Praxistest: Mercedes-Benz E 280 CDI - Leere Hutablage
Testbericht
Wie sich die Zeiten ändern. Es ist noch nicht lange her, da wurde ein Mercedes-Diesel mit einer spießig bestückten Hutablage assoziiert. Heute stehen die Selbstzünder für High-Tech, sparsamen Verbrauch und Edel-Image.
Es ist längst üblich, dass man nicht immer das bekommt, was außen draufsteht. Auf dem Heck der Test-E-Klasse prangt links der Schriftzug E 280, rechts ist CDI zu lesen. Das ist etwas untertrieben: Unter der unspektakulären Fronthaube gibt es aber gleich knappe drei Liter Hubraum. Und 190 PS. Als die Mercedes-Benz-Entwicklungsabteilung vor Jahren den Grundstein für neue Diesel-Aggregate legte, stand schnell fest: In Zukunft wird sich viel in der Drei-Liter-Liga abspielen. Die neue Motorengeneration sollte in nahezu alles montierbar sein, was einen Mercedes-Stern trägt. So können sich auch R, C, E, ML, S, CLK oder CLS über die drehmomentstarken Dreiliter-Aggregate freuen, die mit der Verkaufsbezeichnung 280 oder 320 unterwegs sind.
Im Gegensatz zu dem 224 PS starken E 320 CDI muss der 280er mit einer paar Pferdchen weniger auskommen. Trotzdem erntet er gerade auf der Autobahn viele neidische Blicke. Das liegt weniger am dynamischen Auftritt oder dem zeitlosen Design, das sich auch nach der optisch dünnen Modellpflege in den Köpfen festgesetzt hat.
Doch der kleine Schriftzug E 280 CDI lässt alle die ein paar Sekunden träumen, die auf mit dem Volumenmodell E 220 CDI unterwegs sein müssen. Der bekam durch die letzte Überarbeitung zwar eine Leistungsspritze auf 125 kW/170 PS, muss aber mit 2,2 Litern und akustisch deutlich präsenteren vier Zylindern auskommen. Auch sein Fahrleistungen reichen zwar allemal aus - doch welcher 220er-Kunde würde nicht auch lieber leise säuselt mit sechs Zylindern durch die Innenstadt cruisen? Dazu muss es schon ein 280er sein. Die große Stärke des E 280 CDI ist nicht die Leistungsentfaltung. Da bietet der E 320 CDI deutlich eindrucksvollere Beschleunigungswerte. Es ist vielmehr die Laufruhe der sechs V-förmig angeordneten Töpfe. In denen geschieht die Verbrennung des zähen Treibstoffes deutlich dezenter als bei seinem vierzylindrigen Bruder, dem Liebling aller Kilometerfresser. Die Kombination aus moderner Commonrail-Technik, 140 kW/190 PS und der überzeugend abgestuften Siebengang-Automatik lässt erst gar keinen Gedanken an eine Limousine der Luxusklasse verschwenden. Der Tatendrang des E 280 CDI hat erst bei 240 km/h ein Ende. Und wohl nur wenige dürften sich in dieser Klasse für das Spurtvermögen auf Tempo 100 in weniger als acht Sekunden interessieren. Eher schon dafür, dass die 440 Nm maximales Drehmoment bereits ab 1.400 Touren anliegen.
Der 280er bietet von allem mehr als genug und beeindruckt zudem noch mit einem gezügelten Durst. Auch bei schnellem Autobahntempo und nervigem Stadtverkehr hält sich der Verbrauch in einem erträglichen Rahmen. Mit knapp neun Litern Diesel auf 100 Kilometern kommt man immer aus - weitgehend egal, wie fix man unterwegs ist. Auch wenn man es dem 4,85 Meter langen Prestigemobil nicht ansieht: Man kann ihm einiges abverlangen. Das Fahrwerk lässt sich mit und ohne ESP nie aus der Ruhe bringen. Man ist komfortabler und sanfter als in einem 5er BMW oder einem Audi A6 unterwegs. Dabei zeigt sich das Fahrwerk des 1,7 Tonnen schweren Hecktrieblers gerade mit der optionalen Airmatic absolut auf der Höhe. Leichte Abstriche muss man aber bei der etwas unpräzisen Lenkung machen - und wenn es über grobe Querfugen geht.
Wer will, kann dieser E-Klasse zwar kräftig die Sporen geben. So recht passt das aber nicht zum Image der Stuttgarter Paradelimousine und deren betont betulichen Ausstrahlung. Die kommt in dem mittelblau-metallic unseres Testwagens besonders stark zur Geltung und ruft gelegentlich Erinnerungen an mit eingehäkelten Klorollen bestückte Hutablagen und das Metzger-Image vergangener Jahrzehnte hervor. Ein Blick auf die übersichtlichen Instrumente, die sehr guten Ledersitze und die Bildschirmnavi holt einen zurück in die längst weniger betuliche Realität. Bei der E-Klasse der Serie 211 ist alles an seinem Ort. Die Instrumente lassen sich vorbildlich ablesen, die exzellente Innenraumbeleuchtung sucht - vor allem bei Dunkelheit - ihresgleichen.
