Chrysler 300C Touring 3.0 CRD im Test: US-Getüm mit Europa-Motor
Testbericht
Wien, 12. September 2005 Seit der Chrysler 300C im Sommer 2004 eingeführt wurde, hat er eine beachtliche Karriere hingelegt. Denn das amerikanisch motorisierte, dimensionierte und gestylte Auto ist auch bei uns recht gut angekommen. Zumindest ist der Chrysler auch auf dieser Seite des Atlantiks ein echter Head-Turner. Mit etwa 700 Stück im ersten Halbjahr 2005 erreichte der 300C allerdings noch keine berühmten Stückzahlen. Vom derzeitigen Klassenprimus BMW 5er wurden im gleichen Zeitraum fast 35.000 Stück verkauft. Ein Grund dafür ist wohl die Motorenpalette. Sie bestand bisher aus sehr großen Benzinern typisch für ein amerikanisches Auto, aber mit Europa gerade in Zeiten hoher Spritpreise wenig kompatibel. Nun bringt Chrysler den 300C auch mit einem Diesel heraus. Damit bekommt das uramerikanische Getüm einen Motor nach europäischem Geschmack. Wir haben ihn im Kombi für Sie getestet.
Motor von Mercedes
Der Dreiliter-V6 ist im Prinzip von verschiedenen Modellen des Konzernpartners Mercedes her bekannt. Dort gibt es zwei Varianten, die 280 CDI und 320 CDI heißen. Ersterer ist etwas schwächer, letzterer etwas stärker als der Motor im 300C, wo er 218 PS leistet. Zu den Besonderheiten des neuen Diesels gehört die variable Turbinengeometrie, die ein Drehmoment von 510 Newtonmetern in einem breiten Drehzahlband verfügbar macht. Außerdem verfügt der Motor über piezoelektrische Einspritzdüsen, was fünf Einspritzungen pro Arbeitstakt ermöglicht.
Serienmäßiger Partikelfilter Last, but not least erfüllt der 300C 3.0 CRD die Euro-4-Abgasnorm und besitzt einen serienmäßigen Partikelfilter. Der reinigt sich ohne Additiv selbst und braucht während der gesamten Lebensdauer des Autos nicht gewartet werden. Die Fahrleistungen mit dem Diesel sind spektakulär: Unser Touring beschleunigt damit in 7,9 Sekunden auf Tempo 100. Damit überholt das Auto spielend den teureren 3.5 V6. Subjektiv merkt man von der Verve des großen Kombis allerdings wenig. Das ist das Bedauerliche bei so großen Autos: Wie stark auch der Motor ist, wie flink das Fahrzeug auch beschleunigt, man fühlt sich nicht viel schneller als in einem mäßig motorisierten VW Golf. Die Höchstgeschwindigkeit des 3.0 CRD liegt bei 227 km/h das ist ebenfalls mehr als der 3,5-Liter-Benziner schafft. Dabei bleibt der Spritverbrauch mit 8,1 Litern Diesel vergleichsweise niedrig. Hartes Fahrwerk Den 300C gibt es mit Hinterrad- und Allradantrieb. Letzterer ist jedoch nur bei den beiden stärksten Benzinern verfügbar. Das Fahrwerk des 300C Touring reicht angesichts seines weniger sportlichen Charakters aus. Bei Bodenunebenheiten fällt die recht harte Federung auf. In Kurven neigt sich der 300C Touring aber nicht allzu weit nach außen.
Fünfgang-Automatik mit Autostick Gegen eine sportliche Gangart spricht neben dem Fahrwerk auch die Fünfgang-Automatik: Wer auf kurvigen Strecken nach der Biegung wieder aufs Gas steigt, bemerkt eine deutliche Verzögerung, bis das Auto reagiert. Wer lieber sportlich mit der Hand schaltet, guckt beim 300C in die Röhre: Alle Modelle sind ausschließlich mit Automatik zu haben, wobei der 2.7 und der 3.5 eine Vierstufenautomatik besitzen, die restlichen Modelle haben fünf Stufen im Getriebe. Beim Diesel gibt es außerdem noch die Möglichkeit, am Wahlhebel herauf- oder herunterzuschalten diese Autostick-Funktion besitzt sonst nur noch der 5.7 Hemi. Insgesamt bietet Chrysler beim Getriebe weniger als der Konzernpartner Mercedes, der seine Automatik mit bis zu sieben Stufen ausrüstet. Die Lenkung ist für unseren Geschmack bei niedrigem Tempo ein wenig zu schwergängig das erschwert das Rangieren.
Ausnehmend schönes Cockpit Die meisten höherklassigen Fahrzeuge wollen im Innenraum mit Holz beeindrucken. Egal ob künstlich oder echt: Auf uns wirkt das altväterlich. Das Cockpit des 300C gefällt uns da viel besser. Serienmäßig dominiert hier ein kühler Ton, der aber nicht nur graue Tristesse bietet, sondern durch Metallakzente aufgelockert wird. Dass das matte Metall an der Mittelkonsole in Wirklichkeit Plastik ist, stört uns dabei gar nicht. Damit man optisch nicht erfriert, finden sich sparsam eingesetzt auch warm getönte Elemente: Das Schildpatt-Imitat am Lenkrad und an den Tür-Innengriffen ist genau die richtige Dosis an braunen Zierteilen. Die Sitze bieten nicht besonders viel Seitenhalt, aber fürs Landstraßen-Cruisen reicht es allemal. Im Fond unseres über fünf Meter langen Schiffs sitzt man wie nicht anders zu erwarten gut.
