19. Mai 2015
Rom, 20. Mai 2015 - Ford bringt im September 2015 das Top-Modell Mondeo Vignale auf den Markt. Es zeichnet sich durch eine hochwertige Ausstattung aus - innen mit viel Leder, außen mit viel Chrom. Wir haben den neuen Edel-Mondeo einer ausführlichen Probefahrt unterzogen und uns dabei die ganz neue Allrad-Version mit 180 PS starkem Zweiliter-Diesel als Limousine und Kombi vorgenommen.
Ghia ist out Ghia ist bei Ford out, Vignale ist in. Wer erinnert sich nicht an die Plastikholz-Orgien der Ghia-Modelle, die Ford-Kunden früher den Hauch von Luxus ins Auto bringen sollten?
Vignale ist in Aber wer oder was ist Vignale, mag sich so mancher fragen. Nun, Alfredo Vignale, ein 1913 in Turin geborener Italiener, war dereinst ein begabter Blechspengler, der zunächst für Pininfarina arbeitete und sich später selbstständig machte. Er verlegte sich auf Einzelanfertigungen. Aston-Martin-, Ferrari-, Maserati- und Rolls-Royce-Fahrer aus aller Welt kamen zu Vignale, um sich individuelle Fahrzeuge maßschneidern zu lassen.
Was ist Vignale eigentlich? 1969 verkaufte Alfredo Vignale sein Unternehmen an die Carrozzeria Ghia, ein anderes Turiner Designstudio. 1970 übernahm dort Ford das Ruder und so auch die Namensrechte an Ghia und Vignale. Im Jahr 1974 wurde das Unternehmen dann aufgelöst. Und weil Ford mit der Ghia-Plastikholz-Ära nicht mehr in Verbindung gebracht werden möchte, ist jetzt Vignale dran, die Top-Modelle kenntlich zu machen.
Persönliche KundenbetreuungVignale kennzeichnet aber nicht nur die edle Ausstattungslinie des Mondeo (und ab 2016 auch des sportlichen Vans S-Max). Vignale steht darüber hinaus auch für eine persönliche Betreuung des Ford-Kunden vom Kauf bis zum Service. Und für das gediegene Ambiente der 90 "Ford-Stores", die es laut Ford-Deutschland-Chef Bernhard Mattes bald in Deutschland geben soll.
Exklusiv: Ford-Stores Die Präsentation des Mondeo Vignale fand in Rom statt. Dort gibt es schon einen Vorzeige-Store mit den drei Säulen "SUVs" (wie Kuga, EcoSport und künftig Edge), "Performance-Modelle" (wie ST und dem neuen Mustang), und den Vignale-Produkten. Na ja, ganz normale Fords mit Sonderzins-Angebot standen dort auch zum Verkauf. Aber es gab einen abgeschirmten Vignale-Bereich mit Vignale-Ledersofas und einer Vignale-Ledertaschen-Kollektion. Kostenlose Wagenwäsche Diese Lounges werden von speziell geschulten Verkäufern betreut, die eine individuelle Beratung und besten Service bieten sollen. Doch mit dem Fahrzeugkauf soll die Kundenbindung nicht enden: So gibt es einen Hol- und Bringdienst zu Werkstatt-Terminen, einen Serviceleihwagen oder eine gründliche Fahrzeugreinigung bei Inspektionen. Der Wagen kann sogar einmal pro Monat beim Händler gewaschen werden lassen. Dazu gibt es noch eine 24-Stunden-Service-Hotline. Premium-Produkte exklusiv einkaufen Das alles steht unter dem Motto: "Die Kunden wollen mehr, als die Titanium-Ausstattung bietet", wie Mattes zu berichten weiß. Der Trend gehe zum Premium-Produkt und zum Erlebnis-Einkauf. Außerdem müsse sich auch eine Marke wie Ford stärker profilieren, um im harten Konkurrenzkampf zu bestehen. 5.900 Euro Mehrpreis Doch widmen wir uns dem Auto. Immerhin kostet die Vignale-Version 5.900 Euro mehr als ein Mondeo mit Titanium-Ausstattung. Wir sind übrigens die viertürige Limousine und den Kombi gefahren, den Fließheck-Fünftürer bietet Ford in der Luxusausführung nicht an. Limousine und Kombi bieten viel Platz und sind sehr gut verarbeitet, wofür eine spezielle Endkontrolle im Mondeo-Werk von Ford im spanischen Valencia beiträgt.
