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Testbericht

Stefan Zaumseil, 28. Mai 2008
Nicht nur Minimalisten sind immer wieder auf der Suche nach vier Rädern für möglichst wenig Bares. Hier werden sie fündig: Der Kia Picanto bietet eine der günstigsten Möglichkeiten, einen Neuwagen zu fahren.

Während Konkurrenten wie der VW Fox, ein Toyota Aygo oder ein Citroen C2 mit nur drei Türen daherkommen und ab 10.000 Euro aufwärts kosten, bietet der preiswertere Picanto zwei Zustiege mehr und eine vernünftige Ausstattung obendrein. Mit rundlichem Äußeren und großen Kulleraugen macht der 3,54 Meter Fronttriebler eine schmucke Figur. Nach der jüngsten Modellpflege wirkt der Kia Picanto trotz des hohen Aufbaus rundlich, die trapezförmigen Klarglasscheinwerfer scheinen jedoch zu groß für den Kleinen Koreaner. Im Innenraum setzt sich der gefällige äußere Eindruck fort. Das schwarz-graue Armaturenbrett wirkt angenehm, die Mittelkonsole prahlt trotz Billig-Liga mit Metallic-Effekt und die verwendeten Stoffe für die Sitzbezüge wirken angenehm frisch. Bereits die Basisversion ist mit Lederlenkrad und Lederschaltknauf ausgestattet.

Die Vordersitze sind angenehm gepolstert, lassen jedoch Seitenhalt vermissen. Die Rundumsicht für den Fahrer ist ausgezeichnet, Ablagen in Reichweite sind genügend vorhanden. Selbst unter den Sitzen befindet sich wertvoller Stauraum. Hebel und Schalter könnten sich auch für einen Kleinwagen wertiger präsentieren, sind jedoch zumeist an der rechten Stelle untergebracht. Das Cockpit erfreut mit sportlich-orangen Instrumenten - alles sehr gut ablesbar.

Ist der Sitzkomfort in der ersten Reihe noch ordentlich, so ist der Wohlfühlfaktor im Fond klassentypisch bescheiden: Erwachsene haben im Fond genug Platz, solange sie nicht größer als 1,75 Meter sein. Sonst wird es eng am Kopf und die Schultern gehen obligatorisch auf Tuchfühlung. Die Sitze sind hinten nicht unbequemer als vorn, die Rückenlehne lässt sich in der Neigung verstellen. Leider gibt es hinten zu wenige Ablagen, Fächer in den Türen fehlen ganz. Wo viel Licht, da ist bekanntlich auch Schatten - und der fällt auf den Kofferraum: 127 Liter sind zwar Roadster-Norm, aber eben etwas wenig für einen kleinen Einkaufshelfer. Mit Umklappen der 60:40 geteilten Rücksitzbank stehen dann maximal 868 Liter zur Verfügung - das genügt dann schon für den kleinen Ikea-Einkauf. Die Heckklappe öffnet für groß gewachsene Menschen nicht weit genug, die Ladekantenhöhe von etwas über 68 Zentimetern geht dagegen in Ordnung. Das Fahrwerk des Picanto ist komfortabel und ohne große Makel. Die Lenkung bietet jedoch nur einen unbefriedigenden Kontakt zur Fahrbahn und die Bremsen präsentiert sich unter Belastung allzu dünn. Weich gefedert, gibt sich der Kleinste von Kia in Kurven leicht untersteuernd. Der Radstand von 2,37 Meter und das geringe Gewicht von gerade einer Tonne verlocken zwar zum sportlicheren Fahren - gegen eine allzu forsche Fahrweise sprechen jedoch der geringe Seitenhalt der Sitze und die recht behäbigen Leistungsentfaltung des kleinen Vierzylinder mit 65 PS bei 5.500 Touren.

Mit einem zurückhaltenden Drehmoment von 97 Nm bei 2.800 U/min ist der Picanto auch alles andere als ein flotter Feger. Etwas über 15 Sekunden werden zum Durchbrechen der 100-km/h-Marke benötigt. Doch rein subjektiv ist der Kleine ein richtiger Stadtflitzer, der auch - wenn nötig - mit Tempo 150 auf der Autobahn unterwegs ein kann. Trotz des Wendekreises von fast zehn Metern ist er wendig und parkt sich dank der guten Übersicht kinderleicht. Der Testverbrauch von 6,7 Litern auf 100 Kilometer ist dagegen zu hoch für die gebotene Fahrleistung und das Tankvolumen von 35 Litern erscheint etwas wenig.

Der Kia Picanto 1.1 Start mit vier Airbags, ABS, Gurtstraffer und Lederlenkrad kostet ab 9.290 Euro. Das sinnvolle ESP liegt bei 400 Euro Aufpreis, die wünschenswerte Klimaanlage bei 750 Euro. Der Picanto Cool kostet dann schon 11.665 Euro, kommt jedoch mit Nebelscheinwerfern, elektrischen Außenspiegeln, elektrische Fensterhebern vorn und hinten, Dachspoiler, Klimaanlage, Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung, Radio und 15''-Leichtmetallrädern. Mit vielen weiblichen Attributen versucht der kleine Koreaner sich in die Herzen der Frauen zu fahren. Doch die anvisierte Zielgruppe interessiert sich sicher eher für einen umweltfreundliche CO2-Ausstoß, für günstige Versicherungsklassen, Außen- und Polsterfarben, Praktikabilität und Kraftstoffverbrauch als für mögliche Kurvengeschwindigkeiten und Ampelstarts.

Quelle: Autoplenum, 2008-05-28

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