BMW 335i GT / 320d GT Fahrbericht: Der beste 3er?
Testbericht
Ist der neue BMW Gran Turismo mit dem ungewohnten Rundrücken vielleicht der beste BMW 3er seit 1975? Solche Gedanken beschleichen den Fahrer bei der ersten Ausfahrt – Fahrbericht BMW 335i GT / 320d GT.
Am 17. Juni 2013 ist es, wie es seit 38 Jahren nicht war: Man sitzt in BMWs 3er wie ein Fürst. Talente, die einem 5er Gran Turismo zum Erfolg reichten, können eine Fahrzeugklasse tiefer im 3er, dessen Fond fast traditionell knapp ausfällt, nicht den falschen Weg bedeuten – Und so ist es.
Der Titel „praktischster 3er aller Zeiten“ trägt einen Namen: Gran Turismo. Das erwachsenste und vorab letzte Modell der 3er-Reihe (Limousine, Touring, Coupé, Cabrio, GT) baut nicht nur 20 Zentimeter länger als der Touring, sondern auch Radstand und Dachhöhe legen entscheidend zu. Die elf und acht Zentimeter mehr kommen nicht nur der Kopffreiheit (im Fond nicht ganz so üppig wie im 5er Gran Turismo) und dem Raumgefühl zugute. Die Beinfreiheit auf der 40:20:40 teilbaren und im Lehnenbereich um 19 Grad neigbaren Rückbank wächst um satte sieben Zentimeter. Eine andere Welt. Das ist nicht nur klasse, sondern fast Oberklasse. Eine bessere Übersicht geht mit dem 3er-Wachstum einher, weil man vorne knapp sechs Zentimeter höher und damit in etwa auf dem Niveau des X1 sitzt. Das erleichtert zudem den Ein- und Ausstieg.
Der Fond ist im 3er Gran Turismo die Motivation, der Kofferraum jedoch ebenso. In der Koffer-Launch fällt der Fortschritt, nach Variabilität und Volumenlitern beurteilt, im Vergleich zur Limousine deutlich aus (480 Liter). Das Gepäckabteil des 3er GT fasst sogar 25 Liter Ladung mehr als der 3er Touring (495 Liter). Unter der elektrisch öffnenden Heckklappe kommen 520 Liter unter. Und wie: Der mit flauschigem Teppich ausgelegte und von seitlichen LED-Leisten ausgeleuchtete Kofferraum ist der eleganteste der 3er-Familie. Und der praktischste. Wegen der größeren Belade-Öffnung, der weiter als im Touring aufschwingenden Heckklappe (auch per Fußkick zu öffnen) und dem, was man Neudeutsch als „Gepäckraum-Management“ tituliert: Verzurrösen, Multifunktionshaken und ein Unterbodenstaufach, in dem die Heckablage, sauber verstaut, landet – gut durchdachte Aufgeräumtheit.
Das aufgeräumte Cockpit des Gran Turismo ist für 3er-Fahrer kein Neuland. Angeboten werden drei Ausstattungslinien (Luxury Line, Sport Line, Modern Line). Erste erscheint klassischer, die zweite, wie der Name schon sagt, sportlicher. Die Vordersitze bieten, wie vom 3er gewohnt, angenehm Seitenhalt, das vollfarbige Head-Up Display (980 Euro) ein kontrastreiches Bild auf der Windschutzscheibe. Mit „BMW Connected“ holt man sich die sozialen Netzwerke, Web-Radio und Google Maps an Bord. Und mit dem verlängerten Radstand des GT nochmals einen Hauch mehr Fahrwerksklasse. Der Fahrkomfort bleibt selbst mit dem schon angetesteten M Sportpaket (lieferbar ab Juli) wohlauf. Das ebenso gelungene Serienfahrwerk, gefahren im 320 d GT, baut 25 Millimeter höher. Das Feeling auf der Bremse ist direkt und sehr verbindlich. Die von Antriebseinflüssen freie elektromechanische Lenkung bietet schon im Serientrimm viel Feingefühl auf und als Direktlenkung eine noch unmittelbarere Rückmeldung. Die Einstellungen „Sport“ oder „Sport+“ des Adaptiv-Fahrwerks (1.100 Euro) geben der Straße noch mehr das Wort. Der aktive, bei 110 km/h automatisch ausrückende Heckspoiler – der erste seiner Art in einem Fahrzeug von BMW – sichert die Haftung im hohen Geschwindigkeitsbereich ab.
