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Testbericht

Stefan Grundhoff, 14. November 2013
Jahrzehntelang hatte Mercedes keinen echten Sportwagen auf die Räder gestellt -geschweige denn einen Supersportler. Mit dem SLS AMG ließ der Daimler-Konzern alte Motorsporttugenden wieder auferstehen. Doch bald ist Schluss mit dem grandiosen Flügeltürer.

Denn der Mercedes SLS AMG wird nach knapp vier Jahren zum Anfang 2014 eingestellt. Er muss Platz machen für den neuen Mercedes GT, den die Stuttgarter ab Ende 2014 / Anfang 2015 im Programm haben. Von den Dimensionen her wird der GT-Sportler kleiner und insbesondere deutlich leichter als der aktuelle SLS. An der Alu-Spaceframe-Karosserie wird festgehalten. Dazu kommen sportliche Zutaten wie Front-Mittelmotor, Doppelkupplungs-Getriebe und eine Antriebsachse hinten mit aktivem Differenzial, damit die Gewichtsverteilung nahe an den perfekten 50:50 bleibt. Bei den Motoren sind durchweg aufgeladene Sechs- und Achtzylinder mit einem Leistungsspektrum von 350 bis 500 PS im Gespräch. Längst beschlossene Sache sind auch Motorsportvarianten und eine nachgeschärfte Black-Series-Version mit über 550 PS. Der Basispreis des Mercedes GT soll bei knapp über 100.000 Euro liegen und somit soll der Affalterbacher direkt gegen den Porsche 911 Carrera S / GTS antreten. Das sind rund 80.000 Euro weniger als der Mercedes SLS, der zuletzt bei knapp 190.000 Euro startete.

Als Mercedes im Jahre 2009 erstmals seinen SLS AMG präsentierte, rissen die Sportwagenfans die Augen weit auf. Solchen einen scharfen Renner hatte man allenfalls von BMW oder Porsche erwartet. Doch die Bayern hatten sich statt eines Supersportlers für die rollende Ökowelle aus BMW i3 und i8 entschieden. Mercedes besann sich seiner Rennsporttugenden aus den 50er Jahren und ging in die vollen. Es sollte ein echter Supersportwagen werden und nicht eine Mischung auf Power-Cruiser und Luxusspielzeug wie der Mercedes SLR, der sich bei den Motorsportfans nie durchsetzen konnten. Angetrieben wurde der SLS AMG von einem V8-Frontmittelmotor mit zunächst 420 kW / 571 PS und Trockensumpfschmierung auf Basis des bekannten 6,3-Liter-Saugmotors. Die Fahrleistungen sorgten für Aufsehen. 0 auf Tempo 100 in 3,8 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 315 km/h. Die Kraftübertragung übernahm ein seinerzeit komplett neu konstruiertes Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, das mit vier Schaltprogrammen an verschiedene Fahrerbedürfnisse angepasst wird.

Im Lastenheft der Ingenieure stand das Thema Leichtbau ganz oben. Die Rohkarosse des SLS besteht aus einem 241 Kilogramm schweren Aluminium-Spaceframe. Trotzdem brachte der Standard-SLS 1,6 Tonnen auf die Waage - zu viel um echten Sportlern wie Porsche 911 GT3 oder Ferrari 458 wirklich gefährlich zu werden. Als Reminiszenz an den alten 300 SL bekam der SLS jeweils 18 Kilogramm schwere Aluminium-Flügeltüren. Nach 1,25 Millionen Testkilometern ging der Mercedes SLS zunächst als Einzeltäter in Serie. Es folgten der sehenswerte Roadster sowie im Laufe der Produktionszeit nachgeschärfte Versionen mit 591 PS sowie zuletzt ein 631 PS starkes Black-Series-Modell angelehnt an die im Motorsport erfolgreiche GT3-Version.

Nicht mehr als ein grünes Feigenblatt wurde der Mercedes SLS electric drive, der in einer Kleinserie angeboten wurde. Jetzt heißt es zugreifen. Lange ist der Mercedes SLS AMG nicht mehr zu bekommen und nach einer Final Edition soll endgültig Schluss sein. Dann bleibt nur das Warten auf den neuen Mercedes GT, der keine Flügeltüren hat. Doch bei Mercedes liegen bereits Pläne in der Schublade, wieder einen Flügeltürer aufzulegen. Hoffentlich dauert es nicht wieder 50 Jahre.

Quelle: Autoplenum, 2013-11-14

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