Erkennungszeichen 1: Chrom Die Modelle sind äußerlich an ihrem Chromschmuck und am geänderten Frontgrill zu erkennen. Wirklich schick sind die Chromfelgen, die sich in Europa im Gegensatz zu den USA bisher nicht durchsetzen konnten. Serienmäßig trägt der Vignale 18-Zöller, gegen Aufpreis ist eine 19-Zoll-Variante erhältlich. Ebenso hochwertig gemacht ist der Kühlergrill, dessen obere Hälfte in einem Sechseckmuster ausgeführt ist, das alle Vignale-Modelle bekommen werden. Sein mattes Finish wird von einer Leiste aus poliertem Aluminium umrandet. Erkennungszeichen 2: Leder Noch eleganter wird es im Innenraum: Der Mondeo Vignale wartet mit einer Lederausstattung auf, die sich durch ein Sechseckmuster aller Steppnähte und so genannte Handkanten-Nähte wie bei maßgeschneiderten Smokings auszeichnen. Und nicht nur die Sitze sind mit den ausgesuchten Tierfellen bezogen, auch die Armaturentafel, die Mittelkonsole und Teile der Türverkleidungen. Nobel, nobel, kann man da nur sagen. Holz sucht man allerdings vergeblich, die Applikationen sind in mattem Metallfinish ausgeführt, wenn auch meist Plastik druntersteckt. Modernste Fahrassistenten Die optische Sonderausstattung innen und außen wird durch einige Technik-Schmankerl angereichert, die sich aber größtenteils auch im normalen Mondeo wiederfinden. So gibt es einen Pre-Collision-Assistenten mit Fußgänger-Erkennung, einen Active City Stop (der das Auto bei Geschwindigkeiten bis 40 km/h abbremst, sofern ein Auffahrunfall droht), einen Park-Assistenten (für Quer- und Längsparklücken), eine Verkehrsschild-Erkennung, einen Fahrspur-Assistenten mit Lenkunterstützung, Gurt-Airbags für die Rücksitze oder dynamische LED-Scheinwerfer. Nur für Selbstbremser Einer unserer Testwagen war zusätzlich mit einer Geschwindigkeits- und Abstandsregelanlage ausgestattet. Diese hält den Abstand zu einem vorausfahrenden Auto konstant, was speziell bei Kolonnenfahrt angenehm ist. Im Gegensatz zu Systemen von BMW oder Mercedes bremst das System aber nicht bis zum Stillstand herunter, was bei Fahrten in der Stadt von Ampel zu Ampel hilfreich wäre. Bei 30 km/h schaltet sich das Ford-System hingegen mit einem Warnton aus und der Fahrer muss selbst bremsen. Das ist eigentlich seltsam, denn es gibt ja noch den Active City Stop und den Pre-Collision-Assistenten - irgendwie scheinen die Systeme nicht endgültig aufeinander abgestimmt worden zu sein.
