Audi 80 GTE Quattro - Opa mit Mut
Testbericht
Audi feiert zehn Millionen gebaute A4-Modelle – inklusive des Vorläufers Audi 80. Wie konnte aus einem drögen Opa-mit-Hut-Wagen ein knackiger Porsche-Jäger werden? Zwei Zeitreisen in Audis sportlich-spießige Vergangenheit.
Was für ein langweiliges Auto! „Modern, aber nicht modisch“ sagte Audi über den Audi 80, als er 1972 vorgestellt wurde. Das passte. Der eckige Ringträger war ungefähr so sexy wie ein Rundschreiben vom Finanzamt. Am Steuer des blassblauen Audi 80 L aus Audis Traditionsabteilung fühlt man sich wie im Youngtimer-Paradies für Spießer. Vinyleiche am Armaturenbrett beleidigt das Auge, man wurschtelt sich durch ein müdes Vierganggetriebe und lässt sich von den wenigen vorhandenen Schaltern anöden.
Immerhin: Leicht und traumhaft übersichtlich ist er, der alte Audi, und gar nicht mal unflott mit seinen 55 Pferdestärken. Auch dass der technisch ausgereifte Wagen in den 70ern ein Verkaufsschlager war, darf man nicht vergessen. Doch man ist trotzdem froh, wenn man aus diesem Gelsenkirchener Barock auf vier Rädern wieder aussteigt. Dass Volkswagen den Audi 80 als langweilig genug befand, um daraus den ersten Passat zu machen, sagt eigentlich alles über den Wagen aus. Wer wissen will, warum Audi heute als eine der coolsten Automarken verehrt wird, findet den Grund also nicht im A4-Urahn aus den 70ern.
Doch man muss nur in die nächste Fahrzeuggeneration umsteigen. Der zweite Klassiker ist schneeweiß, hat ebensolche Felgen, breite Nebelscheinwerfer und einen kleinen Heckspoiler. Und schon nach ein paar Kilometern hinter dem Steuer des Audi 80 GTE Quattro aus dem Jahr 1986 ist man mittendrin in einer Zeit, die für Audi einen epochalen Umbruch bedeutete. Der Vierzylindermotor hat mit seinen 1,8 Litern Hubraum und 110 PS keinerlei Mühe, den 1180 kg leichten Audi äußerst schwungvoll in Fahrt zu bringen.
Die Straßen durchs Altmühltal sind nass und rutschig, doch genau da ist der Wagen in seinem Element. Dank Quattro-Antrieb bleibt der Senior mit ein bisschen Lenkarbeit brav in der Spur, ganz ohne ESP und sonstige elektronische Helferlein. Bald packt einen das Jagdfieber. Ein 3er BMW? Gar kein Problem: Immer schön auf die Drehzahl achten, die Gänge weit ausfahren und schnell wechseln, zackig einlenken – mit der bärigen Traktion wird Überholen selbst in der Kurve zur leichten Übung. Das ungläubige Staunen anderer Verkehrsteilnehmer, von einem vermeintlichen Opa-Auto gepackt worden zu sein, verstärkt den Fahrspaß ungemein.
Wenn Tilmann Stoßberg, der als Projekt- und Entwicklungsleiter die Audi 80-Generationen B2 und B3 mit konstruierte, an die ersten Quattro-Limousinen denkt, hat er noch heute ein Lächeln im Gesicht. „Wir hatten 1982 / 83 Glück mit dem Wetter: Der Winter war sehr hart. Das Auto verkaufte sich praktisch wie von selbst“, erinnert sich Stoßberg. Einmal stellte er einem Audi-Händler seinen Dienst-Quattro zur Verfügung, damit der ihn seinen Kunden vorführen konnte. „Der fuhr im ersten Gang mit Differenzialsperre immer wieder spielend einen Schneehügel hinauf – die Leute haben sofort ihr Scheckbuch gezückt und den Wagen bestellt“, erzählt Stoßberg.
Konkurrenten hatte die Allrad-Limousine kaum, nur Subaru und der amerikanische Hersteller AMC konnten damals mit Allrad-PKW aufwarten. BMW und Mercedes zogen bald nach, mussten mit ihren hinterradgetriebenen Autos jedoch deutlich kompliziertere Allrad-Lösungen in Kauf nehmen und erreichten nicht einmal annähernd Audis Quattro-Image.
Während das Quattro-Coupé und einige Quattro-Limousinen des Audi 80 Fünfzylinder unter der Haube hatten, musste beim GTE der Vierzylinder aus dem Golf GTI ausreichen. „Der Motor stand recht gut im Futter, aber wir mussten ihn anpassen. Ein GTI durfte knackig sein und auch so klingen, ein Audi durfte nur beim Tempo knackig sein – die Geräuschentwicklung musste moderater werden“, erinnert sich Tilmann Stoßberg. Das Vorbild bei den Motoren sei damals ein „Hersteller aus dem süddeutschen Raum“ gewesen.
So klingt der Audi 80 GTE selbst für heutige Verhältnisse ganz manierlich, wenn man ihn über die Landstraße jagt. Der Aufkleber „Mit Katalysator-Technik“ an der Heckscheibe und der Sticker „Bitte bleifrei tanken“ am Armaturenbrett machen die Zeitreise in die 80er perfekt. Mit den Quattro-Limousinen und Coupés wurde Audi damals in Rekordzeit von der Opa-mit-Hut-Marke zum coolen Technik-Vorreiter. Zusätzlich halfen die Rallye-Erfolge sowie Product Placement in Film und Fernsehen. James Bond alias Timothy Dalton fuhr einen Audi 200 Quattro im Film „Der Hauch des Todes“, und selbst Professor Brinkmann aus der Schwarzwaldklinik schwor bei der Fahrt durchs Glottertal auf einen PS-starken Allradler aus Ingolstadt.
