Von einem anderen Stern: Mercedes SL 65 AMG Black Series im Test
Testbericht
Haar, 18. Juni 2009 - Mercedes genießt unter manchen Sportwagenfans nicht unbedingt den besten Ruf. Die AMG-Modelle aus Affalterbach strotzen zwar nur so vor Kraft, lassen aber schon mal die nötige Querdynamik und Rennstreckentauglichkeit vermissen. Zudem wird den schwäbischen Flitzern nicht ganz zu Unrecht ein kleines Gewichtsproblem nachgesagt. Dies soll sich mit dem Mercedes SL 65 AMG Black Series nun ändern. Wir sind das Kraftpaket bereits gefahren.
In 3,8 Sekunden auf Tempo 100
Was Mercedes nun mit der Black Series auf die Beine stellt, kann sich nicht nur auf den ersten Blick sehen lassen, auch der zweiten etwas genaueren Betrachtung hält der Über-Schwabe stand. Unglaubliche 670 PS leistet das Sechs-Liter-Monster mit seinen zwölf Zylindern unter der Haube. Derart vollgepumpt mit Leistung erscheint die Sprintzeit von 3,8 Sekunden als das Natürlichste der Welt. Auch dass die Höchstgeschwindigkeit bei 320 km/h elektronisch abgeregelt wird, verwundert in diesem Zusammenhang nicht. Dasselbe Spielchen treiben die Schwaben auch beim Drehmoment: Obwohl der V12 in der Lage wäre, 1.200 Newtonmeter zu generieren, ziehen die Ingenieure bei 1.000 Newtonmeter zugunsten der Fünfgang-Automatik an der Sicherheitsleine. Dieses Getriebe ist im Übrigen das Einzige aus der Mercedes-Schublade, das sich bei diesem enormen Drehmoment nicht in alle Einzelteile zerlegt. Vier Fahrprogramme stehen für den Automaten zur Verfügung: C, S, M1 und M2. Die beiden erst genannten übernehmen die Arbeit für den Fahrer, wobei der S-Modus der sportlichere der beiden ist. Die Modi M1 und M2 unterscheiden sich durch ihre Schaltzeiten voneinander und erfordern das Gangwechsel-Kommando des Piloten via Paddles am Lenkrad oder Wahlhebel in der Mittelkonsole.
Endrohre beherrschen die komplette Tonleiter
Bereits beim Anlassen des Motors läuft einem ein kalter Schauer über den Rücken. Betätigt man den Startknopf, erwacht der V12-Bolide aus dem Schlaf und macht unmissverständlich auf sich aufmerksam. Das dumpfe Grollen aus den beiden riesigen Endrohren steigert sich beim Gasgeben im Leerlauf zu einem Donnern, um bei der Wegnahme des Gases in einem genüsslichen Brabbeln zu enden.
ESP-Lampe als Disco-BeleuchtungVollgepumpt mit PS wie der US-Sprinter Ben Johnson zu seinen besten Zeiten mit anabolen Steroiden, geht der Black Series an den Start. Mit ordentlich Schmackes auf das rechte Gaspedal getreten und die brutale Kraft des Zwölfzylinders zerrt mit unglaublicher Gewalt an den 325er-Reifen der Hinterachse. Dies geschieht so vehement und brachial, dass es nicht verwundern würde, wenn die beiden 20-Zöller tiefe Furchen im Asphalt hinterlassen würden. Das dreistufige ESP weiß dies jedoch zuverlässig zu verhindern. So kann es bei ungeübten Fahrern auch beim normalen Ampelstart auf trockenem Asphalt passieren, dass die ESP-Lampe ihre zweite Berufung als Disco-Beleuchtung entdeckt und unaufhörlich blinkt. Wer sich genügend fahrerisches Können zutraut, darf die Stabilitätskontrolle auch gerne im Sport-Modus verwenden oder komplett ausschalten. Von unkontrollierten Zuckungen im rechten Bein raten wir dann aber ausdrücklich ab. Imposante Erscheinung Genauso beeindruckend wie die rohe Kraft des Motors ist auch die bullige Optik des Supersportlers. Anstatt des bekannten SL-Klappdaches verfügt die Black Series über ein geschlossenes Dach. Der Deckel besitzt nicht nur einen integrierten Überrollbügel, sondern besteht auch komplett aus CFK. Dadurch fällt die Dachlinie deutlich flacher aus als beim Klapp-SL. Vor allem von vorne wird der Unterschied zum Serienpendant deutlich. Die Spurweite ist ganze 97 Millimeter breiter als beim SL von der Stange, der Hintern ist um 85 Millimeter in die Breite gewachsen. Auf dem Heckdeckel thront ein Flügel, der ab 120 km/h automatisch ausfährt und den Anpressdruck an der Hinterachse erhöht. Denselben Zweck erfüllt auch der Diffusor aus Karbon. Aus Gewichtsgründen sind neben dem Dach auch die vorderen Kotflügel, die Frontschürze samt Splitter, die Motorhaube und der Heckdeckel aus Kohlefaser-Verbundwerkstoff (CFK). Die Einsparungen des mit 1.870 Kilogramm immer noch recht schweren SL 65 AMG Black Series gegenüber der Serie belaufen sich auf rund 250 Kilogramm. Nicht zu vergessen ist aber, dass die Sonder-Serie auf den schweren Klappmechanismus des Daches verzichtet.
