Ich fahre den 300C als CRD Touring nun seit 3 Jahren und kann mir nach etwa knapp 90.000 km sicher ein Urteil erlauben. Dabei werde ich mich hier um Objektivität bemühen und auch kritische Anmerkungen machen. Eins vorweg: Ich war anfangs skeptisch, bin aber angenehm überrascht worden.
1) Das Preis/Leistungsverhältnis ist ungeschlagen. Es gibt nirgendwo mehr Auto für diesen Preis was Größe und Platz, Ausstattung und Motorisierung betrifft. Es ist nahezu alles an Extras drin, die andere Hersteller sich teuer bezahlen lassen. Mein 530 d zuvor war schon 22.000 Euro teurer bei gleicher Ausstattung. Bitte mal nachrechnen: selbst wenn man beim 300 C auf einiges verzichten müsste (dazu komme ich später), wäre das allein schon ein Kaufgrund.
2) Das Fahrzeug ist vom Design her außergewöhnlich präsent und geht damit im Einheitsbrei der Autoindustrie nicht unter. Das Styling ist für mich wie eine wohlproportionierte Mischung aus amerikanischem Muscle-Car und vornehmen britischem Statement - ich kenne niemanden, der das Auto optisch nicht eindrucksvoll findet. Im ersten Jahr wurde ich z.B. beim Tanken oder Parken häufig angesprochen, das hat aber inzwischen glückerweise deutlich nachgelassen.( Es hatte dann irgendwann genervt, wenn man ständig Fremde probesitzen lies und den Kofferraum öffnen sollte. Und wenn einer sich erst traute, dann kamen auch die anderen Gaffer...)
3) Ich hatte starke Bedenken beim Kauf, ob die Verarbeitungsqualität auf Dauer Probleme bereitet. Tut sie nicht. Nach 95.000 km klappert immer noch nichts, es ist nichts wesentliches kaputt gegangen und ich hatte auch keine Ausfälle. An meinem Golf 5 habe ich mehr Probleme in den 3 Jahren gehabt.
An Reperaturen wurde die bei etwa 60.000 km manchmal leicht flackernden Xenonlampeneinheiten beidseitig vorsorglich ausgetauscht, ein Update der Naviversion wurde automatisch nach 2 Jahren aufgespielt.
Trotzdem habe ich auch Kritik: Im Ladeabteil zerkratzen die Seitenteile bei Beladung, da sie nicht mit Stoff bezogen sind. Auch in den Türablagen fehlt die Stoffauskleidung, Gegenstände darin rutschen hin und her und verursachen Geräusche. Das geht mit wenig Aufwand wesentlich besser.
Dann stören die nur schwer zu entfernenden Anschmutzungen des hellen Plastikmaterials der Mittelarmlehne oder in den Türen durch Anfassen/Armauflegen oder am Brillenfach im Dachhimmel durch Luftverwirbelung. Das ist im Golf/BMW nicht so ausgeprägt, kann aber an der hellen Einfärbung des Materials liegen. Wäre nicht so schlimm, wenn man es besser reinigen könnte.
Ansonsten erscheinen einige technische Lösungen (diverse offen zugängliche Kabelverbindungen im Motorraum, oder z.B. Standlichtfassungen, Chromabdeckung der Rückspiegel) optisch nicht gerade vertrauenerweckend, aber funktionieren und halten tadellos.
4) Der Verbrauch für ein so schweres Auto ist absolut ok. Bei 120km/h mit Tempomat pendelt sich der Verbrauch um 8,3 Liter ein, wenn man ununterbrochen rast, geht er auch gern mal auf 11,8 L hoch. Der Drittelmix-Verbrauch also Stadt/Land/Autobahn liegt bei mir bei 8,7 L.
5) Die Motorisierung ist völlig ok, mir fehlt jedoch der gewohnte Druckpunkt beim Kickdown. Er ist kurz etwas behäbig, zieht dann aber mächtig los. Schaltwechsel sind eher per Drehzahlmesser sichtbar als spürbar. Ab 180km/h wird der 300 C in der Dieselvariante (im Gegensatz zum 6.1 HEMI, den ein Geschäftsfreund von mir mit 14,2 L/100km fährt) in Richtung Höchstgeschwindigkeit recht schwerfällig. Mein 530 d zuvor war sicher schneller, aber auch leichter. Darüber hinaus wirkt Geschwindigkeit in diesem Auto nicht so unmittelbar wie in anderen Fahrzeugen. Man ist insgesamt schneller unterwegs, als man denkt, wie in einem Oberklassefahrzeug üblich.
6) Der 300 C wird von mir nicht nur zum Personentransport von Künstlern sondern auch für technisches Equipment genutzt. Platz ist im Touring auch wegen der Variabilität des Kofferraums mit einzeln umklappbaren Sitzen genug. Der satte Sound der Boston-Accoustic-Anlage überzeugt bei jedem Musikgeschmack.
