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Testbericht

2. November 2016
München/Berchtesgaden, 3. November 2016 

Ich mag den Volvo XC90. Er ist groß, er sieht fantastisch aus und er ist vollgestopft mit allerlei Technik-Spielerien. Was ich an dem Full-Size-SUV etwas gewöhnungsbedürftig finde? Unter der Haube kommen ausschließlich Zweiliter-Vierzylinder-Aggregate zum Einsatz. Deshalb gibt es ein Flagschiff. Auf dem Kofferraumdeckel befindet sich dann die "T8"-Plakette und hinter dem linken vorderen Radkasten kann man eine zweite Tankklappe entdecken. Ich bin also mit dem Topmodell XC90 T8 Twin Engine mit zusätzlichem E-Motor unterwegs. Zeit, sechs Fragen zu beantworten, die das Plug-in-Hybrid-SUV zuvor aufwarf.

1. Kommt man mit den gewaltigen Abmessungen zurecht?
Wie ich schon erwähnt habe, der XC90 ist nicht nur schön, er ist auch groß. Egal ob er nun von einem Plug-in-Hybrid-System oder einem konventionellen Verbrenner-Antriebsstrang bewegt wird. In Zahlen: Er ist 4,95 Meter lang, 1,96 Meter breit, 1,78 Meter hoch und er hat einen Radstand von 2,98 Meter. Damit spielt der Schwede in einer Liga mit dem ebenfalls als Siebensitzer erhältlichen SUV-Modell von Audi, dem Q7. Machen wir uns nichts vor, im Stadtverkehr und auf schmalen Landstraßen macht der XC90 wenig Sinn und ich bin froh, dass an kritischen Stellen genügend Parkpiepser und Kameras meine Kriechfahrten überwachen und mich warnen, ehe es zu eng wird. Sobald man aber die klaustrophobische Infrastruktur hinter sich lässt, macht die Größe richtig Spaß. Und zwar bis zu sieben Personen, die auf allen Plätzen (ja, sogar in der dritten Reihe) ziemlich komfortabel untergebracht sind. Es kommt nämlich dann doch auf die Größe an.

2. Was kann das Plug-in-Hybrid-Modell?
Das Antriebssystem arbeitet mit einem 320-PS-Benziner an der Vorder- und einem 87-PS-Elektromotor an der Hinterachse. Wenn die Batterieladung ausreicht, wird vornehmlich elektrisch gefahren (bis 125 km/h). Ist der Akku zu schwach oder wird mehr Leistung gefordert, schaltet sich der Benziner zu, der nur die Vorderräder antreibt. Und wenn der Akku mal leer ist und man trotzdem Allrad benötigt? Dann produziert ein Generator zwischen Verbrenner und Getriebe Strom für die E-Maschine. Dauerhaft mechanisch eingekoppelt wird der Elektromotor nur im AWD-Modus, damit das System bei Offroadfahrten schneller agieren kann. Als Fahrer bekommt man von dem ganzen hin und her übrigens wenig mit. Was man merkt? Wenn die wunderbare und serienmäßige Achtgang-Automatik die Fahrstufen wechselt.

3. Über welche Fahrleistungen sprechen wir eigentlich?
Die Systemleistung? 407 PS. Das Systemdrehmoment? 640 Newtonmeter. Wie es die Zahlen schon vermuten lassen, lässt sich der gut 2,3 Tonnen schwere XC90 T8 standesgemäß bewegen. Mit einem leichten Zerren an der Vorderachse geht es voran. Nach 5,6 Sekunden knacke ich die 100-km/h-Marke und bei 230 km/h ist die Höchstgeschwindigkeit erreicht. Und in Kurven? Auch hier ist der T8 besser als gedacht und dass, obwohl er durch die zusätzlichen Batterien fast 300 Kilogramm schwerer ist als ein Exemplar ohne E-Fahrmodus. Die Gründe hierfür? Die Akkus sitzen zentral im Mitteltunnel und sorgen für einen guten Schwerpunkt, das adaptive Luftfahrwerk reagiert flott und der etwas unkonventionelle Allradantrieb versorgt alle Räder bedarfsgerecht mit Kraft.

