Mercedes E-Klasse Cabrio im Test: Feines Frostschutzmittel
Testbericht
Palma (Spanien), 11. März 2010 - Wir befinden uns irgendwo auf Mallorca, als neben uns ein Ford Fiesta hält. Die Seitenscheibe fährt hinunter und ein älterer Herr ruft: "Das war der Schönste!" Man kann es ihm nicht verdenken, denn wir sind in einem Mercedes 280 SE 3.5 Cabrio von 1969 unterwegs. Doch nicht der noble Oldtimer steht im Mittelpunkt, sondern sein geistiger Nachfahre, das neue Cabrio der E-Klasse. Wird er der nächste Schönheitskönig mit Stern?
Schalten und schalten lassen
Zunächst stehen wir vor der Qual der Wahl, was die Motorenfrage angeht. Mercedes bietet den offenen E mit insgesamt sieben Triebwerken an, davon drei Diesel und vier Benziner. Auf einen Allradantrieb oder eine scharfe AMG-Version muss indes vorerst noch verzichtet werden. Die Versionen 220 CDI, 250 CDI und 200 CGI werden serienmäßig mit einem Sechsgang-Schaltgetriebe ausgeliefert, der CGI weist sogar eine Start-Stopp-Funktion auf. Wir entscheiden uns für ein Automatikgetriebe, so wie es laut Mercedes 80 Prozent der Cabrio-Kunden machen werden. In unserem 250 CGI sind fünf Schaltstufen an Bord.
Länge läuft
Beim Erstkontakt mit dem Auto sind wir angenehm überrascht, denn der Mercedes sieht eleganter aus als auf den Bildern. Mit 4,70 Meter ist das Cabrio exakt so lang wie sein Coupé-Bruder und teilt sich mit diesem den technischen Unterbau. Obwohl der offene Benz vom Hersteller als erstes E-Klasse-Cabrio seit 1997 angepriesen wird, ist das nur die halbe Wahrheit. Gut die Hälfte der Technik stammt von der E-Klasse, aber rund 30 Prozent auch von der C-Klasse. Wie auch immer, optisch ist das Fahrzeug klar als E zu identifizieren, dafür sorgen die markante Blechfalte über den Hinterrädern und das Vieraugen-Gesicht. Geschmackssache ist jedoch der recht wuchtige Kühlergrill mit integriertem Stern.
Geteilter Platz Beim neuen E-Klasse-Cabrio hat sich Mercedes klar für ein Stoffverdeck entschieden. Trotzdem steht die Windschutzscheibe relativ flach, als ob ein Stahlklappdach geplant worden wäre. Auf Nachfrage wird jedoch mit Nachdruck betont, dass eine Blechmütze nie zur Debatte stand, vielmehr sind es aerodynamische Gründe, die die flache Scheibe bedingen. In der Tat hat das Modell einen sehr günstige cW-Wert von 0,28. Vor dem Start lernen wir aber zunächst die Tücken des Kofferraums kennen: Bei geschlossenem Verdeck passen 390 Liter hinein, unsere Koffer finden mühelos Platz. Problematisch wird es erst beim offenen Fahren. Hier schrumpft das Volumen des Gepäckabteils auf 300 Liter. Das klingt immer noch ordentlich, doch es muss ein schwenkbares Rollo nach unten gezogen werden, damit die Mütze seinen Platz findet. So wird der nutzbare Raum deutlich eingeschränkt, nur mit Müh und Not bekommen wir unsere Sachen unter. Kommod cruisen Nun ist die Zeit gekommen, um den Stoffhut elektrisch zu öffnen. Laut Mercedes dauert das nur 20 Sekunden, gefühlt erscheint uns der Zeitraum jedoch länger. Die Bedienung erfolgt über einen Hebel, der sich unter einer Klappe vor dem Drehknopf des Infotainment-Systems befindet. Unter der Motorhaube flüstert der Benzindirekteinspritzer, der anschaulich den Fortschritt der letzten Jahrzehnte zeigt. Der eingangs erwähnte 280 SE 3.5 brauchte noch einen Achtzylinder mit 3,5 Liter Hubraum, um 200 PS zu erzeugen. Beim 250 CGI reicht für 204 PS dank Turboaufladung fast die Hälfte, nämlich 1,8 Liter Hubraum und vier Zylinder. Sehr laufruhig zieht das Aggregat den Mercedes voran, beim entspannten Cruisen macht die Automatik ihren Job gut. Erst beim Gasgeben stoßen die fünf Stufen an ihre Grenzen. Will man in den offiziell