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Testbericht

12. März 2017
Haar, 13. März 2017

"Soll das ein Auto sein?" Das war die Reaktion meiner Mutter, als ich ihr ein Bild meines neuen Testwagens per WhatsApp schickte. Und ja: Die erste Begegnung mit dem Kia Soul Turbo war gewöhnungsbedürftig. Aber je mehr Zeit wir miteinander verbrachten, desto mehr wuchs der kastige Koreaner mir ans Herz. Warum? Das klärt dieser Test.  

Van? SUV? Crossover? 
Bevor wir auf die technischen Details des Soul eingehen, schauen wir uns die Mischung aus Mini-Van und Kompakt-SUV doch einmal genauer an. Und wie diese beiden Zutaten schon vermuten lassen: Eine Schönheit ist der Soul nicht. Die grobschlächtige Front geht in einen Van-artigen Aufbau über und endet in einem Rucksack-mäßigen Heck. Zwar können sich die einzelnen Partien als solche durchaus sehen lassen, in Kombination wirken sie trotzdem recht seltsam. Pluspunkte sammelt der Soul mit den schicken LED-Tagfahrlichtern und -Rückleuchten. Außerdem ist der Kia im auffälligen Farbton "Wild Orange Metallic" ein echter Farbtupfer im tristen Straßenbild.  

Guter Innenraum 
Deutlich besser als beim Exterieur schneidet der Soul beim Innenraum ab. Das Cockpit ist - dank der unorthodoxen Fahrzeugform - recht großzügig dimensioniert und bietet sowohl in der ersten als auch in der zweiten Sitzreihe ausreichend Platz. Selbst das Panorama-Dach raubt dem Fond nicht allzu viel Kopffreiheit. Der Einstieg ist durch das SUV-hafte Fahrwerk angenehm hoch. Das recht kleine Multifunktionslenkrad liegt gut in der Hand und alle Knöpfe sind mit wenigen Fingerbewegungen zu erreichen. Das Audiosystem, der Bordcomputer und der Tempomat lassen sich per Knopfdruck bedienen - kinderleicht und intuitiv. Das Display hinter dem Lenkrad ist gut ablesbar und zeigt die wichtigsten Informationen an. Lenkrad- und Sitzheizung erweisen sich nicht nur bei winterlichen Temperaturen als echter Pluspunkt.

Witzige Lautsprecher und bizarres Navi
 
Das Infotainment-System des Soul punktet mit einem 8,0-Zoll-Display, bietet DAB-Empfang und lässt sich über Apple CarPlay und Android Auto mit dem Smartphone koppeln. Unser Soul-Testwagen ist darüber hinaus mit dem optionalen Lautsprechersystem von JBL ausgerüstet. Neben einem wirklich guten Klangbild gibt es im Takt der Musik leuchtende Lautsprecher-Umrandungen. Ein witziges Detail, das schnell langweilig und irgendwann einfach nur noch nervig ist. Der Touchscreen des Navigationsgerätes lässt sich gut ablesen, die Bedienung und die Rückmeldung auf Eingaben hängen allerdings deutlich hinter den Produkten der Konkurrenz hinterher. Auch die Routenführung des Soul lässt den Fahrer gerne mal mit einem fragenden Gesicht zurück. So führte uns der Koreaner eines Tages lieber über einen Fahrradweg durch ein Wohngebiet als über die gut ausgebaute Schnellstraße, die es umrundete.  

204 PS? Das fühlt sich anders an 
Der Kia Soul 1.6 Turbo ist das Topmodell der Baureihe. 204 PS stemmt der kleine Motor auf die Vorderachse. Das Triebwerk ist gefühlt zwar eher der Gattung der Luftpumpen zuzuordnen, ermöglicht laut Werksangabe aber immerhin einen 0-100-Sprint in 7,8 Sekunden. Das ist satte 3,2 Sekunden schneller, als es der 1,6-Liter-Saugmotor im Soul schafft. Und wenn einem der Turbo-Soul schon langsam vorkommt, wer will dann noch ein schwächeres Modell fahren? Gekoppelt ist der Motor, der 265 Newtonmeter aus seinen Brennräumchen drückt, an ein Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Gängen, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 196 km/h. Wie auch der Motor ist das Getriebe kein Wunderwerk der Technik. Es wechselt die Gänge - zwar ab und an etwas langsam, aber es wechselt.  

Eher etwas für die Stadt 
Was Fahrwerk und Lenkung angeht, ist der Soul - auch in der vermeintlich sportlichen Topmotorisierung - kein quietschfideler Hot-Hatch. Zu leichtgängig ist die Lenkung, zu weich das Fahrwerk. In schnell gefahrenen Kurven wankt der Soul recht stark um die Längsachse, das raubt eine Menge Fahrspaß. Wer den Soul allerdings nur als extravaganten City-Flitzer nutzt, wird an dem Koreaner seine Freude haben. Denn in der Stadt fühlt sich das Auto deutlich wohler als auf Landstraße oder Autobahn. Auch, wenn der Soul sich im Stadtverkehr gerne mal mehr als neun Liter auf 100 Kilometer gönnt.

Kann man den Kia Soul mögen?
 
Alles in allem kann man mit dem Soul Turbo schon seinen Spaß haben. In der Stadt hat man dank der hohen Sitzposition einen guten Überblick, der Kofferraum bietet mit 354 Liter genug Platz für die Wocheneinkäufe oder den Urlaub und außerdem sieht man den Kia nicht an jeder Ecke. Irgendwie ist er ja auch ein bisschen knuffig. Ein Audi, VW oder Peugeot ist zwar deutlich hochwertiger, solider oder durchgestylter, der Kia ist dafür pfiffiger und man freut sich immer, ihn im Parkhaus oder vor der Wohnung wiederzusehen. Trotzdem: Eine fahrtechnische Offenbarung ist er nicht. Es fehlt einfach die Seele.
Technische Daten
Antrieb:Frontantrieb
Anzahl Gänge:7
Getriebe:Doppelkupplungsgetriebe
Motor Bauart:Ottomotor mit Turboaufladung
Hubraum:1.591
Anzahl Ventile:16
Anzahl Zylinder:4
Leistung:150 kW (204 PS) bei UPM
Drehmoment:265 Nm bei 1.500-4.500 UPM
Preis
Neupreis: 28.390 € (Stand: März 2017)
Fazit
Der Kia Soul ist - auch als 204-PS-Benziner - kein sportliches Auto. Aber: Alles in allem kann man sich schon mit dem Koreaner anfreunden. Pluspunkte gibt es für den Fahrkomfort und die Bedienung, Minuspunkte für die fahrdynamische Komponente. + viel Platz im Innenraum, ordentliches Fahrwerk, gutes Infotainment, viel Ausstattung - kein Dynamikwunder, fragwürdige Optik
Testwertung
4.0 von 5

Quelle: auto-news, 2017-03-12

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