Der neue BMW X6 im Fahrbericht: SUV, Coupé oder beides?
Testbericht
Greenville (USA), 14. April 2008 - Saftige grüne Wiesen, weidende Kühe und Wald, soweit das Auge blicken kann. Hier ist die Welt noch in Ordnung oder um es mit anderen Worten zu sagen: Hier sagen sich Fuchs und Hase gute Nacht und die Zeit scheint stehen geblieben zu sein. Doch nur wenige Kilometer weiter steht das einzige BMW-Werk Nordamerikas, indem der brandneue X6 gebaut wird. Und der ist immer hin so neu, dass er Begründer einer neuen Fahrzeuggattung ist, sieht man von den beiden Exoten-SUV-Coupés SsangYong Actyon und Infiniti FX 45 einmal ab. Wir sind das SUV-Coupé in den Bergen South Carolinas bereits gefahren.
Eigenwilliges Design BMW nennt seine neueste Kreation Sports Activity Coupé (SAC) und betritt damit absolutes Neuland. Das Design der Mischung aus SUV und Coupé ist so innovativ, dass der automobile Wolpertinger noch nicht einmal die Konkurrenz zu fürchten braucht: Es gibt nämlich quasi keine. Von vorne mimt der US-Bayer ein gewöhnliches SUV, erst in der Seitenansicht fällt die flach abfallende Dachlinie auf, die den Unterschied ausmacht. Rückseitig betrachtet springen sofort die enorm hohe Ladekante und die noch höhere Kofferraumkante ins Auge. Ein weiterer Nachteil des SUV-Coupé-Designs offenbart sich beim ersten Probesitzen hinter dem Volant: Beim Blick in den Rückspiegel sieht man durch die Heckscheibe so gut wie gar nichts. Und das Einparken ohne Rückfahrkamera ist schlichtweg unmöglich. Nicht nur kleine Kinder, sondern auch ganze Sportwagen verschwinden schnell aus dem Sichtfeld des Fahrers.
In 5,4 Sekunden auf Tempo 100 Doch nicht nur die Designer hatten an einer Neukreation zu feilen, sondern auch die Motor-Ingenieure. Unser Testwagen wird von der Top-Motorisierung 50i angetrieben. Das neu entwickelte V8-Aggregat mit 407 PS beschleunigt den 2,3-Tonnen-Koloss in sage und schreibe 5,4 Sekunden auf Tempo 100. Über so viel Kraft freuen sich vor allem die Tankstellenbetreiber. Selbst in den USA mit einer erlaubten Höchstgeschwindigkeit von umgerechnet etwa 105 km/h genehmigte sich der X6 im Durchschnitt satte 15,7 Liter Super Plus. Beim normalen Gebrauch auf einer "German Autobahn" dürfte der Verbrauch ganz schnell nahe der 20 Liter liegen. Nichtsdestotrotz sorgt das V8-Triebwerk beim Fahrer für wahre Begeisterungsstürme. Die schier unendliche Kraft lässt einen fast vergessen, wie viel Auto man gerade unter dem Hintern hat. Dank zweier Turbolader ist der Begriff Turboloch für den X6 xDrive 50i ein Fremdwort, die 600 Newtonmeter Drehmoment stehen von 1.750 bis 4.500 Touren zur Verfügung, und der BMW schiebt beim Kickdown gnadenlos nach vorne.
Gänsehaut gefällig? BMW wirbt für seine Fahrzeuge mit dem Slogan "Freude beim Fahren". Für den X6 könnten sich die Münchner auch getrost "Freude am Hören" auf die Fahnen schreiben. Wer sich den V8-Benziner als Triebwerk gönnt, braucht definitiv kein Soundsystem mehr. Bei gemütlichem Cruising-Tempo brabbeln die beiden Endrohre noch genüsslich vor sich hin, gibt der Reiter den Pferden die Sporen ist es vorbei mit gemütlich. Dann sichert sich der nackenhaaraufstellende Boller-Sound des X6 jegliche Aufmerksamkeit. Und das im Lande der scheinbar nicht vorhandenen Lärmbeschränkungen für Autos.
