Genfer Autosalon 2017 - Die zehn wichtigsten Neuheiten am Lac Léman
Das SUV-Angebot wächst weiter. In der Kleinwagenklasse ziehen moderne Zeiten ein. Und mittelgroße Limousinen machen auf edel: Diese drei Trends prägen in diesem Jahr den Genfer Salon (9. – 19. März). Wir haben die Top-Ten der wichtigsten Modellneuheiten dieser Frühjahrsmesse zusammengestellt.
Opel Insignia: Die neue Generation der Mittelklassebaureihe sollte ein Statement sein, für Opels neues Selbstbewusstsein stehen und mindestens die Konkurrenz aus Wolfsburg richtig ärgern, wenn nicht sogar die aus Ingolstadt, München und Stuttgart. Ein schnittiges Blechkleid, Motoren mit perspektivisch bis zu 250 kW/340 PS und haufenweise moderne Technik heben Limousine und Kombi mindestens eine halbe Klasse über das Vorgängermodell hinaus. Zudem wurden dessen Fehler behoben, etwa das überdurchschnittliche Gewicht und das unterdurchschnittliche Platzangebot. Trotzdem droht dem neuen Insignia (ab 26.000 Euro) auf der Messe ein Platz im Schatten. Im Scheinwerferlicht dürfte sich stattdessen die weitere Entwicklung bei Opels Übernahme durch PSA abspielen.
Volvo XC60: Mit beeindruckendem Tempo krempelt Volvo seine Modellpalette weiter um. Nach den durchwegs positiv aufgenommenen Businessmodellen XC90, V90 und S90 wird nun in der Mittelklasse renoviert. Den Start macht das SUV XC60, das auf das elegant-kühle Design und die konsequent auf Sparsamkeit getrimmte Antriebstechnik seiner großen Geschwister setzt. Wie bei diesen arbeiten auch in dem rund 30 Zentimeter kürzeren Neuling ausschließlich Vierzylindermotoren; um in der Spitze auf premiumtaugliche PS-Werte zu kommen, packt Volvo einen Elektromotor dazu. Infotainment und Sicherheitssysteme werden ebenfalls aus den größeren Modellen übernommen und noch ein wenig verfeinert. So hilft der XC60 seinem Fahrer im Notfall künftig nicht nur mit einer Notbremsung, sondern assistiert zusätzlich beim Ausweichen. Preise nennen die Schweden noch nicht.
VW Arteon: Den Limousinen-Flaggschiffen von VW hatten bislang ein Problem mit dem Prestige. Der Phaeton wollte zu viel, der CC bot zu wenig. Nun beerbt der neue Arteon gleichzeitig sowohl die Hybris-Limousine als auch den angeedelten Passat-Ableger – und soll alles besser machen als dieser. Das fängt beim eigenständigeren Design an, das sich von der Optik der Dienstwagenbaureihe deutlich stärker abhebt als es die beiden Vorgänger konnten. Dazu kommt alles an moderner Technik, was der gut gefüllte Konzernbaukasten hergibt. Auch bei den Motoren wird man für den Neuen wohl eher in die oberen Regalfächer greifen. Neben konventionellen Benzinern und Diesel gilt auch ein Plug-in-Hybridantrieb als sicher. Preise sind noch nicht bekannt.
Renault Alpine: Alpine ist für Franzosen so etwas wie Porsche für die Deutschen. Nun kommt die ikonische Sportwagenmarke unter Renault-Regie zurück: Den Start macht in Genf die Neuauflage des Mittelmotor-Renners Alpine A110. Optisch bleibt der flache Zweisitzer nahe am 60er-Jahre-Vorbild. Und auch das Konzept wird übernommen: ein kräftiger, aber nicht überzüchteter Motor soll in Kombination mit flottem Fahrwerk und geringem Gewicht für fortgeschrittenen Fahrspaß sorgen. Mit 50.000 bis 60.000 Euro Anschaffungspreis dürfte der Alpine im Bereich des Konkurrenzmodells Alfa 4C bleiben.
Ford Fiesta: Sieben Generationen lang war der Fiesta ein zwar besonders sportlicher, letztlich aber doch sachlicher Kleinwagen. In der achten Auflage mausert er sich nun ein wenig Richtung Lifestyle-Mobil. Auch weil die Kölner mit dem neuen Ka+ mittlerweile ein praktisches und günstiges Stadtauto im Programm haben, darf der leicht gewachsene Fiesta nun extrovertierter auftreten. Neben dem Standardmodell und dem sportlichen ST gibt es künftig auch eine edle, mit Leder ausgeschlagene „Vignale“-Version und einen modischen Crossover namens „Active“. Allen gemein ist der gründlich entrümpelte Innenraum und ein von modernenn Downsizing-Turbos geprägtes Motorenangebot. Die höhere Positionierung des Kölner Bestsellers dürfte sich auch im Preis niederschlagen. Zum aktuellen Basiskurs von 12.500 Euro wird es ihn wohl nicht mehr geben.