Schnell macht Freude. Dafür sorgt der Motor. Drei Benzin- und zwei Dieselmotoren mit 143 bis 306 PS sind am Start. Die Kraftübertragung erfolgt auf die Hinterräder. Entweder über ein Sechsgang-Handschaltgetriebe oder über die erneut überzeugende, aber 2.150 Euro versenkende Achtgang-Automatik. Der souveräne Automat entlockt dem Sechszylinder, der dank zwei Ladern schon unten herum gehörig Druck aufbaut und mit seinen 306 PS scharf am Gas hängt, einen rauchig-sonoren Grundton. Den 184 PS starken Vierzylinder-Diesel im 320d GT trimmt der Schalt-Jongleur von ZF auf sanfte Drehzahl-Power, die mit 380 Newtonmetern ganz selbstverständlich ansteht. „EfficientDynamics“ heißt, Start-Stop ist genauso mit an Bord wie die Air Curtains, der besagte aktive Heckpoiler und der Air Breather (die seitlichen Kiemen in den vorderen Kotflügeln), die Bremsenergierückgewinnung und die Schaltpunktanzeige.
Dem Sparen geht aber das Geldausgeben voraus: Mit 39.250 Euro beginnt der Spaß im 320d GT und bei 47.200 im 335i GT. Der 318d bildet die Vorhut (143 PS, 36.150 Euro). Im besten 3er seit 1975. Der Beste, weil der geräumigste, praktischste, alltagstauglichste – ein Auto, gescheit von Innen nach Außen gebaut. Aber an die coupéhafte, sanft abfallende Dachlinie muss man sich als 3er-Fahrer noch gewöhnen. Erste Möglichkeit zum Kennenlernen: schon fünf Tage vor der offiziellen Markteinführung, am 12. Juni. Dann bekommen BMWs Händler den neuen 3er Gran Turismo geliefert.
(Lothar Erfert)
Am 17. Juni 2013 ist es, wie es seit 38 Jahren nicht war: Man sitzt in BMWs 3er wie ein Fürst. Talente, die einem 5er Gran Turismo zum Erfolg reichten, können eine Fahrzeugklasse tiefer im 3er, dessen Fond fast traditionell knapp ausfällt, nicht den falschen Weg bedeuten – Und so ist es.
Der Titel „praktischster 3er aller Zeiten“ trägt einen Namen: Gran Turismo. Das erwachsenste und vorab letzte Modell der 3er-Reihe (Limousine, Touring, Coupé, Cabrio, GT) baut nicht nur 20 Zentimeter länger als der Touring, sondern auch Radstand und Dachhöhe legen entscheidend zu. Die elf und acht Zentimeter mehr kommen nicht nur der Kopffreiheit (im Fond nicht ganz so üppig wie im 5er Gran Turismo) und dem Raumgefühl zugute. Die Beinfreiheit auf der 40:20:40 teilbaren und im Lehnenbereich um 19 Grad neigbaren Rückbank wächst um satte sieben Zentimeter. Eine andere Welt. Das ist nicht nur klasse, sondern fast Oberklasse. Eine bessere Übersicht geht mit dem 3er-Wachstum einher, weil man vorne knapp sechs Zentimeter höher und damit in etwa auf dem Niveau des X1 sitzt. Das erleichtert zudem den Ein- und Ausstieg.
