Testbericht
Elfriede Munsch/SP-X, 19. Januar 2022
SP-X/Köln. Der VW Sharan gehört zu einer aussterbenden Gattung an. Vans sind nicht mehr hip und werden immer weniger als praktisches Familien- oder Freizeitauto gekauft. Der VW-Van ist seit 2010 auf dem Markt, einen Nachfolger wird es wohl nicht geben. Damit werden für Van-Fans gebrauchte Exemplare immer wichtiger. Laut TÜV gibt es aber einiges zu beachten.Karosserie und Innenraum: Der Sharan streckt sich auf eine Länge von 4,85 Metern und bietet Platz für bis zu sieben Personen. Vorne und in der zweiten Reihe geht es luftig zu. Wer auf der optionalen dritten Sitzbank mitfährt, ist entweder gelenkig und schmerzunempfindlich oder noch Kind. Die Variabilität des Innenraums überzeugt. Die drei Einzelsitze im Fond lassen sich umlegen und verschieben, im Gegensatz zum Vorgänger können sie aber nicht mehr ausgebaut werden. Das Kofferraumvolumen in der fünfsitzigen Konfiguration variiert je nach Sitzstellung zwischen 955 und 2.430 Litern, im Siebensitzer stehen noch 300 bis rund 2.300 Liter zum Beladen bereit.Die Bedienung stellt VW-affine Fahrer vor keine Probleme; Schalter, Lenkrad, Drehknöpfe oder Infotainmentsysteme kennt man aus anderen VW-Modellen. Viele Ablagen erleichtern den Alltag. Praktisch sind die hinteren Schiebetüren, die je nach Komfortbedürfnis des Erstkäufers auch elektrisch ihre Dienste verrichten.Das Facelift 2015 sorgte für wenige optische Veränderungen. Rücklichter mit LED-Technik, andere Dekore und Lenkräder machten die wichtigsten Änderungen aus.Motoren und Antrieb: Zum Marktstart lag der Fokus auf Diesel-Motoren. Den bekannten VW-Zweiliter-Selbstzünder gab es in drei Leistungsstufen mit 85 kW/115 PS, 103 kW/140 PS (ab 5/2015: 110 kW/150 PS), 125 kW/170 PS (ab 5/2015: 130 kW/177 PS) und 135 kW/184 PS. Im Schnitt verbrauchen sie zwischen 5 und 6,2 Liter. Die Diesel bieten ordentlich Drehmoment, um den rund 1,9 Tonnen schweren Van auf Touren zu bringen. Zudem lassen sich die Triebwerke mit 150 PS, 177 PS und 184 PS auch mit Allrad kombinieren. Gebrauchtwageninteressenten sollten darauf achten, dass bei den Euro-5-Aggregaten die Software-Aktualisierung im Rahmen des Abgasskandals durchgeführt wurde. Im Sommer 2020 nahm VW die Diesel aus dem Programm.Die Benziner fristeten eher ein unscheinbares Dasein. Sie gibt es mit 1,4 und 2,0 Litern Hubraum und 110 kW/150 PS, 147 kW/200 PS oder 162 kW/220 PS. Der Normverbrauchliegt zwischen 6,4 und 8,4 Litern. 2020 reduzierte VW das Angebot auf den 1.4er mit 150 PS.Für die Kraftübertragung steht neben einem manuellen Sechsganggetriebe für alle Motoren bis auf den Basisdiesel auch ein Doppelkupplungsgetriebe zur Wahl.Ausstattung und Sicherheit: Die drei typischen VW-Linien „Trendline“, „Comfortline“ und „Highline“ bilden auch beim Sharan das Gerüst der Komfortlevel. In der Basisversion fährt der Sharan schon recht ordentlich ausgestattet vor. Einzelsitze im Fond sind genauso Serie wie die zwei Schiebetüren. Klimaanlage und Radio. In den höheren Niveaus kommen noch Leichtmetallfelgen, Dachreling, Leder oder Klimaautomatik dazu. Über die Jahre hatte VW viele Sondermodelle im Programm wie etwa Life, Beach, United oder Allstar. Sie basieren auf dem mittleren Level und bieten einige Extras. Sofern die Erstkäufer die lange Optionsliste des Sharan ausgiebig studiert und goutiert hatten, verfügen die Fahrzeuge auch über Klapptische an den Sitzlehnen, elektrische Heckklappe, beheizbare Vordersitze oder Dreizonen-Klimaanlage. Ebenfalls im Angebot waren seit dem Facelift Spurhaltewarner, Fernlichtautomatik, Abstandsradar und Rückfahrkamera. Beim NCAP-Crashtest erreichte der Familienvan eine Fünf-Sterne-Bewertung.Qualität: Die Fahrt zur TÜV-Hauptuntersuchung (HU) kann bei Sharan-Besitzern leichtes Unbehagen verursachen. Der Van hat durchaus Schwachstellen. Dazu zählt besonders die Achsaufhängung. Die TÜV-Prüfer bemängeln sie bereits ab der ersten HU überdurchschnittlich oft. Auch defekte Federn und Dämpfer sind keine Seltenheit. Dazu kommen fragile Antriebswellen und Rost schon in frühen Jahren. Gebrauchtwagenkäufer sollten diese Problemzonen vor dem Kauf checken lassen, um unliebsame Überraschungen auszuschließen. Wenn das Fahrzeug schon überprüft wird: Ein Blick auf die Bremsscheiben schadet ebenfalls nicht.Fazit: Der Sharan kann Familien und Freizeitsportler mit seinem Raumangebot glücklich machen – sofern das Wunschauto in einem guten technischen Zustand ist. Für ältere Modelle muss man rund 8.000 Euro anlegen, sie weisen oft hohe Laufleistungen auf. Für Sharan-Fahrzeuge, die nach dem Facelift auf den Markt kamen, werden mindestens 15.000 Euro fällig.Gebrauchte Vans können mit Überraschungen aufwarten. Nicht alle sind positiv. Das trifft auch auf den VW Sharan zu.
Fazit
Gebrauchte Vans können mit Überraschungen aufwarten. Nicht alle sind positiv. Das trifft auch auf den VW Sharan zu.
Quelle: Autoplenum, 2022-01-19