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Autoplenum, 2010-03-15

Mercedes GLK 250 CDI - Mehr oder weniger?

Testbericht

Stefan Grundhoff

Die Mercedes-Verantwortlichen feiern ihn seit seiner Markteinführung als
wahren Wunderdiesel. Den Verbrauch von vier und die Leistung von sechs
Zylindern sollte der schwäbische Selbstzünder am besten im GLK 250 CDI
demonstrieren können.

Über das Design rümpften bei der Premiere des Mercedes GLK vor gut
zwei Jahren viele die Nase. Zu kantig, zu kastig und irgendwie unförmig
war die Kritik, die über Hersteller und Designabteilung herprasselte. Doch
der Mercedes GLK hat sich mit seinem zugegeben überaus eigenständigen
Design längst in das hiesige Straßenbild eingepasst. Er ist markant, doch
kaum mehr wirklich auffällig und schwimmt im Verkehr mittlerweile so
gekonnt mit, wie es Anfang der 80er Jahre der 190er als damaliger
Designsprung ebenso erfolgreich tat. Die technischen Fähigkeiten des GLK
können auf – und abseits der Straßen nur gelobt werden. Kaum einer der
Mittelklasse-SUV deckt ein derart breites Spektrum ab, wie der kleine
Bruder von ML, GL und G-Klasse, der technisch auf der C-Klasse basiert.

Dabei kam der Mercedes GLK zu spät. Die Konkurrenz hatte ähnliche
Fahrzeuge lange auf dem Markt und besonders der seit Jahren überaus
erfolgreiche BMW X3 saß den Stuttgartern wie ein Stachel im Fleisch. Klar,
dass in dieser Klasse ohne ebenso kraftvolle wie sparsame Diesel kaum
etwas geht. Die Wahl, sich beim GLK für einen der kleinen Diesel zu
entscheiden, fällt nicht schwer. Die Benzinerversionen GLK 300 und GLK
350 sind kraftvoll, aber wenig innovativ motorisiert und auch der
mehrfach überarbeitete Diesel des GLK 350 CDI hat in der Dreiliter-Liga
längst modernere Konkurrenten. So bleibt die Wahl zwischen 220er und
250er CDI. Beide nahezu identisch motorisiert; mit vier Brennkammern
und 2,2 Litern Hubraum bestückt. Intern heißt das Triebwerk im Hause
Mercedes-Benz „OM 651“ und viele Entwickler bekommen einen leicht
verträumten Blick, wenn sie die magische Motorenbezeichnung in den
Mund nehmen, die zahlreiche Konzernmodelle befeuert.

Der Turbolader und eine geänderte Motorsteuerung machen die
unterschiedliche Musik und entscheiden darüber, ob der geneigte
Mercedes-Kunde sein Fahrzeug mit 170 oder 204 PS bewegen darf. Da
eine Handschaltung nur für die wenig sinnvolle Heckantriebs-Version des
GLK 220 CDI verfügbar ist, werden die 4matic-Modelle des 2,2 Liter
großen Commonrail-Diesel obligatorisch mit einem siebenstufigen
Automatikgetriebe kombiniert. Der 4,53 Meter lange Mercedes GLK ist
mit seinem steil stehenden Kühlergrill, der ebensolchen
Windschutzscheibe und den herausgearbeiteten Kotflügel nicht nur
optisch eine kraftvolle Erscheinung. Er bringt auch ein Leergewicht von
gut 1,9 Tonnen auf die Waage. Schon aus diesem Grund, sollte man gar
nicht erst lange mit dem 220er flirten, sondern sich gleich für den GLK
250 CDI entscheiden; zumindest wenn man zu einem Vierzylinder greifen
möchte.

