Bremse geht bei Hitze langsam fest
Mein Toyota RAV4 zeigt beim ersten losfahren normales Bremsverhalten. Nach ca. 15 minütiger Fahrt scheint aufheizungsbedingt das Bremspedal immer fester zu werden (Spiel geht gegen null), bis schließlich Bremswirkung zunehmend aufbaut bis dahin, daß der Wagen gar nicht mehr fahrbar ist. Stehe ich dann, (egal ob mit laufendem oder abgestelltem Motor) löst sich nach 5 bis 10 Minuten plötzlich die Bremse wieder und ich kann weiterfahren, danach tritt das Problem manchmal wieder auf, manchmal nicht.
Als erste Maßnahme habe ich Bremsflüssigkeit komplett tauschen lassen und dabei gleich auch die vorderen Bremsbelege erneuert. Jetzt besteht das Problem in scheinbar leicht abgemilderter Form aber immer noch.
Ich lebe und arbeite in Kampala, Uganda, hier gibt es keine "Fachwerkstätten" sondern nur Bastelbuden,deshalb muß ich genau wissen, worauf ich eine "Werkstatt" ansetzen muß...
Meine Vermutung ist daß durch verschmutzte Bremsflüssigkeit (ich fürchte daß mir bei einem früheren Service versehentlich eine rötliche Flüssigkeit statt Bremsflüssigkeit aufgefüllt worden ist, denn die nun abgelassene Flüssigkeit sah eher bräunlich aus, war noch vor 2 Monaten eindeutig in Ordnung und blau) irgend ein Druckregulierungsventil schwergängig geworden ist und dadurch bei zunehmender Wärme sich Druck aufbaut, und erst wenn der Druck zu hoch wird (feste Bremse im Stand, weitere Aufheizung des Motorraumes von Motor und afrikanischer Sonne) aus irgend einem Grund plötzlich löst. Aber WELCHE Komponente (Ventil, Zylinder) kann es sein die solch ein komisches Verhalten hervorruft?
Wenn ich den Wagen einfach in eine Werkstatt gebe dann tauschen die mir sämtliche Bremsleitungen und noch den Motorluftfilter aus, ohne Sinn und Verstand, und haben bei der Gelegenheit noch zwei drei andere Dinge kaputt gemacht, ich muß also möglichst genau wissen worauf ich losgehen muß (und möglichst noch daneben stehen bleiben). Dies nur von vornherein klargestellt um zu sagen, "Bremsen gehören in die Fachwerkstatt" nützt mir hier in Afrika leider gar nix (würde ich ja gern, seufz...)
Asante sana (vielen Dank) an alle, die sich mit Bremssystemen gut auskennen!!!
Liebe Grüße
Charlie
Hallo
Kann auch nur Mutmassen und teilweise jetzt raten aber das hört sich nach defekten Bremskraftverstärker oder kaputten Unterdruckschlauch. Unbedingt saubere Bremsflüssigkeit schicken lassen. Aber vielleicht hat ein anderer User noch eine Idee die zutrifft.
Gruss aus Germany HoAcc
Kann der Bremskraftverstärker von der vorherigen (vermutlich verschmutzten) Bremsflüssigkeit in dieser Weise beeinflußt werden? Der Zeitpunkt der Verschmutzung liegt ca. 1 1/2 Monate zurück, ich ließ an der Tankstelle Bremsflüssigkeit nachfüllen weil der Stand schon seit längerem am unteren Minimum (aber noch in Ordnung) war. LEIDER habe ich in diesem Fall nicht daneben gestanden und nicht selbst kontrolliert, aber als ca. 4 Wochen später auf einer Fahrt durch Burundi und Rwanda das Phänomen erstmals von mir bemerkt wurde und ich dann den Vorratsbehälter prüfte, war die Farbe nicht mehr blau sondern rötlich braun (haben die vielleicht Hydrauliköl oder sowas nachgefüllt? Leider mußte ich noch ca. 800 Kilometer fahren bis ich wieder zuhause war. Mein Gefühl dabei war deutlich, daß bei schnellerem Fahrtempo das Problem nicht so schlimm war wie bei langsamer Fahrt (bin ziemlich überzeugt daß es was mit Temperatur zu tun hat). Als ob ein Ventil zu ist und durch Hitze sich Bremsdruck aufbaut, der schießlich bis zum völligen Festsitzen aller vier Bremsen führt (alle vier Felgen sind dann heiß).
