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Testbericht

Jürgen Wolff, 2. Juli 2013
Er hat tüchtig abgespeckt, der neue Range Rover Sport - gut 400 Kilo weniger bringt er auf die Waage. Dafür bietet er mehr Agilität und Dynamik.

Für Land Rover ist er der erklärte Leistungssportler unter den Geländegängern der Marke. Eine Runde Nordschleife Nürburgring in sportwagentauglichen 8:35 Minuten; die engen Serpentinen 19,99 Kilometer hinauf auf den legendären, 4.300 Meter hohen Pikes Peak im US-Staat Colorado in 12:35,61 Minuten - stolz verkünden die Markenstrategen immer neue Rekordzahlen. Wer einmal mit dem von acht Zylindern vorangetriebenen SUV unterwegs war, der glaubt gerne, dass solche Rundenzeiten keine Erfindungen der Werbeabteilung sind. Durch Knopfdruck zum Leben erweckt, begrüßt der Motor seine Passagiere erst einmal mit dem typisch tiefen Grollen. Das Gaspedal durchgedrückt - ohne irgendeine Verzögerung schießt der über zwei Tonnen schwere und 4,85 Meter lange SUV los. Bis die 100 km/h-Marke geknackt ist, vergehen gerade mal 5,3 Sekunden - das unterbieten beim Porsche-SUV Cayenne gerade mal die beiden mit 500 PS ähnlich stark motorisierten Turbo-Versionen. Der Vorwärtsdrang hat erst bei 250 km/h ein Ende.

Der kompressorbeatmete V8-Benziner sorgt auch bereits im Flaggschiff der Marke, dem "regulären" Range Rover für Vortrieb. Hier wie da kommt er auf 375 kW/510 PS und liefert ein maximales Drehmoment von 625 Nm ab. Einmal losgelassen macht der Sport-Rover vor nichts und niemandem Halt. Berganstiege, Überholmanöver, Einfädeln in die Autobahn - immer geht der V8 souverän mit den rund 2,3 Tonnen Gewicht des SUV um. Und im Gelände sowieso. Bei der neuen Generation hat Land Rover gegenüber dem Vorgänger 420 Kilogramm Gewicht eingespart. Ein Drittel der Ersparnis geht auf Rechnung des neuen Monocoque aus vernietetem Aluminium, ein weiterer Teil auf das neu entwickelte Leichtbau-Fahrwerk. Die Diät macht sich vor allem bei der deutlich höheren Agilität und Dynamik des Briten bemerkbar und der noch besseren Geländetauglichkeit. Und beim Verbrauch. Land Rover selbst gibt ihn für den V8 mit 12,8 Litern auf 100 Kilometern an. Gar nicht so weit weg von der Realität: Bei einer ersten Tour über rund 300 Kilometer vorwiegend ländlicher Straßen zeigte der Bordcomputer einen Durchschnittsverbrauch von 12,7 Litern an. Erst im Gelände kletterte der Durst kräftig an.

Zugegeben: Der V8-Range Rover macht zwar gewaltig Spaß, ist aber weder ein "vernünftiges" Auto, noch ökologisch sonderlich wertvoll. Entsprechend wird er seine Kunden vor allem auch in den USA, in China oder den Golf-Staaten finden. In europäischen Gefilden wird es eher der Range Rover Sport mit Dieselmotor sein. Den Selbstzünder-V6 mit drei Litern Hubraum wird es in zwei Versionen geben, einmal 190 kW/258 PS und einmal 215/292 PS stark. Beide kommen mit ihrem maximalen Drehmoment von 600 Nm fast an den V8-Benziner heran. Und beide reichen mit ihrer Kraft ebenfalls locker aus, um den Koloss fix auf Touren zu bringen. Nur eben nicht ganz so mühelos wie der V8. Und mit einem Spurtvermögen von 0 auf 100 km/h in 7,6, bzw. 7,2 Sekunden nicht ganz so gewaltig. Der Antritt ist nicht so brachial wie beim Benziner und auch die Gasannahme nicht so direkt und unvermittelt. Dafür kommen sie zumindest offiziell mit 7,6 bzw. 7,2 Litern Diesel auf 100 km aus.

