Ein Effizienzkünstler schaltet selbst: VW Golf GT mit DSG im Test
Von innen: auch ein Golf Der Innenraum gibt sich so, wie man es von VW gewöhnt ist: praktisch, übersichtlich und gut verarbeitet. Die Kunststoffflächen haben eine akzeptable Narbung, die Instrumente verschweigen nichts. Und das kleine Boostmeter ist ein launiges Spielzeug. Wenn es überhaupt zu irgendetwas gut ist, dann dazu, einem zu zeigen, wann der Spritverbrauch am höchsten ist. Da es unmittelbar auf jeden Gasstoß reagiert, sieht man hier quasi noch mal, wie weit man den Gasfuß Richtung Bodenblech drückt. Das Lenkrad ist haptisch okay, könnte aber dicker in der Hand liegen. Hinten können auch große Leute sitzen, haben aber auf Grund der Enge keinen richtigen Spaß dabei. Die Zuladung machts Der GT ist, wie sollte es anders sein, sportlicher abgestimmt, als ein Durchschnittsgolf. Dies gibt ihm die Möglichkeit, schneller durch enge Kurven zu heizen. Des Weiteren sollten die Fahrgäste so vor Wanken und Nicken geschützt sein. Allerdings könnte sich der Wagen bei der Autobahn-Kurvenhatz noch deutlich besser schlagen. Hier wirkt ein bisschen Zuladung Wunder, dann gehts absolut perfekt durch die Biege. Der Sportler mag es anscheinend, ein wenig Ballast mit sich herumzuschleppen. Die Lenkung ärgert nicht mit Spiel, selbst um die Mittellage herum vermittelt ihre direkte Art Sicherheit. Feine Helfer für den Motor Kommen wir jetzt zum Sahnestück des GT: Dem doppelt aufgeladenen Motor. Wenn sich die Kurbelwelle bis zu 2.400 Mal in der Minute dreht, sorgt ein Kompressor für zusätzlichen Druck. Dieses sogenannte Rootsgebläse beatmet den Motor so lange, bis der Turbolader eingreifen kann. Dieses Twincharger-System funktioniert ohne Ruckeln oder Knallen. Von der Übergabe der Beatmung vom Kompressor auf den Turbolader bekommen die Insassen nichts mit. Geräuschmäßig halten sich das Triebwerk und seine beiden Helfer angenehm zurück.
Reise-Kraft Die 100-km/h-Prestigemarke schnappt sich der GT in 7,7 Sekunden. Während der Boostzeiger am rechten Anschlag zu zerbrechen droht, ziehen die Vorderräder über den Asphalt. Wer es zu heftig angehen lässt, wird mit abreißender Traktion belohnt. Ab 180 km/h bekommt der Kleine dann aber Schwierigkeiten, hier lässt sich der Hubraum anscheinend nicht mehr ersetzen. Gemächlich geht es bis zur Höchstgeschwindigkeit von 220 km/h, welche sich allerdings als gute Reisegeschwindigkeit für lange Strecken entpuppt. Mit 7,3 Litern teurem Super Plus soll der Wagen im Schnitt auskommen. Dies wäre eine weitere Effizienz-Bestmarke. Aber die Realität sieht anders aus. In unserem Test genehmigte sich das gute Hightech-Stück 8,9 Liter auf 100 Kilometern, was immer noch ein guter Wert ist. Zwischen zwei Kupplungen Zum innovativen Antrieb gesellt sich weiterer technischer Fortschritt: das Direktschaltgetriebe (DSG). Dieses bereits 1940 erfundene Getriebe wurde von VW zuerst so zurechtentwickelt, dass es fürs Golf-Topmodell R32 passte. Die Kraft wird über zwei Wellen ins Getriebe geleitet. Eine äußere Hohlwelle ist für die Gänge eins, drei, fünf und für den Rückwärtsgang zuständig. Die in der äußeren Welle laufende innere Hohlwelle besorgt die restlichen Gänge. Der Clou an der Sache: Beide Wellen haben eine eigene Kupplung, weshalb sich landläufig die Bezeichnung Doppelkupplungsgetriebe eingebürgert hat. Hydraulisch gesteuert ist beim DSG ein Gang eingekuppelt, während ein weiterer Gang bereits vorgewählt ist. Bei einem Schaltvorgang öffnet sich eine Kupplung, während sich die des vorgewählten Ganges gleichzeitig schließt. Dadurch verringert sich die Schaltzeit auf Null. Permanenter Vortrieb Schaltzeit Null bedeutet, dass der Vortrieb zu keinem Zeitpunkt abreißt, das Getriebe ist immer in Aufbruchstimmung. Und genauso ist es beim GT: Energisch zieht er nach vorn, wobei sich ein gleichmäßiger Kraftbogen aufbaut. Nickbewegungen, wie sie manche Wandler-Automatiken erzwingen, gibt es hier nicht. Die Schaltvorgänge laufen unmerklich ab. Dabei hilft das DSG auch noch im Vergleich zu einer herkömmlichen Automatik ein wenig Sprit zu sparen. Somit ist das DSG die perfekte Ergänzung zum TFSI-Motor mit Kompressor und Turbolader.
Antrieb: | Frontantrieb |
---|---|
Anzahl Gänge: | 6 |
Getriebe: | Doppelkupplungsgetriebe DSG |
Motor Bauart: | Turbomotor mit Kompressoraufladung |
Hubraum: | 1.390 |
Anzahl Ventile: | 4 |
Anzahl Zylinder: | 4 |
Leistung: | 125 kW (170 PS) bei UPM |
Drehmoment: | 240 Nm bei 1.500 - 4.750 UPM |
Der Audi A3 2.0 TDI 125 kW Attraction S tronic RPF hat ebenfalls 170 PS und kostet 27.450 Euro. Dabei braucht der Diesel für den Spurt auf 100 km/h 0,1 Sekunden länger als der Golf. Genauso schnell wie der GT erreicht der BMW 120i mit seinen ebenfalls 170 PS die Hunderter-Schallmauer. Aber auch er ist im Basispreis noch etwas teuerer als der Konkurrent aus Wolfsburg: 25.100 Euro. Dabei hat er den etwas kleineren Innenraum, aber das bessere Fahrwerk.
Wer also mit KFZ-Steuer-sparendem kleinen Hubraum zackig unterwegs sein möchte und zudem technische Raffinessen zu schätzen weiß, der liegt mit dem Golf GT genau richtig.
Quelle: auto-news, 2007-05-06
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