Kennt vielleich ein Mitglied ein anderes das nicht unbedingt Toyota Experte, dafür aber Bremssystem-Experte ist? Konnte kein solches Forum finden.
Wäre ein verschmutzter Hauptbremszylinder eine Möglichkeit? Also, daß Bremsflüssigkeit die während eines Bremsvorganges "nachrutscht" und eigentlich beim Lösen der Bremse wieder zurück in den Vorratsbehälter fließen müßte wegen einer Verschmutzung nicht zurück kann und sich daher zunehmend "zuviel" Bremsflüssigkeit im System befindet, bis hin zum völligen Festsitzen der Bremse?
Leider weiß ich zu wenig vom mechanischen Aufbau, wieweit Bypass-Düsen oder bewegliche (jetzt hängende) Teile das Phänomen erklären können...
Les Dich mal hier bei Wikipedia in Aufbau und Funktion der Bremse und ihrer Komponenten ein.Du wirst merken,das hier einiges in Frage kommt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Hauptbremszylinder
Eventuell ist nur das Loch am Ausgleichsbehälter zu.(Nachlaufbohrung).
Wenn Du Dich mal einen Abend dort eingelesen hast,kennst Du auch alle eventuellen Möglichkeiten zu Deinem Problem.
Komm gut rüber ins neue Jahr.
Hat der Toyo ABS?
Möglich wäre ein Fehler in der Steuereinheit.
Nur zum Fehlerauslesen brauchts eine Toyota Werkstatt.
Für die Ecke wäre ein HZJ die bessere Wahl gewesen.
Den können auch die Schrauberbuden reparieren.
Hallo Kraecker, hab vielen Dank für Deinen Tip mit dem Link. Zwar hatte ich schon befürchtet, daß lauter "Lies mal hier und lies mal da" kommt, denn die Internetverbindung ist hier schlechter als in den ersten Analogtagen in Deutschland,außerdem instabil, bricht alle paar Minuten mal komplett ab. Das Aufbauen von (meistens mit Krimskrams un blinkender Werbung völlig überfrachteten) Seiten dauert zwischen 2 und 15 Minuten. Deshalb ist "mal eben surfen" hier völlig unmöglich, man ist schon froh wenn yahoo aufgeht und man seine Mails laden kann.
Aber Dein Tip mit der Wiki Seite war wirklich toll. Demnach habe ich jetzt doch deutlich den Hauptbremszylinder im Verdacht (speziell: verstopfte Ausgleichsbohrung, oder verschmutztes Bodenventil vom Ausgleichsbehälter (denn der Wagen ist 14 Jahre als und hat sicher noch diese ältere Technologie), evtl auch Feder oder Gängigkeit des Hauptzylinders.
Könnte man den Hauptbremszylinder durchspülen, und wenn ja, was verwendet man da am besten? Wenn die mir tatsächlich Hydraulik-Öl oder sowas statt Bremsflüssigkeit nachgefüllt haben vermute ich eher ölige Rückstände, die wahrscheinlich beim Spülen mit Bremsflüssigkeit nicht richtig weggehen, oder?
An Mudder: Nein, das Modell hat noch kein ABS (wozu, wenn man auf Schotterpisten fährt wo man für 200 Kilometer 5 Stunden braucht, grins?). Es ist nicht so daß die hier den RAV4 nicht kennen, im Gegenteil, er ist so verbreitet wie früher bei uns der VW Käfer. Das Problem ist, daß die Leute keine Ausbildung haben sondern einfach so an allem rumschrauben bis es zufällig wieder geht, oder es ganz kaputt ist. Dann wird auf "schlechte Materialqualität" geschimpft, den Schaden bezahlt Dir keiner und Du sitzt mit dem Schrott da. Dazu kommt noch, daß bei Weißen grundsätzlich alles doppelt und dreifach so teuer gemacht wird, und viele machen sogar wirklich noch extra was kaputt damit Du wiederkommen mußt.
