Gebrauchtwagen-Check: Ford Focus II - Fein konstruiert, aber anfällig
Die zweite Generation des Ford Focus glänzt mit einer deutlich gefälligeren Form als der Vorgänger. Auch fahrdynamisch macht das Auto mehr Spaß als seine Mitbewerber. Trotzdem gibt es beim Kauf eines Gebrauchten viel zu beachten.
Karosserie und Innenraum: Der Ford Focus II wurde von 2004 bis 2010 in mehreren Karosserie-Varianten gebaut. Die weit verbreitete Fließheck-Version wurde als Drei- und Fünftürer angeboten. Außerdem gab es ein Kombi- und ein Stufenheckmodell sowie ein Cabrio. 2008 führte Ford ein Facelift durch, das leichte optische Änderungen mit sich brachte. Generell ist der Kompakte solide verarbeitet, im Innenraum findet sich jedoch sehr viel Plastik. Dafür ist das Cockpit sehr übersichtlich gestaltet und nicht überladen. In den Kombi-Kofferraum passen allerdings lediglich 482 Liter. Gelobt wurde der zweite Focus besonders für die feine Lenkung und die exakte Schaltung, die beide für viel Fahrspaß sorgen.
Motoren: Die Suche nach dem passenden Motor kann sich beim zweiten Focus als schwierig entpuppen. Zu viele Aggregate mit verschiedenen Hubräumen und Kraftstoffen konnte man bei Ford ordern. Von Benzin und Diesel über Autogas und Erdgas bis zu Ethanol hatten die Kölner alles im Programm. Beim klassischen Benzinern sind die Triebwerke mit 59 kW/80 PS bis 107 kW/145 PS gängig, die Sportmodelle ST und RS – letzterer mit 224 kW/305 – wurden weniger gebaut und sind dementsprechend seltener auf dem Gebrauchtmarkt zu finden. Besonders der RS mit seinem 2,5-Liter-Fünfzylinder ist ein extrem emotionales und spaßiges Auto. Als guten Kompromiss empfiehlt beispielsweise der TÜV-Report die Diesel-Motoren mit 66 kW/90 PS bis 100 kW/136 PS. Das Zweiliter-Aggregat gibt es auch mit einem Doppelkupplungs-Getriebe. Problematisch können die Turbolader der 1,6-Liter-Selbstzünder werden, diese verenden verhältnismäßig oft.
Ausstattung und Sicherheit: Was für die Vielfalt der Motoren gilt, gilt auch für die Zahl der Ausstattungs-Varianten. Ambiente, Trend, Sport, Ghia und Titanium stellten und stellen Käufer damals wie heute vor die Qual der Wahl. Alle Focus eint die Zahl der Airbags: Sechs sind in der zweiten Generation des Kompakten verbaut. ABS und ESP gab es schon in der niedrigsten Ausstattung. 2004 erhielt er fünf Sterne beim Euro-NCAP-Crashtest. Wer auf künstliche Holz-Zierleisten steht, für den ist die wenig verkaufte Ghia-Ausstattung eine gute Wahl.
Qualität: So solide der Innenraum und die Karosserie des Focus auch scheinen, unter der Blechhaut gibt es einige Schwachstellen. Neben den angesprochenen Turboladern machen vor allem Radlager und Antriebswellen Probleme. Auch wackelige Sitzlehnen und knackige B-Säulen wurden oft bemängelt. Besonders das Cabrio war wohl nie zu 100 Prozent dicht. Im TÜV-Report fielen außerdem die Beleuchtung und die Abgasanlage nach vier bis fünf Jahren negativ auf. Seltener kommt es zu Rost an Kanten und Falzen.
Fazit: Wer auf der Suche nach einem soliden Kompakten ist, der fahrdynamisch mehr her macht als die meisten seiner Klassen-Kollegen, der ist beim Ford Focus an der richtigen Adresse. Durch die vielen anfälligen Stellen ist ein befreundeter KFZ-Betrieb eventuell nicht die schlechteste Startvoraussetzung.
Der Ford Focus der zweiten Generation ist durchaus einen Blick mehr Wert. Beim Gebrauchtkauf kann aber auch ein zweiter und dritter Blick nicht schaden.
Quelle: Autoplenum, 2017-07-25
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