Smart Forfour und Fortwo mit DCT-Getriebe im Test mit technischen Daten und Preis zur Markteinführung
Testbericht
Köln, 1. Juli 2015 - Manchmal sind es die kleinen Dinge, die einen begeistern können: Smart-Chefin Annette Winkler schwärmt vom neuen "Premium-Klappschlüssel", den die Kundschaft ab September 2015 statt des bisherigen Renault-Öffners in die Hände bekommt. Doch bereits jetzt laufen Winklers wichtigste kleine Dinge, nämlich der neue Fortwo und der Forfour, ziemlich gut: Von Januar bis April 2015 wurden fast 40.000 Fahrzeuge verkauft, ein Plus von knapp 25 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Weiteren Schub sollen die Markteinführungen in China und den USA bringen. Gerade dort ist eine Kombination besonders wichtig: starker Motor plus Automatik. Bei den beiden Smarties bedeutet das einen 90-PS-Turbobenziner plus ein neues Doppelkupplungsgetriebe. Wir haben die Kombination getestet. Technischer Fortschritt Wer den alten Smart kennt, weiß um die Schwächen des seinerzeitigen automatisierten Schaltgetriebes: Neben dem "Nicken" beim Gangwechsel störte vor allem die ewige Gedenksekunde nach dem Kickdown. Mit einer aufwendigen Lösung soll das nun besser werden. Das Doppelkupplungsgetriebe mit sechs Gängen stammt von Getrag und wird wohl noch 2015 auch seinen Weg in den gemeinsam mit den beiden Smarts entwickelten Renault Twingo finden. Kreise ziehenAber vor dem Praxistest des bei Smart "Twinamic" getauften Getriebes muss eine grundsätzliche Frage geklärt werden: Fortwo oder Forfour? Klar, der unverändert 2,70 Meter lange Fortwo ist in der Stadt unschlagbar. Speziell den sagenhaft kleinen Wendekreis von 6,95 Meter muss man selbst erlebt haben. Stellen Sie sich einfach eine sogenannte BKA-Wende (alias U-Turn) ohne Handbremse vor. Aber der Fortwo ist, wie der Name schon sagt, nur für zwei Personen konzipiert. Die sitzen allerdings deutlich bequemer als im Vorgänger. Links und rechts bleibt genügend Platz für die Arme, groß gewachsene Fahrer müssen nicht mehr ihre Beine unter das Armaturenbrett quetschen. Drastisch formuliert fühlt man sich statt auf einem fahrenden Hocker jetzt in einem richtigen Auto.
Darf es etwas mehr sein? Das liefert uns das Stichwort für den Forfour. Der gegenüber dem Fortwo um 70 Zentimeter längere Viertürer bietet mehr Variabilität. Bis zu 975 Liter Gepäck passen hinein, wird die Beifahrerlehne nach vorne geklappt, beträgt die Ladelänge 2,22 Meter. Gut für den nächsten Möbelkauf, aber die Nachteile des Heckmotorkonzepts sollen nicht verschwiegen werden: Der Gepäckraumboden ist hoch und es kann bisweilen recht warm werden. Warm werden wir mit dem Platzangebot im Fond nicht, nur wenn Fahrer und Beifahrer ihre Sitze stark nach vorne schieben, lässt es sich dort einigermaßen aushalten. Aber immerhin hat man im Forfour die Möglichkeit, mehr Leute mitzunehmen. Der Aufpreis von 660 Euro gegenüber dem Fortwo ist außerdem moderat. Dunkle Gedanken Werfen wir einen Blick auf das ziemlich rundlich gezeichnete Cockpit. Markant ist die sogenannte Head-Unit, in der sich je nach Geldbeutel nur ein Radio oder ein Touchscreen inklusive Navi befindet. Gut: Das Armaturenbrett ist vor dem Beifahrer stark eingezogen, so dass er mehr Platz für die Beine hat. Weniger gut: Die je nach Ausstattung knallbunten Stoffe im Cockpit. Ob blau oder orange, sie spiegeln sich bei Sonne extrem in der Scheibe. Tun Sie sich den Gefallen und belassen Sie es bei schwarz. Ihre Augen werden es danken. Erst Form, dann Funktion Die gemeinsam mit Renault erfolgte Entwicklung von Fortwo und Forfour ist innen unübersehbar. Diverse Schalter und Knöpfe stammen von den Franzosen. Ob das zum Premium-Anspruch von Smart passt? Ein echtes Manko sind die versteckt angebrachten Schalter zur Deaktivierung diverser Helferlein. Sie sehen alle gleich aus und sind in ihrer Anordnung links unter dem Lenkrad nicht blind bedienbar. Auch der Schalter für die Sitzheizung ist recht versteckt am Möbel selbst angebracht. Es ist im Smart ähnlich wie bei Mini: Sieht alles spannend aus, ist aber teilweise ziemlich unpraktisch. So muss bei der Klimaautomatik ein kleines Vergrößerungsfenster über den Temperaturwert geschoben werden. Da die Anlage aber unter der Head-Unit platziert ist, muss man gelegentlich dreimal hinsehen. Schade auch, dass Smart für die meisten Modellvarianten gar keine Wahl zwischen Klimaanlage und -automatik lässt. Nur Käufer der Basisversion können eine Klimaanlage mit Drehreglern ordern.