4. Und wie schlägt sich der Wagen, wenn man ökologisch unterwegs sein will?
Volvo gibt einen kombinierten Verbrauch von 2,1 Liter je 100 Kilometer an. Klar, man könnte auch einen Spritkonsum von 0,0 Liter erreichen und lokal völlig emissionsfrei fahren, aber dann müsste man den Wagen theoretisch alle 43 Kilometer (30 Kilometer sind im normalen Straßenverkehr eher realistisch) für sechs Stunden an eine Haushaltssteckdose hängen. Am Ende fließen bei mir (ohne erneute Stromzufuhr) gute acht Liter Superbenzin durch die Brennräume des Vierzylinders mit Turbo- und Kompressoraufladung. Klingt viel, aber ein durchaus akzeptabler Wert für ein Auto dieser Größe, mit diesen Fahrleistungen und mit diesem Komfort.

5. Also komfortabel? Und wie sieht es im Innneraum aus? Sehr komfortabel, ja. Und auch wenn das Plug-in-Hybrid-Topmodell mehr als alle anderen XC90-Varianten mit etwas sportlicheren Fahrleistungen aufwarten kann, sollte man es eher ruhig und gelassen mit dem SUV angehen. Dazu passend? Das Ambiente, das selbst eine Designerwohnung irgendwie konservativ und altbacken aussehen lässt, sowie die Verarbeitung, die es auf dem gleichen Niveau aktuell nur bei Audi gibt.
 
6. Lohnt sich also die mittelschwere Plünderung des Kontos?
Ja, das Resultat ist mit einem Basispreis von 76.650 Euro alles andere als günstig, doch auch ein Audi Q7 e-tron ist mit mindestens 80.500 Euro nicht gerade ein Schnäppchen, sondern sogar noch einmal knapp 4.000 Euro teurer als das Produkt aus Schweden. Diese Preise verstehen sich selbstverständlich ohne eine ausgiebige Shoppingtour durch die Aufpreislisten. Gut ausgestattet ist der Plug-in-Hybrid-Volvo zwar bereits ab Werk, am Rechnungsende sollten Sie sich aber nicht erschrecken, wenn der Kaufpreis eine sechste Stelle bekommt. Eine fantastische Bowers&Wilkins-Anlage, die dritte Sitzreihe und all die Assistenzsysteme, die den XC90 fast zu einem selbstfahrenden Auto machen, wollen schließlich bezahlt werden.
Technische Daten
Antrieb:Allrad
Anzahl Gänge:8
Getriebe:Automatik
Motor Bauart:Benzinmotor mit Turbolader und Kompressor + E-Motor
Hubraum:1.969
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:4
Leistung:299 (Verbrenner: 235 / E-Motor: 64) kW (407 (Verbrenner: 320 / E-Motor: 87) PS) bei UPM
Drehmoment:640 (Verbrenner: 400 / E-Motor: 240) Nm bei 2.200 bis 4.000 UPM
Preis
Neupreis: 76.650 € (Stand: November 2016)
Fazit
Der Volvo XC90 mag im ersten Moment wie ein recht protziges und übertrieben großes SUV aussehen, das nach einem verschwenderischen Lebensstil des Besitzers schreit. Aber selbst das Topmodell, das mit jeder Menge Systemleistung und Systemdrehmoment aufwarten kann, ist eher etwas für entspannte Fans von Gemütlichkeit, von unendlich viel Komfort sowie von einem tollen Innenraum mit Assistenzsystemen der neuesten Generation. Und für das Umwelt-Gewissen ist der T8 Twin Engine ebenfalls gut. Auch wenn der Plug-in-Hybrid nur dann sinnvoll ist, wenn Sie im täglichen Durchschnitt nicht weiter als 30 Kilometer fahren und zu Hause mit Ökostrom nachladen können.+ tolles Design, schicker und geräumiger Innenraum, umfangreiche Assistenzsysteme, kraftvoller Antriebsstrang, geringer Verbrauch, hoher Komfort- saftiger Preis, kein manueller Schaltmodus, geringe Agilität
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: auto-news, 2016-11-02

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