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Testbericht

Jürgen Wolff, 29. Juni 2017
Der Ford Fiesta geht in die achte Gerneration. Die Ingenieure haben vor allem an den Details des Kölner Kompaktmodells gefeilt.

Auf eines ist man bei Ford erkennbar stolz: auf die ausgiebigen Tests, mit denen man den neuen Fiesta gequält hat. Weniger die üblichen staubigen Wüstenpisten in Namibia oder die tief verschneiten Straßen durch die eisigen Wälder Nordschwedens. Stolz sind die Ingenieure vor allem auf die Materialtests im britischen Dunton. Allein die Sitzbezüge mußten dort im Labor bis zu 60.000 Mal einem Verschleißtest standhalten. "Die Ledersitze wurden mit Kaffee und und den Farbstoffen von Jeans traktiert, ohne dass sie Flecken davon tragen durften", schildert Fords Europachef Steven Armstrong die Folterkammer: "Das Lenkrad wurde selbst auf Beständigkeit gegen Sonnencreme getestet."

Kein Wunder, dass sich die Fordianer so um den Fiesta kümmern: Er ist weltweit ein Erfolgsmodell. Monat für Monat liefert er sich mit dem VW Golf einen Kampf um die Poleposition in den diversen Zulassungsstatistiken. Seit die erste Fiesta-Generation vor 41 Jahren vom Band lief, wurden über 17 Millionen Fiesta produziert. Die neue, achte Generation entsteht für Europa komplett in Köln-Niel und wird von dort aus in rund 60 Länder geliefert. Über 20 Prozent der Pkw, die Ford vergangenes Jahr in Europa verkauft hat, gehörten wie der Fiesta zum Segment der Klein- und Kompaktautos.

Ein paar Zahlen zum neuen Fiesta selbst: Der neue Kleine kommt wie gehabt als drei- und als Fünftürer. Die Karosserie ist in der Länge um 71 Millimeter auf 4.040 Millimeter gewachsen. In der Breite kamen 13 Millimeter dazu. Der Radstand wuchs leicht auf 2.493 Millimeter.

Innen wirkt der Fiesta aufgeräumt und wertig. Zumindest in der ersten Reihe ist genügend Platz da, die Sitze lassen sich auch für größere Passagiere weit genug nach hinten verschieben und sind auf längeren Strecken durchaus komfortabel. Das Lenkrad ist in Neigung und Tiefe gut verstellbar. Hinten geht es wie in einem Kleinwagen üblich eher eng zu - erst recht, wenn die Vordersitze ganz nach hinten geschoben werden. Der Kofferraum fasst 269 Liter und lässt sich bis 1.093 Liter erweitern. Der Innengeräuschpegel ist auch beim Diesel eher niedrig - was man hört, das ist vor allem Fahrtwind. Erstmals gibt es für den Fiesta ein zweiteiliges Panorama-Schiebedach, das fast über die gesamte Dachpartie reicht. Wer in den 1970er Jahren noch stolz darauf war, über die nachträglich eingebauten Kugellautsprecher den Innenraum mit üppigen fünf Watt zu beschallen, hätte bei den heutigen Kompaktwagen keine Chance mehr im Autoquartett: Das optionale B bläst 675 Watt durch den Fiesta.

Wie die Mitbewerber im Kompaktbereich setzt auch Ford auf diverse Assistenzsysteme. Die Sensorik übernehmen dabei zwei Kamera-, drei Radar- und zwölf Ultraschall-Module, die einen Rund"blick" von 360 Grad abdecken und 130 Meter voraus sehen. Parkassistent, Kollisionswarner mit Fußgängererkennung, Querverkehrserkennung - alles nicht wirklich neu, aber bislang eher in den Fahrzeugklassen höher erhältlich. Und hilfreich allemal. Drei Euro 6-Motoren sind zunächst für den Ford Fiesta lieferbar: zwei Benziner und ein Diesel. Die Benziner laufen auf drei Zylindern. Der kleinere der beiden muss mit einem Liter Hubraum auskommen und wird durch einen Turbo zusätzlich aufgeladen. Sein 1,1 Liter großer Bruder muss ohne Turbo arbeiten. Dazu kommt ein 1,5 Liter großer Turbo-Diesel. Das Leistungsspektrum reicht zunächst von eher mageren 52 kW/70 PS bis zu 92 kW/125 PS. Ein automatisches Start-Stopp-System ist für alle Motorisierungen Serie oder zumindest Option.

Vor allem der Diesel passt gut zu dem kompakten Fiesta - Schadstoffdiskussion hin oder her. Im Paket mit dem Start-Stopp-System kommt er gerade mal auf einen CO2-Normausstoß von 82 bzw. 89 Gramm. Der Vierzylinder leistet entweder 63 kW/85 PS oder 88 kW/120 PS. Empfehlenswert ist der stärkere Diesel. Auch er beschleunigt trotz des maximalen Drehmoments von 270 Nm, das ab 1.750 U/min. anliegt, eher zäh - aber im städtischen und Überlandbereich noch ganz passabel. An der knackigen, komplett neu entwickelten Sechsgang-Handschaltung liegt die leichte Trägheit nicht: Der Schalthebel flutscht auf kurzen Wegen durch die Kulisse und wer die Gänge ausfährt und fleißig schaltet, der kommt ganz flott voran. Offiziell braucht der Diesel neun Sekunden für den Spurt von 0 auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 195 km/h.

Das Fahrwerk war immer schon eine Stärke der Ford-Ingenieure. Beim neuen Fiesta ist das nicht anders. In flott gefahrenen Kurven bleibt der Kleine immer brav auf Linie. Eine Fahrdynamikregelung sorgt dafür, dass ein selektiver Bremseingriff auf die Vorderräder das Drehmoment zwischen den Rädern individuell verteilt. Der Geradeauslauf verlangt kaum Korrekturen am Lenkrad. Dazu trägt auch die vorne um 30 und hinten um 10 mm breitere Spur bei. Die Lenkung selbst ist präzise und direkt, das Lenkrad liegt gut in der Hand. Wer voll in die Eisen steigt, der merkt schnell, das auch die Bremsen an Bissigkeit zugelegt haben. Der Federungskomfort ist eher klassenüblich: nicht wirklich komfortabel, aber auch nicht wirklich ruppig - schlechte Straßen mag der Fiesta nicht unbedingt.

Der Ford Fiesta wird in sieben Ausstattungsvarianten und 25 Ausstattungspaketen angeboten. Preislich beginnen die Kölner ab dem Marktstart am 8. Juli 2017 mit 12.950 Euro für den bereits ganz ordentlich ausgestatteten "Trend". Die bislang meistverkaufte Ausstattungsversion "Titanium" startet ab 17.050 Euro. Im Herbst kommen die sportliche "ST-Line" (ab 17,800 Euro) und der besonders gut ausgestattete "Vignale", für den dann mindestens 20.600 Euro fällig werden. Den Abschluss sollen im Frühjahr ein Crossover-Modell und die Sportvariante "ST" bilden.
Technische Daten
Antrieb:Frontantrieb
Getriebe:6-Gang-Handschaltung
Motor Bauart:Reihen-Vierzylinder Turbodiesel
Hubraum:1.499
Preis
Neupreis: 17.050 € (Stand: 2017-06-29)
Testwertung
4.0 von 5

Quelle: Autoplenum, 2017-06-29

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