Test: Kia Sorento 2.2 CRDi AWD - Ein bisschen Luxus schadet nicht
Die erste Generation des Sorento ermöglichte Kia-Kunden in Deutschland zu Beginn des Jahrtausends ganz neue Erfahrungen mit der noch vergleichsweise jungen Marke. Wer sich für den koreanischen Geländewagen entschied, musste mit Lieferzeiten rechnen. Der Sorento hatte sich dank der - für die damalige Kia-Design-Sprache - schnittigen Karosserie sowie Geländetauglichkeit und einer attraktiver Preisgestaltung zu einem Besteller für Kia entwickelt. Das Flaggschiff ist seitdem auch der Imageträger der Koreaner. Und so bietet auch die aktuell dritte Generation die Möglichkeit, wieder Neues zu erfahren. Das von uns gefahrene Testfahrzeug als Sondermodell Masterpiece sprengt erstmals bei Kia die 60.000-Euro-Marke.
Genau gesagt, ruft Kia 60.990 Euro für sein auf 200 Exemplare limitiertes „Meisterstück“-Modell auf, das wie alle anderen Sorento-Versionen mit der einzig verfügbaren Motorisierung, einem 147 kW/200 PS starken 2,2-Liter-Diesel, vorfährt. Bei unserem Testfahrzeug kamen noch 700 Euro für die Sitze Sechs und Sieben hinzu, sodass hier 61.690 Euro fällig werden.
Wow: Fast 62.000 Euro für einen Kia? Damit ist der Einstiegspreis von 34.990 Euro für das große SUV deutlich überboten. Anders als in der Basisversion gehören beim Masterpiece aber Allrad- statt Frontantrieb und eine Sechsstufen-Automatik statt Sechsgang-Schaltgetriebe zum Serienumfang dazu. Der hohe Preis dürfte jedoch die meisten Sorento-Kunden nicht wirklich schocken, entscheiden sich doch fast 80 Prozent von ihnen für die höchste Ausstattungsstufe „Platinum Edition“. Diese steht ab 51.690 Euro in der Preisliste und dient als Grundlage fürs Sondermodell. Das heißt, neben den klassenüblichen Assistenten wie Spurhalte-Warner, Verkehrszeichenerkennung, adaptiver Geschwindigkeitsregelanlage inklusive Frontkollisionswarner, Rückfahrkamera, 360 Grad-Kamera, adaptivem Kurvenlicht und automatischem Parksystem hat der Sorento im höchsten Komfortniveau praktisch alles an Bord was Kia im Verwöhnprogramm anbietet. Dazu zählen unter anderem auch elektrisch einstellbare, beheizbare und kühlbare Sitze (Fahrer und Beifahrer), Panoramaglasdach, Leder und Navigations- und Infotainmentsystem mit 8 Zoll-Display. Dazu kommen im schwarz lackierten Sondermodell schwarze 20-Zoll-Felgen und mit Karbon ummantelten Auspuffendrohre dazu. Trittbretter mit Aluminiumeinlagen unterstreichen den coolen Außenauftritt. Nur im Dunkeln sieht man allerdings die Einstiegsbeleuchtung der vier Türen, die den Schriftzug Masterpiece auf den Boden projiziert. Der Innenraum wurde in Handarbeit mit schwarzem Alcantara ausgekleidet, das soll edel wirken, dürfte aber wie die äußerlichen Modifikationen (eine teure) Geschmackssache sein.