Viele kritisieren das etwas müde Design des Interieurs. Doch man fühlt sich auf Anhieb wohl und vermisst allenfalls den letzten Pfiff. Wenn es überhaupt etwas zu mäkeln gibt, dann ist das wohl die übergroße Analoguhr, die - gleichrangig neben Tacho, Multifunktionsanzeige und Drehzahlmesser - unnötigen Platz verbraucht. Auch den links in den Dachhimmel ragende Lenkstockhebel für den Tempomaten kennt man so schon aus den 70er Jahren hier wäre vielleicht mal eine Überarbeitung fällig.
Das Platzangebot in der ersten und zweiten Reihe liegt klassenüblich auf hohem Niveau. Zwar lässt sich die Rückbank umklappen und der Kofferraum von bereits eindrucksvollen 540 Litern nochmals vergrößern - doch die hinteren Kopfstützen lassen sich nicht verstellen und sind für groß gewachsene Personen zu klein. Für zwei handvoll Euro sollte man sich die elektrische Heckklappeöffnung gönnen. Die erweist sich nicht nur beim Großeinkauf als Segen, wenn sie überflüssige Anstrengungen und eingeklemmte Milchtüren erspart. Wer will und die Lücken auf dem eigenen Girokonto verschmerzt, kann den E 280 CDI wie eine Luxuslimousine ausstaffieren. Doch nahezu alles, was Spaß macht und praktisch ist, darf extra geordert werden. Beheizte und belüftete Ledersitze, eine partielle Luftfederung oder einen Abstandstempomaten muss man teuer bezahlen - und genießt nicht nur auf Langsrecken letztlich doch all die Annehmlichkeiten. Mercedes wäre nicht Mercedes, wenn in punkto Individualisierung, Komfort und Sicherheit nicht nahezu alles machbar wäre.
Dann hat es sich jedoch mit dem Einstandspreis von 41.238 Euro für einen E 280 CDI. Wer Annehmlichkeiten will, muss die Stuttgarter Luxussteuer bezahlen. Ein 280er Elegance mit Siebengang-Automatik sollte es schon sein. Und wer möchte in einer solch herrlich unspektakulären Oberklasselimousine schon ohne solche Selbstverständlichkeiten wie Xenonlicht, edle Lederstühle oder Bildschirmnavigationssystem unterwegs sein? Wem auch das noch nicht reicht: Den E 280 CDI gibt es auch als 4matic-Version ab 46.168 Euro.
Es ist längst üblich, dass man nicht immer das bekommt, was außen draufsteht. Auf dem Heck der Test-E-Klasse prangt links der Schriftzug E 280, rechts ist CDI zu lesen. Das ist etwas untertrieben: Unter der unspektakulären Fronthaube gibt es aber gleich knappe drei Liter Hubraum. Und 190 PS. Als die Mercedes-Benz-Entwicklungsabteilung vor Jahren den Grundstein für neue Diesel-Aggregate legte, stand schnell fest: In Zukunft wird sich viel in der Drei-Liter-Liga abspielen. Die neue Motorengeneration sollte in nahezu alles montierbar sein, was einen Mercedes-Stern trägt. So können sich auch R, C, E, ML, S, CLK oder CLS über die drehmomentstarken Dreiliter-Aggregate freuen, die mit der Verkaufsbezeichnung 280 oder 320 unterwegs sind.
Im Gegensatz zu dem 224 PS starken E 320 CDI muss der 280er mit einer paar Pferdchen weniger auskommen. Trotzdem erntet er gerade auf der Autobahn viele neidische Blicke. Das liegt weniger am dynamischen Auftritt oder dem zeitlosen Design, das sich auch nach der optisch dünnen Modellpflege in den Köpfen festgesetzt hat.
Doch der kleine Schriftzug E 280 CDI lässt alle die ein paar Sekunden träumen, die auf mit dem Volumenmodell E 220 CDI unterwegs sein müssen. Der bekam durch die letzte Überarbeitung zwar eine Leistungsspritze auf 125 kW/170 PS, muss aber mit 2,2 Litern und akustisch deutlich präsenteren vier Zylindern auskommen. Auch sein Fahrleistungen reichen zwar allemal aus - doch welcher 220er-Kunde würde nicht auch lieber leise säuselt mit sechs Zylindern durch die Innenstadt cruisen? Dazu muss es schon ein 280er sein. Die große Stärke des E 280 CDI ist nicht die Leistungsentfaltung. Da bietet der E 320 CDI deutlich eindrucksvollere Beschleunigungswerte. Es ist vielmehr die Laufruhe der sechs V-förmig angeordneten Töpfe. In denen geschieht die Verbrennung des zähen Treibstoffes deutlich dezenter als bei seinem vierzylindrigen Bruder, dem Liebling aller Kilometerfresser. Die Kombination aus moderner Commonrail-Technik, 140 kW/190 PS und der überzeugend abgestuften Siebengang-Automatik lässt erst gar keinen Gedanken an eine Limousine der Luxusklasse verschwenden. Der Tatendrang des E 280 CDI hat erst bei 240 km/h ein Ende. Und wohl nur wenige dürften sich in dieser Klasse für das Spurtvermögen auf Tempo 100 in weniger als acht Sekunden interessieren. Eher schon dafür, dass die 440 Nm maximales Drehmoment bereits ab 1.400 Touren anliegen.