Kein Leichtgewicht So verwundert auch kaum, dass die Black Series in zu flott genommenen Kurven vehement über die Vorderräder schiebt. Der schwere Zwölfzylinder auf Höhe der Vorderachse lässt sich nicht verleugnen. Trotz einer Gewichtsverteilung von 52,3 (Vorderachse) zu 47,7 Prozent (Hinterachse), wirkt der Sport-SL vor allem auf engen und holprigen Strecken etwas kopflastig und unausgeglichen. Deutlich stimmiger sind die Fahreigenschaften auf Autobahnetappen. Hier können die Insassen die PS-Übermacht der Black Series in vollen Zügen genießen. Das straffe Fahrwerk reicht jede noch so kleine Unebenheit an den Allerwertesten weiter, gibt dem Fahrer allerdings auch bei höchstem Tempo die nötige Sicherheit. Zur Nutzung des Fahrzeugs auf der Rennstrecke können Zug- und Druckstufe der Stoßdämpfer, das Fahrzeugniveau, die Spur und der Sturz des Gewindefahrwerks eingestellt werden. Die Lenkung ist angenehm direkt, bei hohen Geschwindigkeiten aber nicht nervös. In Kombination mit den Maßnahmen zur Erhöhung des Anpressdrucks vermittelt sie dem Fahrer auch bei Tempo 300 noch ein sicheres Gefühl. Atemberaubende Verzögerung Auf Rennwagen-Niveau sind auch die Bremsen. Die in der Verbund-Technologie gefertigten 390 (vorne) beziehungsweise 360 Millimeter (hinten) Bremsscheiben sollen besonders leicht sein und werden vorne von Sechskolbensättel und hinten von Vierkolbensätteln in die Zange genommen. Die Verzögerung bei einer Vollbremsung ist absolut beeindruckend. Warnt man den Beifahrer vor dem Tritt in die Eisen nicht, hat dieser Mühe, eine unsanfte Bekanntschaft mit dem Armaturenbrett zu verhindern. Kein Kind von Traurigkeit In Zeiten der Ölknappheit und der Wirtschaftskrise zeugt es von einem starken Ego, einen 670-PS-Sportler zu besitzen. Um es auf den Punkt zu bringen: Ja, der SL 65 AMG Black Series ist ein Säufer. Fährt man den Sportler gemäß seiner Bestimmung mit Druck auf dem Gaspedal, genehmigt er sich ohne Probleme bis zu 25 Liter - Super Plus wohlgemerkt. Doch jedes Raubein hat auch seine sanfte Seite. Unterlässt man unnötige Gasstöße und fährt etwas zivilisierter, ist man immer noch flott unterwegs und der Verbrauch pendelt sich bei "nur" 14 Liter ein.
Karbon, wohin das Auge blickt Der Innenraum ist ein edler Mix aus Leder und Karbon. Selbst die Verkleidungen der Türen und der Mittelkonsole mussten dem teuren Werkstoff weichen. Die schnittig wirkenden Schalensitze aus Karbon sind weiter, als es zunächst den Anschein hat. Zupacken tun sie vor allem auf Höhe der Schultern. Dort wo es drauf ankommt - an den Oberschenkeln und der Hüfte - hat AMG noch etwas Platz gelassen für die etwas fülligeren Hüften der vermeintlich gesetzten Käuferschar. Wie es sich für einen Rennwagen gehört, kann der Fahrersitz nur in der Längsrichtung per Hebel verstellt werden. Die Höhe des Gestühls kann nur mit einem Schraubenschlüssel verändert werden. Der Beifahrersitz lässt sich überhaupt nicht verstellen und ist zugunsten eines niedrigeren Schwerpunktes niedriger montiert als der Chefsessel hinterm Steuer. Das angenehm dicke Lederlenkrad liegt gut in der Hand. Ausverkauft Möglicherweise haben Sie beim Lesen schon vermutet, dass so viel Exklusivität ihren Preis hat. Erschwerend kommt hinzu, dass die Auflage des Mercedes SL 65 AMG Black Series auf 350 Stück weltweit limitiert ist. Die Kosten für das schmucke Sammlerstück belaufen sich auf 327.250 Euro. Dies hat die liquiden Käufer jedoch nicht daran gehindert, sofort zuzuschlagen: Die komplette Auflage ist bereits ausverkauft.
