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Testbericht

Michael Gebhardt/SP-X, 2. Oktober 2018

SP-X/Paris. Alle zwei Jahre, immer im Wechsel mit der Frankfurter IAA, wird die Hauptstadt der Liebe auch zur Hauptstadt der Autos. Oder besser gesagt: Wurde. Denn die Zeiten, in denen auf dem Pariser Autosalon ein Neuheiten-Feuerwerk nach dem anderen abgefeuert wurde, scheinen vorbei zu sein. Zumindest in diesem Jahr passt die Stimmung auf der Messe eher zum trüben Oktober-Himmel über der Seine. Der ein oder andere strahlende Kracher wird aber doch noch gezündet – zum Beispiel der neue 3er BMW. Anders als bei den meisten Messe-Premieren, hat BMW im Vorfeld kaum etwas über sein neues Volumenmodell verraten, und auch im Internet sind bis zur Premiere so gut wie keine Fotos ungeplant aufgetaucht. Dass das große Staunen trotzdem ausblieb, als das Tuch heruntergezogen und das Geheimnis um die Neuauflage der bislang 15 Millionen Mal verkauften Limousine gelüftet wurde, liegt also nicht daran, dass der 3er schon fast wieder ein alter Hut war. Vielmehr wurde hier – mal wieder – ein Modell enthüllt, das dem Vorgänger nicht wirklich unähnlich sieht. Geschärft, lautet auch hier das Stichwort; heißt, das Ecken und Kanten ein bisschen deutlicher ausgearbeitet wurden, und auch der typische Kühlergrill wirkt nochmal größer als bisher. Ob das reicht, um den neuen 3er im Rückspiegel zu erkennen, muss sich auf der Autobahn erst noch zeigen. Zumindest wenn die Münchner Limousine vorbeigezogen ist, sollte es aber keine Verwechslungsgefahr mehr geben: Das Heck ist stark konturiert und fällt vor allem mit neugestalteten Rückleuchten auf, die die aktuelle BMW-Design-Sprache aufgreifen. Wer ein gutes Augenmaß hat, kann die Neuauflage auch an der Länge ausmachen: Um ganze 7,6 Zentimeter ist der 3er gewachsen, bringt es jetzt auf 4,71 Meter. Der Radstand ist zwar „nur“ um vier Zentimeter größer geworden, doch trotzdem geht es im Inneren jetzt merklich luftiger zu als bisher; auch der Kofferraum ist gewachsen und schluckt nun bis zu 480 Liter. Ansonsten herrscht im Interieur gewohntes BMW-Ambiente, alles wirkt aufgeräumt und übersichtlich. Das Infotainment-System wurde jetzt auch im 3er um einen Touchscreen und die Gestensteuerung erweitert, der Fahrer blickt auf neue, digitale Instrumente und ein digitaler Sprach-Assistent hat Einzug gehalten. Der wird analog zu Mercedes mit dem Kommando „Hey, BMW!“ angefordert und arbeitet nach dem Bekannten Siri- oder Alexa-Prinzip. Während die Sprachsteuerung vielleicht eher eine Spielerei für Technik-Freaks ist, sorgt die Aufrüstungen in Sachen Fahrerassistenzsysteme auf jeden Fall für mehr Komfort und Sicherheit. Wer sämtliche Helferlein bestellt, kann im gesetzlich erlaubten Rahmen erleben, wie sich autonomes Fahren anfühlt. Im Stau und auf der Autobahn nimmt der BMW dem Lenker zahlreiche Aufgaben ab und befreit den Fahrer bei Bedarf auch aus vertrackten Situationen: Bis Tempo 36 speichert der 3er die jeweils letzten 50 Meter des Fahrwegs und kann so alleine wieder rückwärts aus engen Einfahrten oder Parkhäusern raus rollen. Für alle, die den 3er wegen der Freude am Fahren kaufen, ist das wahrscheinlich zweitrangig. Sie werden sich eher auf das neue Fahrwerk mit breiterer Spur, tieferem Schwerpunkt und besseren Dämpfern freuen, das gleichermaßen sanft und präzise sein soll. Verschiedene Fahrmodi sind inzwischen selbstverständlich, neu ist das im 3er erstmals eingesetzte elektronischen Sperrdifferenzial an der Hinterachse. Enttäuschung könnte sich bei dem ein oder anderen dagegen beim Blick auf die Motorenpalette breit machen: Wenn der neue 3er im März 2019 an den Start geht, gibt es zunächst nur noch einen einzigen Sechszylinder – und der ist auch noch ein Diesel! Als 330d markiert der 265 PS starke Selbstzünder aktuell die Leistungsspitze. Mit Benziner unter der Haube ist der BMW ausschließlich mit Vierzylinder und 135 kW/184 PS (320i) oder 190 kW/258 PS (330i) zu haben; zwei weitere Selbstzündern schöpfen ihre Kraft ebenfalls aus vier Brennkammern (318d mit 110 kW/150 PS und 320d mit 140 kW/190 PS). Aber keine Sorge: Eine stärkere Otto-Version mit Reihensechser, 275 kW/374 PS und Allradantrieb ist mit dem 340i bereits angekündigt – und auch das Plug-in-Modell 330e mit bis zu 60 Kilometer elektrischen Reichweite steht schon in den Startlöchern.Viele Hersteller bleiben dem Pariser Autosalon fern, und die Zahl der Neuheiten ist begrenzt. Umso erfreulicher, dass BMW den neuen 3er mit an die Seine bringt.

Fazit

Viele Hersteller bleiben dem Pariser Autosalon fern, und die Zahl der Neuheiten ist begrenzt. Umso erfreulicher, dass BMW den neuen 3er mit an die Seine bringt.

Testwertung
4.0 von 5

Quelle: Autoplenum, 2018-10-02

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