Praxistest: Jeep Grand Cherokee 5.7 V8 - Auf dem Kriegspfad
Jeep war im Allradbereich lange Jahrzehnte eine große Nummer. Doch während es in den 80er und 90er Jahren nur untaugliche Versuche gab, an dem amerikanischen Allrad-Thron zu rütteln, setzt die Konkurrenz seit ein paar Jahren ernsthaft zum Generalangriff an. VW Touareg, BMW X5, Volvo XC 90 und Mercedes M-Klasse heißen die Player, die seither die Klasse der Luxus-SUVs beherrschen. Mit ungezügelter V8-Power will Jeep nun mit seinem Aushängeschild Grand Cherokee zurückschlagen.
Das Topmodell wird von einem 5,7 Liter großen Achtzylinder nach vorn getrieben. 240 kW/326 PS und 500 Nm müssen gar nicht mehr extra erwähnt werden, denn der traditionsbeladene Begriff "HEMI" fällt. Der 2,2 Tonnen schwere Allradler schiebt an wie ein Bulle. Gerade auf glattem Untergrund muss man daher vorsichtig mit dem Gaspedal umgehen. Der schier unendliche Kraftfluss ist nur schwer zu dosieren.
Das Fahrwerk ist recht straff, aber nicht unkomfortabel ausgelegt. Dafür stören die Poltergeräusche von der Hinterachse. Endlich gibt es auch nicht mehr die windigen Nick- und Wankbewegungen des Vorgängers, die nicht nur dynamischen Zeitgenossen den Nerv raubte. Die Fünfgang-Automatik arbeitet überaus gefühlvoll mit dem langhubigen Kraftbolzen zusammen. Ein weiterer Beweis: Es müssen nicht immer sechs oder sieben Schaltstufen sein. Auch die Lenkung muss keinen Vergleich zur starken Konkurrenz scheuen. Egal ob beim Einparken oder dem Höchstgeschwindigkeitsritt auf der Autobahn das meiste passt. Das kann man von der Bremsanlage nur eingeschränkt sagen. Hier vermisst man besonders bei Wiederholungsbremsungen den gewünschten Biss. Gerade bei einer solchen Leistung und einem derartigen Gewicht kann man mehr verlangen. Es geht schließlich um die eigene Sicherheit.
Die bemisst sich nicht (nur) nach der Anzahl von Airbags und dem serienmäßigen Einsatz von ABS oder ESP. All dies ist längst selbstverständlich. Das sollte man eigentlich aber auch von technischen Details wie Keyless-Go, Xenonlicht oder einer getrennten Heizungsregelung hinten meinen. Der Grand bietet nichts von alledem - nicht mal gegen Aufpreis. Am meisten macht dem 4,75 Meter langen Jeep Grand Cherokee jedoch im Innenraum die Konkurrenz zu schaffen. Auch er bietet zwar elektrische Ledersitze, Sitzheizung und Edelholz. Doch in der 50.000-Euro-Klasse muss es eben von allem etwas mehr sein.
So geben die verwendeten Materialien Anlass zur Kritik. Kunststoffoberflächen, Leder und Holz das alles könnte etwas hochwertiger aussehen. Dass so sinnvolle Details wie vernünftig beleuchtete Bedieneinheiten in den Türen, verstellbare Kopfstützen oder eine Sitzheizung für die Fondpassagiere fehlen, ärgert zudem - zumal der große Jeep so seine Probleme mit der Klimatisierung hat. Bei kalten Temperaturen zeigte sich die Heizungsanlage gerade für das Fondabteil überfordert. Zudem wurde immer wieder ungefragt kalte Klimaluft gegen die Frontscheibe geblasen. Da holen eine sehenswerte Farbauswahl und ordentliche Platzverhältnisse auch nicht mehr viel raus. Der Kofferraum überzeugt nicht nur durch die separat zu öffnende Scheibe oder die zahlreichen Zurrösen, sondern auch mit einem Stauvolumen zwischen 987 und 1.909 Litern.
Der 5,7 Liter große Achtzylinder ist eine Paradebesetzung. 0 auf 100m km/h in beeindruckenden 7,1 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 208 km/h sind exzellente Werte. Beim Testfahrzeug machten sich ab Tempo 165 jedoch laute Laufgeräusche bemerkbar. An der Tankstelle stockt dem Grand-Cherokee-Piloten der Atem. Durchschnittlich verbrauchte der Grand Cherokee im Praxistest auf 100 Kilometern 18,8 Liter Super. Trotz 326 PS dürfte es durchaus eine ganze Ecke weniger sein. Doch die Konkurrenz von Range Rover, VW oder Mercedes zeigt sich kaum enthaltsamer. Besonders in der Innenstadt steigt der Durst des Indianers ins Unermessliche. Und 77 Liter Tankvolumen sind nicht wirklich üppig.
Im Gelände interessiert den Verbrauch dann keinen Menschen. Dort geht es um Klettervermögen und Ausdauer. Die Allradtechnik des Grand Cherokee ist eine der besten auf dem Markt. Die Zauberformel Quadra-Drive-II bringt einen so ziemlich an jeden Punkt der Erde. Selbst wenn drei Räder nahezu aussichtslos festsitzen, schafft der Allradantrieb des Jeeps Dank dreier Differentialsperren (vorne, mittig, hinten) das Unmöglich und kommt voran. Wird es eng, hilft die zuschaltbare Geländeuntersetzung. Mehr wäre nur mit einer Luftfeder möglich aber auf die verzichtet der Amerikaner, leider.
Der Preis für den Jeep Grand Cherokee 5.7 HEMI Limited liegt bei 54.000 Euro. Sinnvolle Extras bleiben das Bildschirm-Navigationssystem (2.550 Euro), die dunklen Heckscheiben (320 Euro) und das 1.650 Euro teure Exclusive-Paket mit zusätzlichen Lederverkleidungen im Innenraum. Wer gesteigerten Wert auf eine besondere Ausstattung legt, kann ab sofort auch die Luxusversion Grand Cherokee Overland bestellen. Der bietet neben zahlreichen Innenraumdetails und 18-Zoll-Felgen auch eine Einparkhilfe vorne und hinten.
Quelle: Autoplenum, 2008-12-01
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