angegebenen 7,8 Sekunden auf 100 km/h beschleunigen, werden die Gänge weit ausgedreht, was zu Lasten der Geräuschkulisse geht. Deutlich diskreter arbeitet die 7G-Tronic, doch den Siebengang-Automaten gibt es nur für die Sechszylinder. Sehr gut gelungen ist die Federung, die lediglich auf schweren Querfugen Stöße in den Innenraum weiterleitet. Etwas indirekt ist hingegen die Lenkung ausgelegt, zudem dürfte die Bremse etwas feiner dosierbar sein. Im Fond findet man im Vergleich zu anderen Cabrios ausreichend Platz vor, aufgrund der recht knapp kalkulierten Beinfreiheit kommen zu viert trotzdem maximal Mittelstrecken in Betracht. Spoiler für die Scheibe Das Mercedes E 250 CGI Cabrio folgt der Devise "Reisen statt Rasen". Für viel Komfort sorgt nicht nur die sehr verwindungssteife Karosserie, sondern auch zwei neue Innovationen. Weiter verfeinert wurde der "Airscarf", übersetzt "Luftschal". Im Jahr 2004 brachte Mercedes die Nackenheizung erstmals auf den Markt. Nun können Fahrer und Beifahrer die Ausströmerdüse auch nach oben und unten schwenken. Aktiviert wird die heiße Luft über eine Taste in der Mittelkonsole des klar gegliederten und qualitativ hochwertigen Armaturenbretts. Für noch mehr Komfort gibt es nicht nur ein Windschott zwischen den ausfahrbaren Kopfstützen der Rücksitze, sondern auch das "Aircap". Die "Luftmütze" ist ein um sechs Zentimeter ausfahrbarer Windabweiser oberhalb der Frontscheibe, aktiviert wird dieser per Knopfdruck.
Angenehme Akustik Während unserer Testfahrt haben wir ausführlich verglichen: Schon ohne Aircap lässt es sich gut aushalten, mit Aircap sinkt der Geräuschpegel etwas. Die Abnahme des Windzugs ist für die vorderen Passagiere indes nicht so signifikant spürbar, laut Mercedes merken dies die Insassen im Fond eher. Auffallend ist die Verlagerung der Windgeräusche: Ohne Aircap zieht es an den Seitenscheiben, mit Aircap ist auf Höhe des Beifahrers ein leichtes Wummern am Rahmen der Frontscheibe vernehmbar. Zur Ehrenrettung des Systems ist aber anzumerken, dass während unseres Testes böige Winde herrschten. Am nächsten Tag regnet es in Strömen, nur geschlossen geht es voran. Serienmäßig weisen alle E-Klasse-Cabrios ein Akustik-Verdeck auf. Die 23,5 Millimeter dicke Stoffmütze macht in der Praxis ihrem Namen alle Ehre. Im Innenraum bleibt es sehr leise, nur der auf die Windschutzscheibe prasselnde Regen stört die Ruhe. Teure Feinkost Beim Blick in die Preisliste zeigt sich schnell, dass einige Cabrios der E-Klasse demnächst vor mallorquinischen Fincas parken werden. Gut betucht sollten die Käufer nämlich sein: Das im Juni 2010 kommende Einstiegsmodell E 200 CGI mit Schaltgetriebe steht mit 45.815 Euro in der Liste, der zum Verkaufsstart am 27. März 2010 erhältliche 250 CGI kostet inklusive Automatik 49.861 Euro. Zwar kann sich die Serienausstattung mit sieben Airbags (darunter neue Headbags in den Türen), einem CD-System, vier elektrischen Fensterhebern und einer Klimaautomatik sehen lassen. Doch wie bei der Marke mit dem Stern üblich, lädt eine umfangreiche Aufpreisliste zur Lektüre ein. Dort finden sich das Aircap für 821 Euro und der Airscarf für 547 Euro. Beide gibt es auch zusammen im so genannten Komfortpaket für 1.249 Euro. Des Weiteren lassen viele weitere Extras den Preis bei Bedarf in die Höhe schnellen. Sehr deftig fällt der Navi-Aufpreis aus: Hier ist unter 1.499 Euro nichts zu machen. Wo steht im Vergleich zum Mercedes die deutsche Konkurrenz? Audi ruft für das stoffbedachte A5 Cabrio 2.0 TFSI multitronic mit 211 PS 45.450 Euro auf, BMW gibt das kürzlich geliftete 325i Cabrio mit 218 PS, Automatik und Blechmütze für 48.540 Euro ab.