Was für ein langweiliges Auto! „Modern, aber nicht modisch“ sagte Audi über den Audi 80, als er 1972 vorgestellt wurde. Das passte. Der eckige Ringträger war ungefähr so sexy wie ein Rundschreiben vom Finanzamt. Am Steuer des blassblauen Audi 80 L aus Audis Traditionsabteilung fühlt man sich wie im Youngtimer-Paradies für Spießer. Vinyleiche am Armaturenbrett beleidigt das Auge, man wurschtelt sich durch ein müdes Vierganggetriebe und lässt sich von den wenigen vorhandenen Schaltern anöden.
Immerhin: Leicht und traumhaft übersichtlich ist er, der alte Audi, und gar nicht mal unflott mit seinen 55 Pferdestärken. Auch dass der technisch ausgereifte Wagen in den 70ern ein Verkaufsschlager war, darf man nicht vergessen. Doch man ist trotzdem froh, wenn man aus diesem Gelsenkirchener Barock auf vier Rädern wieder aussteigt. Dass Volkswagen den Audi 80 als langweilig genug befand, um daraus den ersten Passat zu machen, sagt eigentlich alles über den Wagen aus. Wer wissen will, warum Audi heute als eine der coolsten Automarken verehrt wird, findet den Grund also nicht im A4-Urahn aus den 70ern.
Doch man muss nur in die nächste Fahrzeuggeneration umsteigen. Der zweite Klassiker ist schneeweiß, hat ebensolche Felgen, breite Nebelscheinwerfer und einen kleinen Heckspoiler. Und schon nach ein paar Kilometern hinter dem Steuer des Audi 80 GTE Quattro aus dem Jahr 1986 ist man mittendrin in einer Zeit, die für Audi einen epochalen Umbruch bedeutete. Der Vierzylindermotor hat mit seinen 1,8 Litern Hubraum und 110 PS keinerlei Mühe, den 1180 kg leichten Audi äußerst schwungvoll in Fahrt zu bringen.
Die Straßen durchs Altmühltal sind nass und rutschig, doch genau da ist der Wagen in seinem Element. Dank Quattro-Antrieb bleibt der Senior mit ein bisschen Lenkarbeit brav in der Spur, ganz ohne ESP und sonstige elektronische Helferlein. Bald packt einen das Jagdfieber. Ein 3er BMW? Gar kein Problem: Immer schön auf die Drehzahl achten, die Gänge weit ausfahren und schnell wechseln, zackig einlenken – mit der bärigen Traktion wird Überholen selbst in der Kurve zur leichten Übung. Das ungläubige Staunen anderer Verkehrsteilnehmer, von einem vermeintlichen Opa-Auto gepackt worden zu sein, verstärkt den Fahrspaß ungemein.
Wenn Tilmann Stoßberg, der als Projekt- und Entwicklungsleiter die Audi 80-Generationen B2 und B3 mit konstruierte, an die ersten Quattro-Limousinen denkt, hat er noch heute ein Lächeln im Gesicht. „Wir hatten 1982 / 83 Glück mit dem Wetter: Der Winter war sehr hart. Das Auto verkaufte sich praktisch wie von selbst“, erinnert sich Stoßberg. Einmal stellte er einem Audi-Händler seinen Dienst-Quattro zur Verfügung, damit der ihn seinen Kunden vorführen konnte. „Der fuhr im ersten Gang mit Differenzialsperre immer wieder spielend einen Schneehügel hinauf – die Leute haben sofort ihr Scheckbuch gezückt und den Wagen bestellt“, erzählt Stoßberg.
Konkurrenten hatte die Allrad-Limousine kaum, nur Subaru und der amerikanische Hersteller AMC konnten damals mit Allrad-PKW aufwarten. BMW und Mercedes zogen bald nach, mussten mit ihren hinterradgetriebenen Autos jedoch deutlich kompliziertere Allrad-Lösungen in Kauf nehmen und erreichten nicht einmal annähernd Audis Quattro-Image.
Während das Quattro-Coupé und einige Quattro-Limousinen des Audi 80 Fünfzylinder unter der Haube hatten, musste beim GTE der Vierzylinder aus dem Golf GTI ausreichen. „Der Motor stand recht gut im Futter, aber wir mussten ihn anpassen. Ein GTI durfte knackig sein und auch so klingen, ein Audi durfte nur beim Tempo knackig sein – die Geräuschentwicklung musste moderater werden“, erinnert sich Tilmann Stoßberg. Das Vorbild bei den Motoren sei damals ein „Hersteller aus dem süddeutschen Raum“ gewesen.
So klingt der Audi 80 GTE selbst für heutige Verhältnisse ganz manierlich, wenn man ihn über die Landstraße jagt. Der Aufkleber „Mit Katalysator-Technik“ an der Heckscheibe und der Sticker „Bitte bleifrei tanken“ am Armaturenbrett machen die Zeitreise in die 80er perfekt. Mit den Quattro-Limousinen und Coupés wurde Audi damals in Rekordzeit von der Opa-mit-Hut-Marke zum coolen Technik-Vorreiter. Zusätzlich halfen die Rallye-Erfolge sowie Product Placement in Film und Fernsehen. James Bond alias Timothy Dalton fuhr einen Audi 200 Quattro im Film „Der Hauch des Todes“, und selbst Professor Brinkmann aus der Schwarzwaldklinik schwor bei der Fahrt durchs Glottertal auf einen PS-starken Allradler aus Ingolstadt.
Quelle: Autoplenum, 2011-10-27
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