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Testbericht

17. Juni 2008
Breslau, 17. Juni 2008 - Wo kommt der Chevrolet Aveo her? Die Frage ist nicht mit einem Satz zu beantworten. Genau betrachtet, ist der neue Chevy ein globaler Wagen: Er löst den Kalos ab, der ursprünglich ein Daewoo war und aus Korea kam. Seit der Übernahme durch den amerikanischen Konzern General Motors sind die Kleinwagen seit etwa drei Jahren als Chevrolet gelabelt. Das ist für Fans dicker Ami-Schlitten ein wenig gewöhnungsbedürftig, so, als würde Coca Cola neuerdings Kaffee verkaufen. Fünftürer ist bereits auf dem Markt Aveo hieß früher nur der Stufenheck-Viertürer der Reihe, nun tragen alle Karosserievarianten diesen Namen. Vor wenigen Wochen kam der Fünftürer mit einem neu geschneiderten Gewand, nun folgt brandaktuell der Dreitürer in frischem Look. Mit dem Aveo erlebt der amerikanische Hersteller eine Premiere: Erstmals seit vielen Jahrzehnten wird wieder ein Chevrolet in Europa gebaut. Im polnischen Warschau rollen die Wagen vom Band. 60.000 Stück sollen es noch in diesem Jahr sein, im Jahr 2009 bereits 100.000 Autos. Eines der ersten Exemplare des neuen Dreitürers sind wir in der Nähe von Breslau bereits gefahren. Dreitürer wirkt schnittiger Das markante Kleid steht dem kleinen Chevy gut: Die wabenvergitterten Lufteinlässe vorn geben dem Aveo einen dynamischen Gesichtsausdruck. In der Silhouette sieht der 3,92 Meter lange Dreitürer wegen der längeren Türen und einer schwarzen Rammschutzleiste schnittiger aus als sein fünftüriges Pendant. Von hinten sind die beiden kaum zu unterscheiden, sie schauen aus runden Einsätzen in den Heckleuchten freundlich zu den Nachfolgenden.

Fond bietet ausreichend Platz Im Vergleich zum Fünftürer, den wir bereits vor einigen Wochen getestet haben, interessiert uns vor allem der Einstieg in den Fond. Dabei gibt es keine Überraschungen: Wie bei einem Auto in dieser Klasse üblich, müssen wir uns hineinschlängeln. Auf der Rückbank angekommen, erwartet uns ausreichend Kopffreiheit. Der Platz für die Knie ist knapp bemessen, aber gerade noch akzeptabel. Stauraum: Bis zu 980 Liter Fassungsvermögen Das Ladeabteil des Dreitürers schluckt im Normalfall 220 Liter Gepäck, das allerdings durch eine hohe und enge Ladeöffnung bugsiert werden muss. Um den Stauraum auf 980 Liter zu vergrößern, lässt sich die Rücklehne geteilt nach vorn klappen und dann die ganze Bank in Richtung Vordersitze wickeln. Beim Rückbau muss man aufpassen, dass sich die Sicherheitsgurte nicht verheddern oder sie in der oberen Halterung eingeklemmt werden. Mittelkonsole drückt am Oberschenkel Auf den Sesseln vorn sitzen wir bequem, aber ohne nennenswerten Seitenhalt. Der Aveo ist schick eingerichtet, ein erster Kratzer am Handschuhfach unseres Testwagens zeigt aber, dass das Material nicht besonders strapazierfähig ist. Dafür ist die Armaturentafel aufgeräumt. Es gibt gut ablesbare Instrumente sowie ein kleines Display zwischen Drehzahlmesser und Tacho. Auch die Mittelkonsole ist zweckmäßig gestaltet, bringt sich aber durch Drücken am Oberschenkel immer wieder ins Gedächtnis. Für Kleinigkeiten gibt es genügend Ablagen, nur Becherhalter sucht man vorn vergebens. Dafür ist ein RDS-Radio serienmäßig montiert.

