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Testbericht

Stefan Grundhoff, 1. Juli 2016
Bei den Allradlegenden gibt es nicht nur G-Klasse, Land Cruiser und Defender. Keiner schaffte die Symbiose aus Klettermaxe und Luxusmobil für härteste Einsätze so früh wie der Mitsubishi Pajero. Doch der stolze Japaner ist etwas in die Jahre gekommen.

Anfang der 80er Jahre war von Sport-Utility-Vehicles in Europa noch nichts zu hören und abseits des Range Rover Voque war von einem Hochsitz auch kein Spagatkünstler zwischen Geländewagen und Luxusmodell zu erspähen. Doch als der Mitsubishi Pajero 1982 aus den asiatischen Gehölz kroch, horchte die Automobilwelt nicht nur wegen der spektakulären Erfolge bei härtesten Offroadrallyes oder dem wenig glücklichen Namen auf. Da das spanische Wort "Pajero" wenig fein umschreibt, was man ungern laut zu einem anderen sagt, bekam der Geländewagen auf manchen Märkten alternative Modellbezeichnungen wie Mongero, Raider oder Shogun. An seinem Erfolg hat das weltweit nichts geändert. Wer sich einen Pajero kauft, kommt nahezu überall hin - und das zu einem fairen Preis bequemer als mit vielen anderen. Der Japaner bietet mehr als einen rustikalen Aufbau, Allradantrieb, Untersetzung und Sperren, sondern seit seiner ersten Generation ein gehöriges Maß an Komfort und je nach Ausstattungsvariante auch Luxus. So gab es beheizte Ledersitze, Holzintarsien oder elektrische Sitzverstellungen als die meisten Konkurrenten noch mit Kunststoffstühlen durch Wald und Flur krochen.

Seine Qualitäten haben sich im Laufe der vergangenen knapp 35 Jahre nicht geändert, doch die Konkurrenz hat deutlich zugelegt; sich jedoch zumeist auch in andere Preisregionen verabschiedet. SUV sind ein Massentrend geworden und die einstigen Nutzfahrzeuge Mercedes G-Klasse, Toyota Land Cruiser 200 oder der jüngst ausgelaufene Land Rover Discovery bevölkern längst mehr Flaniermeilen in Beverly Hills, München oder Dubai denn, dass sie im ernsthaften Geländeeinsatz abseits befestigter Straßen wären. Der Mitsubishi Pajero wurde so auf den meisten Märkten rechts wie links überholt und hat sich mit seinen unveränderten Offroad-Qualitäten anders als in den 80er und frühen 90er Jahren nunmehr in der dritten Reihe eingruppiert. Er war und ist nie ein Blender, denn sein Design ist bei allen Modellpflegen urwüchsig geblieben und der Aufbau bietet alle Dreingaben, die ein echter Geländewagen braucht, um nicht im unwegsamen Geläuf zu scheitern.

Vorbei sind die Zeiten, in denen es den Mitsubishi Pajero auch mit kraftvollen V6-Benzinern gab - leider. Hierzulande hat der Kunde keine Wahl - egal, ob er sich für den 4,90 Meter langen Fünftürer oder die nutzfahrzeuggeneigte Variante mit kurzem Radstand und nur drei Einstiegen entscheidet. Der 3,2 Liter große Vierzylinder leistet 140 kW / 190 PS und stattliches Drehmoment von 441 Nm bei 2.000 U/min. Während die Konkurrenz in dieser Liga auf deutlich laufruhigere sechs oder gar acht Brennkammern setzt, ist der Commonrail-Vierzylinder mit seiner Euro6-Einstufung zwar modern, aber rauh und etwas grobschlächtig. Nicht, dass seine Fahrleistungen mit 0 auf 100 km/h in elf Sekunden oder eine Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h unzureichend wären, doch wer auf den edlen, aber recht konturlosen und zu hoch positionierten Ledersitzen der Topversion Platz genommen hat, wünscht sich nicht nur beim Kaltstart eine bessere Motordämmung und zwei Brennkammern mehr. Der mit 3,2 Litern Hubraum ungewöhnlich große Vierzylinder würde deutlich besser in ein reines Nutzfahrzeug passen, denn auch wenn die Laufruhe des Triebwerks im Laufe der vergangenen Jahre besser geworden ist, sollte man in dieser Liga mehr Souveränität und eine weichere Kraftentfaltung bieten.