Geteilter Platz Beim neuen E-Klasse-Cabrio hat sich Mercedes klar für ein Stoffverdeck entschieden. Trotzdem steht die Windschutzscheibe relativ flach, als ob ein Stahlklappdach geplant worden wäre. Auf Nachfrage wird jedoch mit Nachdruck betont, dass eine Blechmütze nie zur Debatte stand, vielmehr sind es aerodynamische Gründe, die die flache Scheibe bedingen. In der Tat hat das Modell einen sehr günstige cW-Wert von 0,28. Vor dem Start lernen wir aber zunächst die Tücken des Kofferraums kennen: Bei geschlossenem Verdeck passen 390 Liter hinein, unsere Koffer finden mühelos Platz. Problematisch wird es erst beim offenen Fahren. Hier schrumpft das Volumen des Gepäckabteils auf 300 Liter. Das klingt immer noch ordentlich, doch es muss ein schwenkbares Rollo nach unten gezogen werden, damit die Mütze seinen Platz findet. So wird der nutzbare Raum deutlich eingeschränkt, nur mit Müh und Not bekommen wir unsere Sachen unter. Kommod cruisen Nun ist die Zeit gekommen, um den Stoffhut elektrisch zu öffnen. Laut Mercedes dauert das nur 20 Sekunden, gefühlt erscheint uns der Zeitraum jedoch länger. Die Bedienung erfolgt über einen Hebel, der sich unter einer Klappe vor dem Drehknopf des Infotainment-Systems befindet. Unter der Motorhaube flüstert der Benzindirekteinspritzer, der anschaulich den Fortschritt der letzten Jahrzehnte zeigt. Der eingangs erwähnte 280 SE 3.5 brauchte noch einen Achtzylinder mit 3,5 Liter Hubraum, um 200 PS zu erzeugen. Beim 250 CGI reicht für 204 PS dank Turboaufladung fast die Hälfte, nämlich 1,8 Liter Hubraum und vier Zylinder. Sehr laufruhig zieht das Aggregat den Mercedes voran, beim entspannten Cruisen macht die Automatik ihren Job gut. Erst beim Gasgeben stoßen die fünf Stufen an ihre Grenzen. Will man in den offiziell angegebenen 7,8 Sekunden auf 100 km/h beschleunigen, werden die Gänge weit ausgedreht, was zu Lasten der Geräuschkulisse geht. Deutlich diskreter arbeitet die 7G-Tronic, doch den Siebengang-Automaten gibt es nur für die Sechszylinder. Sehr gut gelungen ist die Federung, die lediglich auf schweren Querfugen Stöße in den Innenraum weiterleitet. Etwas indirekt ist hingegen die Lenkung ausgelegt, zudem dürfte die Bremse etwas feiner dosierbar sein. Im Fond findet man im Vergleich zu anderen Cabrios ausreichend Platz vor, aufgrund der recht knapp kalkulierten Beinfreiheit kommen zu viert trotzdem maximal Mittelstrecken in Betracht. Spoiler für die Scheibe Das Mercedes E 250 CGI Cabrio folgt der Devise "Reisen statt Rasen". Für viel Komfort sorgt nicht nur die sehr verwindungssteife Karosserie, sondern auch zwei neue Innovationen. Weiter verfeinert wurde der "Airscarf", übersetzt "Luftschal". Im Jahr 2004 brachte Mercedes die Nackenheizung erstmals auf den Markt. Nun können Fahrer und Beifahrer die Ausströmerdüse auch nach oben und unten schwenken. Aktiviert wird die heiße Luft über eine Taste in der Mittelkonsole des klar gegliederten und qualitativ hochwertigen Armaturenbretts. Für noch mehr Komfort gibt es nicht nur ein Windschott zwischen den ausfahrbaren Kopfstützen der Rücksitze, sondern auch das "Aircap". Die "Luftmütze" ist ein um sechs Zentimeter ausfahrbarer Windabweiser oberhalb der Frontscheibe, aktiviert wird dieser per Knopfdruck.