Der Range Rover Sport ist ein (fast) perfekter Reisewagen. Auch sehr lange Distanzen lassen sich in ihm entspannt und lässig zurücklegen. Die bequemen Sitze sind vielfältig einstellbar, die hohe Sitzposition verschafft eine ausgezeichnete Sicht. Wind- und Karosseriegeräusche dringen kaum in das Wageninnere und auch die Triebwerke werden nie unangenehm laut - der Geräuschdämmung haben sich die Ingenieure offensichtlich mit besonderer Hingabe gewidmet. Die Lenkung ist mit 2,8 Umdrehungen von Anschlag zu Anschlag direkt und präzise, das 8-stufige Automatikgetriebe aus dem Hause ZF schaltet praktisch ohne jede Zugkraftunterbrechung - dass sich gerade was getan hat, merkt man allenfalls am veränderten Klang des Motors. Das Fahrwerk bügelt souverän fast jede Fahrbahnunebenheit glatt. Längs- und Quersperren sorgen für optimale Traktion in Kurven und dafür, dass der Wagen sauber und gelassen seine Bahn zieht.

Hinten ist ausreichend Platz für zwei, zur Not auch für drei Passagiere. Gegen 1.700 Euro Aufpreis bietet Land Rover zwar eine dritte Sitzreihe an - zumutbar ist sie aber wie üblich allenfalls Kindern und auch dann nur für kurze Strecken. Mit 784 Litern ist das Kofferraumvolumen deutlich größer als etwa bei der M-Klasse von Mercedes. Durch das Umklappen der Rückbank lässt sich das Ladevolumen beim Range Rover Sport relativ einfach auf bis zu 1.761 Liter erweitern. Der Range Rover Sport wäre also perfekt für den Alltag - wenn es da nicht doch noch ein ziemlich unerfreuliches Ärgernis gäbe: die inklusive Außenspiegel satten 2,22 Meter Fahrzeugbreite. Dass dies in deutschen Autobahnbaustellen praktisch einem Überholverbot gleichkommt, lässt sich dabei noch am ehesten verschmerzen. Schlimmer ist, dass er damit in kaum einen genormten Parkplatz passt.

Keine Schwächen leistet sich der Range Rover Sport wie zu erwarten im Gelände. 546 mm Achsverschränkung, ein Böschungswinkel vorne von 33 und hinten von 31 Grad, ein Rampenwinkel von 27 Grad, dazu eine Bodenfreiheit von vorne 278 und hinten 291 mm - all das sind ebenso Spitzenwerte wie die auf 850 mm erhöhte Wattiefe. Auch im Gelände hilft mittlerweile viel Elektronik beim Durchkommen: Das Terrain Response 2-System sorgt für die Steuerung aller Systeme, dazu kommen Bergab- und Berganfahrhilfe, Wankneigungskontrolle, eine dynamische Stabilitätskontrolle, elektronische Traktionskontrolle und mehr.

Neu ist das "Wade Sensing": Dabei prüfen Sensoren in den Außenspiegeln etwa bei Bachdurchfahrten die Wassertiefe und geben über eine optische Darstellung auf dem Bildschirm des Navigationscomputers und akustisch gegebenenfalls eine Warnung, wenn es zu tief wird. Die digitalen Anzeigen im Armaturenbrett bieten auch eine Reihe weiterer Optionen: Beispielsweise wird im Gelände der Geschwindigkeitsbereich blau hinterlegt, in dem man sich bei den aktuellen Einstellungen bewegen kann. Verschlammte Waldwege, felsige Pfade, Bachläufe, abenteuerliche Steigungen und Bergabfahrten - alles kein Problem für den Ranch Rover Sport.

In der preiswertesten Version mit dem V6-Turbodiesel ist man ab 59.600 Euro dabei, für den V8-Benziner muss man mindestens 88.300 Euro anlegen. Da ungefähr fängt das Preisgefüge des großen Bruders Range Rover mit dem gleichen Dieselmotor zum Einstiegspreis von 89.100 Euro erst an. Und mit dem V8 muss man da gar mindestens 113.600 Euro anlegen.
Testwertung
3.5 von 5

Quelle: Autoplenum, 2013-07-02

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