Einzig die reguläre Parkplatzsuche ist wegen der Länge (über 5 Meter) und Breite schon mal schwieriger. (Trotz der Breite des 300 C habe ich bisher keine Türkratzer/Beulen von Ein-Aussteigenden Nachbarautofahrern kassiert.) Beim Rückwärts-Einparken sehr nützlich ist das Absenken der Rückspiegel, warum die Spiegel ansonsten nicht einklappbar und vorn keine Parksensoren verbaut sind, ist mir jedoch ein Rätsel. Beim Rangieren erscheint aber dem Fahrer vorn das Auto viel länger, als es wirklich ist, deshalb ist man vorsichtiger als nötig und es passiert nichts.
Die (nachträglich) verbaute Nokia-Freisprecheinrichtung ist definitiv zu leise, das kann aber an Nokia liegen.
Das Navi ist sehr schnell und präzise, verfahren habe ich mich noch nie. Die Kartendarstellung passt sich der Geschwindigkeit optimal an. Die Eingabe der Adressen von Hand könnte benutzerfreundlicher gehen, funktioniert aber auch über das Multifunktionslenkrad. Damit man nichts verpasst, werden Hinweise per noblem Gong wie im Flugzeug angekündigt, falls gewünscht.
Die Leselampen hinten wie vorne streuen das Licht zu sehr und sind zu dunkel, vorne rechts auf der Beifahrerseite vermisse ich einen Haltegriff am Dachhimmel.
Die angenehme grünliche Nachtbeleuchtung des Instrumentariums in Verbindung mit dem reflektierenden Chromzierrat sieht wirklich toll aus, nur die Schalter in den Türen dürften von der Symbolik eindeutiger und heller beleuchtet sein. Nur Kleinigkeiten, die mit wenig Aufwand abzustellen wären, aber hier zeigen die "Premiummarken", wie es eindeutig besser geht.
Bleibt noch anzumerken, dass die Sitze "wenig Seitenhalt" bieten und man auf dem Leder bei flotter Fahrweise schon mal rumrutscht. Ich sage: Gott sei Dank. Ich habs gern bequem und es muss nicht immer eng und sportlich auf Sitzen zugehen. Toll übrigens auch die elektrisch verstellbare Pedalerie - das bieten nicht mal wesentlich teurere Marken.
7) Die Unterhaltskosten sind schon deshalb gering, weil innerhalb der ersten 3 Jahre oder 60.000 km beim damaligen Angebot alle Inspektionskosten mit dem Kaufpreis abgegolten sind. Es kommen keine weiteren Kosten auf den Halter zu. Die Versicherung beträgt bei mir für Haftplicht (35% SF 16) und Vollkasko (40% SF 16) insgesamt jährlich 1.108,88 Euro, die Steuer 462 Euro. Ansonsten fährt man Diesel - immer noch günstiger im Verbrauch und beim Tanken.
Jetzt kommen wir noch zur Werkstatt. Ich kann nur sagen, dass ich persönlich ausgezeichnete Erfahrungen mit den Chryslerleuten gemacht habe. Das muss nicht zwangsläufig überall so sein. Jedenfalls sind meine Ansprechpartner in Düsseldorf (Kauf), Köln und vor allem in Burscheid (Service) sehr engagiert und kompetent. Ich erhalte ungefragt ein Ersatzfahrzeug - bisher immer ein neues zum Testen - mit dem Hinweis, ich müsse nicht mal Sprit tanken, was ich natürlich dann erst recht gern mache. So gehört sich das! Habe ich bei Audi, BMW, Mercedes und VW nocht nicht kennengelernt.
Da der bisherige 300 C nun 3 Jahre alt wird, habe ich sograde einen neuen Chrysler 300 C CRD Touring SRT-Design gekauft.
Ich würde mir wünschen, dass Chrysler in Zukunft seine hausgemachten Absatzprobleme in den Griff kriegt und mehr von diesen relativ sparsamen aber überzeugenden Fahrzeugen wie den 300 C in der Dieselvariante entwickelt. Mag sein, dass ein HEMI mehr Spass macht. Aber es zeigt sich deutlich, dass mit solchen unzeitgemäßen Verbrauchsmonstern auf Dauer kein Unternehmen überlebt. Neue sparsame Technologien wie in der gerade vorgestellten Studie C 200 müssen her und sollten in der Entwicklung forciert werden.
Die Kooperation mit Mercedes hat aus meiner Sicht Chrysler nicht geschadet, auch wenn offensichtlich bewußt veraltete Technik in Chryslermodellen verbaut wurde - vielleicht auch, um den Abstand zu wahren?! Wir werden in Zukunft sehen, wie es sich mit FIAT verhält.
Ich kann jedenfalls aus meiner Erfahrung den Chrysler 300 C CRD Touring jedem empfehlen!