Kraftverteilung je nach Bedarf Ebenfalls eine Neuerung bei BMW ist das Antriebskonzept DPC (Dynamic Performance Control). Neben der Kraftverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse, regelt das System auch das Antriebsmoment der hinteren Räder. Neigt das Fahrzeug zum Übersteuern, nimmt DPC Kraft von den nach außen drängenden Hinterrädern und vor allem vom durch die Fliehkraft besonders stark belasteten kurvenäußeren Hinterrad. Um das Fahrzeug nicht ausbrechen zu lassen, wird ein Großteil der Kraft an das kurveninnere Hinterrad geleitet. Nach demselben Prinzip wird auch einem Untersteuern entgegengewirkt. Hierbei wird Kraft von den nach außen drängenden Vorderrädern genommen und an das kurvenäußere Hinterrad verlagert. Bei Testfahrten auf dem Reifentestgelände von Michelin konnte der X6 diese Fähigkeiten nicht nur beim Slalomwedeln um die Pylonen, sondern auch beim Befahren eines Handlingparcours beweisen. Hier spürt man das hohe Gewicht erst im absoluten Grenzbereich und das 4,88 Meter lange SAC geht beinahe so agil um die Kurve, wie eine deutlich leichtere Sportlimousine. Begünstigt werden die hohen Kurvengeschwindigkeiten vor allem durch das optionale Adaptive-Drive-System, dass die Wankbewegung der Karosserie auf ein Minimum reduziert. Laut Gerüchten lassen sich mit dem X6 auf der Nordschleife des Nürburgrings ähnliche Rundenzeiten realisieren, wie mit dem BMW M3 der vorangegangenen Generation.
Cockpit: Parallelen zum X5 Eingefleischten X5-Fahrern wird das in einigen Details für den X6 adaptierte Cockpit bekannt vorkommen. Kein Wunder, schließlich läuft der X5 vom selben Band. Um dem gesteigerten Anspruch der künftigen X6-Fahrer gerecht zu werden, gehören nicht nur die ledernen Kniepolster an der Mittelkonsole, sondern auch die Schaltwippen aus Aluminium am Lenkrad zur Serienausstattung. Letztere bedürfen jedoch einer gewissen Eingewöhnungszeit, da an beiden Seiten hoch- und runtergeschaltet werden kann. Trotz der abfallenden Dachlinie haben normal gewachsene Fondpassagiere erstaunlich viel Kopffreiheit. Recken jenseits der 1,90 Meter laufen aber Gefahr, sich die Frisur am Dachhimmel platt zu drücken. Ein viel größeres Manko sind allerdings die kurzen Fondtüren des X6. Beim Einstieg muss man sich zwischen B-Säule und hinterem Radkasten ins Innere zwängen. Dort angekommen erwarten die Mitfahrer zwei sportlich konturierte Einzelsitze mit herunterklappbarer Mittelarmlehne. So können inklusive Fahrer nur vier Personen im X6 transportiert werden. Viel Blech, wenig Platz. Doch der typische X6-Besitzer wird das SAC sicherlich nicht als Familienauto, sondern vielmehr als sportliches Prestigeobjekt betrachten.
Ab 73.800 Euro Wer kauft sich also den BMW X6? Sicherlich wird er weniger die Kunden aus seiner unmittelbaren Heimat in South Carolina ansprechen, die fahren bevorzugt fette Pick-ups. Vielmehr wird sich der hippe Early-Adopter aus den Metropolen dieser Welt, also diejenigen, die stets die neueste Version eines Produktes benötigen, für das SAC begeistern können. Diese sollten allerdings, zumindest beim Kauf der 73.800 Euro teuren Top-Motorisierung, finanziell über ein gewisses Polster auf dem Konto verfügen.