So edel es in der Außenwahrnehmung des Sorento auch zugeht, so normal wie eh und je geht es unter der Motorhaube zu. Der Vierzylinder-Diesel mobilisiert 441 Nm, das Drehmoment steht im Bereich von 1.750 bis 2.750 Umdrehungen bereit. Der Standardspurt ist in knapp 10 Sekunden absolviert, die Höchstgeschwindigkeit bei Tempo 200 erreicht. Reisen statt Rasen heißt die Devise, drückt man das Gaspedal zu stark durch, stören einerseits Motorengräusche trotz aller Dämmung bei der Fahrkonzentration und andererseits steigt der Verbrauch in Richtung zweistellig. Bewegt man sich auf der Autobahn mit Richtgeschwindigkeit oder knapp darüber bleiben die Motorengeräusche außen vor. Der Verbrauch pendelte sich bei 8,5 Litern ein - fast zwei Liter mehr als der Normverbrauch. Das geht für ein 2,1-Tonnen-Fahrzeug noch in Ordnung, besonders sparsam ist es aber nicht. Man könnte versuchen, den Durst im Eco-Fahrmodus zu zügeln. Allerdings wirkt der Motor dann wie abgeschnürt und die Gangwechsel der eh schon nicht agilsten Sechsgang-Automatik scheinen ewig zu dauern. Wir blieben also lieber im Standard-Modus. Die Sport-Einstellung gefiel auch nicht. Der Sorento ist (noch) kein SUV-Renner à la Porsche Cayenne. Pseudo-sportliche Fahrwerksabstimmungen stehen dem eher komfortorientierten Charakter des koreanischen Allradlers entgegen. Als Reisebegleiter zeigt sich der Sorento von seiner besten Seite. Viel Platz – selbst auf den hintersten zwei Sitzen geht es vergleichsweise kommod zu – und ein üppiger Kofferraum (142 bis 1.662 Liter beim Siebensitzer) sprechen für das SUV. Und auch das beheizbare Lenkrad. Gerade im Wintereinsatz ein praktisches Extra.
Wenn auch die gestandenen Premiumanbieter noch mehr Annehmlichkeiten und modernere Infotainment-und Assistenzsysteme – wenn auch zu höheren Preisen -bieten, zeigt das Meisterstück, wohin die Reise bei Kia geht. Ein bisschen mehr Luxus zieht Kunden, die noch zögern, einen Koreaner zu erwerben. Und wenn in der nächsten Generation das Motorenangebot vielfältiger und die Automatik-Getriebe moderner werden, könnte das SUV in die Premium-Liga aufrücken. Und dass ein Sorento für Überraschung gut sein kann, hat ja schon die die erste Generation bewiesen.
Kia Sorento 2.2 CRDi AWD - Technische Daten
Fünftüriges, fünf-oder siebensitziges SUV der oberen Mitteklasse, Länge: 4,78 Meter, Breite: 1,89 Meter (Breite mit Außenspiegeln: 2,14 Meter), Höhe: 1,69 Meter, Radstand: 2,78 Meter, Kofferraumvolumen 660 bis 1.732 Liter (Siebensitzer: 142 bis 1.662 Liter)
2,2-Diesel, 147 kW/200 PS, Sechsgang-Automatik, Allrad, maximales Drehmoment: 441 Nm bei 1.750 bis 2.750 U/min, Vmax: 200 km/h, 0-100 km/h: 9,6 s, Durchschnittsverbrauch: 6,6 l/100 km, CO2-Ausstoß: 174 g/km, Effizienzklasse B, Abgasnorm Euro 6, Testverbrauch: 8,5 Liter
Preis: ab 40.990 Euro [Vision; Fünfsitzer] und ab 51.690 Euro [Platinum Edition, Fünfsitzer]
Testwagenpreis: 61.690 Euro [Masterpiece; Siebensitzer]
Kurzcharakteristik:
Warum: weil auch in der Luxus-Variante das Preis-Leistungsverhältnis stimmt
Warum nicht: weil man Motor und Getriebe noch nicht Premium sind
Was sonst: Ford Edge, Hyundai Grand Santa Fe, VW Touareg
Der Sorento ist das Flaggschiff von Kia. Kein Wunder also, dass es auch für höhere Zielsetzungen der Marke herhalten darf. Als Sondermodell Masterpiece zeigt das SUV, wohin die Reise gehen könnte.
Quelle: Autoplenum, 2017-02-15
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