Praxistest: Honda Jazz 1.4 LS - Musik liegt in der Luft
Außer dem ungewöhnlichen Namen fällt beim dem kleinsten Van aus dem Hause Honda die geradezu kantenfreie Form auf. Die ist - laut Honda - ein Produkt des "Zenshin"-Konzepts, was im übertragenen Sinne "ganzheitliche Erneuerung" bedeutet. Außerdem stehe hinter dem Jazz der Gedanke "New Small", der im Wesentlichen drei neue Lösungen anbieten soll: Innenraumkonfiguration, Crashsicherheit und Kraftstoffverbrauch. Ein Auto also mit philosophischem Überbau.
Wenn man sich das Sein mal ohne dieses transzendentale Bewußtsein anschaut, dann bietet der Honda Jazz eine eher unspektakuläre Außenansicht - fast so wie ein Minivan, aus dem ein bisschen Luft herausgelassen wurde - eben ein Microvan. Ein kleineres Facelift gegenüber der Ursprungsversion beschränkt sich auf LED-Blinkleuchten in den Außenspiegeln und etwas kräftigere Stoßfänger.
Um so größer die Überraschung bei Einstieg in den Fünfsitzer. Nicht nur, dass die Instrumente im Stil des Honda Accord daherkommen und schrittweise heller leuchten - auf allen fünf Sitzen ist in dem Kleinen auch ausreichend Platz für durchschnittsgroße Europäer. Das ist bei Abmessungen von 3,83 Metern Länge und 1,67 Metern Breite eine stattliche Leistung.
Der Fahrersitz lässt sich ungewöhnlich tief einstellen und macht den Jazz auch für norddeutsche Recken fahrbar. Die Verarbeitung wirkt solide, alle Materialien dem Segment entsprechend. Das Cockpit ist übersichtlich und wirkt sehr sportlich, die Mittelkonsole ist für die aktuelle Honda-Generation typisch - alle Schalter am richtigen Platz und mit sinnvoller Funktion. Ganz besonders überzeugen kann jedoch die Rücksitzbank. Statt - wie bei der Konkurrenz - die Beinfreiheit von eng auf weniger eng durch einfaches Verschieben zu ermöglichen, haben die Designer bei Honda eine sehr praktische Lösung zur Optimierung von Kofferraum und Raumgefühl erdacht: Die Rücksitzbank kann nach oben gegen die Rücksitzlehne geklappt werden, anschließend wird der die Lehne nach vorn versenkt - und fertig ist ein Laderaum von 1.323 Litern mit 1,28 Metern Höhe bei ebener Ladefläche. Dass das im Verhältnis 2:1 möglich ist, braucht wohl nicht extra erwähnt werden. Für die kleinen Dinge des täglichen Lebens sind zudem ausreichend Ablagemöglichkeiten in den Türen und der Mittelkonsole vorhanden. Bei solch vergleichsweise üppigen Platzverhältnissen musste der Tank unter die Vordersitze wandern.
Außerdem ist der Motor gerade einmal 42 Zentimeter lang und baut schon fast in den Innenraum hinein - ohne dass darunter die Sicherheit leidet. Mit den 83 PS des lediglich 79 Kilogramm schweren 1,4-Liter-i-DSi-Motor lässt sich der Jazz munter bewegen. Laufkultur und Drehfreudigkeit entsprechen der Erwartung an den immerhin größten Motorenbauer der Welt. Das erste i steht für "intelligent", der Rest für "Dual Sequential Ignition" - eine vollelektronische Zündanlage mit zwei Zündkerzen pro Zylinder, die je nach Drehzahl für einen oder zwei Zündfunken sorgt. Das soll die Geräuschentwicklung dämpfen und den Kraftstoffverbrauch optimieren.
Die Geräuschentwicklung ist für einen Kleinwagen denn auch erstaunlich gering. Bis etwas über Richtgeschwindigkeit sind weder Motoren- noch Windgeräusche besonders nervig. Jenseits der 150 km/h wird es jedoch laut - wobei eher die Windgeräusche als das Motorbrummen zu hören sind.
Der bevorzugte Einsatzort ist daher weniger die Autobahn denn die europäischen Metropolen - hier ist der 1.100 Kilogramm schwere Honda Jazz dank hervorragender Rundumsicht, seinem recht straffen Fahrwerk und der knackigen Fünfgangschaltung in seinem Element. Der Testverbrauch mit knapp 8 Litern pro 100 Kilometer lag zwar um einiges über der Herstellerangabe - ist aber für die gebotenen Fahrleistungen akzeptabel. Die serienmäßige Sicherheitsausstattung des Honda Jazz 1.4 ES ist mit ABS, ESP, vier Scheibenbremsen, Kopfstützen und Dreipunktgurten auf allen Plätzen sowie ISOFIX-Kindersitzbefestigungen recht komplett. Dafür gab es immerhin auch vier Sterne im Euro-NCAP-Test für die Insassensicherheit.
In der Version 1.4 ES kostet mit der Jazz ab 14.690 Euro und kommt serienmäßig mit Zentralverriegelung, Klimaautomatik, elektrisch einstellbaren Außenspiegeln, elektrischen Fensterhebern, CD-Radio mit Lenkradbedienung und Gepäckraumabdeckung daher. Die Aufpreisliste ist dementsprechend kurz und umfasst ein sequenzielles Automatikgetriebe (750 Euro), elektrisches Schiebedach (770 Euro), DVD-Navigation (2.455 Euro), Metallic-Lackierung (365 Euro) sowie das elektronische Fahrstabilitätsprogramm VSA (650 Euro), das es allerdings nicht in Verbindung mit dem sequenziellen Automatikgetriebe gibt.
Quelle: Autoplenum, 2008-01-28
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