Angenehme Akustik Während unserer Testfahrt haben wir ausführlich verglichen: Schon ohne Aircap lässt es sich gut aushalten, mit Aircap sinkt der Geräuschpegel etwas. Die Abnahme des Windzugs ist für die vorderen Passagiere indes nicht so signifikant spürbar, laut Mercedes merken dies die Insassen im Fond eher. Auffallend ist die Verlagerung der Windgeräusche: Ohne Aircap zieht es an den Seitenscheiben, mit Aircap ist auf Höhe des Beifahrers ein leichtes Wummern am Rahmen der Frontscheibe vernehmbar. Zur Ehrenrettung des Systems ist aber anzumerken, dass während unseres Testes böige Winde herrschten. Am nächsten Tag regnet es in Strömen, nur geschlossen geht es voran. Serienmäßig weisen alle E-Klasse-Cabrios ein Akustik-Verdeck auf. Die 23,5 Millimeter dicke Stoffmütze macht in der Praxis ihrem Namen alle Ehre. Im Innenraum bleibt es sehr leise, nur der auf die Windschutzscheibe prasselnde Regen stört die Ruhe. Teure Feinkost Beim Blick in die Preisliste zeigt sich schnell, dass einige Cabrios der E-Klasse demnächst vor mallorquinischen Fincas parken werden. Gut betucht sollten die Käufer nämlich sein: Das im Juni 2010 kommende Einstiegsmodell E 200 CGI mit Schaltgetriebe steht mit 45.815 Euro in der Liste, der zum Verkaufsstart am 27. März 2010 erhältliche 250 CGI kostet inklusive Automatik 49.861 Euro. Zwar kann sich die Serienausstattung mit sieben Airbags (darunter neue Headbags in den Türen), einem CD-System, vier elektrischen Fensterhebern und einer Klimaautomatik sehen lassen. Doch wie bei der Marke mit dem Stern üblich, lädt eine umfangreiche Aufpreisliste zur Lektüre ein. Dort finden sich das Aircap für 821 Euro und der Airscarf für 547 Euro. Beide gibt es auch zusammen im so genannten Komfortpaket für 1.249 Euro. Des Weiteren lassen viele weitere Extras den Preis bei Bedarf in die Höhe schnellen. Sehr deftig fällt der Navi-Aufpreis aus: Hier ist unter 1.499 Euro nichts zu machen. Wo steht im Vergleich zum Mercedes die deutsche Konkurrenz? Audi ruft für das stoffbedachte A5 Cabrio 2.0 TFSI multitronic mit 211 PS 45.450 Euro auf, BMW gibt das kürzlich geliftete 325i Cabrio mit 218 PS, Automatik und Blechmütze für 48.540 Euro ab.
Technische Daten
Antrieb: | Heck |
---|---|
Anzahl Gänge: | 5 |
Getriebe: | Automatik |
Motor Bauart: | Benzindirekteinspritzer mit Turboaufladung |
Hubraum: | 1.796 |
Anzahl Ventile: | 4 |
Anzahl Zylinder: | 4 |
Leistung: | 150 kW (204 PS) bei UPM |
Drehmoment: | 310 Nm bei 2.000 - 4.300 UPM |
Preis
Neupreis: 49.861 €Fazit
Angesichts des Fehlens gravierender Schwächen ist das neue Cabrio der E-Klasse eine der besten Möglichkeiten auf dem Markt, um zu viert an der frischen Luft unterwegs zu sein. Sehr gut gefallen haben uns das serienmäßige Akustikverdeck und der Motor im 250 CGI. Der auch im 200 CGI verwendete Vierzylinder-Benzindirekteinspritzer macht die größeren Motoren fast überflüssig, zumal sich das gesparte Geld in Extras anlegen lässt. Speziell beim Aircap liegt es allerdings im persönlichen Empfinden, ob die Anschaffung lohnt oder nicht. Einziger Wermutstropfen sind die recht deftigen Mercedes-Preise. Als Trost bleibt nur die Tatsache, dass viersitzige Mercedes-Cabrios immer zum begehrten Klassiker gereift sind. Somit dürfte auch der Neuling langfristig zum Genuss für Generationen werden.Testwertung
Quelle: auto-news, 2010-03-11
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