Kleine Anekdote für Euch, zum Dank für Euer Interesse: Ich habe im Dschungel von Maniema (Kongo) gearbeitet, Welthungerhilfe. Dort hatten wir ein Basiscamp für Straßenwiederherstellung. Der leitende Ingenieur (Deutscher) fuhr in Urlaub. Eine Woche später wurde er in Deutschland angerufen von seinem kongolesischen Chefmechaniker: Die Wasserpumpe des Camps geht nicht mehr, kein Wasser mehr in den Wohncontainern. Sie hätten die Pumpe schon komplett zerlegt, könnten aber keinen Fehler finden. Dem Ing gruselte es bei der Vorstellung eines Reparaturversuches aus Erfahrung furchtbar, deshalb sagte er: "Guckt in Container XY im obersten Regal nach, dort steht eine funkelnagelneue Pumpe, setzt die erstmal ein, ich mache die Reparatur dann selber". Darauf langes Schweigen in der Leitung... Schließlich: "Das geht nicht, die haben wir auch schon komplett zerlegt, wollten mal sehen wie das in der anderen Pumpe alles so aussieht..."
Derselbe Ing konnte auch folgendes berichten: "Seine aus Deutschland mitgebrachten Alu-Kochtöpfe hatten nach 3 Monaten Risse und verloren Wasser. Schließlich fand er heraus, daß sein Koch die Töpfe statt mit Wasser grundsätzlich mit Sand scheuerte. Die Töpfe waren inzwischen so dünn, daß Haarrisse drin waren..."
Beste Wünsche für's neue Jahr Euch allen
Charlie
Hallo liebe Leute,
hier ist nochmal der Thread-Starter, nun ein Jahr später. In einem anderen Forum hatte mir jemand konkret helfen können wie ich feststellen kann, ob es der Bremskraftverstärker ist oder der Hauptbremszylinder. Dazu habe ich die Entfernung vom Bremspedal zum Lenkrad millimetergenau gemessen, und zwar zunächst mit stehendem Motor, dann mit laufendem Motor. Wäre der Bremskraftverstärker (oder eines seiner beteiligten Ventile) Verursacher gewesen, dann hätte sich das Pedal absenken müssen, was es nicht tat.
Also habe ich mich auf den Haupt-Bremszylinder konzentriert. Habe alle Bremsleitungen und Zylinder nochmals mit viel überschüssiger Bremsflüssigkeit ausspülen lassen und geringfügig das Spiel (Leerweg) des Bremspedals vergrößert. Seitdem war das Auto wieder fahrbar. Das ist nun ein knappes Jahr her. Seitdem ist die Bremse nie wieder fest gegangen. Anfänglich war noch die Tendenz zu spüren, daß gelegentlich der Pedalweg deutlich kürzer wurde, aber es hat nie zum schleifen oder gar Vollblockieren geführt.
ABER: in den letzten Monaten kommt es bei großer Hitze hin und wieder vor, daß ich beim Bremsen plötzlich einen extrem WEITEN Pedalweg habe, bevor die Bremse anspricht. Ich vermute, daß damals tatsächlich an der Busch-Tankstelle statt Bremsflüssigkeit Hydrauliköl zugefüllt worden ist. Das führte offenbar zu einem Aufquellen der Dichtungen im Hauptbremszylinder, so daß das Phänomen auch nach Tauschen der Bremsflüssigkeit erhalten blieb, sich aber nach mehrmaligem Spülen und mit der Zeit langsam zurückbildete. Dennoch haben die Dichtungen im Hauptbremszylinder aber offenbar chemisch gelitten und werden nun nach einem knappen Jahr zunehmend porös und unzuverlässig. Fazit: bei nächster Gelegenheit muß nun doch ein neuer Hauptbremszylinder rein.
Soweit die Bastelstunde aus dem afrikanischen Busch. Liebe Kinder, bitte auf keinen Fall zuhause nachmachen! Bremsen gehören in die Werkstatt, grins... Ganz lieben Dank allen in der Heimat, die mit ihren Anregungen geholfen haben meinen rechtsgesteuerten RAV4 wieder schlammfähig zu machen!
Viele Grüße, Charlie