Testbericht
18. Juni 2012
Wenn beim Betrachten eines Autos jeder Blick auf faszinierende Perfektion trifft, dann könnte das begehrliche Objekt ein BMW 6er Coupé sein, das sich als Gran Turismo präsentiert. Den Zweitürer prägen stilvoll interpretierte klassische Coupé-Konturen, und es sind auch Details, die Emotionen wecken. Es gibt eine ziemlich schlicht wirkende, jedoch übersichtliche Armaturentafel. Alles aber, was die rechte Fahrerhand erreichen und bedienen muss, erfährt dank griffiger Haptik umgehend Sympathie und auch Lob: Genau an der richtigen Stelle platziert! Der Wählhebel und der iDrive-Drehknopf, der raschen Zugang zu allem Wichtigen verschafft, liegen nicht „auf einer Achse“ hintereinander, sondern nebeneinander. Man greift intuitiv hin und „trifft“. Innen treffen sich perfektes Design mit besten Materialien Das Innenleben des Coupés bestimmen perfekte Designlösungen und erstklassig verarbeitete anspruchsvolle Materialien. Wohnlicher, anspruchsvoller kann es in einem Sportwagen kaum zugehen. Den gediegenen Komfort an Bord krönen großzügig eingesetztes feines Leder und dekorative Ziernähte.Schon serienmäßig wartet das 2 2-sitzige Coupé mit einem umfänglichen Aufgebot verwöhnender Beigaben auf. Da ist das 8-Gang-Sportautomatik-Getriebe (Steptronic) mit elektronischem Gangwahlschalter und Schaltwippen am Lenkrad, es gibt Auto Start Stop (abschaltbar), Bremsenergierückgewinnung, wählbare Fahrmodi (Komfort, Sport oder den Sparmodus Eco Pro), eine geschwindigkeitsabhängige Anpassung der Lenkkraftunterstützung (Servotronic), elektrische Sitzverstellung und Sitzheizung für Fahrer und Beifahrer, Multifunktionssportlenkrad, eine elektrisch längs und in der Höhe verstellbare Lenksäule mit Memory-Funktion, Xenon-Licht für Abblend- und Fernlicht, die automatische Aktivierung und Intervallsteuerung der Scheibenwischer, Regensensor, beheizte Scheibenwaschdüsen und – einen wartungsfreier Dieselpartikelfilter. Viel bewegt und vereinfacht der iDrive-Controller, jener von sieben Tasten eingefasste Drehknopf, mit dem sich verschiedene Menüs (CD/Multimedia, Radio, Telefon, Navigation u.a.) spielend leicht und präzis steuern oder Informationen zum Fahrzeug abrufen lassen. Nicht weniger als 48 ExtrasDen Testwagen adelten nicht weniger als 48 Sonderausstattungen. Zur Warnung beim Wechsel oder unbeabsichtigtem Verlassen der Spur kamen die dynamische Dämpferkontrolle, die Integral-Aktivlenkung (geschwindigkeitsabhängiges geringes Mitlenken der Hinterachse), Rückfahrkamera, Standheizung, Head-up-Display (in der Frontscheibe abgebildete Informationen), das Spracheingabesystem, das High End Surround Sound System Bang&Olufsen und das leistungsfähige Navigationssystem Professional mit integrierter Handyvorbereitung (Bluetooth). Eine USB Audio- und Musik-Schnittstelle für Smartphones waren an Bord, und per Internet gab es Online-Informationen (Nachrichten, Wetter am Standort u.a.). Von besonderem Wert sein kann die Google-Suchfunktion in mancher Situation vor Ort.Nachschlag beim PreisDie Liste möglicher Sonderausstattungen fürs 6er-Coupé ist wirklich lang. Der Umfang der Angebote beeindruckt, ganz erheblich sind aber die damit verbundenen Preisaufschläge, die sich am stattlichen Basispreis dieses Coupés zu orientieren scheinen. Immerhin kostet ein 640d in der Serienausstattung 78.200 Euro. Schon ein Navigationssystem schlägt mit mehr als 3.000 Euro zusätzlich zu Buche. Adaptive LED-Scheinwerfer oder die elektrisch verstellbaren Komfortsitze für Fahrer und Beifahrer kosten jeweils 2.200 Euro. Darf der Preis eine untergeordnete Rolle spielen (das soll es ja geben), sind der individuellen Aufwertung des Coupés kaum Grenzen gesetzt. Unerwartet: Diesel im Sportler. Und was für einer ...Zurück zum Testwagen. An seinem Heck prangte einigermaßen Unerwartetes: der Schriftzug „640d“. Ein heißblütiger Sportwagen mit Dieselmotor? – Daran müssen sich Autointeressenten wohl erst noch gewöhnen. Der Fakt: Ein BMW 6er Coupé kann auch mit einem 3.0-Liter-Twin-Turbo-Sechszylinder-Dieselaggregat zu Werke gehen und damit dem Sechszylinder-Benziner, ebenfalls als TwinPower Turbo operierend, durchaus Paroli bieten. Mit