Kofferraum: Nicht berauschend Öffnet man den Kofferraum, so fällt zunächst die weit nach oben schwingende Klappe auf. Da sie bis weit ins Dach hineinreicht, kann sich an der offenen Hecktür keiner stoßen. Der Kofferraum fasst 630 bis 1.612 Liter. Zum Vergleich: In den fast gleich langen Audi A6 Avant passen mit 595 bis 1.660 Litern ähnlich viel oder besser wenig Gepäck. Das sind traurige Werte für so große Autos, wenn man bedenkt, dass beispielsweise in den viel kleineren Skoda Octavia Combi etwa ebenso viel eingeladen werden kann. Es geht aber auch in der oberen Mittelklasse deutlich besser. Ein Mercedes E-Klasse T-Modell lädt zum Beispiel maximal 690 bis 1.950 Liter ein, obwohl das Auto fast 20 Zentimeter kürzer ist als der Chrysler. Nach dem Umlegen der Rücksitzlehne ergibt sich bei unserem Chrysler eine nicht ganz ebene Ladefläche; auch die hohe Ladeschwelle ist unpraktisch. Die Zuladung fällt mit 536 Kilo akzeptabel aus der Kombi der E-Klasse bietet hier mit 575 Kilo nicht viel mehr.
Ab 39.000 Euro Den 300C Touring mit dem Diesel gibt es ab 39.000 Euro. Da die Fahrleistungen besser und der Spritverbrauch niedriger als beim 3.5 sind, gibt es kaum mehr Argumente für den 2.500 Euro teureren Benziner. Aber auch im Vergleich zur Konkurrenz ist der Touring äußerst günstig. Das Mercedes E-Klasse T-Modell kostet als 320 CDI über 10.000 Euro mehr. Dabei ist der Chrysler alles andere als mager ausgestattet. So gehören Xenonscheinwerfer, ein CD-Radio, elektrisch einstellbare Vordersitze, eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik, 18-Zoll-Alufelgen und sogar eine elektronische Einparkhilfe fürs Heck zur Grundausstattung. Einziges Manko: Die Sicherheitsausstattung ist mit nur vier Airbags lückenhaft. Seitenairbags vorne sind auch gegen Aufpreis nicht zu haben. (sl)
Serienmäßiger Partikelfilter Last, but not least erfüllt der 300C 3.0 CRD die Euro-4-Abgasnorm und besitzt einen serienmäßigen Partikelfilter. Der reinigt sich ohne Additiv selbst und braucht während der gesamten Lebensdauer des Autos nicht gewartet werden. Die Fahrleistungen mit dem Diesel sind spektakulär: Unser Touring beschleunigt damit in 7,9 Sekunden auf Tempo 100. Damit überholt das Auto spielend den teureren 3.5 V6. Subjektiv merkt man von der Verve des großen Kombis allerdings wenig. Das ist das Bedauerliche bei so großen Autos: Wie stark auch der Motor ist, wie flink das Fahrzeug auch beschleunigt, man fühlt sich nicht viel schneller als in einem mäßig motorisierten VW Golf. Die Höchstgeschwindigkeit des 3.0 CRD liegt bei 227 km/h das ist ebenfalls mehr als der 3,5-Liter-Benziner schafft. Dabei bleibt der Spritverbrauch mit 8,1 Litern Diesel vergleichsweise niedrig. Hartes Fahrwerk Den 300C gibt es mit Hinterrad- und Allradantrieb. Letzterer ist jedoch nur bei den beiden stärksten Benzinern verfügbar. Das Fahrwerk des 300C Touring reicht angesichts seines weniger sportlichen Charakters aus. Bei Bodenunebenheiten fällt die recht harte Federung auf. In Kurven neigt sich der 300C Touring aber nicht allzu weit nach außen.
Fünfgang-Automatik mit Autostick Gegen eine sportliche Gangart spricht neben dem Fahrwerk auch die Fünfgang-Automatik: Wer auf kurvigen Strecken nach der Biegung wieder aufs Gas steigt, bemerkt eine deutliche Verzögerung, bis das Auto reagiert. Wer lieber sportlich mit der Hand schaltet, guckt beim 300C in die Röhre: Alle Modelle sind ausschließlich mit Automatik zu haben, wobei der 2.7 und der 3.5 eine Vierstufenautomatik besitzen, die restlichen Modelle haben fünf Stufen im Getriebe. Beim Diesel gibt es außerdem noch die Möglichkeit, am Wahlhebel herauf- oder herunterzuschalten diese Autostick-Funktion besitzt sonst nur noch der 5.7 Hemi. Insgesamt bietet Chrysler beim Getriebe weniger als der Konzernpartner Mercedes, der seine Automatik mit bis zu sieben Stufen ausrüstet. Die Lenkung ist für unseren Geschmack bei niedrigem Tempo ein wenig zu schwergängig das erschwert das Rangieren.