Das 2,2 Liter große Triebwerk gibt sich vom Start weg als Vierzylinder
zu erkennen. Ausgleichswellen hin und Motorkapselung her – von der
Laufruhe eines Sechszylinders trennen den Schwaben nicht nur beim
Kaltstart Dimensionen. Bei der Motorleistung sieht das ganze jedoch
schon anders aus. 150 KW / 204 PS und ein maximales Drehmoment
von 500 Nm, das sich für den Fahrer bereits ab 1.600 Touren willig ins
Zeug wirft, ist imposant. Mit diesen Werten war man vor ein paar
Jahren tatsächlich eine Klasse darüber als Sechszylinder unterwegs. Die
große Stärke des Mercedes GLK 250 CDI sollen jedoch nicht nur die
Fahrleistungen, sondern insbesondere der geringe Verbrauch sein. Auch
wenn eine Start-Stopp-Automatik bis auf weiteres fehlt, soll sich der
Allradler mit knapp sieben Litern Diesel auf 100 Kilometern zufrieden
geben. Doch die erhofften Luftsprünge an der Tankstelle blieben aus.
Auch wenn der Winter seine kalten Tage hatte und die Winterreifen
locker einen halben Litern verdrücken, ist ein Durchschnittsverbrauch
von 9,4 Litern Diesel im Praxistest in dieser Klasse schlicht viel zu viel.
Denn für einen Verbrauch zwischen neun und zehn Litern können es
auch zwei Brennkammern mehr sein, die einen mit Laufruhe und
Souveränität beglücken.

Auch merkt man dem GLK 250 CDI an, dass ihm bei höheren
Geschwindigkeiten etwas mehr Hubraum durchaus gut tun würde. Die
Beschleunigungsvorgänge sind ab Tempo 150 dünn und die ansonsten
gewohnt lässige Siebengang-Automatik tut sich am oberen Drehzahlband
mitunter schon einmal schwer, die rechte Schaltstufe zu finden, damit die
Leistungsabforderungen des Fahrers auch in den entsprechenden
Tatendrang umgesetzt werden. Den Spurt 0 auf Tempo 100 erledigt der
Allradler in ordentlichen acht Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit reicht
mit 210 km/h allemal aus, liegt jedoch ebenfalls nicht auf dem Niveau
eines vergleichbaren Sechszylinders. Der Vierzylinder hängt jedoch
ordentlich am Gas und lässt in Sachen Leistungsenthaltung kaum den
ernsthaften Wunsch nach einem GLK 350 CDI aufkommen.

Neben dem kraftvollen, aber jederzeit akustisch präsenten Motor kann
auch die Fahrwerksabstimmung des GLK erfreuen. Sie ist straff, gerade
für die Passagiere im Fond fast schon hart; macht den Straßen-
Klettermaxen aber trotzdem zu einem entspannten Reisemobil. Nick- und
Wankbewegungen fallen selbst im Grenzbereich kaum ins Gewicht. So
machen sich allenfalls das hohe Leergewicht von 1,9 Tonnen und die zu
leichtgängige Servounterstützung negativ bemerkbar.

Das Platzangebot des Mercedes GLK ist für vier Personen vorbildlich. Doch
zu dritt sollte man den Fond nicht betreten. Das gibt die Fahrzeugklasse
schon wegen des Radstands von 2,75 Metern und der Schulterfreiheit
nicht her. Der Laderaum schluckt standesgemäße 450 bis 1.550 Liter.
Leider lässt sich Mercedes die elektrische Heckklappe beim GLK noch extra
bezahlen. Sie sollte bei der Bestellung des Fahrzeugs ebenso wenig fehlen
wie beheizbare Ledersitze (ab 2.391 Euro), Navigationssystem (ab 3.046
Euro) und das gute Xenonlicht-System. Wenig einleuchtend jedoch, wieso
es den GLK nicht wie bei E- oder S-Klasse mit einer kompletten
Lichtautomatik gibt. Bei ihm muss das Fernlicht manuell ab- und
zugeschaltet werden. Unverständlich bleibt zudem, wieso
Selbstverständlichkeiten wie anklappbare Außenspiegel,
Multifunktionslenkrad, abblendbare Spiegel, beheizte Scheibenwischanlage
oder Regensensor teuer extra bezahlt werden müssen.

Für einen Basispreis von gut 43.000 Euro gibt es einen exzellenten
Mittelklasse-SUV. Auch wenn die Fahrdynamik des nun auslaufendem X3
fehlt und das Fahrwerk der identisch motorisierten Zivilversion Mercedes C
250 CDI ausgewogener ist – der GLK ist als 250 CDI eine überzeugende
Besetzung. Doch an einen Sechszylinder reicht der Wunderdiesel nun
wirklich nicht heran – außer beim Verbrauch.

Quelle: Autoplenum, 2010-03-15