den 235kW/320PS eines 640i halten die 230 kW/313 PS eines 640d nahezu mit. Für die Dieseltraktion spricht, dass sie mit deutlich weniger Kraftstoff auskommt, im Schnitt (kombiniert) begnügt sich ein 640d laut offizieller Angaben mit 5,5 l/100 km, der 640i mit 7,6 Litern. Das gewaltige maximale Drehmoment des Dieselmotors beeindruckt nicht minder: 630 Newtonmeter! Der Benziner (640i) bringt es auf 450 Newtonmeter. Leisetreter mit SpartugendDass unter der Fronthaube ein Selbstzünder arbeitet, gerät schon bald nach dem Motorstart absolut in Vergessenheit, weil von einer typischen Diesel-Geräuschkulisse so gut wie nichts zu hören ist. Beim Nachtanken offenbarte der 640d seine erwartete Spartugend. Der potente Sechszylinder begnügte sich bei gelassener Fortbewegung mit Geschwindigkeiten zwischen 70 und 100 km/h über Bundesstraßen mit sechs bis sieben Liter Kraftstoff. Ein Bild davon, wie wirksam die Sparmaßnahmen à la BMW EfficientDynamics sind, vermittelt die auf dem Kontrolldisplay abrufbare „Verbrauchshistorie“. An einem Einsatztag wurden als Durchschnittsverbrauch des Testwagens beispielsweise 8,0 l/100 km ausgewiesen. Im Sparmodus ECO PRO und bei betont verhaltener Fahrweise lässt sich auch schon mal die Sechsliter-Marke unterschreiten. Dürfen die 313 Pferde allerdings auf der Autobahn zeigen, was sie können, wandert der Kraftstoffverbrauch nach und nach in Richtung des zweistelligen Bereichs. Kein Mangel an motorischer PotenzEs wäre nicht BMW, gäbe es das große BMW-Coupé nicht auch als 650i mit einem M-TwinPower-Turbo-8-Zylinder-Benzintreibsatz. In diesem Fall werden aus 4,4 Liter Hubraum 412 kW/560 PS und ein brachiales Drehmoment von 680 Newtonmetern gewonnen. Die Frage, ob man solche Power braucht, sollte gar nicht erst gestellt werden. Denn wo, bitte schön, fängt denn automobile Vernunft an, wo hört sie definitiv auf? – Solche Grenzziehungen basieren stets auf persönlicher Einstellung. Zutreffend ist das: An Motorleistung mangelt es letztlich keinem 6er-Coupé der Münchner, egal, welches Aggregat unter der Haube steckt. Und alle sind gleich schnell. Weil generell bei 250 km/h jeder weitere Tempoaufbau auf elektronischem Wege vereitelt wird. Gefühlte AgilitätEinmal mehr demonstriert das große BMW-Coupé, wie sich ein Auto mit Hinterradantrieb anfühlt. Je kraftvoller der Vorwärtsschub vom Heck aus erfolgt, desto spürbarer wird, wie willig eine von Antriebseinflüssen befreite Lenkung reagiert. Hinter dem neuen Begriff „Integral-Aktivlenkung“ verbirgt sich, dass die Lenkung geschwindigkeitsabhängig in geringem Maße von der „mitlenkenden“ Hinterachse unterstützt wird, woraus sich ein noch agileres Lenkverhalten ergibt. Über verschiedene Fahrmodi, per Wahlschalter anzufordern, gibt das Coupé technische Unterstützung, um betont komfortabel, ausgesprochen sportlich oder auch extrem sparsam zu fahren. FazitIm Umgang mit dem neuen BMW 6er Coupé lassen sich extravagante automobile Werte kennenlernen, die leider auch einen fürstlichen Preis haben. Beim Testwagen betrug der Luxuszuschlag allein für Lack und Lederpolster fast 10.000 Euro. Zur Wahl stehende Sonderausstattungen können den Endpreis des Objekts der Begierde extrem nach oben treiben. Ohne Zweifel aber bescheren der gebotene Fahrkomfort, die spontan abrufbare kraftvolle Fortbewegung und der automobile Luxus rundum ein nicht alltägliches Fahrerlebnis. Mit dem 640d tritt BMW zudem den überzeugenden Beweis an, dass ein aufgeladener moderner Turbodiesel durchaus das Zeug dazu hat, auch den Charakter eines Hightech-Sportwagen maßgeblich mit zu prägen. (Auto-Reporter.NET/Wolfram Riedel)Daten BMW 6er Coupé 640d:Länge x Breite x Höhe (Meter): 4,89 x 1,89 x 1,36Motor (Bauart, Hubraum): Sechszylinder, Common-Rail-Twin-Turbodiesel, 2.993 ccm Max. Leistung: 230 kW/313 PS Max. Drehmoment: 350 Nm Kraftstoffverbrauch (nach NEFZ, kombiniert) 5,5 l/100 km CO2-Emission: 144 g/km Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h (abgeregelt)Beschleunigung 0 bis 100 km/h: 9,8 sLeergewicht/zul. Gesamtgewicht (kg): 1.790/2.220 Gepäckraumvolumen: 460 Liter Basispreis: 78.200 Euro Preis Testwagen: 122.760 Euro
Quelle: auto-reporter.net, 2012-06-18