Der 280er bietet von allem mehr als genug und beeindruckt zudem noch mit einem gezügelten Durst. Auch bei schnellem Autobahntempo und nervigem Stadtverkehr hält sich der Verbrauch in einem erträglichen Rahmen. Mit knapp neun Litern Diesel auf 100 Kilometern kommt man immer aus - weitgehend egal, wie fix man unterwegs ist. Auch wenn man es dem 4,85 Meter langen Prestigemobil nicht ansieht: Man kann ihm einiges abverlangen. Das Fahrwerk lässt sich mit und ohne ESP nie aus der Ruhe bringen. Man ist komfortabler und sanfter als in einem 5er BMW oder einem Audi A6 unterwegs. Dabei zeigt sich das Fahrwerk des 1,7 Tonnen schweren Hecktrieblers gerade mit der optionalen Airmatic absolut auf der Höhe. Leichte Abstriche muss man aber bei der etwas unpräzisen Lenkung machen - und wenn es über grobe Querfugen geht.
Wer will, kann dieser E-Klasse zwar kräftig die Sporen geben. So recht passt das aber nicht zum Image der Stuttgarter Paradelimousine und deren betont betulichen Ausstrahlung. Die kommt in dem mittelblau-metallic unseres Testwagens besonders stark zur Geltung und ruft gelegentlich Erinnerungen an mit eingehäkelten Klorollen bestückte Hutablagen und das Metzger-Image vergangener Jahrzehnte hervor. Ein Blick auf die übersichtlichen Instrumente, die sehr guten Ledersitze und die Bildschirmnavi holt einen zurück in die längst weniger betuliche Realität. Bei der E-Klasse der Serie 211 ist alles an seinem Ort. Die Instrumente lassen sich vorbildlich ablesen, die exzellente Innenraumbeleuchtung sucht - vor allem bei Dunkelheit - ihresgleichen.
Viele kritisieren das etwas müde Design des Interieurs. Doch man fühlt sich auf Anhieb wohl und vermisst allenfalls den letzten Pfiff. Wenn es überhaupt etwas zu mäkeln gibt, dann ist das wohl die übergroße Analoguhr, die - gleichrangig neben Tacho, Multifunktionsanzeige und Drehzahlmesser - unnötigen Platz verbraucht. Auch den links in den Dachhimmel ragende Lenkstockhebel für den Tempomaten kennt man so schon aus den 70er Jahren hier wäre vielleicht mal eine Überarbeitung fällig.
Das Platzangebot in der ersten und zweiten Reihe liegt klassenüblich auf hohem Niveau. Zwar lässt sich die Rückbank umklappen und der Kofferraum von bereits eindrucksvollen 540 Litern nochmals vergrößern - doch die hinteren Kopfstützen lassen sich nicht verstellen und sind für groß gewachsene Personen zu klein. Für zwei handvoll Euro sollte man sich die elektrische Heckklappeöffnung gönnen. Die erweist sich nicht nur beim Großeinkauf als Segen, wenn sie überflüssige Anstrengungen und eingeklemmte Milchtüren erspart. Wer will und die Lücken auf dem eigenen Girokonto verschmerzt, kann den E 280 CDI wie eine Luxuslimousine ausstaffieren. Doch nahezu alles, was Spaß macht und praktisch ist, darf extra geordert werden. Beheizte und belüftete Ledersitze, eine partielle Luftfederung oder einen Abstandstempomaten muss man teuer bezahlen - und genießt nicht nur auf Langsrecken letztlich doch all die Annehmlichkeiten. Mercedes wäre nicht Mercedes, wenn in punkto Individualisierung, Komfort und Sicherheit nicht nahezu alles machbar wäre.
Dann hat es sich jedoch mit dem Einstandspreis von 41.238 Euro für einen E 280 CDI. Wer Annehmlichkeiten will, muss die Stuttgarter Luxussteuer bezahlen. Ein 280er Elegance mit Siebengang-Automatik sollte es schon sein. Und wer möchte in einer solch herrlich unspektakulären Oberklasselimousine schon ohne solche Selbstverständlichkeiten wie Xenonlicht, edle Lederstühle oder Bildschirmnavigationssystem unterwegs sein? Wem auch das noch nicht reicht: Den E 280 CDI gibt es auch als 4matic-Version ab 46.168 Euro.
Quelle: Autoplenum, 2008-01-28
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