Jaguar XF S im Test: Mit der 380-PS-Limousine von München nach Genf
Manchmal kann man aus einer zitronigen Aufgabe ganz schnell etwas süßes limonadiges zaubern. Die Zitrone? Wir mussten von München nach Genf fahren. Die Limonade? Wir konnten dafür einen Jaguar XF S nehmen. Es war also Zeit für einen Roadtrip. Für einen 380 PS starken Roadtrip ...
Vom gediegenen S-Type zum sportlichen XF
Aber wieso eigentlich ein Jaguar XF S? Also: Es ist noch gar nicht so lange her, da war für die Obere Mittelklasse von Jaguar der Begriff "Sportlichkeit" eher ein Fremdwort. Der britische Hersteller baute eher luxuriös angehauchte Limousinen wie den S-Type (1999 bis 2007) - schwerfällig aber gediegen. Dann kam die erste Generation des neuen Jaguar XF auf den Markt, die grundlegend mit den Prinzipien des Klassenvorgängers brach. Man setzte auf ein coupéartiges Design, verabschiedete sich von der großväterlichen Dynamik und richtete ihn sportlicher aus. Der aktuelle XF S treibt diese Sportlichkeit auf die Spitze. Zumindest so lange, bis sich Jaguar doch noch entschließt, eine SVR-Version auf den Markt zu bringen.
Ein sparsamer Trip mit 3,0-Liter-V6?
Abfahrt: Es ist Montag und eigentlich viel zu früh, um mit einem Lächeln und dem Wissen, gleich mehr als 600 Kilometer fahren zu müssen, in ein Auto zu steigen. Was uns erwartet, hebt die Laune aber etwas. Die wunderbare S-Version. Ohne Allradantrieb. 380 PS und 450 Newtonmeter aus dem 3,0-Liter-V6 mit Kompressor (der Motor wird auch im F-Type verbaut) versprechen zwar keine sparsame Anreise, aber da man in der Schweiz sowieso nur maximal 120 km/h fahren darf, wird eben die Gesetzgebung der Eidgenossen für Sparsamkeit sorgen. Und tatsächlich sollen wir am Ende auch einen Durchschnittsverbrauch von 10,1 Liter erreichen (8,3 Liter laut NEFZ).
Mein Kollege und ich sind gut vorbereitet auf sechs Stunden in dem für ein Fahrzeug der Oberen Mittelklasse doch eher schmalen Fahrgastraum. Die Getränkehalter in der Mittelkonsole werden mit Snacks und Energiegetränken bestückt. Als Bordunterhaltung wird mir ein Album von Fips Asmussen ans Herz gelegt. Hier zeigt der XF seine erste Stärke: Er hat keinen CD-Player, sondern ein Infotainmentsystem mit Acht-Zoll-Display und jeder Menge Konnektivität. Meine Ohren freuen sich sehr und so kopple ich schnell mein Telefon via Bluetooth.
Guter Reisekomfort, etwas wenig Krawall
Die ersten 180 Kilometer auf der deutschen Autobahn von München nach Lindau verlaufen reibungslos. Ein bisschen stockender Verkehr, konstante 160-km/h-Abschnitte und die eine oder andere Auslotung der Elastizitäts- und Höchstgeschwindigkeitswerte. Der Motor und die fabelhafte Achtgang-Automatik harmonieren wunderbar miteinander. Leider bleibt der V6-Sound auch bei Beschleunigungsorgien (0-100-km/h in 5,3 Sekunden) und bei über 200 km/h dezent im Hintergrund. So viel Understatement hätte man dem Hersteller, der auch den fauchenden und kreischenden F-Type auf die Beine gestellt hat, beim XF-Topmodell gar nicht zugetraut. Wünschen wir uns mehr Krawall? Wir sind uns schnell einig. Ein bisschen. In manchen Situationen zumindest.
Die Vorzüge des Beifahrers und der Autonomie
Ankunft Schweiz. Zeit für einen Fahrerwechsel. Ich könnte es mir jetzt zwar auf der komfortablen und super bemessenen Rückbank bequem machen, doch die elektrisch verstellbaren Vordersitze mit einer Ich-setz-deinen-Hintern-in-Brand-Sitzheizung sind mir dann doch lieber. Während ich die Stille und das sanft wiegende Fahrwerk genieße, entdeckt mein Herrn Asmussen verehrender Mitfahrer die Vorzüge des semi-autonomen Fahrens. Er hat 118 km/h als Höchstgeschwindigkeit eingestellt (sicher ist sicher), den Abstand zum Vordermann bestimmt und die Spurhalteassistenz aktiviert. Schon gondeln sich die 1,7 Tonnen an britischer Design-Schönheit fast wie von alleine an den Genfer See.
Eine letzte Herausforderung wartet vor dem morgigen Messebeginn dann aber noch auf uns. Die Innenstadt von Genf, der viele Verkehr, die engen Straßen und die noch engeren Parkplätze. Wirklich klein ist der XF in seinen Ausmaßen nämlich nicht. Mit 4,95 Meter Länge und 1,88 Meter in der Breite ist er zwar länger und breiter als ein BMW 5er oder ein Audi A6, der Wendekreis von 11,60 Meter lässt ihn aber handlicher wirken als die Konkurrenz.
Extreme Handlichkeit mit viel Schlupf
Stichwort "handlich": Am Wochenende, bevor wir halb Deutschland und die ganze Schweiz auf Autobahnen durchpflügten, bin ich in den Alpen auf die Kurven-Suche gegangen. Sind Sie schon einmal ein gutes Paar Carving-Skier gefahren? Der XF fährt sich im Sport-Modus genauso: direkt (durch die Elektro-Servolenkung aus dem F-Type) und wendig (wegen dem verflixt flink reagierenden Fahrwerk und weil er gegenüber seinem Vorgänger rund 60 Kilogramm leichter geworden ist). Nur der reine Hinterradantrieb lässt die 380 Pferde des Jag in Kurven verzweifelt nach Grip scharren. Die Situation ist aber mit den bissigen Bremsen und dem präzisen Gaspedal sehr gut kontrollierbar.
Britische Preispolitik
Der Einstiegspreis (dann gibt es die Buchhalterversion mit 163-PS-Diesel und Sechsgang-Schaltgetriebe) beträgt mindestens 41.350 Euro. Die etwas sinnvollere XF-Basis ist wohl die 180 PS starke Selbstzünder-Variante mit Achtgang-Automatik. Sie ist ab 45.060 Euro erhältlich. Unser Topmodell XF S mit 380-PS-V6-Kompressor steht ab 68.290 Euro in der Preisliste. Und wenn Ihnen Heckantrieb für diese Leistungswerte etwas zu riskant erscheint und Sie auf die berühmt-berüchtigten Schienen stehen, können Sie für 2.600 Euro einen Allrad dazu buchen.
Antrieb: | Hinterrad |
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Anzahl Gänge: | 8 |
Getriebe: | Automatik |
Motor Bauart: | V-Motor mit Twin-Vortex-Kompressor |
Hubraum: | 2.995 |
Anzahl Ventile: | 4 |
Anzahl Zylinder: | 6 |
Leistung: | 280 kW (380 PS) bei UPM |
Drehmoment: | 450 Nm bei 4.500 UPM |
Quelle: auto-news, 2016-10-13
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