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Testbericht

automobil-magazin.de, 18. September 2012
Für die Fahrdynamik kauft man sich andere Autos, für den Alltag und die Stadt solche zum fairen Preis. Test Daihatsu Sirion.

Einen wie den Sirion muss man nicht lernen. Einer wie der Sirion ist ein guter Assistent seines Fahrers, ohne mit Fahrassistenzsystemen abzulenken: Das große Runde für die Richtung, den Knüppel rechts für den Drehzahlhaushalt. Da braucht man keine elektrische Handbremse, keine Kamera oder ein aufpiepsendes Parkradar. Steile Säulen, gute Sicht, kompakter Wendekreis (9,4 Meter). Dort wo der Daihatsu ist, ist eine Parklücke. Fast immer. Leichter als so, kann man kein PKW in die Parklücke bugsieren. Genug Platz für sehr erwachsene Erwachsene existiert auch hinten.

Platz vorne, Platz hinten, im Sirion greift sie, die Solidarität des Raums. Dass hinter den Rücksitzen nur eine schmale Laderampe bleibt (225 Liter), hat man sich schon gedacht – 3,61 Meter erlauben entweder mehr Platz im Rückraum oder fürs Gepäck. Leider nicht variabel verschiebbar, sondern nur ganz klassisch mit der umklappbaren Rückbank und dann mit 630 Liter Volumen bei Bepackung bis Fensterunterkante.

Eigentlich gibt’s sonst nicht viel zu diskutieren, denn es läuft so, wie es in japanischen Kleinwagen nun mal läuft: Lenkung leichtes Spiel, Dreizylindersound so knorrig wie charakterfördernd und dazu ein graues Interieur: soviel wie nötig, nix zuviel. Luxus sind die Air Condition und der AUX-Eingang (praktisch: sehr Fahrerplatznah) und schmuck schimmert die Radio-AC-Konsole. Der Zweck heiligt die Mittel, und das tut er klipp und klar: Ein Tachoband, ein Drehzahlband, der Balkenstapel der Tankanzeige, Kilometer- und -Tageskilometerzähler und die Zeit schön groß im Bild, das reicht. In der Praxis ganz große Klasse ist die riesige Ablage, die sich vom rechten Fahrerknie bis zur Beifahrertür über zwei Drittel des Armaturenträgers so richtig breitmacht. Das Handschuhfach hat dagegen nur besseres Brotkastenformat. Und der Becherhalter in der Türverkleidung ist streitbar klug. Wer den Kaffee vor dem Zuschlagen der Tür vergisst, weiß was gemeint ist.

In Fahrt hat die Leichtigkeit der Lenkung ganz klar Vorrang vor Direktheit. Das Fahrwerk mimt erst gar nicht den Sportsmann, trotzdem ist es manchmal etwas holperig. Die Pneus machen nicht allzuviel Zoll für Grip (Bereifung: 175/65 R14). Auf dem Bremspedal spürt man positiv, dass wenig Gewicht zu verzögern ist: nur 890 Kilogramm.

Und die drei Zylinder? Sie knurren, aber beißen nicht? Auf der Autobahn schon mal nicht. Ob 100, 110 oder 140 km/h gefahren werden, macht hinsichtlich des Temperaments (abnehmend) und der Lautstärke (zunehmend) ein großen Unterschied. Leise geht auf jeden Fall anders, aber das Knorrige hat wie gesagt Charakter. Und die drei Arbeiter vorne unter der Haube haben natürlich noch bessere Gründe: weniger Zylinder, weniger Reibung, weniger Verbrauch. Der pendelt trotz insgesamt höherem Drehzahlniveau als beim Vierzylinder und Fünfgängigkeit auf der Verbrauchsanzeige um fünf Liter. Und wenn der Dreier kräftiger knurrt, beißt er auch besser als die mageren 93 Nm bei 3.600 U/min und 70 PS bei späten 6.000 U/min erwarten lassen. Eine größere Reichweite unterbindet der Tank mit einem Volumen von 40 Literchen. Ein Tempomat für bequemes reisen erwartet hier auch keiner. Klar, gibt´s nicht mal als Extra, denn davon gibt nur eins: die Metalliclackierung.

Normal sein und Alltag sind im Sirion Serie: Fünf Türen günstig – das ist das Hauptargument, aber im Alltag landet der Daihatsu Sirion auch sonst viele Treffer: Geben, was gebraucht wird, wenig dafür nehmen. Damit ist er ein braves Auto im besten Sinne: Fünf Sitzplätze und der Kater nach dem Kauf und der nächsten Tankfüllung bleibt einem mit einem Fair-Preis von 11.500 Euro und einem Verbrauch von 6,0 Litern (Testmittel) auch erspart.

(Lothar Erfert)
Testwertung
3.0 von 5

Quelle: automobilmagazin, 2012-09-18

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