ESP-Lampe als Disco-BeleuchtungVollgepumpt mit PS wie der US-Sprinter Ben Johnson zu seinen besten Zeiten mit anabolen Steroiden, geht der Black Series an den Start. Mit ordentlich Schmackes auf das rechte Gaspedal getreten und die brutale Kraft des Zwölfzylinders zerrt mit unglaublicher Gewalt an den 325er-Reifen der Hinterachse. Dies geschieht so vehement und brachial, dass es nicht verwundern würde, wenn die beiden 20-Zöller tiefe Furchen im Asphalt hinterlassen würden. Das dreistufige ESP weiß dies jedoch zuverlässig zu verhindern. So kann es bei ungeübten Fahrern auch beim normalen Ampelstart auf trockenem Asphalt passieren, dass die ESP-Lampe ihre zweite Berufung als Disco-Beleuchtung entdeckt und unaufhörlich blinkt. Wer sich genügend fahrerisches Können zutraut, darf die Stabilitätskontrolle auch gerne im Sport-Modus verwenden oder komplett ausschalten. Von unkontrollierten Zuckungen im rechten Bein raten wir dann aber ausdrücklich ab. Imposante Erscheinung Genauso beeindruckend wie die rohe Kraft des Motors ist auch die bullige Optik des Supersportlers. Anstatt des bekannten SL-Klappdaches verfügt die Black Series über ein geschlossenes Dach. Der Deckel besitzt nicht nur einen integrierten Überrollbügel, sondern besteht auch komplett aus CFK. Dadurch fällt die Dachlinie deutlich flacher aus als beim Klapp-SL. Vor allem von vorne wird der Unterschied zum Serienpendant deutlich. Die Spurweite ist ganze 97 Millimeter breiter als beim SL von der Stange, der Hintern ist um 85 Millimeter in die Breite gewachsen. Auf dem Heckdeckel thront ein Flügel, der ab 120 km/h automatisch ausfährt und den Anpressdruck an der Hinterachse erhöht. Denselben Zweck erfüllt auch der Diffusor aus Karbon. Aus Gewichtsgründen sind neben dem Dach auch die vorderen Kotflügel, die Frontschürze samt Splitter, die Motorhaube und der Heckdeckel aus Kohlefaser-Verbundwerkstoff (CFK). Die Einsparungen des mit 1.870 Kilogramm immer noch recht schweren SL 65 AMG Black Series gegenüber der Serie belaufen sich auf rund 250 Kilogramm. Nicht zu vergessen ist aber, dass die Sonder-Serie auf den schweren Klappmechanismus des Daches verzichtet.