Ausnehmend schönes Cockpit Die meisten höherklassigen Fahrzeuge wollen im Innenraum mit Holz beeindrucken. Egal ob künstlich oder echt: Auf uns wirkt das altväterlich. Das Cockpit des 300C gefällt uns da viel besser. Serienmäßig dominiert hier ein kühler Ton, der aber nicht nur graue Tristesse bietet, sondern durch Metallakzente aufgelockert wird. Dass das matte Metall an der Mittelkonsole in Wirklichkeit Plastik ist, stört uns dabei gar nicht. Damit man optisch nicht erfriert, finden sich sparsam eingesetzt auch warm getönte Elemente: Das Schildpatt-Imitat am Lenkrad und an den Tür-Innengriffen ist genau die richtige Dosis an braunen Zierteilen. Die Sitze bieten nicht besonders viel Seitenhalt, aber fürs Landstraßen-Cruisen reicht es allemal. Im Fond unseres über fünf Meter langen Schiffs sitzt man wie nicht anders zu erwarten gut.
Kofferraum: Nicht berauschend Öffnet man den Kofferraum, so fällt zunächst die weit nach oben schwingende Klappe auf. Da sie bis weit ins Dach hineinreicht, kann sich an der offenen Hecktür keiner stoßen. Der Kofferraum fasst 630 bis 1.612 Liter. Zum Vergleich: In den fast gleich langen Audi A6 Avant passen mit 595 bis 1.660 Litern ähnlich viel oder besser wenig Gepäck. Das sind traurige Werte für so große Autos, wenn man bedenkt, dass beispielsweise in den viel kleineren Skoda Octavia Combi etwa ebenso viel eingeladen werden kann. Es geht aber auch in der oberen Mittelklasse deutlich besser. Ein Mercedes E-Klasse T-Modell lädt zum Beispiel maximal 690 bis 1.950 Liter ein, obwohl das Auto fast 20 Zentimeter kürzer ist als der Chrysler. Nach dem Umlegen der Rücksitzlehne ergibt sich bei unserem Chrysler eine nicht ganz ebene Ladefläche; auch die hohe Ladeschwelle ist unpraktisch. Die Zuladung fällt mit 536 Kilo akzeptabel aus der Kombi der E-Klasse bietet hier mit 575 Kilo nicht viel mehr.
Ab 39.000 Euro Den 300C Touring mit dem Diesel gibt es ab 39.000 Euro. Da die Fahrleistungen besser und der Spritverbrauch niedriger als beim 3.5 sind, gibt es kaum mehr Argumente für den 2.500 Euro teureren Benziner. Aber auch im Vergleich zur Konkurrenz ist der Touring äußerst günstig. Das Mercedes E-Klasse T-Modell kostet als 320 CDI über 10.000 Euro mehr. Dabei ist der Chrysler alles andere als mager ausgestattet. So gehören Xenonscheinwerfer, ein CD-Radio, elektrisch einstellbare Vordersitze, eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik, 18-Zoll-Alufelgen und sogar eine elektronische Einparkhilfe fürs Heck zur Grundausstattung. Einziges Manko: Die Sicherheitsausstattung ist mit nur vier Airbags lückenhaft. Seitenairbags vorne sind auch gegen Aufpreis nicht zu haben. (sl)
Technische Daten
Antrieb: | Heckantrieb |
---|---|
Anzahl Gänge: | 5 |
Getriebe: | Automatik |
Motor Bauart: | Turbodiesel (V-Motor) mit Common-Rail-Einspritzung |
Hubraum: | 2.987 |
Anzahl Ventile: | 4 |
Anzahl Zylinder: | 6 |
Leistung: | 160 kW (218 PS) bei UPM |
Drehmoment: | 510 Nm bei 1.600 - 2.800 UPM |
Preis
Neupreis: 39.000 € (Stand: September 2005)Fazit
Bisher gab es fast nur amerikanisch dimensionierte Benziner für den 300C. Der Diesel macht das Auto nun europakompatibel. Der 300C Touring ist mit dem Dreiliterdiesel ein sehr empfehlenswerter Kombi. Es ist vor allem das tolle Design, der gute Diesel und der unschlagbare Preis, die für den Amerikaner sprechen. 10.000 Euro Preisdifferenz zum Stuttgarter Kombi sind wahrlich ein Wort. Auf den Technikvorsprung des Mercedes-Modells zum Beispiel Hightech-Features wie Abstandsregler, schlüsselloses Startsystem oder Siebengang-Automatik könnten wir gut verzichten. Das amerikanische Design ist vielleicht nicht jedermanns Sache, uns aber gefällt es. Wem die fehlenden Airbags und der eher kleine Kofferraum nichts ausmachen, sollte den Chrysler unbedingt in die engere Wahl nehmen.
(sl)
Quelle: auto-news, 2005-09-15
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