Qualitäten und meistert souverän Überholvorgänge. Sanft wechselt die serienmäßige 7G-Tronic die Fahrstufen und leistet ihren Part zu einem entspannten Vorankommen. Doch auch die Dynamik kommt nicht zu kurz: 6,7 Sekunden bis zur Hunderter-Marke und eine Spitze von 250 km/ sind beachtliche Werte. Benzin- und Dieseleinstieg mit jeweils 204 PS Der 350 CDI ist einer von fünf Motoren, die zum Marktstart bereitstehen. Die Einstiegsmodelle sind der Otto-Direkteinspritzer 250 CGI in Verbindung mit einer Fünfgang-Automatik und der Diesel 250 CDI mit einer Sechsgang-Handschaltung. Beide Vierzylinder leisten jeweils 204 PS. Der kleine Benziner, den wir ebenfalls ausprobiert haben, ist eine gute Wahl für einen Wagen wie das E-Coupé: Der Motor beschleunigt das schöne Mobil in 7,4 Sekunden auf Tempo 100, ermöglicht eine Spitze von 250 km/ und soll nur 7,2 Liter Benzin verbrauchen. BlueEffiency für die Vier und Sechszylinder Wer es stärker will, kann auch den 292 PS starken 350 CGI bestellen, der ebenfalls mit Benzin-Direkteinspritzung arbeitet. Der V6-Motor ist mit einer 7G-Tronic verbunden. Alle Vier- und Sechszylinder-Motoren tragen übrigens den Zusatz "BlueEfficiency". Das bedeutet, dass die Modelle hinsichtlich des Verbrauchs und der Umweltverträglichkeit optimiert wurden. So soll der 250 CDI beispielsweise nur 5,1 Liter Diesel verbrauchen.

E 500 als Sahneschnitte Das Topmodell bildet der E 500, dessen V8 eine Leistung von satten 388 PS liefert. Mit diesem Aggregat wird der Gleiter zum Stürmer. Allerdings nur, wenn es um Vortrieb geht. Wir können die Coupé-Sahneschnitte gelassen cruisen, der Antrieb klingt kraftvoll, nicht laut. Doch wenn die Leistung abgefragt wird, setzt sich der Zweitürer so vehement in Bewegung, dass es uns das Grinsen ins Gesicht treibt. Nach nur 5,2 Sekunden flutscht die Tachonadel über die 100, abgeregelt wird bei 250 km/h. Wir wissen aus Erfahrung, dass meist noch mehr geht: Doch eine noch stärkere AMG-Variante sei derzeit nicht angedacht, so Mercedes-Sprecher Frank Bracke. Zumindest die Optik kann man sich aber mittels optionalem AMG-Paket außen und innen an Bord holen. Automatische Dämpferanpassung Serie Mit dem flachen E-Benz unterwegs zu sein, bedeutet souveränes Reisen: Jedes Coupé wird von einem Agility-Control-Fahrwerk über den Asphalt gebracht: Die Dämpfer regeln sich je nach Fahrweise automatisch ein. Während bei normaler Fahrt die Einstellung mehr in Richtung Komfort geht, wird der Unterbau in schnellen Kurven blitzschnell straffer. Insgesamt empfinden wir das Coupé als hervorragend komfortabel und dennoch nicht zu weich abgestimmt. Fahrdynamik-Paket bestellbar Wer mehr Einfluss auf das Fahrverhalten will, kann sich das je nach Modell ab 726 Euro erhältliche Fahrdynamik-Paket bestellen. Wir haben es ausprobiert: Mittels Sporttaste wird die Federung spürbar straffer, die Sport-Parameter-Lenkung reagiert direkter, die Automatic schaltet schneller und früher und auch das Gaspedal setzt Befehle schneller um. Die Liste der Optionen darüber hinaus ist noch viel länger: Auf Wunsch gibt es ein Schlüssellos-System, Bi-Xenon-Scheinwerfer mit einem Fernlichtassistenten, ein Multimedia-Interface im Handschuhfach, ein Sprachbedienungssystem und ein großes Panorama-Schiebedach. Der neue Müdigkeitswarner Attention Assist und der Abstandstempomat sind sogar in der Grundausstattung vorhanden. Ab 44.684 Euro Der schöne Wagen hat auch einen schönen Preis: 44.684 Euro kosten sowohl der 250 CGI als auch der 250 CDI. Dabei ist es egal, ob die Nobel-Ausstattung Elegance oder die sportliche Variante Avantgarde gewählt wird. Der E 350 CDI ist ab 48.671 Euro zu haben, der 350 CGI ist 51.408 Euro teuer. Der E 500 startet bei 66.045 Euro. Ein Vergleich mit der Konkurrenz lohnt sich, allerdings muss man bedenken, dass das E-Klasse Coupé eine halbe Klassennummer größer ist als der 190 PS starke Audi A5 2.7 TDI für glatt 40.000 Euro, oder ein BMW 325d Coupé mit 197 PS für 39.900 Euro, beide mit Schaltgetriebe.
Technische Daten
Antrieb:Heckantrieb
Anzahl Gänge:7
Getriebe:Automatikgetriebe
Motor Bauart:V-Motor
Hubraum:2.987
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:4
Leistung:170 kW (231 PS) bei UPM
Drehmoment:540 Nm bei 1.600-2.400 UPM
Preis
Neupreis: 44.684 € (Stand: April 2009)
Fazit
Wie nahezu jeder Mercedes-Coupé kann der E-Klasse-Zweitürer zum begehrten Klassiker werden. Doch bis dahin sind noch 30 Jahre Zeit und die kann man nutzen, um einen eleganten und schnittigen Neuwagen anzuschaffen. Der Wagen überzeugt nicht nur durch eine gelungene Optik und die von Mercedes gewohnte hervorragende Interieur-Qualität, sondern auch und vor allem durch ein komfortables Fahrwerk. Die sparsamen und starken Motoren machen die Entscheidung schwer: Wir würden zu einer Wahl zwischen den Vier- und Sechszylindern tendieren. Der Achtzylinder wird in diesem Fahrzeug seine Qualitäten vermutlich nicht allzu oft ausspielen, um den Mehrpreis von fast 22.000 Euro im Vergleich zum Einstiegsmotor zu rechtfertigen. Ein Coupé dieser Größe sollte ein gutes Langstreckenauto sein und im Notfall genügend Kraftreserven haben. Davon bietet aber beispielsweise der 350 CDI bereits mehr als ausreichend. Sein hoher Anschaffungspreis macht den Coupé-Mercedes nach wie vor zum reinen Lustkauf-Objekt. Aber vermutlich holt man das Geld in 30 oder 50 Jahren doppelt wieder rein: Restaurierte Ponton-Coupés aus den 1950er Jahren werden um die 60.000 Euro feilgeboten.
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: auto-news, 2009-04-29

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