25. November 2015
Bilbao (Spanien), 26. November 2015 - Man sagt den heutigen Politikern gerne nach, dass es ihnen an Charisma fehlt. Aber nur so werden sie mehrheitsfähig. Ganz ähnlich ist es mit dem Suzuki Vitara. Er ist kein SUV, dessen äußere Form für Herzrasen sorgt. Stattdessen sollen die inneren Werte glänzen. Aber sie taten es bislang eher mittelprächtig, wenn man auf die Motoren blickt. Zwei Aggregate mit 120 PS sind im Angebot, von denen aber nur der Diesel überzeugt. Freunde des Benziners mussten sich mit einem schlappen Saugaggregat abfinden. Bis jetzt. Denn nun bringt Suzuki den Vitara S mit neuen 1,4-Liter-Turbobenziner und 140 PS zu den Händlern. Ist S so besser?
Erfolgreiches SUV Seit seinem Debüt vor rund neun Monaten hat sich der Vitara zu einem Bestseller für Suzuki entwickelt. In Deutschland ist er mit 17 Prozent Anteil an den Neuwagenverkäufen der Marke bereits auf Platz zwei hinter dem Swift. Vielleicht auch ein Verdienst des eher zweckmäßigen Designs des Vitara. Es verzichtet auf übertriebene Linien oder verspielte Details. Beim S beschränkt sich Suzuki auf eine neue Kühlermaske, silberne Außenspiegelgehäuse und einen roten Rahmen um die Scheinwerfer. Im Innenraum sollen weitere rote Akzente den sportlichen Anspruch untermauern. Das bringt zwar durchaus Pfiff in die harte Kunststofflandschaft. Aber wird man zum Olympiasieger, nur weil man drei Streifen am Schuh trägt? Der sollte übrigens nicht zu groß sein, wenn Sie im Fond Platz nehmen. Opulente Raumverhältnisse sehen anders aus. Zur Ehrenrettung des Vitara sei aber gesagt, dass er mit einer Länge von nur 4,18 Meter deutlich kürzer als ein VW Tiguan ist. Vor diesem Hintergrund sind die 375 bis 1.120 Liter Kofferraum ordentlich, ein doppelter Einlegeboden ist Serie.
Jetzt wird geboostertOrdentlich liefert mir das Stichwort für den Motor: "Boosterjet" nennt Suzuki seine neue Generation von Turbobenzinern mit Direkteinspritzung. Im Vitara S handelt es sich um einen 1,4-Liter-Vierzylinder mit eingangs erwähnten 140 PS, im für Frühjahr 2016 angekündigten Baleno kommt eine kleinere Einliter-Variante mit 111 PS und drei Zylindern zum Zuge. Doch zurück zum Vitara, dessen stärkstes Aggregat schon nach einigen Minuten überzeugt. Unterlegt von einem minimal wahrnehmbaren Brummen zieht der Turbo den Wagen gelassen aus dem Stand nach vorne. Zwischen 1.500 und 4.000 Umdrehungen liegen die maximalen 220 Newtonmeter Drehmoment an. Dazu passt das leichtgängige Schaltgetriebe. Hier hat Suzuki auf eine allzu lange Übersetzung verzichtet (bei Tempo 120 liegen im sechsten Gang 2.500 Touren an), was aber zur Folge hat, dass sich der Vitara S schaltfaul bewegen lässt. Falls Sie dies komplett der Technik überlassen wollen: Optional gibt es eine Sechsstufen-Automatik.
Ein lässiger Typ Grundsätzlich verfolgt der Suzuki Vitara S eine gelassene und entspannte Note, auch wenn der serienmäßige Allradantrieb sogar einen Sportmodus bietet. Hier wird unter anderem die Gasannahme geschärft. Trotzdem wird der Vitara S nicht zum Kurvenräuber. Seine Stärke ist das Unspektakuläre: Ob Federung, Navigationssystem oder der Türenklang - alles ist zwar ordentlich gelöst, aber es fehlt der letzte Feinschliff, den deutlich teurere Premium-Kontrahenten aus Deutschland bieten. Kaum Wünsche offen Ihn werden wohl mindestens 90 Prozent der Vitara-S-Kunden in 90 Prozent ihres Alltags nicht vermissen. Stattdessen werden sie sich über das exzellente Preis-Leistungs-Verhältnis freuen. 26.790 Euro klingen zunächst nach einer schönen Stange Geld. Aber der Gegenwert stimmt: Inklusive sind der Allradantrieb, eine Klimaautomatik, ein Navi mit Apple CarPlay, eine Rückfahrkamera plus Parkpiepser vorne wie hinten, LED-Scheinwerfer, eine Sitzheizung, 17-Zoll-Alus und sogar ein Tempomat mit Abstandsregelung. Die einzigen Extras betreffen die Lackierung und das Automatikgetriebe. Gewiss, einen Totwinkel- oder Spurverlassenswarner sucht man vergeblich. Sportliche Differenz Aber braucht man das unbedingt? Sehen wir lieber einmal nach, was ein Konkurrenzfahrzeug wie der Opel Mokka kosten würde. Auch beim Opel gibt es einen 1,4-Liter-Turbobenziner mit 140 PS. In Verbindung mit Allrad und einer ähnlichen Ausstattung wie beim Vitara S (Abstandsradar ausgenommen) liegt der Mokka bei 28.605 Euro. Fast 2.000 Euro gespart. Echt sportlich, dieser Suzuki.
Fazit
Diese Kombination passt: Der neue Turbobenziner im Suzuki Vitara S gefällt mit seiner elastischen Art und wird alle erfreuen, denen ein Diesel zu ruppig erscheint. Auch im übertragenen Sinn ist das Unspektakuläre die Stärke des Wagens. Er gibt nicht vor, mehr zu sein, als er ist. Pluspunkte gibt es für die komplette Ausstattung, aber es sollte den 140-PS-Benziner optional auch ohne S und Allradantrieb geben. + elastischer Motor, präzise Lenkung, günstiger Preis - blechern schließende Türen, mäßiges Platzangebot im Fond, verbesserungswürdige Kunststoffe innen