Alles im Fluss Genug gelästert, die Smart-Kombination aus 90-PS-Motor und Doppelkupplungsgetriebe sorgt für viele freudige Momente. Das von Renault stammende Turboaggregat mit drei Zylindern und 900 Kubik Hubraum schiebt den Forfour druckvoll an, ohne dabei laut zu werden. Auch bei 130 km/h ist eine Unterhaltung problemlos möglich. Tipp: Sparen Sie sich die 150 Euro für das Zusatzinstrument aus Drehzahlmesser und Uhr. Seine Anzeigen sind sehr klein, zudem entscheidet beim DCT die Technik, wann geschaltet wird. Das geschieht im Sport-Modus noch einen Tick flotter als im Economy-Modus. Trotzdem ist das Getriebe gegenüber der Box im alten Smart ein Quantensprung. Schon vom Fleck weg sprintet man mit DCT schnell voran, wobei der 85 Kilogramm schwerere Forfour beim Ampelstart einen Tick träger wirkt als der Fortwo. Aber am Wichtigsten: Kein Nicken mehr. Musste man früher vor jedem Schaltvorgang vom Gas gehen, um den Wackeldackel-Effekt zu vermeiden, so kann jetzt der Fuß auf dem rechten Pedal bleiben. Schonung für den Rücken Und noch eine alte Smart-Marotte wurde ausgebügelt. Während beim alten Fortwo jede Unebenheit der Fahrbahn gnadenlos weitergereicht wurde, federt der Nachfolger jetzt richtig komfortabel. Einzig bei wirklich groben Schlaglöchern zeigt sich, dass mit nur 1,87 Meter Radstand auch keine Wunder zu vollbringen sind. Logisch, dass der Forfour nicht nur beim Gepäck mehr wegschluckt. Apropos Schlucken: Wir bewegten den Forfour mit DCT in einem Mix aus Straße und Autobahn, verbunden mit vielen Stop-and-Go-Phasen. Trotz (meist träger) Start-Stopp-Automatik lag der Verbrauch bei 6,2 Liter. Niedrigere Werte sollten machbar sein, wir empfehlen trotzdem statt des serienmäßigen 28-Liter-Tanks das optionale Reservoir mit 35 Litern. Anschlag auf den Geldbeutel Optional ist in den Smart-Preislisten vieles, um nicht zu sagen: fast alles. Je nach Ausstattung kostet das DCT-Getriebe beim Fortwo zwischen 1.000 und 1.275 Euro Aufpreis, beim Forfour sind es zwischen 1.150 und 1.425 Euro. Im Klartext: Die Mischung aus 90-PS-Motor und Automatik kostet beim Fortwo mindestens 13.065 Euro, beim Forfour 13.875 Euro. Bei Letzterem liegt die Topausstattung namens "Proxy" bei 17.100 Euro. Wir raten zum "Prime" für 15.750 Euro, und zwar nicht nur des schwarzen Armaturenbretts wegen. Inklusive sind hier auch eine Sitzheizung, 15-Zoll-Alufelgen und ein Spurverlassenswarner. Nicht aber Radio und Klimaautomatik. Beides gibt es bislang nur gemeinsam im Paket für 1.100 Euro. Smart verspricht aber Besserung und wird künftig das Audiosystem auch einzeln anbieten. So sind wir aber bereits bei fast 17.000 Euro, trotzdem kostet jede Kleinigkeit extra. Fahrersitz und Lenksäule höhenverstellbar? 270 Euro im Paket mit elektrisch verstellbaren Außenspiegeln. Handschuhfach abschließbar? 45 Euro. Laderaumabdeckung? 40 Euro. Parkpiepser hinten? 300 Euro. Wir würden noch zum Abstandswarner (250 Euro) raten. Schade: Die bequeme Mittelarmlehne gibt es nur für den Fortwo, da im Forfour die Lehne des Beifahrersitzes klappbar ist. Doch auch ohne sie kommt unser konfigurierter Forfour auf 17.755 Euro. Spätestens beim Preis wird klar: Smart ist Premium.
Technische Daten
Antrieb: | Heckantrieb |
---|---|
Anzahl Gänge: | 6 |
Getriebe: | Doppelkupplungsgetriebe |
Motor Bauart: | Benziner mit Turboaufladung |
Hubraum: | 898 |
Anzahl Ventile: | 4 |
Anzahl Zylinder: | 3 |
Leistung: | 66 kW (90 PS) bei UPM |
Drehmoment: | 135 Nm bei 2.500 UPM |
Preis
Neupreis: 15.750 € (Stand: Juli 2015)Fazit
Mit der Kombination aus 90-PS-Turbo und Doppelkupplungsgetriebe ist der Smart endlich so, wie er immer hätte sein sollen: Wieselflink und dabei sehr komfortabel. Ob es der Fortwo oder der Forfour sein soll, entscheidet sich am Einsatzzweck oder daran, ob man schon den alten Fortwo mochte. Teuer sind sie jedenfalls beide. Während der Zweitürer als Gegenwert ein einzigartiges Konzept bietet, dürfte es der Viertürer inmitten ähnlicher Konkurrenten schon schwerer haben. + spritziger Motor, komfortables Getriebe, sehr wendig - hoher Grundpreis, magere SerienausstattungTestwertung
Quelle: auto-news, 2015-06-30
Getestete Modelle
Ähnliche Testberichte
Autoplenum, 2019-07-03
Gebrauchtwagen-Check: Smart Fortwo - Wie ein GroßerGanzen Testbericht lesen
Autoplenum, 2018-09-16
Road Trip mit dem Smart EQ - Elektromobilität im Alltag -...Ganzen Testbericht lesen
Autoplenum, 2017-08-29
Smart Vision EQ Fortwo - KnutschkugelGanzen Testbericht lesen
Autoplenum, 2017-08-29
Smart Vision EQ Fortwo - Ganz schön smartGanzen Testbericht lesen
Autoplenum, 2017-07-27
Smart Brabus „15th anniversary edition“ - Limitiertes Sc...Ganzen Testbericht lesen