Neue Chrysler-Modelle - Weltenbummler
Der klassische Kombi hat in den USA keine Chance mehr, doch der Minivan ist als Fahrzeugklasse noch lange nicht erledigt. Die Schwestermodelle Chrysler Voyager und Dodge Caravan zum Beispiel sind Bestseller und können sich gegen Konkurrenten wie Honda Odyssey oder Toyota Sienna behaupten. In Kanada mit seiner stark wachsenden Bevölkerung ist der Caravan gar der meistverkaufte Minivan überhaupt. Selbst VW macht sich das bewährte Konzept des siebensitzigen Vans zunutze und verkauft ihn mit einigen Änderungen in den USA als VW Routan. In Deutschland dagegen firmiert der Chrysler unter dem Namen Grand Voyager.
Nun hat Chrysler, mittlerweile Teil des Fiat-Konzerns, erste Informationen zum Modelljahr 2011 veröffentlicht. Der Voyager, der in den USA traditionell unter dem Namen Town County verkauft wird, bekommt ein Facelift mit einem breiteren Chrom-Grill und schmalen Lufteinlässen unter der Stoßstange. Chrysler verspricht Qualitätsverbesserungen im Innenraum und zahlreiche neue Ausstattungsdetails. Dazu zählen ein serienmäßiger Assistent zur Warnung vor Autos im toten Winkel, ein DVD-System samt Fernsehempfang per Satellit mit 20 verschiedenen Kanälen, Sprachsteuerung fürs Radio sowie ein überarbeiteter Innenraum mit variabler Mittelkonsole und neuem Instrumentenbrett.
In Zusammenarbeit mit Fiat wird Chryslers Motorenpalette umgekrempelt. Der Town Country hat den neu entwickelten Pentastar-V6-Benzinmotor mit 283 PS und Sechsgangautomatik unter der Haube. In Europa dürften als Motorisierung des Vans eher die beiden 2,2 und 2,8 Liter großen Dieselmotoren in Frage kommen, die Jeep auf dem Pariser Automobilsalon zeigen wird. Der aufgefrischte Town Country kommt noch im vierten Quartal 2010 auf den nordamerikanischen Markt. Er läuft im kanadischen Windsor vom Band.
Mit zeitlicher Verzögerung kommt der Schiebetüren-Van auch nach Deutschland. Eine offizielle Bestätigung gibt es bei Chrysler dafür noch nicht, doch aus Firmenkreisen ist zu erfahren, dass der Grand Voyager wahrscheinlich im zweiten Quartal 2011 unter dem Lancia-Label den europäischen Markt erobern wird. Den Modellnamen Grand Voyager soll das Auto behalten. Der Van wäre gleichzeitig der inoffizielle Nachfolger für den Lancia Phedra.
Neben seinem Van-Klassiker wird Chrysler auch ein neues Modell namens Chrysler 200 auf den Markt bringen, das die Mittelklasselimousine Sebring ersetzt. Die ersten Teaser-Fotos zeigen noch nicht viel, doch es steht zu vermuten, dass der 200 eher eine Weiterentwicklung des Sebring ist als ein völlig neues Modell. Der Konzern spricht in seiner Pressemitteilung von innovativen Technologien und Sicherheitssystemen. Der Wagen hat LED-Rückleuchten und trägt das neue dezente Firmenlogo auf dem Grill. Vom Band rollt das Auto im US-Bundesstaat Michigan. Auch für eine europäische Lancia-Limousine auf Basis des Chrysler 200 stehen die Chancen gut: Der Wagen würde die Lücke zwischen dem kompakten Lancia Delta und dem großen Chrysler / Lancia 300 C füllen.
Während die Marke Lancia also bald stark amerikanisiert wird, beginnt der Modell-Transfer in umgekehrter Richtung bescheiden. Zwar bekommen die neuen Modelle des Jeep Wrangler und Jeep Grand Cherokee deutlich effizientere Motoren, doch mit dem Export von Europa-Modellen in die USA sind die Italiener vorsichtig – nicht zuletzt deshalb, weil sich Fiat dort in den 70er und 80er Jahren kein gutes Image erworben hat. Den Anfang macht in Kürze der Fiat 500, dessen US-Version sich in einigen Details vom Europa-Modell unterscheidet. Der Fiat 500 Sport hat eine an die Abarth-Modelle erinnernde Frontmaske mit einem großen Lufteinlass und separaten Nebelscheinwerfer-Einfassungen. Ungewohnt, aber in den USA obligatorisch sind die kleinen Seitenmarkierungsleuchten an den Kotflügeln.
Der amerikanische Cinquecento bekommt optional ein großes Panorama-Schiebedach namens SkyDome und wird von Fiats 1,4-Liter Multiair-Benzinmotor angetrieben. Das Cabrio folgt im Frühjahr 2011. Zum Preis hat Chrysler noch keine Angaben gemacht, doch da in den USA selbst Kompaktlimousinen wie Toyota Corolla, Ford Focus oder VW Jetta umgerechnet keine 14.000 Euro kosten, werden sich europäische Preise für den kleinen Italiener kaum durchsetzen lassen. Fiat muss sich erst ein neues Image im Land der unbegrenzten Möglichkeiten aufbauen – und dürfte hoffen, dass der Cinquecento in den USA ein Kultauto wird, wie es dort einst der VW Käfer war.
Quelle: Autoplenum, 2010-09-15
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