Suzuki Swift: Nachdem der Suzuki Swift in den letzten beiden Generationen zumindest äußerlich kaum voneinander zu unterscheiden war, tritt die neueste Auflage des Kleinwagens wieder optisch eigenständiger auf. Vor allem die rundlicher gezeichnete Front unterscheidet ihn von seinen Vorgängern. Neue Spoiler und markantere Schultern unterstreichen zudem den Sportsgeist, den der kleine und leichte Japaner wohl auch weiter verkörpern will. Neben den Standardmodellen mit um die 100 PS dürfte es auch wieder eine rund 103 kW/140 PS starke „Sport“-Version geben, die sich außer durch agiles Fahrverhalten durch vergleichsweise günstige Preise auszeichnen wird. Diese werden aber für die gesamte Baureihe noch nicht genannt.
Kia Picanto: Platz ist in der kleinsten Hütte, heißt es. Dass da was dran ist, zeigt die Neuauflage des Kleinstwagens Picanto, der bei nahezu unveränderten Abmessungen deutlich geräumiger ist als sein Vorgänger. Statt den wendigen Stadtflitzer unnötig aufzupumpen haben die Entwickler einfach die Achsen weiter in Richtung Karosserieenden verschoben, um den Radstand und damit das Platzangebot für Passagiere und Gepäck zu vergrößern. Bessere Sitze, mehr Komfort-Ausstattung und ein neuer Turbomotor (74 kW/100 PS) sollen aus dem 3,60-Meter-Modell zudem so etwas wie Langstreckenkomfort herauskitzeln. Die Preise starten bei knapp 10.000 Euro.
Range Rover Velar: Land Rover spannt sein Modellangebot immer weiter auf. Nun wächst die für Luxus und Lifestyle stehende Range-Rover-Familie auf vier Mitglieder. Der neue Velar schließt dabei die Lücke zwischen dem großen Range Rover Sport (4,85 Meter) und dem kompakten Evoque (4,36 Meter). Für den Antrieb kommen die bekannten 2,0-Liter-Diesel und -Benziner in Frage, auch die Sechszylinder aus dem F-Pace der Schwestermarke Jaguar sind denkbar. Zu den Wettbewerbern dürften Modelle wie Audi Q5, BMW X4 und Maserati Levante zählen. Im eigenen Haus richten sich Land Rover Discovery Sport und Jaguar F-Pace an eine vergleichbare Kundschaft. Preise nennt der Geländewagenhersteller noch nicht.
Tiguan Allspace: Beim letzten Modellwechsel ist der Tiguan zwar bereits zu stattlicher Größe gewachsen, zum vollwertigen Mittelklasse-SUV fehlen ihm aber noch einige Zentimeter. Die bietet nun die neue, um knapp 22 Zentimeter gestreckte Langvariante Allspace, die zudem mit bis zu sieben Sitzen aufwartet. Die Wolfsburger wollen damit vor allem in den USA Kunden locken, wo der normale Tiguan eher als Winzling wahrgenommen wird. Aber auch in Deutschland verspricht man sich Kundschaft, tritt hier gegen den Konzernbruder Skoda Kodiaq, aber auch gegen Konkurrenten wie Nissan X-Trail oder Hyundai Santa Fe an. Das Motorenprogramm ist wie bei VW üblich umfassend, reicht bis zum 176 kW/240 PS starken Top-Diesel. Allradantrieb ist außer bei den Basismodellen Serie. Preise nennt VW noch nicht.
DS7: Die Edelmarke des französischen PSA-Konzerns will in Genf den Schritt zum vollwertigen Premium-Hersteller machen. Mit dem DS7 bringt die hübsche Schwester von Citroen und Peugeot ihr erstes wirklich eigenständiges Modell auf den Markt. Statt wie bisher einfach ein existierendes Konzernmodell umfangreich aufzuhübschen, ist das nun vorgestellte Mittelklasse-SUV von Grund auf neu. Mit 4,57 Metern Länge tritt der Crossover etwa gegen den etwas größeren Mercedes GLC an, abheben will er sich mit französischem Flair im klassenüblich hochwertigen Innenraum und charmanten Anspielungen an den avantgardistischen Ur-DS der 50er-Jahre. So lassen sich etwa die Scheinwerfer beim Start effektvoll um 180 Grad drehen. Auch die Technik-Lücke zur deutschen Konkurrenz wird gefüllt: Um das Fehlen von Sechszylinder und Allradantriebe auszugleichen, setzt DS auf die Hilfe von Elektromotoren, die den Verbrennern die nötige Zusatz-Power verpassen und zudem die von ihnen nicht angetriebene Achse in Bewegung setzen können. Die Preise dürften bei rund 30.000 Euro starten.
Kleinwagen und SUV stehen dieses Jahr im Zentrum des Genfer Autosalons. Die vielleicht interessanteste Neuheit kommt dann aber doch aus einer anderen Fahrzeugklasse.
Quelle: Autoplenum, 2017-03-01
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