Chevrolet Aveo Fünftürer mit 86 PS starkem 1,2-Liter-Benziner im Test
Müde 86 PS, aber recht sparsam Der von uns gefahrene 86-PS-Benziner mit vier Zylindern ist ein recht müdes Aggregat. Ein Blick ins Datenblatt bestätigt es: Der Sprint auf Tempo 100 dauert 13,4 Sekunden - damit ordnet sich das Auto unter den Benzin-Kleinwagen im untersten Viertel ein. Für die Stadt reicht das aus, aber nicht für Fahrer, die sich oft auf Landstraßen, Autobahnen oder gar bergauf bewegen. Man muss schon fleißig schalten, wenn man unseren Chevrolet Steigungen hinaufbringen will. Das Überholen lässt man besser gleich sein, wenn es nicht gerade ein Traktor oder Radfahrer ist. Je weiter man herunterschaltet, desto lauter wird es natürlich. Nach unseren Ausfahrten zeigt der Bordcomputer einen Verbrauch von 6,5 Liter an. Chevrolet gibt den Spritbedarf mit 5,5 Liter pro 100 Kilometer an. Damit liegt der Aveo mittelmäßig bis gut. Die Bandbreite der Konkurrenz reicht von Spritsäufern wie dem Sandero 1.6 MPI mit 84 PS (7,3 Liter) bis zum vorbildlichen Suzuki Swift mit 94 PS (4,9 Liter). Schwammiges Fahrwerk Das Fahrwerk unseres Kleinen fällt schon bald durch seine Schwammigkeit bei schnellen Lenkmanövern auf. Das spürt man, wenn man beispielsweise bei Tempo 80 das Lenkrad sacht und kurz hin- und herbewegt, ohne die Landstraßenspur zu verlassen. Ein straff abgestimmter Mini ruckt bei sowas nur waagerecht hin und zurück. Der Vorderwagen des Aveo dagegen macht wenig definierte Bewegungen, die einem fast oval vorkommen. Bei Unebenheiten poltert der Kleinwagen etwas. Das ist akustisch nicht angenehm, bedeutet aber auch, dass man Asphaltrisse eher hört als spürt. Der Federungskomfort geht also in Ordnung. Die elektrische Servolenkung des 1,2-Liter-Aveo macht einen ordentlichen Eindruck. Sie hat uns wesentlich besser gefallen als die teigige elektrohydraulische Lenkung, die im 1,4-Liter-Modell eingesetzt wird. Motorrad-Armaturen Im Innenraum des Aveo fällt zuerst die kleine, auf die Lenksäule gesetzte Einheit auf, die an Motorräder erinnert und die Anzeigen beinhaltet. Sie ist vom kleinen Bruder Chevrolet Spark bekannt und gefällt. Zum Motorradthema passt die rot leuchtende Nadel des analogen Drehzahlmessers, die sich ausgehend von der Sechs-Uhr-Stellung im Uhrzeigersinn nach oben bewegt. Dazu passt der Digitaltacho daneben. Die Materialanmutung im Cockpit ist aber mau: Es dominiert Hartplastik, das bei unserem Testwagen bereits an vielen Stellen verkratzt ist. Die Sitze bieten für einen Kleinwagen aber ordentlichen Seitenhalt.
