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Testbericht

Holger Holzer/SP-X, 1. April 2017

Mit dem Optima Sportswagon hat Kia erstmals ein Mittelklassemodell nach echt deutschem Geschmack im Programm. Selbst die aus Image-Gründen obligatorische Power-Variante haben die Koreaner nicht vergessen. Das 41.790 Euro teure „GT“-Modell zeigt, wie weit die Marke in wenigen Jahren gekommen ist.  

Der aktuelle Optima ist bereits die vierte Generation der Kia-Mittelklasse in Europa, aber die erste, die es nicht nur als Stufenhecklimousine, sondern auch als Kombi gibt. Und der Sportswagon zählt direkt vom Start zu den optisch gelungensten Modellen auf dem Markt. Die sportlich geschnitten Front hat er vom Viertürer geerbt, ab der B-Säule tritt er dann mit einer dynamisch abfallenden Dachlinie eigenständig auf. Trotz des flotten Zuschnitts kann sich das Gepäckraumangebot im Heck sehen lassen. Gleiches gilt für Kopf- und Knieraum im Fond. Dabei profitiert der Optima auch von seinen großzügigen Abmessungen: Mit 4,86 Metern Länge fehlt nicht viel zur oberen Mittelklasse. Ein also Auto, das durchaus Eindruck zu machen weiß. Kein Vergleich mehr mit seinem eher obskuren Vor-Vorgänger Magentis, der bestenfalls wie eine mäßige Kopie des ersten Toyota Avensis gewirkt hatte.

Ähnlich überzeugend ist das übersichtliche und klar strukturierte Cockpit ausgefallen. Den unteren Teil der schwarz glänzenden Mittelkonsole könnte man ohne Probleme auch in einen VW oder BMW einbauen, das schlanke Lenkrad strahlt ein wenig Audi-Flair aus und auch das Zentralinstrument ist ein gänzlich un-asiatisches Vorbild an Klarheit und Ablesbarkeit. Alles in allem ein Innenraum, wie ihn der Europäer mag. Leichte Abzüge gibt es lediglich für das kleine und im Vergleich zum Rest leicht altmodisch wirkende Display in der Mitte des Armaturenbretts. Und auch wer die Materialien oben auf dem Armaturenbrett näher in Augenschein nimmt sieht, dass hier nicht in das alleroberste Regal gegriffen wurde.

Dass das so ist, fällt allerdings wohl nur beim GT überhaupt auf. Für ein sportliches Top-Modell hätte es nämlich durchaus etwas mehr Glitter im Innenraum sein können. Wo die Wettbewerber teils wahre Carbon- und Bürstalu-Orgien feiern, bleibt der Optima doch sehr nahe am Baureihenstandard. Bis auf ein GT-Emblem im Lenkrad und die Sportsitze gibt es kaum Differenzierungsmerkmale. Das gilt übrigens auch für das vergleichsweise dezente Äußere. Dort kann man den Verzicht auf übertriebenes Spoilerwerk immerhin für sympathisches Understatement halten. Innen hätte es aber durchaus ein bisschen mehr Sport sein können.

Apropos Sport. Anders als die Topmodelle mancher Konkurrenten gibt der mit 180 kW/245 PS aktuell stärkste Kia in Deutschland nicht auf Biegen und Brechen den Athleten. Das könnte er auch nicht. Das Fahrwerk ist verbindlich straff, aber genau wie die etwas indifferente Lenkung eher auf Langstrecken- als auf beherzte Kurvenfahrt eingestellt. Daran ändert auch ein Druck auf die Sport-Taste unterhalb des Automatikwählhebels nichts; die adaptiven Dämpfer zeigen hier kaum einen Effekt. Mehr Auswirkungen hat der Knopfdruck auf die obligatorische Sechsgang-Wandlerautomatik, die dann deutlich früher hochschaltet und die Gänge länger hält. Dass sie beim Wechsel der Stufen nicht zu den flottesten Boxen zählt, kann sie trotzdem nicht verbergen. Möglicherweise wäre hier das im Optimaportfolio durchaus vorhandene Doppelkupplungsgetriebe die bessere Wahl gewesen. So jedoch wirkt der 2,0 Liter große Turbobenziner etwas träger als es die Papierform vermuten ließe.

