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Testbericht

Jürgen Wolff, 10. Februar 2020

Jaguar hat seinen F-Type überarbeitet. Der Sportler bekam optisch einen dezenten Feinschliff - und einen neuen V8-Motor mit 450 PS.

Optisch haben die Briten den zweisitzigen Sportwagen für den Beginn des neuen Jahrzehnts leicht nachgeschärft. Die Pixel-LED-Scheinwerfer mit dem Tagfahrlicht in J-Form sind noch ein wenig schmaler geworden. Über eine an der Windschutzscheibe angebrachte Stereokamera ist es möglich, jeden einzelnen Lichtpunkt der vier LED Module anzusteuern, um eine Blendung entgegenkommender Fahrer zu vermeiden. Dazu kommen nun animierte Blinker mit Wischeffekt sowie eine neu geformte, aber wie gehabt vorne angeschlagene Motorhaube, neue Frontstoßfänger und ein etwas größerer Kühlergrill. Die "Kiemen" in den Kotflügeln ziert der Jaguar Leaper, die springende Raubkatze. Modifiziert wurde auch das Heck.

Innen findet sich vor dem Fahrer nun ein konfigurierbares und 12,3 Zoll großes HD TFT Kombiinstrument. Standardmäßig ist ein großer Drehzahlmesser dargestellt, aber es lässt sich auch komplett mit der Navigationskarte belegen. Das TouchPro Infotainmensystem hat über seine 10 Zoll große Touchscreen serienmäßig Anschluß an Apple CarPlay und Android Auto und bietet Over-the-air-Funktionalität, mit der künftig Infotainment Updates, Werkstatthilfe und Softwareaktualisierungen aufgespielt werden können. Gut, dass nicht alle Funktionen über die Touchscreen gesteuert werden müssen: Für Heizung und Lüftung gibt es gleich unter dem Bildschirm drei Drehschalter. Dazu kommt eine - überschaubare Reihe - von Kippschaltern.

Der Einstieg ist - nun ja - der typische Einstieg in einen Sportwagen. Man muss sich schon ein wenig zusammenfalten und es geht tief hinunter. Aber der F-Type macht einem die Leibesübung vergleichsweise einfach: Die Türöffnung ist groß genug, um auch mit Bauchansatz noch gut durch zu schlüpfen, die Seitenwangen der Sitze schmal genug, um problemlos darüber zu rutschen. Den Fahrer umgeben weiches Windsor Leder und Oberflächen in satiniertem Chrom. An weiteren "liebevollen Details" verweist Jaguar auf extra Monogramm-Nahtmuster im Schulterbereich der Sitze und in den Türverkleidungen, Jaguar "Leaper"-Motive in den Kopfstützen und dezente "Jaguar Est. 1935" Markierungen auf der Mittelkonsole, dem Entriegelungsknopf des Handschuhfachs und den Führungen der Sicherheitsgurte. Die Sitze selbst bieten besten Seitenhalt und lassen sich auch für große Fahrer weit genug nach hinten verschieben, das Lenkrad ist in Tiefe und Neigung verstellbar. Ach ja, der Kofferraum. Der ist - vorhanden. Und etwas zerklüftet. Während es im Coupé noch halbwegs erträgliche 509 Liter sind, passt ins Cabrio mit Müh' und Not gerade mal ein Bordcase - 233 Liter.

Ohne ein bisschen Show geht es nicht beim F-Type. Schon bevor man überhaupt drin sitzt geht es los: Die mit der Karosserie bündigen Türgriffe schwenken ebenso automatisch aus wie innen die Lüftungsdüsen. Ein Druck auf den rot pulsierenden Starterknopf - und der Motor erwacht mit charakteristischem Sound zum Leben. Für diesen Kulisse sorgt auch eine ab Werk oder optional installierte Klappensteuerung. Wer dann doch lieber keinen Stress mit den Nachbarn riskieren will, der ordert - zumindest bei den V8-Versionen - die beim F-Type neue "Quiet start"-Funktion. Sie sorgt dafür, dass beim Start die elektronisch gesteuerten Bypass-Ventile des hinteren Schalldämpfers geschlossen bleiben und sich erst unter Last öffnen. Das Kätzchen kann also auch ganz lieb schnurren. Ansonsten faucht und sprotzt der Jaguar bei schneller Kurvenfahrt, dass es eine Freude hat.

Das aktuelle Motorenangebot umfasst den aufgeladenen Turbo-Vierzylinder P300 sowie zwei V8-Kompressor-Aggregate. Der Vierzylinder beschleunigt den F-Type, dessen maximales Drehmoment von 400 Nm schon bei 1.500 U/min- anliegt, binnen gerade mal 5,7 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100, die Höchstgeschwindigkeit ist bei 250 km/h erreicht. Den offizielle Verbrauch gibt Jaguar mit 8,1 Liter auf 100 Kilometern an (184 g/km CO2).

Neu dabei ist der 331 kW/450 PS starke V8-Kompressormotor, der wahlweise mit Hinterrad- oder Allradantrieb zu bekommen ist. Der Achtender beschleunigt in 4,6 Sekunden auf 100 km/h und macht erst bei 285 km/h dicht. Bleibt noch das Top-Modell. Mit dem 423 kW/575 PS starken Kompressormotor beschleunigt der über alle vier Räder angetriebene F-Type R ebenso wie seine Cabrioversion in gerade mal 3,7 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h - genauso schnell wie der Porsche Carrera 4S oder das Mercedes-AMG GT Coupé C 4.0 V8. Die Höchstgeschwindigkeit des stärksten F-Type ist auf 300 km/h begrenzt.

Alle drei Motoren sind an die überarbeitete Quickshift-Achtstufen-Automatik gekoppelt, die per SportShift-Wählhebel oder manuell über Lenkradschaltwippen betätigt wird. Die Automatik wurde neu kalibriert und liefert nun noch knackigere Gangwechsel. Um die Kraft auch auf der Straße zu bändigen hat der Jaguar F-Type zudem neue Feder/Dämpfer, neue Stabilisatoren und hinten breitere Reifen und neue Achsschenkel bekommen. Und es hat sich gelohnt: Der F-Type zieht genußvoll um Kurven, tanzt Bergstraßen geradezu hinauf und wieder hinunter. Fahrspaß pur. Torque Vectoring ist serienmäßig und verhindert durch unabhängiges Abbremsen der kurveninneren Räder ein Untersteuern in Kurven. Wenn man es auf nasser Fahrbahn zu wild treibt, schlenkert der F-Type gelegentlich mal mit dem Heck - bleibt aber immer gut beherrschbar. Die Lenkung ist gewohnt direkt und präzise, die Federung merkbar komfortabler geworden.

Wer sich auf den Jaguar F-Type einlassen will, der ist mit mindestens 64.200 Euro für den P300 dabei. Die Cabrioversion gibt es ab 71.200 Euro. Für das V8-getriebenen Coupé mit Heckantrieb ruft Jaguar 92.000 Euro auf. Und der F-Type R schließlich startet als Coupé bei 125.600 Euro.

Technische Daten
Antrieb:Heckantrieb
Getriebe:8-Stufen-Quickshift-Automatik
Motor Bauart:Vier-Zylinder-Turbomotor
Hubraum:1.997 cm3
Leistung:300 PS kW (221 kW PS) bei UPM
Preis
Neupreis: 64.200 € (Stand: 2020-02-10)
Testwertung
4.0 von 5

Quelle: Autoplenum, 2020-02-10

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