Audi S3 Sportback 2.0 TFSI im Test: mehr Sport- als Ladetalent
5,4 Sekunden sind auch heute noch eine kurze Spanne zwischen 0 und 100 km/h im Standardsprint. Im Jahr 1975 gelang der in dieser Zeit nur Boliden wie dem Porsche 911 Turbo. Die Ziffer „300“ auf dem Tacho des Topmodells des Stuttgarter Sportwagenherstellers faszinierte die Kids, die damals noch Kinder hießen und sich an der Seitenscheibe die Nase platt drückten. Heute sind diese Kinder Erwachsene und starren gespannt auf den 300 km/h-Tacho des Audi S3 Sportback: Könnte der Ingolstädter Kombi einem der Helden der Vergangenheit etwa das Heck zeigen?
Gewaltig, was sich seitdem in der Turbotechnik getan hat. Von archaischen Turbomotoren setzt sich der 2.0 TFSI mit harmonischem Kraftaufbau ab. In Tafelbergmanier stehen kräftige 380 Newtonmeter über einen weiten Bereich von 1.800 bis 5.500 Umdrehungen zur Verfügung. Bei 6.500 U/min zeigt der Drehzahlmesser Rot und bei Vollgas die Boostanzeige des S3 den maximalen Ladereinsatz von 1,2 bar. Um schnell zur Sache zu kommen, benötigt es nicht mal mehr Kilometer langes Warmfahren. Zwei in einem Modul zusammengefasste Drehschieber sorgen dafür, dass das Motoröl schnell auf Betriebstemperatur kommt und stellen die Kühlmitteltemperatur zwischen 85 und 107 Grad ein – gut für minimale Reibung und den Wirkungsgrad. Und der Turbomotor klingt, trotz seiner Vierzylindrigkeit, auch noch tief und gut. Dank des elektromechanischen Soundaktuators an der Stirnwand und der Soundklappe im Auspuff.
Mit den Schaltwippen der S tronic und dem „Drive select“-Steller auf „individual“ kommt der S3 Pilot seinem Triebwerk, das mit Trieb zur Sache geht, emotional am nächsten. Der Schaltduktus des Getriebes, die Dämpfer und der Motorsound kommen dann fahrintensiver. In „dynamic“ hält die rasant sechs Stufen durchwechselnde S tronic zwar die Drehzahlen ordentlich hoch, aber sie kommt im Automatikbetrieb zu langsam wieder von ihnen herunter. Nicht so vorteilhaft im Alltag. Eines hilft: via Schaltwippen mit der Hand schalten. Mit dem manuellen Sechsganggetriebe geht das aber genauso gut. 1.900 Euro günstiger als mit der S tronic. Mit der fährt man am sparsamsten in der Position „efficiency“. Das Getriebe schaltet nun rascher hoch, hält dadurch die Drehzahlen niedrig, und im „Segelmodus“ segelt der S3 Sportback in der Leerlaufdrehzahl, sobald der Fuß vom Gas geht.
Kraftwerk und Kraftübertragung vereinen sich im S3 Sportback zum harmonischen Pas de deux. Der eine dreht, der andere führt, Entweder das serienmäßige manuelle Sechsgang-Schaltgetriebe oder die Sechsgang S tronic, deren untere Gänge der Dynamik zuliebe kürzer übersetzt wurden. Der permanente Allradantrieb regelt den Rest. Selbst bei Vollgas auf nassem Fahrbahnbelag tanzen die Dunlop Winterreifen, Format: 225/40 R18, nicht aus der Reihe. Welche Kraftmomente Sensoren und Elektronik heute sicher regeln und verdauen können, macht in Extremsituationen schwer Eindruck. Wie die Bremsanlage mit 340 Millimeter-Scheiben und schwarz lackierten Sätteln. Dass der S3 Sportback mit den aufgezogenen Winterreifen 240 statt 250 km/h läuft, dürfte auch in einem Alltag, der immer schneller abläuft, kein wirkliches Problem darstellen.
In der Position “comfort“ lässt sich ein guter Rest Bequemlichkeit aus dem Sportfahrwerk, das den S3 Kombi 2,5 Zentimeter tiefer legt, hervorzaubern. Trockenheit und Akribie beim Lesen der Fahrbahn entspricht aber eher seinem Naturell. Die Progressivlenkung arbeitet deutlich direkter bei starkem Lenkeinschlag als in den anderen A3-Varianten. Mit ihr sinkt sogar der Verbrauch minimal, denn bei Geradeausfahrt verbraucht der Elektromotor keinerlei Energie. Resultat: bis zu 0,3 Liter Minderverbrauch. Trotzdem geht das mit der Werksangabe von 6,9 l/100 km in der Praxis nicht auf. Im Test verlassen im Mittel 2,4 Liter mehr den 55 Liter-Tank: 9,3 Liter SuperPlus. Wen wundert es? Temperament und Handling sind von der zu Geschwindigkeit motivierenden Art.
Genuss setzt sich im puristisch-edlen Cockpit fort. Am unten abgeflachten Sportlederlenkrad. Vor den schicken Luftdüsen. Oder dem coolen Black-Panel. Die Bedienung ist klar und das Instrumentarium brillant. Der Innenraum des Sportback erweist sich als der praktischste aller A3. Mit fünf Türen und genügend Knie- und Kopffreiheit im Fond. Dort sitzt es sich, in tiefer Sitzposition, auch mit langen Beinen gut. Soviel g-festen Seitenhalt wie die spektakulären S Sportsitze vorne (645 Euro extra), die im Testwagen mit Feinnappaleder bezogen sind (1.250 Euro), kann die Sitzbank jedoch nicht aufbieten. Und dahinter kommt auch nicht so viel Gepäck unter, wie man es sich von einem Kombi vielleicht erwartet: lediglich 340 Liter. Deshalb heißt der S3 Kombi auch Sportback, und nicht Backpacker.
Der Preis des Testwagens fällt wegen vieler Extras – Tipp: das Bang & Olufsen Soundsystem – mit 56.235 Euro hoch aus. Der Grundpreis des S3 Sportback 2.0 TFSI Quattro liegt bei 40.600 Euro. Der 911 Turbo kostete damals 68.000 Mark. Auch eine hohe Investition in Dynamik. Aber langsamer. Der S3 Sportback beschleunigt 0,3 Sekunden schneller auf 100 km/h. In, ein alter Held wird vom Sockel gestürzt, 5,1 Sekunden. (Lothar Erfert)
Quelle: automobilmagazin, 2015-02-09
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