VW Phaeton im Test: Günstig Oberklasse fahren
Testbericht
Haar, 29. November 2011 - Fallen die Namen Mercedes, BMW oder Audi, denken die meisten automatisch an große Limousinen. Sagt uns jemand, er fährt einen Volkswagen, stellen wir uns denjenigen eher in einem Klein- oder Kompaktwagen vor - vielleicht in einem Polo oder Golf. Schon vergessen? Auch der Wolfsburger Hersteller ist im Oberklasse-Segment vertreten, mit dem Phaeton. Zu einem Verkaufsschlager entwickelte sich das Flaggschiff bislang nicht - zumindest bei uns. 70 Prozent der Phaeton-Modelle, die in der "Gläsernen Manufaktur" in Dresden vom Band laufen, werden nach Asien exportiert. Vor allem China ist für VW in Sachen Oberklasse zur Nummer eins geworden. In Deutschland greifen 80 Prozent der Kunden zum einzigen Diesel im Angebot, den V6 TDI. Ein guter Grund, sich den Selbstzünder einmal genauer anzusehen.
Neues Markengesicht mit komplett verchromtem Kühlergrill
Unser erster optischer Eindruck vom Phaeton: Die über fünf Meter lange Limousine wirkt aufgrund der Rundungen bullig. Lediglich die Kante am Kofferraumdeckel bringt etwas Kontur ins Design. 2010 hat die Limousine mit einem Facelift das neue VW-Markengesicht bekommen. In der Front dominieren nun horizontale Linien, die den Wagen breiter machen. Im Gegensatz zu seinen Geschwistern glänzt der Phaeton mit einem komplett verchromten Kühlergrill ohne schwarze Abdeckung. Eine zusätzliche Chromleiste um das ganze Auto herum frischt das zeitlose Design des Wolfsburgers etwas auf.
Hochwertig verarbeiteter Innenraum
Auch im Interieur geht es klassisch und schlicht zu. Die horizontalen Linien des Exterieurs spiegeln sich im Innenraum wieder. Eine Leiste in schwarzem Klavierlack erstreckt sich über das gesamte Armaturenbrett - wo sie die Luftausströmer verdeckt - und verläuft auf gleicher Höhe weiter bis über die Seitenverkleidungen der Türen. Bei eingeschalteter Klimaanlage verschwindet der vor den Luftausströmern liegende Teil der glänzenden Abdeckung im Armaturenbrett. Die Sitze sind sehr komfortabel, bieten aber wenig Seitenhalt. Nicht gerade ergonomisch angeordnet sind die Schalter der Fensterheber im Phaeton. Um die Seitenfenster zu öffnen, muss sich der Fahrer deutlich aus dem Sitz bewegen. Das Infotainment-System beinhaltet neben einem Navi mit internetbasierter Google-Funktion auch eine Bluetooth-Freisprecheinrichtung und eine Entertainmenteinheit. Gesteuert wird das System bedienerfreundlich über einen acht Zoll großen Touchscreen.
Schwergewicht mit Luftfahrwerk
Mit einem Gewicht von über 2,2 Tonnen ist der VW Phaeton nicht unbedingt auf sportliches Fahren ausgelegt. Daran kann auch das Luftfahrwerk nichts ändern, das den Wolfsburger bei hohem Tempo automatisch senkt. Der Fahrer kann die Höhe des Phaeton auch selbst um bis zu vier Zentimeter variieren. Der Luxusliner liegt aufgrund seines hohen Gewichts satt auf der Straße. Auch bei hohem Tempo fühlt man sich so sicher wie in Abrahams Schoß. Trotz weicher Dämpfung hat man nicht das Gefühl den Kontakt zur Straße zu verlieren. Die leichtgängige Lenkung passt gut zum komfortablen Gesamteindruck.
Kerniger Motorsound beim Beschleunigen
Aus 3,0 Liter Hubraum schöpft der Selbstzünder 240 PS. Trotz seiner 500 Newtonmeter Drehmoment hat der Turbodiesel Mühe, den Kollos in Schwung zu bekommen. Für den Sprint von null auf Tempo 100 benötigt der Phaeton 8,3 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 237 km/h. Etwas sportlicher als die reinen Leistungsdaten hört sich der Sound des Sechszylinders an. Beim Beschleunigen könnte man von der Akustik her auch einen Achtzylinder-Benziner vermuten. Im Stand sind im Innenraum allerdings Motorgeräusche zu vernehmen, die das entspannte Luxus-Ambiente etwas trüben. Serienmäßig ist der V6 TDI an ein leichtgängiges Sechsgang-Automatikgetriebe gekoppelt, welches die Kraft des Diesels stets an alle vier Räder weitergibt. Der von VW angegebene Durchschnittsverbrauch von 8,5 Liter wurde bei unserer ausgiebigen Testfahrt mit 9,2 Liter nur leicht überschritten.
Günstiger Einstiegspreis
Mit dem Facelift haben auch neue Assistenzsysteme Einzug in den Phaeton gehalten. Komplett neu ist die dynamische Fernlichtregelung. Eine Kamera hinter der Frontscheibe registriert dabei andere Verkehrsteilnehmer und blendet die Fernlichtmodule der serienmäßigen Bi-Xenon-Scheinwerfer in den Bereichen ab, in denen entgegenkommende oder vorausfahrende Autofahrer geblendet werden könnten. Gegen Aufpreis sind auch ein Abstandstempomat mit Stopp&Go-Fähigkeit, eine Notbremsfunktion und ein Toter-Winkel-Assistent erhältlich. Mit einem Grundpreis von 68.300 Euro ist der VW Phaeton deutlich günstiger als die Konkurrenz. In Vergleich zum Audi A8 mit Allradantrieb und vergleichbarer Motorisierung liegt der Preisunterschied bei über 5.000 Euro.
Technische Daten
Antrieb: | Allradantrieb permanent |
---|---|
Anzahl Gänge: | 6 |
Getriebe: | Automatik |
Motor Bauart: | Turbodiesel |
Hubraum: | 2.967 |
Anzahl Ventile: | 4 |
Anzahl Zylinder: | 6 |
Leistung: | 176 kW (240 PS) bei UPM |
Drehmoment: | 500 Nm bei 1.500 bis 3.000 UPM |
Preis
Neupreis: 68.300 € (Stand: November 2011)Fazit
Der VW Phaeton hat das Zeug dazu, bei den Oberklasse-Limousinen der Premium-Konkurrenz mitzuhalten. Er besticht durch sein zeitloses Design und das hochwertig verarbeitete Interieur. Wer es nicht unbedingt sportlich braucht, sondern auf Reisekomfort Wert legt, ist mit dem V6 TDI 4Motion gut beraten. Das üppige Gewicht von über 2,2 Tonen ist dem VW-Flaggschiff deutlich anzumerken. Attraktiv ist der einzige Diesel im Phaeton-Sortiment vor allem durch seinen günstigen Einstiegspreis.Testwertung
Quelle: auto-news, 2011-11-29
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