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Testbericht

Sebastian Viehmann, 8. März 2011
Im SLK wird das Dach auf Knopfdruck zur Sonnenbrille. Unter freiem Himmel betütteln dafür Nackenheizung und allerlei Helferlein den Piloten – dabei soll Daimlers Roadster doch wieder ein Männerauto werden.

Ist die Brieftasche nicht dick genug für einen SLS AMG? Dann bietet sich der zweitschönste Sportwagen mit Stern an. Dass der neue SLK mit seiner bullig-breiten Front stark an den SLS erinnert, haben die Designer einkalkuliert. Männlich soll der Roadster wirken und sein Image vom Schönwetterauto für die Damenwelt – der weibliche Kundenanteil liegt bei 40 Prozent – abschütteln.

Die Sitzposition ist schon mal vielversprechend. Das unten abgeflachte Lenkrad liegt perfekt in den Händen, man parkt in den straffen Sitzen fast über der Hinterachse. Motorhaube und Kotflügel des 4,1 Meter langen Roadsters bestehen aus Aluminium, ein rechtes Leichtgewicht ist der SLK mit 1,5 Tonnen aber nicht. Ein kleiner Lademeister dafür schon: 335 Liter Gepäck schluckt der Wagen bei offenem Verdeck, bei geschlossenem immerhin noch 225 Liter.

Der Clou ist das durchsichtige Klappdach namens „Magic Sky Control“. In dem Mineralglas befinden sich elektrisch erregbare Nanopartikel. Auf Knopfdruck fließt eine Spannung, das Glasdach verdunkelt sich. Schien eben noch das Tageslicht schon etwas gedämpft, aber in natürlichen Farben auf die Insassen, schrumpft die Sonne nun zum kleinen hellen Fleck mit bläulicher Aura. Das 2380 Euro teure Dach filtert bis zu 80 Prozent der UV-Strahlung aus dem Sonnenlicht.

Das SLK-Variodach gibt es auch ganz ohne Magie mit gewöhnlichem Glaseinsatz oder einfach nur lackiert. Der Schalter zum Öffnen und Schließen ist auf der Mittelkonsole unter einem Kläppchen verborgen. Wenn man den Infrarot-Autoschlüssel in die Nähe der Fahrertür bringt und drückt, legt der SLK seinen Strip ferngesteuert hin. Das dauert etwa 20 Sekunden.Leider lässt sich das Dach nicht während der Fahrt bedienen. Es funktioniert nur im Stand oder bei quälend langsamer Schrittgeschwindigkeit. Technisch wäre die Öffnung während der Fahrt möglich, das Problem ist genau wie beim BMW Z4 ein rechtliches: Die dritte Bremsleuchte muss während der Fahrt stets sichtbar sein.

Der dynamische Auftritt des SLK verspricht nicht zuviel. Wer Spaß haben will, sollte den großen Vierzylinder mit 204 PS (SLK 250) oder den 306 PS-Sechszylinder (SLK 350) wählen. Vor allem der V6 lässt die Nackenhärchen erzittern. Der Sechszylinder mit 3,5 Litern Hubraum und einem maximalen Drehmoment von 370 Newtonmetern macht den SLK durch seinen Sound und die großen Kraftreserven zu einem souveränen Überholer und katapultiert ihn dazu noch in 5,6 Sekunden von 0 auf 100 Km/h.

Der V6 ist serienmäßig mit einer Siebengangautomatik kombiniert. Die schaltet sehr kommod, ist aber beim Kickdown zu träge. Effektiver ist es, mit den Schaltwippen zu hantieren und so für die passenden Drehzahlen zu sorgen. Angenehm: Wenn man außerhalb des manuellen Modus die Wippen benutzt, springt das Getriebe nach dem Schalten wieder in den automatischen Modus zurück.

Der SLK jagt mit seiner verwindungssteifen Karosse ohne jedes Knarzen um die Kurven. Das volle Programm gibt es aber nur gegen Aufpreis, denn erst mit Sportfahrwerk oder zumindest mit dem Dynamikpaket fürs Fahrwerk wird der Benz ein wirklich knackiges Auto. Der Unterschied zwischen Komfort- und Sportmodus ist deutlich spürbar.Fast noch wichtiger für die Kurvenjagd ist die Direktlenkung, die im Paket enthalten ist. „Im Sportmodus ziehen wir den Lenkwinkel um etwa zehn Grad an“, erklärt SLK-Entwickler Jürgen Weissinger. Auf der Autobahn ist dagegen der normale Modus besser, weil sonst die Lenkung etwas nervös wirkt.

Offen ist natürlich der bevorzugte Fahrzustand im SLK. Mit hochgefahrenen Seitenscheiben lässt es sich selbst bei Autobahntempo noch aushalten, bei komplett versenkten Scheiben zieht es schnell wie Hechtsuppe. Gegen Aufpreis wärmt der „AirScarf“ den Nacken. Das Gebläse sitzt unter der integrierten Kopfstütze. Es bettet den Nacken in ein warmes Luftkissen. In der höchsten Stufe hört sich das Gebläse an wie ein ganz leiser Fön.Überhaupt kann man den SLK mit einer großen Betüttelungs-Maschinerie aufrüsten. Zur Verfügung stehen zum Beispiel der Abstandsregeltempomat Distronic Plus mit automatischer Notbremsung, die Verkehrszeichenerkennung per Kamera oder ein adaptives Lichtsystem für die Scheinwerfer. Bei der Serienausstattung zeigen sich die Stuttgarter halbwegs spendabel. Beim letzten SLK waren nicht einmal Radio und Klimaanlage im Basispreis mit drin, diese Blöße gibt sich Mercedes beim neuen Modell nicht mehr. Auch die angenehme Start-Stopp-Automatik ist bei allen SLK an Bord. Die lange Aufpreisliste wird trotzdem dafür sorgen, dass die meisten Roadster nicht für den Grundpreis an den Mann oder die Frau kommen. Der SLK 200 ist ab 38.675 Euro zu haben, der SLK 250 ab 44.256 Euro und der SLK 350 ab 52.300 Euro.

Quelle: Autoplenum, 2011-03-08

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