Eigenwilliges Design BMW nennt seine neueste Kreation Sports Activity Coupé (SAC) und betritt damit absolutes Neuland. Das Design der Mischung aus SUV und Coupé ist so innovativ, dass der automobile Wolpertinger noch nicht einmal die Konkurrenz zu fürchten braucht: Es gibt nämlich quasi keine. Von vorne mimt der US-Bayer ein gewöhnliches SUV, erst in der Seitenansicht fällt die flach abfallende Dachlinie auf, die den Unterschied ausmacht. Rückseitig betrachtet springen sofort die enorm hohe Ladekante und die noch höhere Kofferraumkante ins Auge. Ein weiterer Nachteil des SUV-Coupé-Designs offenbart sich beim ersten Probesitzen hinter dem Volant: Beim Blick in den Rückspiegel sieht man durch die Heckscheibe so gut wie gar nichts. Und das Einparken ohne Rückfahrkamera ist schlichtweg unmöglich. Nicht nur kleine Kinder, sondern auch ganze Sportwagen verschwinden schnell aus dem Sichtfeld des Fahrers.
In 5,4 Sekunden auf Tempo 100 Doch nicht nur die Designer hatten an einer Neukreation zu feilen, sondern auch die Motor-Ingenieure. Unser Testwagen wird von der Top-Motorisierung 50i angetrieben. Das neu entwickelte V8-Aggregat mit 407 PS beschleunigt den 2,3-Tonnen-Koloss in sage und schreibe 5,4 Sekunden auf Tempo 100. Über so viel Kraft freuen sich vor allem die Tankstellenbetreiber. Selbst in den USA mit einer erlaubten Höchstgeschwindigkeit von umgerechnet etwa 105 km/h genehmigte sich der X6 im Durchschnitt satte 15,7 Liter Super Plus. Beim normalen Gebrauch auf einer "German Autobahn" dürfte der Verbrauch ganz schnell nahe der 20 Liter liegen. Nichtsdestotrotz sorgt das V8-Triebwerk beim Fahrer für wahre Begeisterungsstürme. Die schier unendliche Kraft lässt einen fast vergessen, wie viel Auto man gerade unter dem Hintern hat. Dank zweier Turbolader ist der Begriff Turboloch für den X6 xDrive 50i ein Fremdwort, die 600 Newtonmeter Drehmoment stehen von 1.750 bis 4.500 Touren zur Verfügung, und der BMW schiebt beim Kickdown gnadenlos nach vorne.
Gänsehaut gefällig? BMW wirbt für seine Fahrzeuge mit dem Slogan "Freude beim Fahren". Für den X6 könnten sich die Münchner auch getrost "Freude am Hören" auf die Fahnen schreiben. Wer sich den V8-Benziner als Triebwerk gönnt, braucht definitiv kein Soundsystem mehr. Bei gemütlichem Cruising-Tempo brabbeln die beiden Endrohre noch genüsslich vor sich hin, gibt der Reiter den Pferden die Sporen ist es vorbei mit gemütlich. Dann sichert sich der nackenhaaraufstellende Boller-Sound des X6 jegliche Aufmerksamkeit. Und das im Lande der scheinbar nicht vorhandenen Lärmbeschränkungen für Autos.
Kraftverteilung je nach Bedarf Ebenfalls eine Neuerung bei BMW ist das Antriebskonzept DPC (Dynamic Performance Control). Neben der Kraftverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse, regelt das System auch das Antriebsmoment der hinteren Räder. Neigt das Fahrzeug zum Übersteuern, nimmt DPC Kraft von den nach außen drängenden Hinterrädern und vor allem vom durch die Fliehkraft besonders stark belasteten kurvenäußeren Hinterrad. Um das Fahrzeug nicht ausbrechen zu lassen, wird ein Großteil der Kraft an das kurveninnere Hinterrad geleitet. Nach demselben Prinzip wird auch einem Untersteuern entgegengewirkt. Hierbei wird Kraft von den nach außen drängenden Vorderrädern genommen und an das kurvenäußere Hinterrad verlagert. Bei Testfahrten auf dem Reifentestgelände von Michelin konnte der X6 diese Fähigkeiten nicht nur beim Slalomwedeln um die Pylonen, sondern auch beim Befahren eines Handlingparcours beweisen. Hier spürt man das hohe Gewicht erst im absoluten Grenzbereich und das 4,88 Meter lange SAC geht beinahe so agil um die Kurve, wie eine deutlich leichtere Sportlimousine. Begünstigt werden die hohen Kurvengeschwindigkeiten vor allem durch das optionale Adaptive-Drive-System, dass die Wankbewegung der Karosserie auf ein Minimum reduziert. Laut Gerüchten lassen sich mit dem X6 auf der Nordschleife des Nürburgrings ähnliche Rundenzeiten realisieren, wie mit dem BMW M3 der vorangegangenen Generation.
