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Testbericht

Stefan Grundhoff, 1. Juni 2014
Gerade in den warmen Sommermonaten träumen viele Jahr für Jahr von einer offenen Zweierbeziehung. Der rechte Partner hierfür heißt Mercedes SLK. Da reicht sogar der Basismotor.

Mit dem offenen Zweisitzer über die sonnenverwöhnten Alpen. Da reicht selbst ein Wochenende, um wahre Urlaubsgefühle zu empfinden. Die Auswahl an geeigneten Cabrios und Roadstern ist segmentübergreifend üppiger denn je. Eine beinahe perfekte Besetzung: der Mercedes SLK. Der hat sich seit Mitte der 90er Jahre im Reich der doppelsitzigen Sonnenkönige breit gemacht und allen Widrigkeiten des immer weiter sinkenden Segments getrotzt. Der aktuelle SLK der dritten Generation ist das, was er schon immer war: ein offener Zweisitzer, der nicht nur im aufkeimenden Sommer eine gute Figur macht. Mit ihm kommt man dann Dank vollelektrischem Klappdach standesgemäß und komfortabel durch zwölf Monate und alle Jahreszeiten. Platz für zwei Erwachsene gibt es trotz überschaubarer Dimensionen reichlich und der Laderaum von 335 Litern erlaubt einem allemal einen Kurzurlaub mit entsprechendem Gepäck. Wer gleich mit offenem Dach Richtung Zielregion starten will, muss gut packen und sich aufs wesentliche beschränken, denn die dann zur Verfügung stehenden 225 Liter reichen nur für das nötigste.

Bitter nach all den Jahren und mittlerweile drei SLK-Generationen: das vollelektrische Klappdach öffnet und schließt sich mit 20 Sekunden Dauer nicht nur langsam, sondern ausschließlich im Stand. Diese Zeiten sind lange vorbei. Wird Zeit, dass sich die Schwaben hier etwas einfallen lassen. Besser macht sich der offene Daimler im neutral gestalteten Innenraum. Die Verarbeitung ist top, auch wenn die neuen Generationen von S- oder C-Klasse mittlerweile einen anderen Designgrad aufbieten und sich auch intuitiver bedienen lassen. Die vollelektrischen Sitze des SLK passen prima. Sie sind auf Wunsch standesgemäß mit handschuhweichem Leder bezogen, werden beheizt, gekühlt und für Herbsttouren auch mit einem Nackenfön ausgestattet, der jedoch etwas leiser sein könnte. Etwas mehr Oberschenkelauflage? Gern.

Der Mercedes SLK konnte sich in allen drei Generationen kaum als Kurvenräuber und Fahrmaschine einen Namen machen. Doch wer den 4,13 Meter langen Schwaben zu einem kompakten Sonnencruiser abstempelt, tut ihm Unrecht. Die Abstimmung von Federn und Dämpfern bietet allemal einen überzeugenden Kompromiss und die Lenkung ist angenehm direkt ohne dabei auf der Autobahn zu spitz zu werden. Vorne gibt es eine Mehrlenker-, hinten eine Raumlenkerachse. Der niedrige Schwerpunkt und kurze Überhänge sorgen dafür, dass der Fahrer bei Serpentinen mit dem SLK selbst als kleinem 200er jede Menge Spaß erleben kann. Sicher, ein paar Kilogramm weniger als die verbauten 1,5 Tonnen würden sich nicht nur im Grenzbereich gut machen; doch ansonsten stört bei harten Gangart nur die träge und bisweilen schaltunwillige Siebengang-Automatik. Mit ihr ist bei sportlicher Gangart nichts anzufangen, denn sie bevormundet den engagierten Piloten in den beiden Fahrprogrammen Economy und Sport über Gebühr. So bleibt einem nichts anderes übrig, als in den manuellen Modus zu wechseln, um dem SLK zu zeigen, wie richtig geschaltet wird.

Einen sehr guten Eindruck macht die 1,8 Liter große Basismotorisierung des Mercedes SLK 200. Drehmomentwunder sind angesichts des überschaubaren Hubraums und der vier Brennkammern nicht zu erwarten, doch mit dem Einsteigertriebwerk ist man Dank Turboaufladung, 135 kW / 184 PS und 270 Nm maximalem Drehmoment in einem breiten Drehzahlband zwischen 1.800 und 4.600 U/min gut unterwegs. Die Fahrleistungen sind durchaus beeindruckend. 0 auf Tempo 100 in sieben Sekunden sind dabei noch weniger überraschend als die fast 240 km/h Spitzengeschwindigkeit. Auch beim Realverbrauch gibt sich der Roadster-Einsteiger Dank Direkteinspritzung und Aufladung genügsam. Im Praxistest verbrauchte der SLK 200 7,9 statt der in Aussicht gestellten 6,5 Liter. Ein guter Wert.

Doch wer denkt, dass man das gute Gesamtpaket Dank Basismotorisierung zu einem Schnapperpreis in die eigene Einfahrt beordern kann, irrt. Für die knapp 40.000 Euro Einstiegspreis gibt es eine Serienausstattung auf Dacia-Niveau. Wer sinnvolle Details wie klimatisierte Ledersitze, Xenonlicht, Navigationssystem und breitere Pneus bestellt, auf guten Klang nicht verzichten will und zudem das dünne Paket der Fahrerassistenzsysteme auskostet, ist schnell deutlich über 50.000 Euro unterwegs. Vielleicht lassen sich bei dem Sommerwochenende ein paar Euro sparen. Doch wer will das schon?

Quelle: Autoplenum, 2014-06-01

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