Konterkariert wird die etwas verhaltene Sportlichkeit durch den künstlich modulierten Motorensound im Innenraum. Der Vierzylinder klingt schon beim Ausparken fast wie ein Achtzylinder. Das macht ungefähr eine halbe Stunde Spaß, anschließend nervt es nur noch, vor allem im Stadtverkehr. Weniger wäre hier mehr gewesen. Das gilt nebenbei auch generell für den stark motorisierten GT. Zwar bereitet es Freude, den ein oder anderen deutschen Premiumkunden auf der linken Autobahnspur mit einem kia-untypischen Zwischenspurt zu verblüffen, im Alltag und für die Reise aber ist man mit einem sparsameren und weniger extrovertierten Mittelklassekombi besser aufgehoben. Schließlich ist der GT selbst bei moderater Fahrweise kaum unter die Neun-Liter-Marke zu bringen.

Hier zeigt sich auch, was Kia letztlich noch fehlt, um VW, Skoda, Audi und Co. wirklich gefährlich werden zu können: Mehr Auswahl bei den Antrieben. Der aktuell einzige Diesel ist zwar sparsam, übt mit seinen 104 kW/141 PS aber wohl kaum eine besondere Anziehungskraft auf Dienstwagenfahrer und anspruchsvolle Familienoberhäupter auf. Irgendwo zwischen dem Selbstzünder und dem GT wäre wohl das ideale Leistungslevel für den Optima-Kombi. Vielleicht stößt das neue Plug-in-Hybridmodell mit 151 kW/205 PS in diese Lücke. Mit einem Preis von rund 41.500 Euro läge er auf dem gleichen Niveau wie der GT. Dem bleibt in Europa immer noch die Rolle als beeindruckender Vorführwagen für die Händler der Marke. Kaufen – das weiß auch Kia – wird der Kunde dann aber eher eine andere Variante des Korea-Kombis. Die Lust auf den Kauf hat dann aber vielleicht der GT geweckt.

Technische Daten – Kia Optima Sportswagon GT:
Fünftüriger, fünfsitziger Kombi der Mittelklasse; Länge: 4,86 Meter, Breite: 1,86 Meter (mit Außenspiegeln: 2,12 Meter), Höhe: 1,47 Meter, Radstand: 2,81 Meter, Kofferraumvolumen: 552 - 1.686 Liter

2,0-Liter-Vierzylinder-Turbo-Benziner, 6-Gang-Automatikgetriebe, Frontantrieb, 180 kW/245 PS, maximales Drehmoment: 350 Nm bei 1.350 - 4.000 U/min, 0-100 km/h: 7,6 s, Vmax: 232 km/h, Durchschnittsverbrauch: 8,2 Liter/100 Kilometer, CO2-Ausstoß: 191 g/km, Testverbrauch: 10,1 Liter, Abgasnorm: Euro 6, Effizienzklasse: D, Preis: ab 41.790 Euro

Kurzcharakteristik – Kia Optima Sportswagon GT:
Warum: weil er schön ist und schnell
Warum nicht: weil er auch ziemlich durstig ist
Was sonst: Skoda Octavia RS, VW Passat Variant 2.0, Ford Mondeo Turnier 2.0

Der aufstrebende Autohersteller Kia leistet sich mittlerweile sogar eigene Sportmodelle. Auch beim Optima Sportswagon dokumentiert seit kurzem eine aufgepeppte Variante das gewachsene Selbstbewusstsein der Marke. Der GT ist ein Statement, aber keine Kaufoption für Jedermann.

Fazit
Der aufstrebende Autohersteller Kia leistet sich mittlerweile sogar eigene Sportmodelle. Auch beim Optima Sportswagon dokumentiert seit kurzem eine aufgepeppte Variante das gewachsene Selbstbewusstsein der Marke. Der GT ist ein Statement, aber keine Kaufoption für Jedermann.
Testwertung
4.0 von 5

Quelle: Autoplenum, 2017-04-01

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