Dabei ist es nicht das rau laufende Vierzylinder allein, der ein paar Jahre zu spät in einem Auto verbaut ist. Im Fahrbetrieb wird schnell deutlich, dass auch die Fünfgang-Automatik ihre besten Einsatzzeiten schon ein paar Jahre überschritten hat. Eine modernere Getriebeautomatik mit sechs oder acht Stufen täte sich im Fahrbetrieb auf oder abseits fester Untergründe deutlich leichter, die Schwächen des Motors auszugleichen. Doch fehlt gerade in mittleren und höheren Tempi schon einmal ein Gang, um schnell oder effizient zwischenzuspurten. Daran ändern auch 190 PS und 441 Nm maximales Drehmoment nicht viel, denn auch hier ist man gerade in der Liga kraftvoller Dieseltriebwerke mit deutlich mehr Leistung unterwegs. Ein Leergewicht von 2,4 Tonnen will eben auch bewegt werden. Der Normverbrauch von 9,3 Litern Diesel wurde im Praxistest mit 11,5 Litern in einem akzeptablen Rahmen übertroffen. Viel weniger ist von einem solchen Koloss nicht zu erwarten.

Das ändert jedoch nichts daran, dass der Pajero im Alltagsbetrieb ebenso gefällt wie seine Vorgängergenerationen. Die Lenkung ist präzise und die rustikale Federung mit Einzelradaufhängung an Doppel-Dreieckslenkern inklusiv Schraubenfedern vorn und einer Mehrlenker-Einzelradaufhängung mit Schraubenfedern hinten zeigt sich alles andere als unkomfortabel. Der Pajero macht eben kein Hehl daraus, dass er ein echter Geländewagen ist, der mehr kann, als über einen seichten Feldweg zu hoppeln. Der hohe Schwerpunkt macht sich bei flotter Gangart dabei weniger unangenehm bemerkbar, als erwartet. Die breite Spur und die serienmäßigen 18-Zöller sorgen gerade in Kurven für einen vergleichsweise soliden Stand und keine Überraschungen im Grenzbereich.

Das Platzangebot im Innern ist großzügig und wer will kann den 663 Liter großen Laderaum entweder auf 1.789 Liter erweitern oder zwei Notsitze als dritte Sitzreihe ausklappen. Wenn die üppigen 645 Kilogramm Zuladung nicht reichen, können 3,5 Tonnen per Abschlepphaken gezogen werden. Typisch Mitsubishi gibt es keine nach oben öffnende Heckklappe, sondern eine üppig dimensionierte Hecktür, die wenig handlich zur Seite schwingt. Gerade in der zweiten Reihe sitzt es sich auch für Erwachsene bequem, wenngleich auch hier mehr Kontur den einzelnen Sitzgelegenheiten guttun würde. Für Reisekomfort sorgen unter anderem elektrische / beheizte Ledersitze, Klimaautomatik, Tempomat oder Rückfahrkamera. Seinen betagten technischen Stand merkt man dem Mitsubishi Pajero 3.2 Di-D nicht nur durch Motor und Getriebe oder die antiquierte Hecktür sondern auch durch eine Bordcomputer im Armaturenbrett an, der an die späten 80er Jahre erinnert.

Der Basispreis für den Mitsubishi Pajero 3.2 Di-D als Fünftürer liegt bei 35.990 Euro. Die Variante Top mit Komplettausstattung kostet überaus faire 46.990 Euro; bietet abseits von einigen Außen- und zwei Innenfarben jedoch allzu wenige Möglichkeiten zur Individualisierung. Bei den Fahrerassistenzsystemen ist der Pajero ebenfalls ein paar Jahre zurück. Außer ESP, Bergabfahrhilfe und einer Rückfahrkamera sieht es in der Ausstattungsliste dünn aus. Doch echte Pajero-Fans dürfte das kaum beindrucken. Sie lieben Platzangebot, Komfort und Allrad-Zugkraft. Der Rest ist Nebensache - wenn überhaupt.
Technische Daten
Antrieb:Allradantrieb
Getriebe:Fünfgang-Automatik
Motor Bauart:Vierzylinder Commonrail-Diesel
Hubraum:3200
Drehmoment:441 Nm bei 2000 UPM
Preis
Neupreis: 46990 € (Stand: 2016-07-01)
Testwertung
3.5 von 5

Quelle: Autoplenum, 2016-07-01

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