Test: Mazda6 Kombi - Ein Japaner mit jeder Menge deutschen Tugenden
SP-X/Köln. Ehrlich, häufig läuft es doch so: Ein Automobilhersteller kündigt vollmundig die Überarbeitung eines Modells an und das Ergebnis ist - enttäuschend. Meist geht es um ein wenig neue Optik dort, wo es nicht teuer ist, dann vielleicht noch ein bisschen mehr Konnektivität und ganz sicher sind nur neue Farben. Mazda hat sein Mittelklasse-Modell Mazda6 jetzt sogar schon zum zweiten Mal überarbeitet, kein Wunder, ist der als Kombi oder Limousine erhältliche Japaner doch schon seit über fünfeinhalb Jahren hierzulande erhältlich. Es wäre also schon langsam Zeit für eine ganz neue Generation. Ist die zweite Überarbeitung also nur eine Art Lückenfüller, weil man sich ein ganz neues Fahrzeug noch nicht leisten will? Wir baten die Kombi-Version des Mazda6 mit dem 185 PS starken Dieselmotor zum Test. Wenn der Fünftürer so vor einem steht, muss man zunächst konstatieren: Der Kombi sieht immer noch richtig gut aus, vor allem im bei Mazda-Modellen mittlerweile allgegenwärtigen Rot, das allerdings 900 Euro Aufpreis kostet. Doch auch die Form des Fahrzeugs insgesamt, die harmonische und dennoch dynamische Linienführung überzeugt noch immer. Vor allem aber sind die Japaner an den 6er nach der ersten Überarbeitung 2015 noch einmal mit Köpfchen rangegangen. Wer etwa den aktuellen, fein gestalteten Innenraum mit dem Modell von 2013 vergleicht, kann den Unterschied nicht nur sehen, sondern wahrhaft mit Händen greifen. Mazda bietet hier eine Qualität, die bei Material, Verarbeitung und Bedienbarkeit im Cockpit ganz stark an Audi erinnert. Dazu passt auch, dass das Fahrzeug umfangreich gedämmt wurde und die Karosserie in ihrer Festigkeit wie aus einem Guss wirkt. Umso überraschender, dass ausgerechnet der raue Diesel ziemlich ungefiltert in den Innenraum durchdringt. Gerade weil das Fahrzeug sonst so hochwertig daherkommt, fällt diese Schwäche umso deutlicher auf. Ansonsten ist der Diesel einer der feineren seiner Art, durchzugsstark und auch kein Spritfresser. Echte sieben Liter Praxisverbrauch, das ist zwar kein Spitzenwert, angesichts einer im Mittel zügigen Fahrweise mit hohem Autobahnanteil jedoch okay. Mit leichtem Gasfuß lässt sich zwar auch der Normwert von 5,4 Litern (nach WLTP) kaum einhalten, sechs Liter sollten jedoch realistisch sein. Ein SCR-Katalysator mit Harnstoffeinspritzung ist natürlich an Bord, die aktuellste Abgasnorm Euro-6d-Temp wird erfüllt. Allerdings verführt der Mazda6 aufgrund seiner sportlich-straffen Auslegung schon zu einer dynamischeren Fahrweise. Der Diesel unterstützt diese Ambition genauso wie die aufmerksame Sechsgang-Automatik und der Allradantrieb. Beides in dieser Motor-Ausstattungs-Konfiguration Teil der Serienausstattung. In weniger als zehn Sekunden sind 100 km/h erreicht und bis zu 212 km/h sind in der Spitze drin. Erwähnenswert sind auch die nach der Überarbeitung jetzt breiteren Sitze mit dickeren Polstern, die sowohl guten Halt geben als auch gemütlich genug für lange Strecken sind. Der Fünfsitzer ist für solche sowieso gut geeignet. Denn neben einem tollen Motor und dem hochwertigen Innenraum bietet er auch genügend Platz, zumindest für vier Erwachsene. Deren Gepäck geht in einen 522 Liter großen Kofferraum, wer auf Fondpassagiere verzichtet und mehr Einladen will: Nach dem (sehr einfachen) Umlegen der Sitze bietet der Gepäckraum bis zu 1.664 Liter Volumen. Das ist kein Bestwert in dieser Klasse, dürfte aber in fast allen Fällen ausreichen. Fürs Grobe ist der Mazda6 sowieso die falsche Wahl, dafür ist er einfach zu fein geraten. Noch ein Wort zu Ausstattung, denn auch die lässt nicht viel zu wünschen übrig. In der von uns gefahrenen Ausstattungslinie Sport-Line ist praktisch alles Wichtige enthalten. So kostet der Kombi allerdings auch schon knapp 43.000 Euro. In unserem Testwagen waren zusätzliche Extras eingebaut, unter anderem elektrisch verstellbare Ledersitze, ein Head-up-Display oder auch sehr wertig anmutende Holzapplikationen. Es wundert ein wenig, dass Mazda für die Anbindung ans Smartphone (Apple/Android) dann tatsächlich nochmal 300 Euro extra nimmt. Aber es passt zu einem Fahrzeug, dessen Endpreis laut Liste (und vor Händlerrabatt) stolze 47.640 Euro beträgt. Der Mazda6 ist ein tolles Auto, das sich hinter kaum einem anderen Kombi in dieser Klasse verstecken muss. Ein Schnäppchen ist der Japaner in der von uns gefahrenen Konfiguration allerdings nicht. Mazda6 Kombi Skyactiv D 184 FWD i-Eloop – Technische Daten: Fünftüriger, fünfsitziger Kombi der Mittelklasse; Länge: 4,81 m, Breite: 1,84 m, Höhe: 1,48 m, Radstand: 2,75 Meter, Kofferraumvolumen: 522 – 1.664 Liter 2,2-Liter-Vierzylinder-Diesel, 135 kW/184 PS, maximales Drehmoment: 445 Nm bei 2.000 U/min, Allradantrieb, Sechsgang-Automatik, 0-100 km/h: 9,7 s, Vmax: 212 km/h, Normverbrauch: 5,4 l/100 km, CO2-Ausstoß: 142 g/km, Emissionsklasse: B, Abgasnorm: Euro-6d-temp, Testverbrauch: 7,1 Liter/100 Kilometer Preis: ab 42.990 Euro Preis des Testwagens: 47.640 Euro Kurzcharakteristik: Warum: feiner Innenraum, beste Verarbeitung, durchzugsstarker Diesel, komplette Ausstattung, ausreichend Platz Warum nicht: Motor nicht leise, selbstbewusste Preise, Aufpreispolitik teilweise unverständlich Was sonst: Peugeot 508, VW Passat, Opel Insignia, Ford Mondeo, Skoda SuperbDie Mittelklasse ist außerhalb der Business-Klasse ziemlich out. Auch Mazda verkauft viel mehr SUV vom Schlage eines CX-3 oder CX-5 als von seinem Mazda6. Dabei ist das Modell tatsächlich einen zweiten Blick wert, vor allem in der praktischen Kombi-Version.
Die Mittelklasse ist außerhalb der Business-Klasse ziemlich out. Auch Mazda verkauft viel mehr SUV vom Schlage eines CX-3 oder CX-5 als von seinem Mazda6. Dabei ist das Modell tatsächlich einen zweiten Blick wert, vor allem in der praktischen Kombi-Version.
Quelle: Autoplenum, 2018-10-14
Autoplenum, 2018-10-04
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