Fahrbericht: Jeep Grand Cherokee CRD - Indianer-Ehrenwort
"Schatz, ich will ins Gelände. Nimmst du mal den Frontspoiler ab?" Dieser Satz könnten Grand Cherokee-Piloten demnächst öfter zu hören bekommen. Der untere Teil der Frontmaske des gelifteten Offroad-Urgesteins lässt sich jetzt komplett abnehmen. Damit erhöht sich der vordere Böschungswinkel. Abgesehen von diesem funktionalen Design-Gag hat sich allerdings wenig getan an der Cherokee-Karosse. Nur ein wenig Feinarbeit: Die Scheinwerfer haben neue Einfassungen und wirken dadurch runder, außerdem gibt es für die Top-Ausstattungsvariante Overland Xenonlicht. Der Grill ist ein wenig breiter, die Nebelscheinwerfer rückten nach unten.
Die Veränderungen im zweifarbigen Innenraum fallen da schon mehr ins Auge. Es gibt neue kratzfeste und weiche Materialien, die sich auch angenehmer anfassen als beim Vorgänger. Dazu kommen ein neuer Instrumententräger mit LED-Beleuchtung und veränderte Armlehnen. Beim Overland sind jetzt auch die hinteren Sitze beheizbar. Platz gibt es reichlich - allerdings bieten die Sitze nach wie vor wenig Seitenhalt. Der neue Grand Cherokee ist mit Preisen von 44.890 Euro (Laredo 3.0 CRD) bis 67.890 Euro (SRT8) etwas teurer geworden, bietet dafür aber eine im Vergleich zur Konkurrenz üppige Ausstattung. Beim Overland 3.0 CRD (53.990 Euro) gibt es abgesehen vom neuen Festplatten-Navigationssystem, Schiebedach und Metalliclackierung denn auch nichts mehr, für das man die Aufpreisliste bemühen müsste.
Wer mit einem Jeep wirklich ins Gelände will, der wählt dafür gern den Wrangler Rubicon. Mit seinem kurzen Radstand und der hohen Bodenfreiheit kennt er kaum Hindernisse. Bergab sorgt eine 4:1-Untersetzung dafür, dass es selbst dann kontrolliert zu Tal geht, wenn man über die Motorhaube fast senkrecht auf den Boden schauen kann. Der Grand Cherokee hat eine Geländeuntersetzung von 2,72:1. Doch ein neues elektronisches Helferlein soll die Kletterfähigkeiten des Wrangler imitieren: Mit aktivierter Hill Descent Control schleicht sich der Cherokee-Indianer ganz ohne Bremseingriff des Fahrers kontrolliert abwärts - selbst bei einem Gefälle von 65 Prozent.
Die Geschwindigkeit bestimmt der Fahrer dabei selbst mit dem Automatikwahlhebel: Im ersten Gang geht es mit 1,6 km/h abwärts, im zweiten mit 4, im dritten mit 6 und so fort. Stellt man die Automatik auf D, rollt der Cherokee mit 12 km/h abwärts. Tritt man zwischendurch selbst die Bremse und lässt sie wieder los, peilt der Jeep wieder die eingestellte Geschwindigkeit an. Das ganze geht trotz deutlich vernehmbarer mechanischer Geräusche sanft und ohne großes Ruckeln vonstatten. Das System funktioniert auch im Rückwärtsgang, wobei dann die Geschwindigkeit allerdings auf 1,6 km/h begrenzt ist.
Neu ist auch die Berganfahrhilfe Hill Start Assist, die es in ähnlicher Form schon bei anderen SUV gibt. Das System verhindert, dass der Wagen bei einer starken Steigung zurück rollt, sobald man vom Brems- aufs Gaspedal wechselt. Hill Descent Control und Hill Start Assist sind in allen Modellen serienmäßig an Bord - abgesehen vom SRT8. Bei diesem Autobahnkreuzer und Boulevard-SUV vermisst man solche Offroad-Funktionen aber auch nicht.
Denn mit seinem mehr als sechs Liter großen und 426 PS starken HEMI V8-Ungetüm unter der Haube ist der SRT8 ein echtes Geschoss. In fünf Sekunden schnellt der Luxus-Jeep auf 100, erst bei 245 km/h ist Schluss. An der Zapfsäule gibt es dafür lange Gesichter: Für jeden einzelnen Kilometer schluckt der SRT8 ungefähr eine Kaffeetasse voller Sprit (Durchschnittsverbrauch: 16 Liter auf 100 Kilometer). Eine andere Möglichkeit, im großen Jeep Benzin zu verbrennen, gibt es übrigens nicht mehr: Nach dem 4,7-Liter Motor wurde nun auch der 5,7-Liter HEMI V8 (326 PS) aus der Grand Cherokee-Liste gestrichen.
Als Alternative steht also nur noch der 3.0 CRD parat, für den sich allerdings auch der Großteil der Kunden entscheidet. Der 218 PS starke Diesel macht zusammen mit der bekannten Fünfgangautomatik einen guten Job und läuft nach einer kurzen Aufwärmphase ruhig und unauffällig. Der durchzugsstarke Diesel eignet sich auch für flottes Reisen, wobei bei höheren Geschwindigkeiten starke Windgeräusche das genussvolle Gleiten ein wenig stören. Mit 10,3 Litern Diesel ist der Durchschnittsverbrauch angesichts der gebotenen Leistung zumindest akzeptabel.
Quelle: Autoplenum, 2008-01-22
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