Glanzpunkte: Fond und Kofferraum Am Besten am Aveo gefallen uns der Sitzkomfort im Fond und der Kofferraum. Auf den Rücksitzen ist auch für Erwachsene viel Platz. Stellt sich ein 1,75 Meter großer Insasse den Fahrersitz richtig ein, bleiben einem gleich großen Mitfahrer dahinter noch etwa sechs Zentimeter Kniefreiheit. Ebenso viel Platz bleibt über dem Kopf - hier macht sich bezahlt, dass der Aveo mit 1,52 Meter für einen Kleinwagen recht hoch ist. Dass Fächer in den Fondtüren fehlen, wiegt weniger schwer. Der Kofferraum fasst 290 Liter. Der Wert für umgeklappte Sitze und dachhohe Beladung fehlt noch, bei fensterhoher Beladung passen 653 Liter in die Schrägheck-Variante. Gut nutzbares Ladeabteil Wichtiger als die trockenen Zahlen: Das Gepäckabteil ist gut nutzbar, jedenfalls mit dem Einlegeboden, den unser Testwagen besitzt. Er lässt sich ähnlich wie beim VW Polo in verschiedenen Höhen platzieren, was recht leicht geht. In der untersten Position ist am meisten Kofferraum geboten. Die mittlere Lage empfiehlt sich bei umgeklappten Rücksitzen, da man dann schwere Getränkekisten ohne störende Schwelle weit ins Auto hineinschieben kann. Die oberste liegt nicht weit über der mittleren und egalisiert den halben Zentimeter Höhenunterschied zum Plastik an der Einladeschwelle. Ob der praktische Einlegeboden Serie ist oder Aufpreis kostet, steht allerdings noch nicht fest. Auf den ersten Blick nicht gerade günstig Damit sind wir beim letzten Punkt: Preis und Ausstattung. Ein Kleinwagen von einer weniger prestigeträchtigen Marke wie Chevrolet muss entweder günstig sein oder gut ausgestattet - oder beides. Die Preisliste des Fünftürers allerdings lässt einen zunächst einmal erschrecken. Sie beginnt bei 11.990 Euro, wofür man die 70-PS-Version in der Basisausstattung LS erhält. Den getesteten 86-PS-Aveo gibt es für 14.690 Euro in der mittleren Version LT - eine andere Ausstattung gibt es hier gar nicht. Knapp 15.000 Euro sind nicht wenig, oder? Einen Dacia Sandero mit 84 PS gibt es schließlich bereits ab 9.990 Euro. Das Billigauto ist aber ein Sonderfall, danach geht es schnell preislich aufwärts: Für einen Hyundai i20 mit 78 PS zahlt man schon mindestens 12.250 Euro, für einen Skoda Fabia 1.2 TSI mit 86 PS etwas über 13.000 Euro und ein fünftüriger Opel Corsa mit dem gleichen 86-PS-Motor reicht schon fast an die 14.000 Euro heran. All diese Alternativen sind aber immer noch günstiger als der kleine Chevy.
Gute Ausstattung Allerdings scheint die Ausstattung gut zu sein. Scheint, denn eine komplette Liste liegt noch nicht vor. Nach den verfügbaren Angaben hat die LT-Version sechs Airbags, ESP, elektrische Fensterheber vorne, CD-Radio, Klimaanlage und Tempomat. Die Außenspiegel muss man manuell einstellen, die rückwärtigen Fenster per Hand kurbeln. Wie es mit der Zentralverriegelung steht, geht aus den bisherigen Daten nicht hervor. Bezieht man die Ausrüstung mit ein, vermindert sich der anfängliche Schreck über den Aveo-Preis. Das wird am Beispiel des Skoda Fabia 1.2 TSI mit 86 PS deutlich. Dessen Basisvariante gibt es zwar bereits ab 13.080 Euro. Doch mit CD-Radio, Klimaanlage, elektrisch einstellbaren Außenspiegeln, elektrischen Fensterhebern vorn und Zentralverriegelung (Ambiente) zahlt man auch hier 15.080 Euro.
Antrieb: | Frontantrieb |
---|---|
Anzahl Gänge: | 5 |
Getriebe: | Schaltung |
Motor Bauart: | Otto-Reihenmotor, Multi-Point-Einspritzung, DOHC |
Hubraum: | 1.229 |
Anzahl Ventile: | 4 |
Anzahl Zylinder: | 4 |
Leistung: | 63 kW (86 PS) bei UPM |
Drehmoment: | 115 Nm bei 4.000 UPM |
Quelle: auto-news, 2011-06-15
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