Kein Leichtgewicht So verwundert auch kaum, dass die Black Series in zu flott genommenen Kurven vehement über die Vorderräder schiebt. Der schwere Zwölfzylinder auf Höhe der Vorderachse lässt sich nicht verleugnen. Trotz einer Gewichtsverteilung von 52,3 (Vorderachse) zu 47,7 Prozent (Hinterachse), wirkt der Sport-SL vor allem auf engen und holprigen Strecken etwas kopflastig und unausgeglichen. Deutlich stimmiger sind die Fahreigenschaften auf Autobahnetappen. Hier können die Insassen die PS-Übermacht der Black Series in vollen Zügen genießen. Das straffe Fahrwerk reicht jede noch so kleine Unebenheit an den Allerwertesten weiter, gibt dem Fahrer allerdings auch bei höchstem Tempo die nötige Sicherheit. Zur Nutzung des Fahrzeugs auf der Rennstrecke können Zug- und Druckstufe der Stoßdämpfer, das Fahrzeugniveau, die Spur und der Sturz des Gewindefahrwerks eingestellt werden. Die Lenkung ist angenehm direkt, bei hohen Geschwindigkeiten aber nicht nervös. In Kombination mit den Maßnahmen zur Erhöhung des Anpressdrucks vermittelt sie dem Fahrer auch bei Tempo 300 noch ein sicheres Gefühl. Atemberaubende Verzögerung Auf Rennwagen-Niveau sind auch die Bremsen. Die in der Verbund-Technologie gefertigten 390 (vorne) beziehungsweise 360 Millimeter (hinten) Bremsscheiben sollen besonders leicht sein und werden vorne von Sechskolbensättel und hinten von Vierkolbensätteln in die Zange genommen. Die Verzögerung bei einer Vollbremsung ist absolut beeindruckend. Warnt man den Beifahrer vor dem Tritt in die Eisen nicht, hat dieser Mühe, eine unsanfte Bekanntschaft mit dem Armaturenbrett zu verhindern. Kein Kind von Traurigkeit In Zeiten der Ölknappheit und der Wirtschaftskrise zeugt es von einem starken Ego, einen 670-PS-Sportler zu besitzen. Um es auf den Punkt zu bringen: Ja, der SL 65 AMG Black Series ist ein Säufer. Fährt man den Sportler gemäß seiner Bestimmung mit Druck auf dem Gaspedal, genehmigt er sich ohne Probleme bis zu 25 Liter - Super Plus wohlgemerkt. Doch jedes Raubein hat auch seine sanfte Seite. Unterlässt man unnötige Gasstöße und fährt etwas zivilisierter, ist man immer noch flott unterwegs und der Verbrauch pendelt sich bei "nur" 14 Liter ein.
Karbon, wohin das Auge blickt Der Innenraum ist ein edler Mix aus Leder und Karbon. Selbst die Verkleidungen der Türen und der Mittelkonsole mussten dem teuren Werkstoff weichen. Die schnittig wirkenden Schalensitze aus Karbon sind weiter, als es zunächst den Anschein hat. Zupacken tun sie vor allem auf Höhe der Schultern. Dort wo es drauf ankommt - an den Oberschenkeln und der Hüfte - hat AMG noch etwas Platz gelassen für die etwas fülligeren Hüften der vermeintlich gesetzten Käuferschar. Wie es sich für einen Rennwagen gehört, kann der Fahrersitz nur in der Längsrichtung per Hebel verstellt werden. Die Höhe des Gestühls kann nur mit einem Schraubenschlüssel verändert werden. Der Beifahrersitz lässt sich überhaupt nicht verstellen und ist zugunsten eines niedrigeren Schwerpunktes niedriger montiert als der Chefsessel hinterm Steuer. Das angenehm dicke Lederlenkrad liegt gut in der Hand. Ausverkauft Möglicherweise haben Sie beim Lesen schon vermutet, dass so viel Exklusivität ihren Preis hat. Erschwerend kommt hinzu, dass die Auflage des Mercedes SL 65 AMG Black Series auf 350 Stück weltweit limitiert ist. Die Kosten für das schmucke Sammlerstück belaufen sich auf 327.250 Euro. Dies hat die liquiden Käufer jedoch nicht daran gehindert, sofort zuzuschlagen: Die komplette Auflage ist bereits ausverkauft.
Technische Daten
Antrieb: | Heckantrieb |
---|---|
Anzahl Gänge: | 5 |
Getriebe: | Automatik |
Motor Bauart: | V-Motor mit Biturboaufladung |
Hubraum: | 5.980 |
Anzahl Ventile: | 4 |
Anzahl Zylinder: | 12 |
Leistung: | 493 kW (670 PS) bei UPM |
Drehmoment: | 1.000 Nm bei 2.200-4.200 UPM |
Preis
Neupreis: 327.250 € (Stand: Juni 2009)Fazit
Der Mercedes SL 65 AMG Black Series ist ohne Frage der bislang sportlichste Benz, den es je zu kaufen gab. Der unglaublich kraftvolle Zwölfzylinder strotzt nur so vor Kraft und beschleunigt den 1.870-Kilogramm-Boliden auch jenseits der 200-km/h-Marke noch auf beeindruckende Art und Weise. Aufgrund des hohen Gewichts wird aus dem Stern-Sportler jedoch kein agiler Kurvenräuber. Verwinkelte Strecken liegen der Black Series nicht sonderlich. Wer seine Hormone und vor allem den Gasfuß im Griff hat, kann den extravaganten Über-SL sogar relativ sparsam und dennoch nicht gerade langsam bewegen.Testwertung
Quelle: auto-news, 2009-06-18
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