Sync 2 von Microsoft Das serienmäßige Kommunikations- und Entertainmentsystem "Sync 2", von Ford gemeinsam mit Microsoft entwickelt, wird über den Achtzoll-Touchscreen oder per Sprachsteuerung bedient. Die Anbindung eines iPhones von Apple über Bluetooth funktionierte intuitiv. Auch die Navigation funktionierte klaglos. Viel Getatsche auf dem Schirm Allerdings wird die Klimatisierung ebenfalls über den Bildschirm gesteuert, so dass man doch ziemlich häufig auf dem Screen herum "toucht": Will man zum Beispiel zurück zur Kartenanzeige der Navigation, muss man erst das "Home"-Logo drücken und dann den Navigationsbereich wählen. Die Sony-Premium-Soundanlage unserer beiden Testwagen konnte nicht überzeugen: Sie bot einen komprimierten, seichten Klang, bei dem weder Bässe noch Höhen klar definiert herauszuhören waren. Genial: Massagefunktion Dafür entschädigten uns die - allerdings aufpreispflichtigen - Multikontursitze mit ihrer Massagefunktion. Die funktioniert so gut wie in einer fetten S-Klasse: Elf aufblasbare Kissen sorgen dafür, dass Hüften, Gesäß und Lendenwirbelsäule von Fahrer oder Beifahrer langstreckengerecht durchgewalkt werden. Aktive Geräuschunterdrückung Ford betont den Akustikkomfort im Innenraum: Der Mondeo Vignale ist mit einem aktiven Geräuschunterdrückungs-System versehen. Drei Mikrofone im Fahrgastraum analysieren (hauptsächlich) die Motorgeräusche, die mit entgegengesetzt schwingenden Klangwellen aus den Lautsprechern weitgehend neutralisiert werden. Das gelingt recht gut, selbst beim starken Beschleunigen bleibt der kräftige 180-PS-Diesel kaum vernehmbar im Hintergrund. Abrollgeräusche in der Kabine Da der Motor so leise ist, treten die Fahrwerksgeräusche in den Vordergrund. Ford wird zwar nicht müde, den hohen Fahrkomfort der Integrallenker-Hinterachse hervorzuheben. Doch mit der Federung und Dämpfung etwa eines BMW Dreiers oder Fünfers kommt der Mondeo nicht mit. Einerseits spüren die Passagiere stets den Zustand der Straßen. Und das, obwohl unser adaptives Fahrwerk auf Komfort eingestellt war (was aber nur die vorderen Dämpfer beeinflusst). Andererseits gelangen recht laute Abrollgeräusche der Conti-SportContact-Reifen in die Kabine, wobei sich die 18- und die 19-Zöller recht gleich verhalten.
Gewöhnungsbedürftige Lenkung Dazu ist die Lenkung in der Mittellage recht fest, was für einen guten Geradeauslauf sorgt. Wenn man aber über die Mitte hinaus lenkt, arbeitet die Lenkung plötzlich leichtgängiger, was doch gewöhnungsbedürftig ist. Fahrwerk und Lenkung passen daher nicht so recht zu dem luxuriösen Anspruch des Vignale-Konzepts. Neu: Allradantrieb Der Grip unser mit Allradantrieb ausgestatteten Testwagen war hingegen nicht zu bemängeln - das System verteilt die Motorkraft stufenlos vom reinem Vorderradantrieb dorthin, wo sie idealerweise gebraucht wird. Und die scharf zu packenden Bremsen können nach etwas Eingewöhnung durchaus gefallen. Nur starke Motoren Bei den Motoren stehen für die Vignale-Serie nur die Stärkeren im Angebot. Es gibt zwei Benziner, eine Zweiliter-Maschine mit 203 PS und Sechsgang-Automatik für 40.700 Euro, und einen Zweiliter mit 240 PS und ebenfalls Sechsgang-Automatik zu Preisen ab 42.700 Euro. Top-Diesel mit 210 PS Bei den Dieseln stehen folgende Varianten zur Wahl: ein Zweiliter-TDCi mit 180 PS und Sechsgang-Schaltgetriebe ab 41.000 Euro; die gleiche Maschine gekoppelt mit einem Doppelkupplungsgetriebe ab 43.000 Euro; oder diese Kombination mit einem Allradantrieb für 45.000 Euro. Darüber hinaus bietet Ford den Zweiliter-Diesel auch als Bi-Turbo mit 210 PS und Doppelkupplungsgetriebe an, Kostenpunkt: 44.500 Euro. Vignale Hybrid für 41.500 Euro Erwähnt werden muss noch der Vignale Hybrid, der einen Zweiliter-Benziner mit einem Elektromotor und einem stufenlosen CVT-Getriebe kombiniert. Dessen Systemleistung beträgt 187 PS, er kostet 41.500 Euro.