Cockpit: Parallelen zum X5 Eingefleischten X5-Fahrern wird das in einigen Details für den X6 adaptierte Cockpit bekannt vorkommen. Kein Wunder, schließlich läuft der X5 vom selben Band. Um dem gesteigerten Anspruch der künftigen X6-Fahrer gerecht zu werden, gehören nicht nur die ledernen Kniepolster an der Mittelkonsole, sondern auch die Schaltwippen aus Aluminium am Lenkrad zur Serienausstattung. Letztere bedürfen jedoch einer gewissen Eingewöhnungszeit, da an beiden Seiten hoch- und runtergeschaltet werden kann. Trotz der abfallenden Dachlinie haben normal gewachsene Fondpassagiere erstaunlich viel Kopffreiheit. Recken jenseits der 1,90 Meter laufen aber Gefahr, sich die Frisur am Dachhimmel platt zu drücken. Ein viel größeres Manko sind allerdings die kurzen Fondtüren des X6. Beim Einstieg muss man sich zwischen B-Säule und hinterem Radkasten ins Innere zwängen. Dort angekommen erwarten die Mitfahrer zwei sportlich konturierte Einzelsitze mit herunterklappbarer Mittelarmlehne. So können inklusive Fahrer nur vier Personen im X6 transportiert werden. Viel Blech, wenig Platz. Doch der typische X6-Besitzer wird das SAC sicherlich nicht als Familienauto, sondern vielmehr als sportliches Prestigeobjekt betrachten.
Ab 73.800 Euro Wer kauft sich also den BMW X6? Sicherlich wird er weniger die Kunden aus seiner unmittelbaren Heimat in South Carolina ansprechen, die fahren bevorzugt fette Pick-ups. Vielmehr wird sich der hippe Early-Adopter aus den Metropolen dieser Welt, also diejenigen, die stets die neueste Version eines Produktes benötigen, für das SAC begeistern können. Diese sollten allerdings, zumindest beim Kauf der 73.800 Euro teuren Top-Motorisierung, finanziell über ein gewisses Polster auf dem Konto verfügen.
Technische Daten
Antrieb: | Allradantrieb |
---|---|
Anzahl Gänge: | 6 |
Getriebe: | Automatik |
Motor Bauart: | V-Motor mit Twin Turbo |
Hubraum: | 4.395 |
Anzahl Ventile: | 4 |
Anzahl Zylinder: | 8 |
Leistung: | 300 kW (407 PS) bei UPM |
Drehmoment: | 600 Nm bei 1.750 - 4.500 UPM |
Preis
Neupreis: 73.800 € (Stand: April 2008)Fazit
Rein technisch lässt sich über den BMW X6 nur schwerlich Schlechtes berichten. Der neu entwickelte V8-Motor bietet in jedem Drehzahlbereich eine beeindruckende Leistung und einen unüberhörbar kernigen Sound. Fahrwerk und Antriebssystem machen in dem 2,3-Tonnen-Gefährt das beinahe Unmögliche wahr und lassen den X6 fast leichtfüßig und agil wirken. Rein optisch halten sich die Lobpreisungen für das Sports Activity Coupé eher zurück. Vor allem das Heck des X6 sorgt für sehr geteilte Meinungen und ist zudem durch die hohe Ladekante nicht nur unpraktisch, sondern beim rückwärts Einparken durch die enorm eingeschränkte Übersichtlichkeit auch gefährlich.
Dennoch wird der BMW X6 unzählige Anhänger finden. Denn im Prinzip ist er die Antwort auf die Benutzungsgewohnheiten der SUV-Fahrer. Von denen brauchen nur wenige ein geländegängiges Fahrzeug, sondern schätzen vielmehr die hohe Sitzposition und die flotte Optik. Somit ist der X6 eher ein höher gelegtes Sport-Coupé als ein sportliches SUV im Coupé-Outfit.Testwertung
Quelle: auto-news, 2008-04-14
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