1.2: Für die Stadt reicht er aus Der Aveo Dreitürer ist mit einem 84 PS starken 1,2-Liter-Vierzylinder-Ottomotor und einem 1,4-Liter-Benziner mit 101 PS zu haben. Ein Diesel ist derzeit nicht im Programm, könnte aber noch 2008 kommen. Mit dem kleineren Otto ist man im Aveo in der Stadt ausreichend, aber alles andere als üppig motorisiert. Die Maschine liefert 84 PS bei 6.000 Touren. Der kleine Vierzylinder wirkt bei Vollgasbeschleunigungen angestrengt und wird bei hohen Drehzahlen unangenehm laut. Fürs Überholen auf der Landstraße sollte man sich ein weit einsehbares Streckenstück auswählen, denn der Antrieb wirkt recht schlapp. 12,8 Sekunden benötigt der Dreitürer auf Tempo 100, gefühlt sind es mehr. 1.4: Gefühlt etwas spritziger Wir empfehlen daher die Anschaffung der 1,4-Liter-Maschine mit 101 PS. Damit ist der neue Dreitürer etwas spritziger unterwegs. Das sieht man auch am Sprintwerten: Mit 11,9 Sekunden ist der 1.4 eine ganze Sekunde schneller am Hunderter-Strich als der kleine Bruder. Beim Verbrauch geben sich beide Varianten nicht viel: 5,5 beziehungsweise 5,9 Liter sind die Herstellerangaben, jeweils in Kombination mit einem manuellen Fünfgang-Getriebe. Die Schaltbox bietet leichte, aber lange Wege und ist insgesamt recht exakt zu bedienen. Für den großen Motor kann man eine Viergang-Automatik bestellen. Mit diesem Getriebe ist der 1.4 in 12,3 Sekunden auf Tempo 100 und fährt 170 km/h schnell. Der Verbrauch erhöht sich laut Hersteller auf 6,4 Liter. Federung schluckt Stöße gut Fahrwerksseitig zeigt sich der kleine Aveo gewachsen für einen Markt wie Polen: Dort sind die Asphaltwege noch nicht so geglättet wie hierzulande. Bei unserem Test rund um Breslau mussten wir mehr als einmal tiefen Schlaglöchern ausweichen. Die Unebenheiten dazwischen schluckt die Federung des kleinen US-Koreaners erstaunlich gut. Für schnelle Kurven ist das Fahrwerk dennoch ausreichend straff abgestimmt. Die Karosserie wankt nicht übermäßig, die Lenkung ist leichtgängig, aber etwas indirekt ausgelegt. Die Grenzen des Wagens sollten Ungeübte allerdings nicht ausloten: Weder Traktionskontrolle, noch ESP schützen vor Ausrutschern, auch nicht gegen Aufpreis.

Ab 9.990 Euro Der Aveo Dreitürer ist mit 1,2-Liter-Maschine ab 9.990 Euro zu haben. Das klingt vielversprechend, dennoch sollte man diesen Betrag wirklich als "ab"-Preis betrachten. In der namenlosen Grundausstattung muss man auf Annehmlichkeiten wie eine Funkfernbedienung für die Zentralverriegelung, einen Bordcomputer oder elektrisch einstellbare Außenspiegel verzichten. Die Klimaanlage ist für diese Ausstattung auch nicht gegen Aufpreis vorgesehen. Der 1.2 in der LS-Ausstattung ist ab 11.490 Euro zu haben und verfügt neben den genannten Extras über eine Alarmanlage, 15-Zoll-Stahlfelgen und kann auf Wunsch mit einem Glas-Hub-Dach und einer Klimaanlage ausgerüstet werden. Top-Modell für knapp 13.500 Euro Vergleichsweise üppig ist der LT bestückt, den es nur mit dem starken 1,4-Liter-Antrieb gibt. Das Top-Modell kühlt nicht nur mittels Klimaautomatik, sondern verfügt auch über sechs Lautsprecher, Leichtmetallfelgen, Luftdüsen im Fond und Lederbezüge fürs Lenkrad sowie den Schalthebel. Von außen ist die teuerste Variante an einem kleinen Dachspoiler zu erkennen. Schauen wir zur Konkurrenz: Ein Mazda 3 Sport Independence mit 103 PS ist für 14.500 Euro zu haben, der Suzuki Swift 1500 kostet 14.700 Euro und ein Mitsubishi Colt CZ3 1.5 Invite steht mit 14.990 Euro in der Liste. Alle drei können allerdings mit einem elektronischen Stabilitätsprogramm bestückt werden.
Technische Daten
Antrieb:Frontantrieb
Anzahl Gänge:5
Getriebe:Schaltgetriebe
Motor Bauart:Reihen-Ottomotor
Hubraum:1.399
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:4
Leistung:74 kW (101 PS) bei UPM
Drehmoment:131 Nm bei 4.200 UPM
Preis
Neupreis: 9.990 € (Stand: Juni 2008)
Fazit
In der Stadt dürfte sich der neue Aveo am wohlsten fühlen: Dafür reicht auch der kleine Motor aus. Wer öfter über Land fährt, sollte die etwas teurere 101-PS-Variante wählen. Aber auch, wer eine Klimaautomatik möchte, muss sich mit dem größeren Motor anfreunden, denn diese ist nur in Verbindung mit dem 1,4-Liter-Aggregat zu haben. Diese Ausstattungpolitik verwässert etwas den Grundpreis, denn einen Preis unter 10.000 Euro werden wohl nur wenige Kunden für ihren Aveo bezahlen. Ein Negativpunkt ist der Umstand, dass kein ESP im Angebot ist. Dennoch ist der kleine Chevrolet wegen seines pfiffigen Looks und seines eigenständigen Auftretens eine Alternative in dieser Klasse. Und US-affinen Fans sei gesagt: Für einen so geringen Preis gibt es sonst kaum einen Chevrolet.
Testwertung
3.5 von 5

Quelle: auto-news, 2008-06-17

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