Der Fond ist im 3er Gran Turismo die Motivation, der Kofferraum jedoch ebenso. In der Koffer-Launch fällt der Fortschritt, nach Variabilität und Volumenlitern beurteilt, im Vergleich zur Limousine deutlich aus (480 Liter). Das Gepäckabteil des 3er GT fasst sogar 25 Liter Ladung mehr als der 3er Touring (495 Liter). Unter der elektrisch öffnenden Heckklappe kommen 520 Liter unter. Und wie: Der mit flauschigem Teppich ausgelegte und von seitlichen LED-Leisten ausgeleuchtete Kofferraum ist der eleganteste der 3er-Familie. Und der praktischste. Wegen der größeren Belade-Öffnung, der weiter als im Touring aufschwingenden Heckklappe (auch per Fußkick zu öffnen) und dem, was man Neudeutsch als „Gepäckraum-Management“ tituliert: Verzurrösen, Multifunktionshaken und ein Unterbodenstaufach, in dem die Heckablage, sauber verstaut, landet – gut durchdachte Aufgeräumtheit.
Das aufgeräumte Cockpit des Gran Turismo ist für 3er-Fahrer kein Neuland. Angeboten werden drei Ausstattungslinien (Luxury Line, Sport Line, Modern Line). Erste erscheint klassischer, die zweite, wie der Name schon sagt, sportlicher. Die Vordersitze bieten, wie vom 3er gewohnt, angenehm Seitenhalt, das vollfarbige Head-Up Display (980 Euro) ein kontrastreiches Bild auf der Windschutzscheibe. Mit „BMW Connected“ holt man sich die sozialen Netzwerke, Web-Radio und Google Maps an Bord. Und mit dem verlängerten Radstand des GT nochmals einen Hauch mehr Fahrwerksklasse. Der Fahrkomfort bleibt selbst mit dem schon angetesteten M Sportpaket (lieferbar ab Juli) wohlauf. Das ebenso gelungene Serienfahrwerk, gefahren im 320 d GT, baut 25 Millimeter höher. Das Feeling auf der Bremse ist direkt und sehr verbindlich. Die von Antriebseinflüssen freie elektromechanische Lenkung bietet schon im Serientrimm viel Feingefühl auf und als Direktlenkung eine noch unmittelbarere Rückmeldung. Die Einstellungen „Sport“ oder „Sport+“ des Adaptiv-Fahrwerks (1.100 Euro) geben der Straße noch mehr das Wort. Der aktive, bei 110 km/h automatisch ausrückende Heckspoiler – der erste seiner Art in einem Fahrzeug von BMW – sichert die Haftung im hohen Geschwindigkeitsbereich ab.
Schnell macht Freude. Dafür sorgt der Motor. Drei Benzin- und zwei Dieselmotoren mit 143 bis 306 PS sind am Start. Die Kraftübertragung erfolgt auf die Hinterräder. Entweder über ein Sechsgang-Handschaltgetriebe oder über die erneut überzeugende, aber 2.150 Euro versenkende Achtgang-Automatik. Der souveräne Automat entlockt dem Sechszylinder, der dank zwei Ladern schon unten herum gehörig Druck aufbaut und mit seinen 306 PS scharf am Gas hängt, einen rauchig-sonoren Grundton. Den 184 PS starken Vierzylinder-Diesel im 320d GT trimmt der Schalt-Jongleur von ZF auf sanfte Drehzahl-Power, die mit 380 Newtonmetern ganz selbstverständlich ansteht. „EfficientDynamics“ heißt, Start-Stop ist genauso mit an Bord wie die Air Curtains, der besagte aktive Heckpoiler und der Air Breather (die seitlichen Kiemen in den vorderen Kotflügeln), die Bremsenergierückgewinnung und die Schaltpunktanzeige.
Dem Sparen geht aber das Geldausgeben voraus: Mit 39.250 Euro beginnt der Spaß im 320d GT und bei 47.200 im 335i GT. Der 318d bildet die Vorhut (143 PS, 36.150 Euro). Im besten 3er seit 1975. Der Beste, weil der geräumigste, praktischste, alltagstauglichste – ein Auto, gescheit von Innen nach Außen gebaut. Aber an die coupéhafte, sanft abfallende Dachlinie muss man sich als 3er-Fahrer noch gewöhnen. Erste Möglichkeit zum Kennenlernen: schon fünf Tage vor der offiziellen Markteinführung, am 12. Juni. Dann bekommen BMWs Händler den neuen 3er Gran Turismo geliefert.
(Lothar Erfert)
Testwertung
Quelle: automobilmagazin, 2013-04-02
Getestete Modelle
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