2003 haben wir uns einen Vel Satis angeschafft. Eigentich sollte es ein Kombi werden; nachdem der Grund für den Kombi (Hund) altersbedingt aber weggefallen war und ein Umzug in's Haus stand, der uns regelmäßige Wochenendfahrten von ca. 1000km bescherte, änderten wir unsere Präferenzen in Richtung Reiselimousine. Mehr aus Neugier und aus der Idee, auch mal ein lustiges Auto gefahren sein zu wollen, haben wir uns für ein Probewochende mit einem Vel Satis angemeldet. Diese Probefahrt hat uns dann so einen Spaß gemacht, dass wir bei einem jungen gebrauchten Vel Satis 3,0 dCi V6 in Initiale-Ausstattung zugeschlagen haben.
Und genau für den Zweck der langen Fahrten ist der Vel Satis auch wie geschaffen. Wer nach langen Strecken entspannt aus dem Wagen aussteigen will, der sollte das Auto einmal ausprobieren. Fahrwerk, Federung, Lenkung - alles ist auf Entspannung abgestimmt.
Wichtig ist: der 3.0 dCi ist zwar ein Motor mit Laufruhe und Kraftreserven. Dauerhafte Volllast ist aber nicht sein Ding. Also Finger weg, wenn man 2 Stunden bei Tempo 200 auf der Autobahn abreißen will. Lautstärkemäßig geht das zwar, aber irgendwann stirbt der Diesel den Hitzetod. Bei den späteren Modellen ist dann wohl eine Lastbegrenzung bei Überhitzung in die Software gekommen...ob's hilft?
2 Erwachsene, 2 Kinder, viel Gepäck, weite Strecke. Genau dafür nutzen wir das Auto heute noch. Eigentlich wollten wir uns schon längst von ihm trennen und auf ein neueres Auto umsteigen. Aber bislang haben wir diese Entscheidung immer wieder verschoben.
Zum Thema Anfälligkeit: in den ersten 5 Jahren waren wir alle 20000km in der Werkstatt - also im Rahmen der normalen Wartungsintervalle für das Auto -, danach sind wir dann weitgehend auf eine freie Werkstatt umgestiegen, oder haben hier und da sogar selber Hand angelegt. Größere unerwartete Ausfälle hat es eigentlich nie gegeben. Ein Software-Update (wg. Problemen mit der Automatik) hat man uns gegönnt und dann war dar noch ein Marderschaden. Wir kennen aber andere Vel Satis-Fahrer, denen es da deutlich schlechter ergangen ist.
Der Unterhalt ist nicht ganz preiswert. Auf längeren Strecken (wie gesagt, unser Haupteinsatzgebiet für das Auto) kommen wir aber immer wieder unter 7 Liter Diesel. Für ein Gefährt mit 1.8 Tonnen Leergewicht ist das m.E. aber ein guter bis sehr guter Wert. Im Stadtverkehr kann man aber sicherlich noch mal einige Liter dazurechnen.
Das Auto ist angenehm ruhig. Grund dafür ist eine aufwendige Doppelverglasung, die das Lautstärkeniveau im Innenraum merkbar senkt. Deutlich lauter ist allerdings das Fluchen beim Ein- oder Ausladen von Getränkekisten, denn der Vel Satis hat eine ordentliche Ladekante. Der Kofferraum ist übrigens, anders als die Anmutung von außen vermuten lässt, richtig groß. Z.B haben wir heute eine Spülmaschine, zwei als Paket verpackte Bürostühle und noch ein bißchen Kleinkram - also einen typischen Ikea-Einkauf ;) - nach Hause trasportiert. Zu viert, wohlgemerkt.
Der 3,0 dCi ist nicht der Motor, der einem umweltmäßig ein ruhiges Gewissen beschert. Denn: Rußpartikelfilter ist für dieses Modell ein Fremdwort. Zumindest beim Baujahr 2002. Nachrüstung lt. Renault nicht möglich. Den Hintermann lässt man also bei Vollgas in der bekannten Rußwolke stehen.
Franzosen und die Elektronik...darum ranken sich ja Geschichten und Geschichten. Unsere Einstellung war irgendwann: bei Kleinigkeiten (z.B. Memory-Funktion der Außenspiegel) muss man großzügig und langmütig sein. Es ist halt wie bei einer Diva; in der Umkleide zickt sie herum, aber auf der Bühne ist sie umwerfend und stiehlt allen anderen die Show.
In naher Zukunft werden wir uns wahrscheinlich wieder trennen müssen...nicht wegen Unzufriedenheit, sondern weil inzwischen unsere Famile wieder sechsköpfig ist. 2 Erwachsene, 2 Kinder, 2 Hunde...letzteres ist nun wirklich nicht die Stärke des Vel Satis. Leider.
Fazit: der Vel Satis ist für entspanntes Langstreckenfahren das optimale Auto. Für den Alltag (Einkauf, Kurzstrecke) ist er eher zweite Wahl. Mit AHK ist er auch baumarktgeeignet, ohne muss man die Rückbank umklappen und dann tut es einem für das schöne Leder in der Seele weh. Er ist nicht das richtige Auto für Bleifußfahrer, hier droht früher oder später ein Motorschaden. Der Cruiser hingegen wird kaum ein anderes Auto finden, welches mehr Spaß macht. Naja, gelogen - vielleicht der Avantime? ;)
Noch eine Nachbemerkung. Der Vel Satis polarisiert wie kaum ein anderes Auto. Man liebt ihn oder man hasst ihn. Das kennt man ja mehr oder weniger von jedem Autobesitzer. Bei dem Vel Satis ist dieses Phänomen aber besonders zu beobachten. Wir werden heute noch auf das Auto angesprochen, obwohl man meinen sollte, dass inzwischen in Deutschland jeder schon mal einen Vel Satis gesehen haben sollte.